Читать книгу Sherlock Holmes - Maria Fleischhack - Страница 6
EINLEITUNG
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ARTHUR CONAN DOYLES MEISTERDETEKTIV Sherlock Holmes ist eine der berühmtesten literarischen Figuren der Welt. Auch ohne die Geschichten gelesen zu haben, können sich die meisten Menschen ein grobes Bild des großen Meisterdetektivs aus London machen, der seit vier Generationen begeistert. Insbesondere die zahlreichen Verfilmungen der Geschichten der letzten hundert Jahre verhelfen ihm immer wieder zu neuem Ruhm. Dieses Buch dient zur Einführung in die Welt des Sherlock Holmes und erklärt, warum die Geschichten und der Charakter Sherlock Holmes zu einem internationalen Phänomen wurden.
Als der erste Sherlock-Holmes-Roman Eine Studie in Scharlachrot 1887 veröffentlicht wurde, war das Genre der Detektivliteratur noch nicht etabliert. Es gab einige vereinzelte Vorgänger, die strukturell und inhaltlich Gemeinsamkeiten mit den Elementen aufweisen, die Arthur Conan Doyle später in seinen Geschichten zur Vollendung brachte. Mit den sechzig Sherlock-Holmes-Geschichten schuf Arthur Conan Doyle ein umfassendes Werk, das sämtliche Elemente einer Detektivgeschichte konstituierte, die wir heute für typisch halten. Diese sechzig Erzählungen werden als der Kanon bezeichnet. Der Begriff wird genutzt, um die Originalgeschichten von den zahlreichen Sherlock-Holmes-Pastiches abzusetzen. Bei einem Pastiche handelt es sich um eine Fortsetzung oder Neuinterpretation einer Geschichte, die sich an Stil und Inhalt des Originals orientiert. Allein die große Anzahl solcher Pastiches zeugt von der immensen Popularität Sherlock Holmes’. Denn auch heute sind Krimis und Detektivgeschichten so beliebt wie zu ihrer Entstehung und die Mehrzahl der aktuellen literarischen und filmischen Detektive beruht auf der Vorlage von Arthur Conan Doyle.
Arthur Conan Doyle
Da es unmöglich ist, sämtliche Aspekte und Nuancen der Sherlock-Holmes-Geschichten umfassend in einem einzigen Buch zusammenzufassen, bietet das vorliegende Werk eine erste Orientierung. Es vermittelt einen Eindruck, wie die Sherlock-Holmes-Geschichten zu so großer Berühmtheit gelangten und warum Sherlock Holmes auch im 21. Jahrhundert noch in aller Munde ist. Das erste Kapitel begleitet den Autor Arthur Conan Doyle von den Anfängen seiner Schriftstellerkarriere bis zum Ende seines Lebens und beschreibt den Entstehungsprozess der Figur Sherlock Holmes. Dies dient einer Einordnung der Geschichten in den historischen und kulturellen Kontext des viktorianischen Englands sowie den persönlichen Hintergründen des Autors, die auf die Sherlock-Holmes-Geschichten Einfluss nahmen.
Um die Leser mit den wichtigsten Charakteren der Geschichten vertraut zu machen, werden diese im zweiten Kapitel etwas ausführlicher vorgestellt. Arthur Conan Doyle ließ sich von Freunden und Bekannten, aber auch von literarischen Vorlagen bei der Schöpfung des Meisterdetektivs inspirieren. Diese Inspirationen werden im Einzelnen betrachtet und deren Einfluss auf Sherlock Holmes und die Geschichten dargestellt. Neben Sherlock Holmes und John Watson werden weitere Verbündete und die Feinde des Meisterdetektivs aufgeführt und beschrieben. Die Bedeutung der Vermieterin Mrs. Hudson, der „Baker-Street-Spezialeinheit“ und der Polizisten von Scotland Yard wird erläutert und der ältere Bruder von Sherlock Holmes, Mycroft Holmes, vorgestellt. Diesen wichtigen, unterstützenden Figuren folgt eine Einführung der größten Gegenspieler von Sherlock Holmes: allen voran Professor James Moriarty und dessen Handlanger Colonel Sebastian Moran sowie Irene Adler und Charles Augustus Milverton. Es handelt sich dabei nicht um die einzigen großen Kontrahenten des Detektivs, doch sollen sie repräsentativ für diejenigen Gegenspieler stehen, gegen die sogar Sherlock Holmes kaum etwas ausrichten kann.
