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Kapitel 1
ОглавлениеMaria Valua
Im Netz
des Engelmachers
Ein erotischer Psychothrilleraus Spandau.
Impressum Copyright: © 2006-2019 Maria Valua Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de ISBN 978-3-7375-1448-4
3.Auflage
Maria Valua, Jahrgang 1972, ist Psychologin und Publizistin.
Was auch immer Du erdenkst, irgendwo auf dieser Welt ist es bereits geschehen.
Es gibt keine Fantasie, die nicht durch die Realität an Grausamkeit überboten werden kann.
(Worte der Ermahnung an meinen geschockten, lieben Mann)
Hinweis:
Dieser Roman wurde in Anlehnung an einen tatsächlichen Kriminalfall im Jahre 1996 in Berlin geschrieben. Dennoch sind alle darin vorkommenden Namen, Orte und Daten frei erfunden oder soweit es sich um tatsächlich bestehende Lokalitäten handelt, sind diese niemals in Wirklichkeit mit dem Fall verwickelt gewesen.
Eventuelle Übereinstimmungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Sollte jemand Anstoß an der Erwähnung eines Namens oder Ortes nehmen, so bitten wir, die Redaktion davon zu unterrichten. (siehe Impressum)
Die geschilderten Inhalte sind geeignet, den unvorbereiteten Leser zu traumatisieren! Empfindlichen Gemütern wird daher von der Lektüre abgeraten! Dennoch kann nicht verschwiegen werden, dass sie allesamt Adaptationen von wirklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind, wie sie in aller Welt ausgeübt und auch dokumentiert wurden!
Jugendschutzhinweis:
Die Autorin empfiehlt ausdrücklich, dieses Buch Jugendlichen unter 18 Jahren nicht zugänglich zu machen!
Berliner Allgemeine Zeitung
Mord im Park?
Am 23.4.2002 wurde am frühen Morgen durch den Hund einer Passantin im Wröhmännerpark in Spandau unter einem Busch ein Paar Frauenschuhe, Farbe rot, Größe 38 mit Blutresten, aufgestöbert. Die daraufhin alarmierte Polizei fand bei ihrer Spurensicherung in unmittelbarer Nähe der Fundstelle eine oberflächlich vergrabene Plastiktüte mit einem vor Feuchtigkeit fast unlesbar gewordenem Tagebuch sowie ein unbrauchbares Video, welches offensichtlich vor dem Vergraben teilweise gelöscht worden war. Lediglich die Anfangssequenz war erhalten. In diesem rekonstruierten Teil waren ein etwa 40 - 45 jähriger, mittelgroßer Mann, südländischen Aussehens und dunkler Haarfarbe zu erkennen, möglicherweise Spanier oder Südamerikaner, sowie eine etwa 20- 25 jährige Asiatin, möglicherweise Chinesin, die offenbar nackt und an Händen und Füßen gefesselt in einer Blutlache in einem Hausflur lag. Zum weiteren Inhalt ließ die Polizei gegenwärtig noch nichts verlauten. Da offensichtlich von einem Gewaltverbrechen ausgegangen wird, befinden sich die sichergestellten Fundsachen in Gewahrsam einer Spezialabteilung zur Spurensicherung des Morddezernates. Die Polizei erhofft sich durch die gefundenen Aufzeichnungen Klarheit über die Tat verschaffen zu können.
Meine Freundin Julia sah mich an einem regnerischen Novembertag, auf der Spandauer Brücke stehend. Sie hupte und hielt ihr Auto ein wenig waghalsig halb auf dem Bürgersteig, halb auf der Straße stehend an, was sofort ein wütendes Hupkonzert zur Folge hatte, es war abendlicher Berufsverkehr.
„Hey Angela, was machst du denn hier, willst du dich ins Wasser schmeißen?“
Ich lächelte ein wenig schief, denn ich hatte wirklich eine üble Laune wegen der Sache mit der Akte in den Polizeiarchiven, die ich gestern ausgegraben hatte, aber noch weniger Lust, jetzt eine Erklärung abzugeben, vor allem gegenüber Julia, die wirklich nichts für sich behalten konnte.
„Ja, ich konnte mich aber noch nicht entscheiden, ob ich auf dieser oder lieber der anderen Seite rein springe. Hier ist das Wasser zu nass und auf der anderen zu schmutzig.“
„Dann versuch es doch morgen, dann ist vielleicht Ebbe.“
„In Spandau?“
„Man weiß ja nie! Wollten wir uns nicht vor ‘ner halben Stunde treffen?“
„Ja, vielleicht springe ich lieber von ‘nem Hochhaus runter, aber vorher trinken wir noch ‘nen Kaffee zusammen.“
Wir hatten uns sowieso verabredet und mir musste es wohl entgangen sein, dass es schon so spät war.
Julia fädelte sich musikalisch in den Verkehr ein, nachdem sie mich aufgelesen hatte, was nichts anderes bedeutet, als dass sie ein übles Hupkonzert um sich herum provozierte, da sie von der Vorrangigkeit ihres eigenen Gefährts überzeugt war.
Wenig später fanden wir uns in den Arkaden wieder, wo ich mir ein Verhör gefallen lassen musste. Denn Julia ist mehr als neugierig, sie ist Journalistin aus Beruf und Leidenschaft.
„Du siehst heute echt Scheiße aus, Süße!“
„Danke“, antworte ich lachend.
