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Kapitel 2 – Beobachtungen

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Als Nemus am nächsten Tag erst kurz vor Mittag die Augen aufschlug, schien die Sonne durchs Fenster herein. Er streckte sich ausgiebig und setzte sich auf.

Die junge Frau war gestern kurz nach ihrer kleinen Ausschweifung auf ihr Zimmer zurückgekehrt, damit sie keinen Ärger mit ihrem Vater bekam. Nemus war das nur Recht gewesen, er hatte seinen Spaß gehabt.

Während er jetzt in seine Hose stieg, entdeckte der Elf ein Stück Pergament auf dem Boden bei der Tür. Nemus tapste nur in Hosen bekleidet hinüber und hob das Pergament auf.

Bin in der Stadt unterwegs. Sehen uns heute Abend. S.

Der Elf entschied, dass er auch noch einmal die Stadt erkunden könnte. Er würde sich umhören, wo sie den Schmuck der Von Sechtems zu Geld machen konnten. Er zog sich fertig an und verließ, dieses Mal mit Mantel, sein Zimmer.

Während Nemus ziellos umherstreifte, machte er einen großen Bogen um die Südstadt. Zum Glück war die Stadt so groß, dass es noch einige andere Märkte gab.

Bei der ersten Gelegenheit erstand der Elf eine Tüte mit kandierten Früchten, die er nun gedankenverloren naschte. Dabei übersah er einen jungen Mann, den er versehentlich anrempelte. Klirrend fielen einige Münzen zu Boden.

„Verzeiht, ich habe Euch nicht gesehen.“

Nemus ging zeitgleich mit dem Mann in die Hocke, um ihm beim Einsammeln zu helfen – natürlich nicht ohne die eine oder andere Münze in seiner eigenen Tasche verschwinden zu lassen. Als er sich wiederaufrichtete und seinem Gegenüber die Münzen reichte, stellte er überrascht fest, dass der Mann eine Soutane trug.

„Ach, schon in Ordnung, ich habe ja auch nicht aufgepasst. Ich danke Euch fürs Aufsammeln“, meinte der Priester und nahm die Münzen entgegen. Er lächelte Nemus an und setzte dann seinen Weg fort.

„Wie der Himmel an einem stürmischen Tag“, schoss es Nemus durch den Kopf, aber der Gedanke war genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.

Der Elf steckte sich ein weiteres Stückchen von seinen Früchten in den Mund und ließ die Süße sich langsam auf seiner Zunge ausbreiten. Erst als er realisierte, dass er immer noch mitten im Weg stand und die Menschen sich grummelnd an ihm vorbeischoben, schüttelte er amüsiert den Kopf und ging dann ebenfalls weiter.

Die Zeit bis zum frühen Nachmittag verbrachte Nemus damit, Augen und Ohren offen zu halten, um herauszufinden, von welchen Stadtvierteln oder Plätzen man sich lieber fernhalten sollte. In der Regel waren nämlich genau dies die Orte, wo er jemanden finden würde, um den Schmuck zu versetzen. Dazu unterhielt er sich wie beiläufig mit einigen Händlern, während er bei ihnen jeweils eine Kleinigkeit kaufte.

Als er erfahren hatte, was er wissen wollte, gönnte er sich an einem Marktstand eine Fleischpastete. Mit dieser ließ er sich im Schatten einer Kirche auf einer Treppenstufe nieder. Er zog den Duft der Pastete ein und seufzte. Herzhaft biss er hinein. „Himmlisch“, brummte Nemus schließlich und leckte sich die Finger ab.

Dann machte er sich wieder auf den Weg. Bevor er zum Wirtshaus zurückkehrte, wollte er noch etwas besorgen. Er hoffte, er würde einen Medicus oder einen anderen Quacksalber finden, dem er einen Tiegel mit gutem Fett abkaufen konnte. Seines war bereits so gut wie leer und keinen Ersatz zu finden, würde er bedauern. Nach einiger Suche wurde er allerdings fündig und ging beschwingt zurück zum Wirtshaus.

Der Elf saß allein an einem Tisch in der hintersten Ecke, vor sich ein halb gegessenes Brathähnchen, als Silva das Wirtshaus betrat. Sie entdeckte ihren Begleiter sofort und ließ sich ihm gegenüber auf einen Stuhl fallen.

„Na, wie war dein Tag?“, fragte sie zur Begrüßung und angelte sich, ohne zu fragen, ein Stück Hähnchenfleisch.

„Gut. Und deiner?“, fragte der Elf kauend zurück.

„Kann nicht klagen. Ich habe ein bisschen investiert und mir auch etwas Vergnügen gegönnt“, meinte Silva mit einem anzüglichen Grinsen.

