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2. SATSCH-KWATSCHEL BEKOMMT NASSE FÜSSE

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Es gibt Menschen, die heißen Max Müller oder Anna Schmidt. Andere müssen etwas tiefer Luft holen, um auf die Frage „Wie heißt du denn?“ zu antworten. Jasmin-Chantal Oberleitner-Fritzenkötter etwa. Das ist aber immer noch kurz im Vergleich mit Kwawankel-Mata-Tatanka-Tapata-Okwatscha-Satsch-Kwatschel.

Du hast richtig gelesen und gehört!


Kwawankel-Mata-Tatanka-Tapata-Okwatscha-Satsch-Kwatschel

So jedenfalls nannte sich ein kauziger Indianer, der in den Wäldern Kanadas lebte. Satsch-Kwatschel, so nennen wir ihn jetzt einfach mal, hatte einen schönen Lagerplatz gefunden.

Sein Tipi, sein malerisches Indianerzelt, stand am Ufer eines Baches in einer großen Blumenwiese. „Einfach perfekt!“, jubelte er. „Hier kann ich mich vom Gequatsche meiner Stammesbrüder erholen, heia-hoh-ha-ho!“


Satsch-Kwatschel hielt sich nämlich für einen schweigsamen Kerl. Er hätte es wirklich besser wissen müssen. Denn er galt als der redefreudigste Geschichtenerzähler an den Lagerfeuern seines Stammes. Ja, er war schon ein drolliger Kauz. In Wirklichkeit verzog er sich nur deshalb in die Stille der Wälder, um sich in Ruhe gepfefferte Geschichten ausdenken zu können.

Was Satsch-Kwatschel beim Aufbau seines Lagers nicht bedacht hatte, erlebte er am nächsten Morgen. Über Nacht war der Bach über die Ufer getreten und hatte die Wiese überflutet. Quitsch-quatsch machten die Mokassins. „So ein vermaledeiter Quitschel-Quatschel-Quatsch!“, empörte er sich als er aus dem Zelt trat. „Ich hasse nasse Füße! Vor allem dann, wenn es meine eigenen sind!“, schimpfte er und pitsch-patschte verärgert im Kreis herum.


Da vernahm er eine Stimme: „Heia-hoh! Bist du nass geworden großer Bruder?“ - Der Indianer traute seinen Augen nicht, als er einen jungen Biber vor sich stehen sah. „Tut mir leid“, sagte dieser. „Das Wasser oben am See war so hoch gestiegen, dass es unseren Biberdamm weggerissen hat. Ach übrigens, ich heiße Berthold.“

„Und ich heiße Kwawankel-Mata-Tatanka-Tapata-Okwatscha-Satsch-Kwatschel und hasse nasse Füße, vor allem wenn es meine eigenen sind!“, sagte der Indianer. Dann fuhr er lachend fort: „Aber ich liebe meine Brüder, die Tiere – besonders so freundliche Biber wie du einer bist, Berthold!“

Dann überlegte er laut: „Von dir habe ich schon gehört, ja, ja, da hatte mir mal ein Waldläufer eine Geschichte erzählt von einem Biber, dem er den gebrochenen Schwanz mit einer Fliegenklatsche zusammengeflickt hatte, heia-hoh-ha-ho!“


Der kleine Biber musste sich die uralte Geschichte anhören, die ihm inzwischen fast schon peinlich war. Dann aber besann sich der redefreudige Indianer und schlug vor: „Ich könnte dir ja beim Dammbau helfen.“

„Das wäre wirklich sehr liebenswürdig“, bedankte sich Berthold artig. Und so zogen die beiden los zum gebrochenen Biberdamm.


Dort waren bereits alle Biber des Sees damit beschäftigt, den geborstenen Damm zu reparieren. Und mittendrin wuchtete ein alter Waldläufer die dicksten Stämme. Natürlich, das war er, der verwegene Kerl aus den Wäldern, der die Fliegenklatschen-Biberschwanzgeschichte zum Besten gegeben hatte. „Heia-hoh-ha ho! Was für ein Wiedersehen!“, lachten die Männer.

Nachdem der Damm ausgebessert worden war, stand auch bald Satsch-Kwatschels Tipi wieder auf trockenem Boden. Der kauzige Indianer aber überlegte: „Wenn ich hier bleibe, werde ich zwar trockene Füße haben. Eine bessere Geschichte wird mir aber bestimmt nicht einfallen.“

Also machte sich Satsch-Kwatschel schnell auf den Heimweg, um am Lagerfeuer die Geschichte vom geborstenen Biberdamm und den nassen Füssen zu erzählen. „Denn ich hasse nasse Füße. Ganz besonders, wenn es meine eigenen sind. Heia-hoh-ha-ho!“


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