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Prolog

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Wir waren zusammen auf dem Münchner Oktoberfest gewesen, eine kleine Gruppe von Leuten aus dem Verlagsund Zeitschriftenwesen, hatten Schweinshaxen gegessen, Bier getrunken und uns einen vergnügten Abend gemacht. Zum guten Schluß war der harte Kern in Charly Holländers behaglicher Maisonette im ›Kurfürstenhof‹ gelandet. Charly ist Chefredakteur eines erfolgreichen Magazins und eingefleischter Junggeselle. Nach einigen Gläsern Whisky fanden wir es dann aber doch an der Zeit, aufzubrechen. Mitternacht war längst vorüber.

Während Charly die Wendeltreppe nach unten in sein Schlafzimmer ging, um unsere Mäntel zu holen, inspizierte ich seine Bücherwand. Als ich mich umdrehte, fiel mein Blick auf ein großes, in Silber gerahmtes Schwarzweißfoto, das mitten auf seinem Schreibtisch stand. Es zeigte Charly Holländer, in seinen Armen eine schöne junge Frau, die mit einem schwer zu deutenden Ausdruck zu ihm aufsah.

»Aber das ist doch«, rief ich unwillkürlich, »Sara König!«

Charly Holländer war inzwischen wieder heraufgekommen, warf die Mäntel achtlos über einen Sessel und trat hinter mich.

»Was erstaunt dich so daran?«

»Ich wußte gar nicht, daß du sie kennst.«

»Ich habe sie gekannt. Zu der Zeit, als ich noch Reporter war.«

»Du hast uns nie davon erzählt.«

»Es ist nicht wichtige.«

»Scheint mir aber doch so, sonst hättest du diesem Foto doch keinen Ehrenplatz eingeräumt.«

»Leg deiner Fantasie Zügel an, Marie Louise!« Man merkte, wie es in seinem Köpfchen tuckerte. »Schon bist du dabei, einen neuen Roman zu entwerfen. Aber damit war nichts.«

»Du hast also nicht ihretwegen auf eine Ehe verzichtet?«

Er lachte. »Typisch für dich! Tut mir leid, dich zu enttäuschen. Eine Romanze hat es nie gegeben.«

»Schade!«

»Nicht zwischen Sara und mir, aber davon abgesehen hat sich damals allerhand um das schöne Kind getan.«

»Wirst du es mir einmal erzählen?«

»Ich habe es sogar aufgeschrieben. Wenn du noch einen Augenblick Zeit hast …« Er begann die Schubladen seines großen Schreibtisches aufzureißen.

Die anderen holten ihre Mäntel, und auch ich zog meine Jacke an.

»Da ist es!« Charly hatte einen hellblauen Schnellhefter in der Hand. »Du kannst es lesen.«

»Darf ich es auch verwenden?«

»Weil du es bist.«

»Danke, Charly.« Ich nahm das Manuskript an mich und gab ihm einen raschen Kuß auf die Wange, der zugleich mein Abschiedskuß war.

Noch in der gleichen Nacht begann ich Charly Holländers Erinnerungen an seine Begegnung mit Sara König zu lesen, und ich fand sie faszinierend genug, um sie ins reine zu schreiben.

Glück ist keine Insel

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