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2. Kapitel

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Du besuchst mich doch in Antwerpen?

Aber sicher doch...

Mittwoch, 7. August 1991, 15.00 Uhr.

Nach tagelangem Warten endlich der Anruf meines Ehemannes von Bord der "Stephanie". Einlaufen Donnerstag - 8. August - Antwerpen.

Wo genau? Kainummer bis jetzt unbekannt, Antwerpen - Hafen muß genügen!

Entfernung Antwerpen - Mönchengladbach? Zu schaffen. Es hätte schlimmer kommen können.

Wann? Besser keine wenn auch nur ungefähre Uhrzeit angeben, die Erfahrung hat gezeigt, was alles bei der christlichen Seefahrt dazwischen kommen kann. Also irgendwann zwischen Morgengrauen und Abend-dämmerung! Bis dahin also noch jede Menge Zeit. Oder etwa nicht ???

Ich muß nur noch:

1. Schritt: Dieses Mal direkt Glück gehabt, nur vier meiner Kundinnen auf einen anderen Termin vertrösten. Damit alles nicht gar zu einfach zu bewerkstelligen ist, bin ich berufstätig. Aber was soll eine Ehefrau zu Hause, deren geliebter Mann ein halbes Jahr zur See fährt? Aber das nur am Rande. Der Dank geht an meine Kundinnen.

2. Schritt: Kollegin anrufen. Fragen, ob sie mich im Geschäft vertreten kann. Zusätzliche Arbeitsstunden für sie. Seit ich einen Seemann geehelicht habe, hat sie auch keine Langeweile mehr. Aber sie ist einverstanden. Ein dickes Dankeschön auch an sie.

3. Schritt: Tasche packen. Alles Training - stellt längst kein Problem mehr dar.

4. Schritt: Karte studieren. Mönchengladbach/Venlo/Eindhoven/Antwerpen. So einfach ist das.

Nur dieses "Kainummer unbekannt" macht mir etwas Sorgen!

Donnerstag, 8. August, 9.00 Uhr. Start in Richtung Autobahn. Es regnet in Strömen. Aber was soll´s? Immer noch besser als die Hitze der letzten Tage. Und überhaupt, es geht zum geliebten Mann. Spielt da das Wetter eine Rolle?

Die Fahrt bis Antwerpen: Ohne besondere Vorkommnisse. Nach ca. zwei Stunden sehe ich bereits das Hinweisschild "Haven". Na also - wunderbar. Aber zu früh gefreut! Nun geht die Sucherei erst richtig los! Die Kais sind zwar alle hübsch durchnumeriert. Somit für jemanden, der weiß wo er hin muß, eine große Hilfe. Aber für mich?

Ich brauchte eine Tafel mit dem Hinweis "Zum Hafenmeister 200 Meter rechts". Aber wie es scheint: Gerade die hat man vergessen anzubringen.

Also "5" ist meine Glückszahl, und so nehme ich die Ausfahrt "Kaaien 100-555". Aber alles was ich vor mir, neben mir, hinter mir sehe ist Kohle. Die gesuchte "Stephanie" fährt Holz. Also, hier ist sie nicht. Selbst auf die Glückszahl: kein Verlaß mehr!

Weiter geht´s, nächste Abfahrt, nächster Versuch. Hier sehe ich nur große Pötte. Die "Stephanie" hat nur 999 BRT und ist ganze 82 Meter lang. Hier werde ich auch nicht fündig. Als nächstes sehe ich meine Rettung: ein Taxi. Der Fahrer versteht immerhin so viel, daß ich ein Schiff mit dem Namen "Stephanie" suche. Wie bestellt studiert er gerade das Schiffsmelderegister des heutigen Tages. "Stephanie" liest er - Kai Nr. 504. Was denn, so schnell schon soll ich das Schiff gefunden haben? Hier stimmt doch etwas nicht !!!