Nemus schüttelte den Kopf. „Ich werde nie verstehen, wieso man für Sex bezahlt.“

„Es bedeutet einfach weniger Arbeit und auch weniger Ärger.“ Silva zuckte mit den Schultern und nahm sich noch ein Stück vom Hähnchen.

„Ja, aber auch weniger Spaß.“

Bereitwillig schob Nemus die Reste vom Hähnchen in die Tischmitte und teilte mit Silva.

„Während du dich vergnügt hast, habe ich mich mal ein wenig umgehört…“

„Bevor du weitersprichst: Für Sex zu bezahlen hat auch den Vorteil, dass man ein paar… sagen wir mal zwielichtige Gestalten trifft. Auch ich habe die Ohren offengehalten.“

„Ich hoffe, du konntest mehr hören als Gestöhne.“

Silva trat dem Elfen gegen das Schienbein, worauf dieser sein Essen beleidigt wieder zu sich zog. Noch bevor die junge Frau ausführte, was sie erfahren hatte, ließ sie ein weiteres Stück Fleisch in ihrem Mund verschwinden.

Während die beiden sich gegenseitig berichteten, was sie erfahren hatten, stellten sie fest, dass sie zu dem gleichen Schluss gekommen waren: Ein Kerl namens Jarno war ihr Mann, wenn es darum ging, den Schmuck der Von Sechtems zu Geld zu machen.

„Ich schlage vor, wir schauen uns den Kerl heute mal an. Ich habe gehört, er soll am Abend in der Regel in dem Wirtshaus Zum Königsvasallen im Osten der Stadt anzutreffen sein“, entschied Nemus und Silva nickte.

„In Ordnung. Dann lass uns gehen.“

„Welch einladendes Etablissement. Ich denke, hier sind wir richtig“, stellte Nemus fest, kaum hatten sie den Schankraum betreten.

Im Königsvasallen war es voll, laut und stickig. Scheinbar handelte es sich bei allen Gästen um Bewohner der Stadt.

Mehr als eine Hand grapschte nach Silvas Hintern, als die beiden Neuankömmlinge sich zu einem Tisch an der hinteren Wand begaben. Von hier konnten sie den gesamten Raum überblicken, ohne dabei allzu sehr aufzufallen. Sofern man bei diesem Gespann von „nicht auffallen“ sprechen konnte. Silva zog die Blicke der Männer auf sich und Nemus war ein Elf. Ein Elf an einem solchen Ort war in etwa so unauffällig, wie ein Bettler im Königspalast.

Ohne dass die beiden überhaupt bestellt hatten, knallte eine Schankmaid zwei Bier vor ihnen auf den Tisch und hielt auffordernd die Hand auf. Augenscheinlich war man hier nicht erwünscht, wenn man nicht trank.

Nemus zahlte die Biere, während Silva bereits diskret die anderen Besucher musterte. Sie trank einen Schluck und wies dann mit einer winzigen Kopfbewegung zu einem der anderen Tische. Nemus sah, wie zwei Männer sich unterhielten und ein Beutel verstohlen den Besitzer wechselte. Kurz darauf wanderten ebenso unauffällig einige Münzen in die andere Richtung. Der Elf nickte.

Eine Weile lang beobachteten Silva und Nemus schweigend den anderen Tisch. Der Mann, der den Beutel in Empfang genommen hatte, war ungefähr einen Kopf kleiner als Nemus, trug einen stoppeligen Bart im Gesicht und hatte eine Tätowierung am Arm. Das musste Jarno sein. Zumindest traf die Beschreibung, die Silva erhalten hatte, ausnehmend gut auf ihn zu.

Um sicher zu gehen, verwickelte Nemus die Schankmaid in der Nähe des anderen Tisches in ein Gespräch. Noch bevor der Wirt sich beschweren konnte, hatte Nemus erfahren, was er hatte wissen wollen. Statt der Frau zuzuhören, hatte er die Männer belauscht und schließlich einen Namen aufgeschnappt: Jarno.

Zufrieden verließen Silva und der Elf schließlich das Wirtshaus.

„Jarno ist unser Mann, denke ich. Wir sollten morgen wieder herkommen und ihm unser Anliegen zutragen“, meinte Silva und genoss die kühle Nachtluft.

„Ja.“

„Nanu? So kurzangebunden?“

„Wieso nicht?“, meinte Nemus schulterzuckend.

„Sonst bist du redseliger, aber ich finde es erfrischend, wenn du mal still bist.“

Ein fieses Grinsen schlich sich auf Nemus‘ Gesicht. Er schlang Silva einen Arm um die Schulter und zog sie näher zu sich, während er weiterging. „Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich heute eine wirklich köstliche Pastete gegessen habe?“

„Ich wusste es. Es war zu schön, um wahr zu sein…“

Während sie gemeinsam zu ihrer Unterkunft zurückschlenderten, erzählte Nemus Silva nun bis ins kleinste Detail von seinem Tag.

