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Rückblick

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Damals sah ich Laurent an einer Ampel direkt neben der kleinen Parfümerie zum ersten Mal. Obwohl er ein sehr dunkler Typ war, glänzte sein Haar goldbraun in der Sonne. Seine Nase sah von allen Seiten irgendwie anders aus und seine Jeans wirkten auch irgendwie zu kurz. Er fiel mir durch seine galante Art und sein süffisantes Lächeln auf. Gott weiß warum? Ich weiß es bis heute nicht. Dann standen wir beim Bäcker und teilten uns das letzte Zwiebel-Baguette. Wir tranken einen Kaffee und ich grübelte, an wen er mich erinnerte. Ja, an meinen Kinderarzt. Während er mir irgendeine Episode aus seiner Kindheit auf Korsika erzählte, spielte ich mit meiner Haarlocke und genoss seine wundervoll ausgeglichene Art. Der Mann war wie eine Statue, ein in sich ruhendes Monument mit atemberaubender Aura. Genau wie der Kinderarzt damals. Er stand lächelnd wie eine Salzsäule im Raum mit seinen ein Meter vierundachtzig. Ich reichte ihm mit Absatzschuhen bis zur Schulter.

Laurent wartete bereits auf mich. Es war mein letzter Studientag. Doch im Studentenwohnheim ging heute sozusagen »die Post ab«. Dank der nötigen »Spirituose« landete ich auf dem Schoß von Paul. Er smogte an einer Havanna. Mit ihm verbrachte ich meine gesamte Studienzeit. Er sieht ziemlich männlich markant aus mit seinen dunklen Locken, der schönen breiten Nasenwurzel und dem vollen Kussmund. Smart, lässig und wahnsinnig intelligent. Ach, etwas sehr albern noch. Im Sommer tanzten tausend Sommersprossen auf seiner Nase. In unserem Gemeinschafts-Kühlschrank befand sich neben unzähligen Ravioli-Dosen natürlich jede Menge Alkohol. Wir verbrachten gemeinsam mit den Mädels verrückte Nachmittage mit seinem alten Ford Escort am Baggersee und lange Tanzabende nach dem Lernen. Er war ein flotter Tänzer und forderte uns reihum auf. Nur mit mir tanzte er die langsamen Kuschelsongs, die ich damals sehr genoss. Meine Füße folgten ihm blind beim Tanzen. Er hatte das spitzbübischste Lächeln der Welt, die seine zwei spitzen Eckzähne freilegten.

Irgendwann waren alle Mädels verschwunden und wir liebten uns. – Ich saß immer noch auf seinem Schoß. – Wilde Zeiten eben. Paul sah ich nicht wieder. Hundert Punkte gehen heute an Mona. Laurent hatte einen wunderschönen Rosenstrauß bei meiner Mutter hinterlassen, weil ich nicht zugegen war. Die Wiedersehensfreude hielt sich bei uns in Grenzen. Er war enttäuscht. In den nächsten Wochen schrieb ich meine Diplomarbeit, absolvierte die letzten Prüfungen. Mein Zeugnis erhielt ich per Post. Keine Exmatrikulation. Kein Barett – viereckiger Hut mit Quasten – zum Diplom. Eine ewige Studierende? Niemals fand ein Klassentreffen statt. Alle hatten sich aus den Augen verloren.

Die Versöhnung mit Laurent war schön. Er hatte mir ein warmes rotes Veloursnachthemd gekauft, das auf meinem Kopfkissen lag. Doch dann ging alles ganz schnell. Er war immer für mich da. Seine ausgeglichene verlässliche Art hat mir bewiesen, dass alles ist, wonach ich mich im Moment sehnte. Wir heirateten bald und feierten ausgelassen auf Korsika bei seinen Eltern. Ich zog zu ihm in seine helle große Wohnung mit Wintergarten, der voller Orchideen stand. Laurent war Pharmareferent und hatte dienstlich oft in Japan zu tun. Auch sonst könnte man ihm einen leichten Japan-Tick zuschreiben. Im Schlafzimmer überm Bett hing ein großes Bild mit Sakura, der japanischen Kirschblüte. Sein Reiskocher in der Küche bot immer eine Grundlage für schnelle Gerichte. Und wenn wir keine Lust hatten zu kochen, entführte er mich in unser Lieblings-Japan-Restaurant »Moriki«. Die Inhaberin lächelte, wenn wir kamen. Wir nannten sie liebevoll unsere Kameliendame (Kamelie - lat. Camellia jaonica, ein Teegewächs aus Ostasien mit wunderschönen Blüten). Eine große Pflanze säumte den Eingang des Lokals. Ansonsten ist den Japanern nicht unbedingt eine Emotion auf den ersten Blick anzusehen.

Als Donata geboren wurde, waren wir die glücklichsten Eltern der Welt. Sie wuchs sehr eigenständig auf und wusste schon früh, was sie vom Leben erwartete. Ihr fehlte es an nichts, und dennoch war sie ein sehr dankbares Kind, das heutige Werte deutlich zu schätzen wusste.

Ich erinnere mich noch einen unserer Silvesterabende. Es gab Himbeeren, Lachs, gefüllte Eier, unsittliche Gegenstände aus Schoko. Sie wissen schon … Unsere knappen Outfits, die uns damals noch wunderbar standen, glänzten im Licht und machten Appetit auf mehr. So rein themenmäßig hatten wir keinerlei Tabus dank des reichlich fließenden Champagners.

Melodie einer Jugendliebe

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