Das dritte Kapitel behandelt die sechzig Sherlock-Holmes-Geschichten im Einzelnen. Genannt werden die wichtigsten Aspekte jeder Geschichte und es wird der historische und kulturelle Kontext erläutert, in den die Erzählungen einzubetten sind. Einige der Geschichten, deren Länge, Qualität und Komplexität variieren, werden exemplarisch intensiver besprochen, um auf stilistische und inhaltliche Merkmale aufmerksam zu machen. Die Lösungen der Fälle werden nicht preisgegeben, soweit dies möglich ist. Diese Besprechungen verschaffen einen Überblick über die Fälle und ihre Besonderheiten, die von Sherlock Holmes im Laufe seiner Karriere gelöst werden.
Der Einführung in den Kanon folgt eine Besprechung von Arthur Conan Doyles schriftstellerischen Strategien, die dazu führen, dass der Leser in die Geschichten hineingezogen wird. Durch die Erzählfigur John Watson erlebt der Leser die Abenteuer von Sherlock Holmes hautnah mit. Gleichzeitig repräsentiert John Watson den Leser, der, beeindruckt vom Können des Detektivs, immer wieder von Sherlock Holmes dazu angehalten wird, sich an der Lösung der Rätsel zu versuchen. Eine weitere Besonderheit ist die Mischung aus realen und fiktiven Orten in den Erzählungen. Arthur Conan Doyle beschreibt das zeitgenössische London so detailliert, dass der Leser den Eindruck hat, Sherlock Holmes und John Watson würden tatsächlich in der Metropole auf Verbrecherjagd gehen. Gleichzeitig sind wichtige Schauplätze, wie beispielsweise die berühmte Adresse von Sherlock Holmes und John Watson, 221B Baker Street, auf keiner Landkarte zu finden. Das trägt zur Mystifizierung der Charaktere bei und lässt sie zwischen ihrem literarischen Universum und der realen Welt hin- und herpendeln. Diese Besonderheit ließ viele Leser annehmen, es handle sich bei dem Meisterdetektiv und seinem Freund und Biographen um reale Personen. Jenes Phänomen wird auch durch Arthur Conan Doyles zahlreiche Bezüge zu historischen Ereignissen und Persönlichkeiten unterstützt. Durch verschiedene Statuen, Erinnerungsplaketten und Museen von und über Sherlock Holmes wird dieses Kuriosum, die Übertragung einer fiktiven Person in die Realität, durch die Sherlock-Holmes-Liebhaber auf der ganzen Welt fortgeführt.
Das letzte Kapitel gibt einen Einblick in die kreative Auseinandersetzung der Sherlock-Holmes-Fans mit den Sherlock-Holmes-Geschichten von Arthur Conan Doyle. Es werden nennenswerte Pastiches, Theaterstücke, Audioadaptionen sowie Filme und Fernsehserien, in denen Sherlock Holmes die Hauptrolle spielt, vorgestellt. Aufgrund der immensen Anzahl können nur einige Werke repräsentativ genannt und besprochen werden. Des Weiteren führt das Kapitel in die Welt der sogenannten „Sherlockianer“ ein. Hierbei handelt es sich um Sherlock-Holmes-Liebhaber, die sich pseudowissenschaftlich mit dem Kanon, also den Originalgeschichten, auseinandersetzen. Die Beschäftigung mit Sherlock Holmes unter der Prämisse seiner realen Existenz wird als „Das Spiel“ bezeichnet. Es wird von Sherlockianern weltweit gespielt. Durch die zahlreichen Adaptionen und Pastiches hat sich der Umgang mit Sherlock Holmes über die Grenzen des Kanons hinaus entwickelt. Heute gibt es eine neue Generation von Lesern, die über moderne Adaptionen, wie die BBC-Serie Sherlock, oder Pastiches, wie Laurie R. Kings Mary-Russell-Serie, den Zugang zu Sherlock Holmes finden. Das Buch schließt mit einer Betrachtung der Entwicklung von Sherlock Holmes und der Aktivitäten der Sherlock-Holmes-Liebhaber seit dem ersten Auftritt des Meisterdetektivs in Eine Studie in Scharlachrot im Jahr 1887 sowie einem Ausblick in die Zukunft.