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Tag 3: 12.19.16.10.3 2 Ak´bal l Yaxk´in

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Fantastisch - wieder ein angenehmes Erwachen. Es ist bereits hell. Ich habe also länger geschlafen, mein Körper wehrt sich nicht mehr gegen die sieben Stunden Zeitverschiebung gegenüber Deutschland. Jens scheint noch zu schlafen, während ich das Umfeld durch mein Moskitonetz beobachte. Zwar sind wir von exotischen Pflanzen umgeben, aber sowohl in deren Größe als auch in der Dichte des Wuchses unterscheidet sich dieses Fleckchen kaum von einheimischen Laubwäldern mit Büschen und Farnen. Nur hallen hier mir völlig unbekannte Tierschreie durch den Morgen.

Auch wenn ich mich konzentriere, mir Mühe gebe, diese Laute zu identifizieren bzw. zuzuordnen, das kann ich nicht. Ich bin hier in fremder Umgebung. Dennoch stelle ich zufrieden fest, dass mich diese Tiergeräusche nicht beunruhigen. Sogar ein fernes Fauchen, zu dem Jens gelangweilt bemerkt: „Das ist nur ein Jaguar, lass mich noch schlafen“, versetzt mich nicht in Panik. Klar, das ist nicht wirklich ein Jaguar, und gegen kleinere Bedrohungen kann ich notfalls mein großes Messer einsetzen.

Nun sitze ich auf der Flussblick-Terasse, schreibe meine Impressionen auf und stelle gerade fest, dass Jens seinen Schlafplatz bereits abgebaut hat. Das bedeutet Aufbruch zu neuen Abenteuern. Auf nach Guatemala! Ein paar Schritte zu Fuß, eine Taxifahrt mit einem Auto, das weit entfernt von einem TÜV-würdigen Zustand ist, dann erleben wir die Prozedur des Grenzübergangs nach Guatemala. Ich habe es nicht geglaubt, aber es gibt das inoffizielle Eintrittsgeld wirklich. Die Grenzbeamten knöpfen den Touristen üblicherweise 2 US$ ab. Nach einem netten Smalltalk erhalte ich Rabatt und zahle 1 US$.

Von ganz besonderem Charme ist auch das Bushaltestellen-Wartehäuschen. Die freundlichen jungen Frauen lassen mich ihre Toilette nutzen. Zu jenem Zeitpunkt bin ich hinsichtlich des sanitären Niveaus noch nicht auf alles gefasst. Die hinter einem mehr provisorischen als schönen Vorhang versteckte, von deutlichen Gebrauchsspuren gekennzeichnete Kloschüssel erfüllt ihren Zweck. Spülung erfolgt per bereitgestelltem Eimer. Zum Händewaschen - wie dumm - hätte ich wohl vorher das Spülwasser nutzen müssen. Diese Chance war allerdings nun verspielt oder genauer gesagt verspült. Minuten später sitzen wir im Kombi, wie die Kleinbusse hier genannt werden. Wir freuen uns auf unser Ziel Flores, müssen allerdings noch einige Zeit diese Holperpistenfahrt ertragen. Irgendwann ordentlich mit Asphalt überzogen, verdient unser Weg den Namen Straße. Abschnitte undurchdringlichen Regenwaldes sind am Straßenrand selten zu sehen. Ich erfahre, dass seit einigen Jahrzehnten dieser Bereich Nordguatemalas hauptsächlich von Mayas besiedelt wird, welche durch eifrige Brandrodungen das Land für sich nutzbar machen. Maisanbau und Viehzucht, die Lebensgrundlagen dieser Menschen sind gleichzeitig Totengräber der ursprünglichen Vegetation.

Ich empfinde Bedauern über diese Entwicklung, aber auch Verständnis für jene, die diese verursachen. Der Zustand der Hütten und Grundstücke zeigt, dass dafür nicht Bereicherung, sondern purer Überlebenskampf das Motiv bilden. Damit wurden auch die Jaguare in Richtung Tikal-Nationalpark zurückgedrängt. Das Gespräch über die Jaguare veranlasst mich, in Tikal den dort vorhandenen Campingplatz für die Übernachtung in Betracht zu ziehen. Ich erkläre Jens dabei mit Nachdruck, dass ich sehr großen Wert darauf lege, an der Spitze der Nahrungskette zu stehen. Da mache ich auch keine Ausnahme für die bedrohten schönen Tikal-Großkatzen.

