Читать книгу Junges Mädchen sucht festen Freund - Marie Louise Fischer - Страница 6
Wer ist der „Richtige“?
ОглавлениеWer kennt nicht so ein Mädchen, das besonders gut mit Jungen umgehen kann? Und wer von euch hat noch nicht gedacht: Wie macht sie das bloß?
Des Rätsels Lösung ist meist, daß solch ein Mädchen es von klein auf gelernt hat. Sie hat einen großen Bruder zu Hause, und es ist ein besonderer Bruder. Er ärgert seine Schwester nicht und behandelt sie nicht herablassend, sondern er kümmert sich um sie. Ab und zu bringt er auch Freunde mit nach Hause, und auch sie sind nett zu der kleinen Schwester, denn wären sie es nicht, würde er sie verhauen.
Aus diesen frühen Erlebnissen erwächst ihr diese schöne Sicherheit, bei Jungen Erfolg zu haben. Und sie hat auch Erfolg. Gewohnt, zu Hause im Mittelpunkt zu stehen, erreicht sie das, ohne daß sie sich darum bemüht. Es ist dabei nicht einmal wichtig, ob sie sportlich ist oder nicht.
Durch ihre Sicherheit nimmt sie den Jungen die Scheu vor Mädchen – sie fühlen sich wohl in ihrer Gegenwart, und mindestens zwei oder drei sind immer gern bereit, mit ihr zusammen etwas zu unternehmen. Dabei legt sie selber meist gar keinen Wert darauf, einen Freund zu haben und geht mit allen Jungen so ziemlich gleich um.
Ein Trost denjenigen, die nicht soviel Glück haben: aus dem Traummädchen muß nicht unbedingt eine Traumfrau werden. Sie wird es zwar immer leichter im Umgang mit Männern haben, aber was für unsichere Jungen reizvoll war, ist es für erfolgreiche Männer durchaus nicht. Da aber gerade der erfolgreiche Mann der Typ ist, den sie später sucht, kann es ihr passieren, daß sie leer ausgeht.
Wenn ihr aber, wie neunundneunzig Prozent aller Mädchen, nicht über eine magnetische Anziehungskraft auf Jungen verfügt und trotzdem einen netten Freund haben wollt, dann müßt ihr schon etwas dazu tun! Es braucht ja durchaus nicht so zu sein, daß er es merkt, im Gegenteil, das könnte gefährlich werden.
Denn wenn ihr dem Jungen eurer ersten Wahl nicht gefallt, dann werdet ihr euch nach einiger Zeit um einen anderen bemühen. Macht ihr das aber nicht geschickt, dann heißt es sogleich, ihr lauft den Jungen nach. Aber soweit darf es nicht kommen.
Darum heißt es, schon bei der Auswahl darauf zu achten, daß eure Chancen „anzukommen“ möglichst groß sind. Das ist zum Beispiel bei Jungen, die zu einer reinen Jungenclique gehören und sehr fest in ihr verankert sind, nicht der Fall. Wenn die Jungen zusammen sind – das wissen sicher die meisten von euch schon aus Erfahrung – kann man gar nichts machen. Da kann man höchstens Pfiffe oder blöde Bemerkungen ernten.
Jungen sind eben (ihr könnt es euch gar nicht tief genug einprägen) Mädchen gegenüber scheu. Nur wenn sie in einer Gruppe sind, fühlen sie sich stark. Aber hinter ihrer Gleichgültigkeit, ihren Rüpeleien und Blödeleien versuchen sie nur ihre Schüchternheit zu verbergen.
Susi ist das einzige Mädchen, das ich kenne, dem es gelungen ist, einen Jungen aus einer Clique zu lösen. Aber das war in den großen Ferien, als die anderen verreist waren. Wim, so heißt er, paßte großartig zu ihr. Sie spielten im Hof Tischtennis, gingen zusammen Eis essen und ins Schwimmbad. Man konnte vernünftige Gespräche mit ihm führen. Susi fand das herrlich.
Aber der Sommer ging vorüber, seine Freunde kamen zurück und – ihr werdet es nicht glauben der gute Wim hatte ab sofort nicht einmal mehr ein Auge für Susi. Er war nur noch für seine Clique da.
Zuerst war, Susi wie vor den Kopf geschlagen, dann hat sie es natürlich verschmerzt. Es war ja doch ein schöner Sommer gewesen, und sie hatte etwas für die Zukunft gelernt: Fang nichts mit einem Jungen aus einer Jungenclique an! Die sind einfach noch nicht reif für eine Freundschaft mit einem Mädchen!