Sie spazierten gerade an der Kirchentreppe vorbei, auf der Nemus am Nachmittag gesessen hatte, als er schließlich bei dem Fett angelangt war und schon ausführen wollte, wieso er dieses so dringend brauchte.

Silva unterbrach ihn: „Gnade! Ich beschwere mich nie wieder, dass du zu still bist. Bitte. Bitte such‘ dir einfach jemanden zum Vögeln und lass mich in Ruhe!“

Die wenigen Passanten, die ihren Ausruf hörten, blickten entweder überrascht zu ihnen oder beschämt zur Seite. Am Rande registrierte Nemus, dass auch ein junger Priester, der gerade die Kirchentreppen heruntereilte, unter den letztgenannten war.

„Vielleicht hast du Recht. Lass uns mal sehen, wer sich so zu dieser Stunde im Wirtshaus rumtreibt.“

Als sie in ihrer Unterkunft eintrafen, war der Schankraum, wie bereits am Abend zuvor, gut gefüllt. Silva entdeckte ein paar Männer, die Karten spielten und ihre Augen begannen zu leuchten.

„Viel Glück!“, rief Nemus ihr noch nach, bevor er sich selbst nach einer annehmbaren Beschäftigung umsah.

Eine junge Frau ließ ihn, bereits seit er den Raum betreten hatte, nicht aus den Augen. Wenn er sich recht erinnerte, war sie gestern auch hier gewesen.

„Von wegen Arbeit“, schnaubte Nemus, sich an das Gespräch mit Silva erinnernd, und ging zu der Frau hinüber. Er hatte sich kaum vorgestellt, als sie ihm bereits die Zunge in den Hals steckte. Er schmeckte Alkohol, aber ihm sollte es egal sein. Hauptsache er käme auf seine Kosten…

„Ich wollte schon immer mal mit einem Elfen… Aber ihr seid sonst immer so kalt und abweisend. Als ich dich gestern hier gesehen habe, wusste ich, dass meine Träume endlich in Erfüllung gehen würden“, hauchte sie ihm ins Ohr und schob seine Hand zwischen ihre Schenkel.

„Langsam, langsam. Wollen wir vielleicht einfach nach oben gehen? Du kannst es ja kaum erwarten.“

Nur zu gerne folgte die Frau dem Elfen auf sein Zimmer.

Nemus schloss die Tür und die Frau öffnete sogleich seine Hose. Noch war er schlaff – ihm fehlte die Herausforderung an der ganzen Sache – aber das änderte sich schnell, als die Frau seinen Penis mit der Hand umschloss.

„Schmeckt ein Elf eigentlich anders?“

Nemus war überrascht, wie bestimmt sie ihn zum Bett schob, darauf schubste und seine Hose herabzog. Wenn er darüber nachdachte, gefiel es ihm überhaupt nicht, dass er hier so einfach als Lustknabe benutzt wurde. Aber seine Zweifel waren wie weggefegt, als die Frau seinen harten Schwanz in den Mund nahm und genussvoll daran saugte. Ein tiefes Stöhnen drang aus seiner Kehle.

„Gefällt dir das?“

Statt einer Antwort drückte Nemus ihren Kopf bestimmt zurück zu seiner Männlichkeit. „Nicht reden.“

Er schloss die Augen und genoss, was sie dort unten tat. Sie schien geübt darin zu sein, denn es dauerte nicht lange und sie zog sich, kurz bevor Nemus stöhnend kam, zurück.

Noch während er wieder zu Atem kam, nahm die Frau seine Hand und führte sie erneut zwischen ihre Schenkel. Nemus packte sie bei den Hüften und zog sie schwungvoll neben sich aufs Bett. Ohne sie auszuziehen, fuhr er mit der Hand unter ihren Rock. Sie war bereits feucht und voller Erwartung. Er ließ zwei Finger in sie gleiten.

Gekonnte brachte er sie zum Höhepunkt und warf sie dann alsbald unter heftigem Protest ihrerseits aus dem Zimmer. Er war auf seine Kosten gekommen und sah keinen Grund, Sex mit ihr zu haben oder – noch undenkbarer – sie bei sich schlafen zu lassen.

Nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, entledigte Nemus sich seiner restlichen Kleider und ließ sich seufzend aufs Bett fallen.

„Morgen muss ich mir jemanden suchen, der mehr nach meinem Geschmack ist…“, brummte er. Kurz blitzten graue Augen vor seinem inneren Auge auf, die ihm vage bekannt vorkamen.

Er seufzte erneut, drehte sich auf die Seite und rollte sich unter der Decke zusammen.

Frei und nicht allein

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