Inzwischen erreichen wir Santa Elena, die „Vorstadt“ von Flores. Die engen Straßen sind voller Leben, hier herrscht buntes Markttreiben. Ich staune darüber, dass mir wohl gerade die Hälfte der Früchte und Gewürze bekannt vorkommen. In großen Töpfen auf Feuern am Straßenrand oder in kleinen Kochnischen stehen vielerlei Speisen bereit. Nicht jedes derartige Angebot erweckt mein Interesse zu kosten, auch wenn ich etwas hungrig bin. Wir brauchen erstmal Geld, gehen in eine Bank und müssen anstehen. „Nimm dein Spielgeld zurück“, sagt Jens, während er mir die 50-Euro-Scheine wiedergibt. „Die werden hier nicht genommen.“

Nach einem Mittagessen in einem Mc-Donalds-ähnlichen Restaurant laufen wir auf dem Damm zur „Insel der letzten Maya“ hinüber, auf der sich die Stadt Flores befindet. Tatsächlich bestand hier im ehemaligen Tayasal das letzte Maya-Königreich bis 1697. Wir sind überrascht, dass viele Straßen gleichzeitig erneuert werden, quasi die ganze Innenstadt. Nach einer ausgiebigen Dusche im Hotel gehen wir auf die Suche nach einem Internetcafe und nach Tourenanbietern. Das Paket Ceibal-Aguateca-Dos Pilas stellt offenbar kein größeres Problem dar, auch wenn sowohl die Anfahrtmöglichkeiten als auch die Preise sehr stark variieren. Dass wir unterwegs in unserer Hängematte schlafen wollen, verblüfft hier ebenfalls niemanden.

Beim Abendessen im Restaurant „Maya-Sunset“ haben wir einen fantastischen Blick auf jene reizvolle Kulisse, die wohl schon die Maya begeistert haben muss: Sonnenuntergang genau hinter einer kleinen Insel im Lago Peten Itza.


Ein Bierchen, kulturell aufgewertet durch Gespräche über den Mayakalender, wozu Dieters Restaurant mit den interessanten Mayalandbildern das passende Ambiente bildet, krönt diesen Abend. Zufrieden und müde werfen wir noch einen Blick auf die in der Stadt befindlichen Stelen. Im Licht der Taschenlampe sind die Konturen der Hieroglyphen und Gestalten recht gut zu erkennen, zumindest für Jens. Mir wäre sogar die Emblemglyphe von Tikal entgangen. Moment mal, was macht diese Glyphe überhaupt hier? Gab es Verbindungen ... ? Das würde ja heißen, dass die Itza schon während der klassischen Mayazeit, also auch schon vor dem 9. Jahrhundert, hier waren, oder? Da gehörten sie doch aber eher nach Chichen Itza ...

Auf dem Weg ins Hotel suchen wir einige kleine Läden auf. Wahre Andenkenfundgruben gibt es hier. Jens kennt sogar Läden, wo originale Fundstücke aus der klassischen Mayazeit verschoben werden. Ich kann das nicht gutheißen, forciert doch die Nachfrage danach das Ausrauben der archäologischen Stätten. Wir staunen über die Vielfalt an Mayamotiven auf den angebotenen T-Shirts. In diesen Ladenstraßen kann man stundenlang stöbern.

Schließlich werde ich haltlos und lasse mich von zügellosem Kaufrausch übermannen. Meine im Rucksack befindlichen Klamotten verdoppeln sich fast, da ich für meine Kinder Andenken kaufe: ein T-Shirt, ein großes Handtuch und etwas Jadeschmuck. Diesen kaufe ich bei einer jungen Frau, deren Erscheinung selbst die beste Werbung für Dieters Schmuckladen, in dem sie arbeitet, darstellt. Wir necken sie etwas, indem wir sie zwingen, mit uns ihr lustig klingendes Deutsch zu sprechen.

Ich falle mit dem Gedanken ins Bett: „Kinder, es würde euch auch gefallen, das Mayaland.“ Der monotone Brummton des Ventilators bewirkt ein schnelles Einschlafen, während das Gerät seinem eigentlichen Zweck nachkommt und für etwas Erfrischung sorgt. Aber auch das Trocknen der gewaschenen Sachen wird gleichzeitig mit erledigt.

Faszination Mayaland - Eine Tour mit Rucksack und Hängematte

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