Schwierig ist es auch, wenn man sich für einen Freund interessiert, der eine feste Freundschaft mit einem anderen Jungen hat. Selbst dem nettesten Mädchen wird es nicht gelingen, in eine solche Freundschaft einzubrechen. Man kann nur versuchen, beide Jungen gleichzeitig für sich einzunehmen, nach dem Motto: „Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde die Dritte!“
Das wird aber nur gelingen, wenn man selber großes Talent zur Freundschaft hat und nicht zur Eifersucht neigt, denn zwischen den beiden Jungen wird es immer Gemeinsamkeiten geben, von denen man sich ausgeschlossen fühlt. Andererseits muß man es sich aber auch ganz bewußt verkneifen, einen gegen den anderen auszuspielen.
Dreierfreundschaften sind immer schwierig, auch dann, wenn zwei Mädchen und ein Junge sich zusammentun. Darüber werden wir auch noch sprechen.
Allerdings sind sie nicht so kompliziert, wie die Beziehungen dreier Mädchen untereinander. Da geht es nie ohne Eifersüchteleien und Empfindlichkeiten, Tränen und Schmollen ab.
Jetzt aber Schluß mit dem Theoretisieren. Gehen wir einmal davon aus, eine von euch, nennen wir sie Marion, hat einen Jungen gefunden, der zu ihr paßt und der nicht anderweitig gebunden ist. Wie kommt sie nun an ihn heran?
Nehmen wir einmal an, er geht mit ihr in dieselbe Klasse. Da könnte sie auf die Idee kommen, während des Unterrichts seinen Blick abzufangen oder ihn anzulächeln.
Beides ist bei der üblichen Sitzverteilung nur selten möglich, aber tröstet euch: Es wäre auch falsch.
Während des Unterrichts sollte man sich tunlichst auf den Lehrstoff konzentrieren, denn, daß die Leistungen nachlassen, ist der netteste Junge nicht wert. Außerdem würde es Marion auch bestimmt nicht gelingen, sich durch Blicke und Lächeln bei ihm beliebt zu machen.
Ein Junge in eurem Alter – und das etwa wird er sein, wenn er mit euch in dieselbe Klasse geht – wird das noch gar nicht richtig verstehen. Ihr müßt davon ausgehen, daß er noch nie geflirtet hat. Wenn er spürt, daß ein Mädchen ihn anblickt, wird er denken: Was will die bloß? Ist was mit mir nicht in Ordnung? Die macht mich ja ganz nervös.
Möglicherweise wird er auch noch einen roten Kopf bekommen, und dann habt ihr, anstatt ihn zu euch hinzuziehen, eine Schranke zwischen euch aufgebaut.
Falsch ist es auch, wie es oft versucht wird, in den Pausen große Reden zu führen und sich auffällig zu benehmen. Damit zieht man zwar die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich, aber auffällig zu sein ist nicht das gleiche wie angenehm.
Wenn eine von euch das versucht, kann es passieren, daß die Jungen über sie reden, und zwar abfällig: „Wie die sich heute aufführt!“
Ergebnis: eine Schranke zwischen ihr und dem gewählten Jungen. Denn wenn er der Meinung sein muß, daß die anderen Jungen sie albern finden, wird auch er sie ablehnen, sogar dann, wenn er sie selber eigentlich ganz nett gefunden hat.
Warum? Der Grund ist wieder in der Unsicherheit der Jungen zu finden. Es hebt sein Selbstgefühl, von der Gruppe anerkannt zu werden, und mit einem Mädchen, das die anderen doof finden, würde er sich nicht zu zeigen wagen.
Marion könnte etwas anderes versuchen, aber auch das nur mit äußerster Vorsicht: mit einem modischen Gag auf sich aufmerksam zu machen.
Im allgemeinen zieht ihr Mädchen euch ja so ziemlich gleich an, um nur ja nicht zur Außenseiterin zu werden. Das ist auch ganz richtig, solange ihr nur auf Beliebtheit bei euren Freundinnen aus seid. Auch Jungen mögen es übrigens nicht, wenn ein Mädchen oder auch einer von ihnen aus dem Rahmen fällt.
Aber wenn man an einer Freundschaft mit einem Jungen interessiert ist, sollte man das auch äußerlich signalisieren, vielleicht mit einer lustigen Mütze, einem bunten Tuch, einem besonderen T-Shirt – jedenfalls mit etwas, das keine der anderen hat.
Jungen haben zwar selten Sinn für Mode, und wenn ein Mädchen etwas trägt, das anders ist als bei den anderen, dann fällt es ihnen wahrscheinlich gar nicht auf, nicht die Mütze, nicht das Tuch, nicht das Hemd – aber das Mädchen selber.
Nun will Marion ja nur einen ganz bestimmten Jungen auf sich aufmerksam machen – daß die anderen sie bei dieser Gelegenheit mal etwas genauer betrachten, kann dabei kein Schaden sein.