Er also als Lotse vor mir her. Mit Tempo 80-90 km/h durchs Gelände. Immer hübsch über dicke Pflastersteine. Schade, daß die guten alten Zeiten der Postkutsche vorbei sind. Aber der Mann kennt sich aus. Nach nur 20 Minuten sind wir am Ziel. Nur ein grün-oranges Schiff sehe ich nirgendwo. Liegt das vielleicht an meiner daheim vergessenen Brille ???

Der hilfsbereite Fahrer erkundigt sich im nächsten Büro und überrascht mich mit der "erfreulichen" Mitteilung: Die "Stephanie" ist bereits wieder weg! Meine Nerven!

Ich gehe selbst hinauf und frage noch einmal nach dem Schiff. Der junge Mann telefoniert, bleibt dann aber dabei: Sie war zwar hier, ist aber jetzt bereits in Duisburg.

Ich stelle mich stur und beharre weiterhin darauf: Sie muß hier irgendwo im Hafen sein. Warum wäre ich sonst hier? Und überhaupt, was soll sie denn in Duisburg? (Man sieht, heute lasse ich mich nicht mehr so leicht verwirren wie bei meinen ersten Abenteuern in diversen Häfen.)

Einem nun sichtlich verstörten jungen Mann bleibt keine andere Wahl. Er greift zum Hörer und erfährt (vielleicht von kompetenterer Stelle?), die "Stephanie" läuft morgen erst ein. Nun doch etwas irritiert (ich sehe mich schon wieder nach Hause fahren), wage ich zaghaft zu fragen: "Und wann morgen?" Das wiederum ist ihm nicht verraten worden, aber um den Zeitpunkt herauszufinden, nimmt er mich mit in ein anderes Büro und erkundigt sich dort. Sein Kollege blickt ganz erstaunt auf. "Wieso morgen? Die 'Stephanie' ist doch längst hier, liegt an Kai 57." Man hätte eben gleich den richtigen Mann fragen sollen!

Ich hätte ihn umarmen können, bitte ihn statt dessen aber nur, mir ein Taxi zu bestellen. Wer weiß, wo ich ohne Lotse in diesem riesigen Hafengelände lande.

Nach nur 45 Minuten biegt ein Wagen um die Ecke. Dessen Fahrer verfügt über eine reichliche Auswahl an Karten, mit deren Hilfe wir den Platz 57 ausfindig machen. Er schätzt noch einmal ca. 30 Minuten Fahrt bis dahin. Meine Hoffnungen wachsen wieder, meinen Ehemann doch noch zu finden!

Also über die nun schon gewohnten Pflastersteine - für Lkws kein Problem.

Kai Nr. 45 - wir nähern uns unserem Ziel. Nur noch um verschiedene Hallen, und da endlich Wasser und Platz Nr. 57 mit einem Schiff in leuchtendem Orange mit dem wunderschönen Namen "Stephanie".

Geschafft !

Der Taxifahrer freut sich genauso wie ich, daß wir das Schiff gefunden haben.

An Deck mein geliebter Seemann, und endlich, endlich liegen wir uns in den Armen. "Na, hast du uns gut gefunden?" Aber sicher, kein Problem, wie immer ...

Erwähnen muß ich noch, daß uns der Kapitän gegen 21.00 Uhr mit der Nachricht überraschte, daß Schiff müsse um ca. 23.00 Uhr nach Kai Nr. 504 verholen. Das kam mir doch bekannt vor !!!

Gegen 0.30 Uhr ist die "Stephanie" dort festgemacht. An Bord ein ganz normaler Arbeitstag!

Kann es sein, daß manche Tage mehr als 24 Stunden haben? Mir jedenfalls kam es so vor.

Wieder daheim, heißt es nun Kräfte sammeln für die nächste Fahrt zum nächsten Hafen. Wie wäre es vielleicht mal wieder mit Antwerpen ???

Verheiratet mit einem Seebären

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