„Komm, rück schon raus mit der Sprache, wieso bist du abgetaucht? Vorgestern warst du nicht in Mitte auf der Vernissage, gestern gehst du nicht ans Telefon und niemand weiß wo du steckst und heute zieh ich dich aus dem Wasser.“
„Na, na, so weit waren wir ja noch nicht.“
„Los, rück raus mit der Sprache, bist du an ‘nem Ding dran?“
Julia ist zwar meine Freundin, aber es gelingt eigentlich nie, sie ganz privat zu sprechen seit ich den Job in den Polizeiarchiven bekommen habe. Sie lauerte immer auf eine Chance ‘ne Story zu finden, dadurch dass ich praktisch an der Quelle saß.
Ist eigentlich nur ein übler Aushilfsjob zur Überbrückung.
Akten zur Computerarchivierung vorzubereiten. Wird alles umgestellt.
Das heißt, morgens kommst du in ein dunkles Loch im Keller, dann wartet schon ein Stapel Akten auf deinem Schreibtisch, dass man nicht drüber gucken kann. Die müssen Blatt für Blatt eingescannt werden.
Deckel auf, Heftklammern öffnen, Stapel umgedreht vor sich hingelegt und rüber zum Scanner tragen. Dann wieder zurück zum Schreibtisch, wieder einheften, Deckel zu und Akte zur Ablage bringen.
Stunde für Stunde, Tag für Tag bis der letzte staubige Ordner vom Schreibtisch geschafft ist.
Dann ist Feierabend.
Am nächsten Tag hat eine Zauberhand wieder eine Mauer von weiteren staubigen Akten auf deinem Schreibtisch gelegt und das Spiel geht von neuem los.
Sisyphus hatte eine abwechslungsreichere Arbeit.
Eigentlich sollte man als Psychologin ja eine anspruchsvollere Tätigkeit haben und vor einiger Zeit war ich freiberuflich tätig mit Gutachten so nebenher. Aber das war auf Dauer zu riskant und die Kosten für Miete und so weiter zu hoch. Am Monatsende blieb nichts übrig.
Da ich Leute bei der Kripo kenne, konnte ich dann einen Aushilfsjob in einer anderen Abteilung als Schwangerschaftsvertretung ergattern: Begutachtung von Straftäter-Identitäten.
Das hieß, sich ein Persönlichkeitsprofil zu erarbeiten nach Angaben, die bei den Ermittlungen von einem Täter gemacht werden konnten.
Dann war die Schwangerschaft aber irgendwie wegen einer Fehlgeburt vorzeitig beendet und die Kollegin wollte unbedingt wieder arbeiten. Also Versetzung in den Keller.
Manchmal, wenn ich keine Lust mehr hatte, blätterte ich durch die Akten und vertiefte mich in die ein oder andere Geschichte.
Dann konnte es schon einmal vorkommen, dass ich ein wenig Futter für Julia fand. Sie liebte ekliges.
Aber vor einigen Tagen, da fiel ein ganzer verdammter Stapel Akten vom Tisch, und obenauf lag diese merkwürdige Akte mit dem Tagebuch.
Ich wollte es schon laut fluchend zurückschieben, aber es passte nicht richtig rein in den Aktendeckel.
Also hob ich es auf und las die ersten Seiten. Die Lebensgeschichte eines Typen, der völlig durchgeknallt sein musste. Aber er fand sich plötzlich in einen Mordfall verwickelt.
Ich schaute auf die Eintragung auf dem Aktendeckel und fand einen Hinweis, dass der Fall als erledigt abgelegt worden war. Man ging offensichtlich davon aus, dass es ein Fake war.
Ich legte es als Pausenlektüre auf meinen Schreibtisch.
Immer, wenn mir die Aktenberge über wurden, las ich ein paar Seiten drin weiter.
Der Punkt ist, dass mir vorgestern auf einmal klar wurde, dass ich den Typ kannte. Der hatte mir nämlich als Immobilientyp eine Wohnung vermakeln wollen. Und nicht nur das. Er nannte mich sogar namentlich in seinem Tagebuch, aber nun mit Vornamen.
Ich war so fertig darüber, dass ich das Tagebuch mit nach Hause nahm und es dort weiter las.
Ich weiß, dass alles stimmt, was drin steht. Ganz bestimmt. So was kann man sich nicht ausdenken....
...und das heißt, dass irgend ein Mädchen jetzt in einer ganz üblen Sache drin steckt und ich mit.
Ich bin so fertig, dass ich ehrlich nicht weiß, was ich jetzt damit machen soll. Die halten mich für komplett verrückt, wenn ich im Revier hingehe und sage: „Ach übriges, der abgeschlossene Fall stimmt wirklich.“
Aber kann ich das Julia anvertrauen?
Zwei Minuten später wusste sie es, was dazu führte, dass ich umgehend in ihren Wagen geschubst wurde und wir zu Hause auf meiner Couch landeten. Dort begutachtete sie das Tagebuch. Es bestand aus einer Sammlung verdreckter, speckiger Blätter, die locker geheftet in einem unansehnlichen, braunen Pappeinband steckten.
Hier und da ließen Weinflecken oder Kaffeetassenabdrücke die Worte nur erahnen.
„Willst du ‘nen Kaffee?“, fragte ich Julia.
Die nickte nur geistesabwesend und war schon in die ersten Seiten vertieft. Manchmal murmelte sie so was wie : 'Na typisch !.. puuh, Kerle!'
Aber ich merkte, dass sie schon dran klebte wie eine Fliege am Leim, genau wie ich.
Deshalb stellte ich den Kaffee mit viel Milch, so wie sie es liebte auf den Tisch, kuschelte mich hinter sie und schaute ihr beim Lesen über die Schulter: