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Kommunikation ist auch im Tierreich überlebenswichtig.

Kommunikation ist alles

Kommunikation, sprich der Austausch von Informationen, ist nicht nur für uns Menschen, sondern auch in der Tierwelt für viele Arten geradezu überlebensnotwendig. Schließlich müssen im Tierreich ständig Artgenossen über Futterquellen und Bedrohungen informiert, Geschlechtspartner angelockt und Territorien abgesteckt werden. Tiere können zwar weder per E-Mail oder SMS kommunizieren noch einen Instant-Messaging-Dienst wie Skype nutzen, dafür steht ihnen aber – je nach Tierart – eine ganze Palette anderer, oft ziemlich außergewöhnlicher Kommunikationsarten zur Verfügung.

Das bekannteste Kommunikationsmittel im Tierreich ist die sogenannte Lautsprache: Da wird gebellt, miaut, trompetet, geknurrt, gebrüllt und vor allem gesungen. Die Lautsprache kann dabei ziemlich komplex sein. So verfügen manche Tierarten, wie Vögel, Elefanten oder manche Affen, über ein Lautrepertoire, das sich aus Dutzenden von einzelnen Elementen zusammensetzt. Sogar Krokodile, die ein Gehirn von der Größe einer Walnuss besitzen, können mit bis zu 20 unterschiedlichen Lauten miteinander kommunizieren.

Andere Arten wiederum verfügen lediglich über sehr wenige Laute, können diese jedoch derart kombinieren, dass sogar eine Art Sprache entstehen kann. Am nächsten an eine Sprache im menschlichen Sinn kommen dabei wohl Präriehunde heran. Die nordamerikanischen Verwandten unserer Murmeltiere können, so neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, in einem kurzen Warnpfiff geradezu ein Füllhorn von Informationen unterbringen.

Wir kennen das aus der Welt des Rocks, des Pops und des Schlagers: Man muss als Mann keineswegs wie Brad Pitt aussehen, um bei den Damen Erfolg zu haben, wenn, ja wenn man gut singen kann. Eine Regel, die durchaus auch für das Tierreich gilt. Bei vielen Tierarten sind es die Männchen, die singen, um die Weibchen durch die Qualität ihres Gesanges von ihren anderen Qualitäten zu überzeugen. Ein deutlicher Beweis für diese Tatsache ist der Gesang unserer Vögel. Hier sind es fast ausschließlich die männlichen Tiere, die mit ihrem Gesang gleich zwei Dinge bezwecken: erstens, ihr Revier akustisch gegenüber männlichen Rivalen abzugrenzen, und zweitens, die eine oder andere Vogeldame zu verführen. Und da kommt es nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Quantität an. Männer mit einem großen Gesangsrepertoire haben nach wissenschaftlichen Untersuchungen auch die besten Chancen, von der Damenwelt erhört zu werden. So können etwa besonders gute Sänger unter den männlichen Kanarienvögeln ihre Weibchen allein mit ihrem Gesang dazu bringen, größere Eier zu legen.

Gesangsmäßig sind die Vogelmänner im Tierreich jedoch keineswegs allein. Auch bei vielen Walarten wird gesungen, was das Zeug hält, um eine Herzdame anzulocken beziehungsweise das eigene Revier zu markieren. Das wohl beeindruckendste Liedgut findet man bei den Buckelwalen, deren Gesang – was Aufbau und Komplexität betrifft – nach Ansicht von Experten den Vergleich mit einer Beethoven-Symphonie keineswegs zu scheuen braucht. Ähnliches gilt für die Gesänge von Finnwalen, Orcas und Delfinen.

Apropos Delfine: Vor Kurzem konnten Wissenschaftler zeigen, dass Delfine, die sich ähnlich wie Wale mit Grunzern, Pfiffen und Belltönen verständigen, die einzigen Tiere sind, die sich gegenseitig mit Namen anreden.

Sogar die ganze Familie singt bei den Siamangs, großen Affen, die in den Wäldern Südostasiens zuhause sind. Die Familiengesänge dienen dazu, rivalisierende Gruppen auf akustischem Weg auf Distanz zu halten.

Gesungen wird im Tierreich jedoch auch bei Tieren, bei denen man das auf den ersten Blick mit Sicherheit nicht vermuten würde, nämlich einigen Fischarten. Allerdings werden die Töne von den Meeresbewohnern dabei nicht mit dem Mund, sondern mit der Schwimmblase und anderen Körperteilen erzeugt. Ähnliches gilt auch für einige Insektenarten. So kommunizieren Stechmücken und Grillen über Geräusche, die sie mithilfe ihrer Flügel erzeugen, währen Zikaden in Sachen Unterhaltung auf Geräusche setzen, die sie mit einem „Trommelorgans“ im Hinterleib produzieren.

Was sich Tiere so mitzuteilen haben, bekommen wir Menschen manchmal überhaupt nicht mit. So plaudern Elefanten und Wale mithilfe von Infraschall – niederfrequenten Tönen, die so tief sind, dass sie außerhalb des Hörbereiches von uns Menschen liegen. Was für ein exzellentes Kommunikationsmittel Infraschall ist, zeigen Finnwale, die sich mit dieser „Geheimsprache“ locker über Hunderte von Kilometern verständigen können. Auch die Liebeslieder von Mäusemännern können wir Menschen nicht vernehmen, denn die Nager singen im Ultraschallbereich.

Und wer glaubt, Dialekte und Fremdsprachen wären allein uns Menschen vorbehalten, der muss sich von Affe, Vogel, Wal, Seelöwe und Co. eines Besseren belehren lassen.

Apropos Fremdsprachen: Wissenschaftler haben viele Jahre lang vergeblich versucht, unserer nächsten Verwandtschaft im Tierreich, den Menschenaffen, die menschliche Sprache beizubringen. Aber letztendlich hat die Wissenschaft dennoch eine „Sprache“ entdeckt, mit der wir Menschen ausgezeichnet mit Schimpansen, Gorillas und Co. kommunizieren können – per Taubstummen- oder genauer gesagt Gebärdensprache. Eine Kommunikationsart, die unserer langarmigen Verwandtschaft offensichtlich sehr entgegenkommt und mithilfe derer auch regelrechte „Mensch-Affe-Gespräche“ möglich sind.

Dass Mensch-Tier-Gespräche auch mit Graupapageien funktionieren, bewies der wohl klügste Papagei aller Zeiten: Alex. Der konnte mehr, als nur Gehörtes ohne Sinn und Verstand nachzuplappern. Er war sogar in der Lage, mithilfe der von ihm erlernten menschlichen Sprache nicht nur Wünsche zu äußern, sondern auch Auskunft über seinen Gemütszustand zu geben. Allerdings wurde Alex auch über 25 Jahre lang an einer amerikanischen Universität ausgebildet.

Kommunikationsmäßig kommt es im Tierreich oft auch gewaltig auf die Optik an. Gerade männliche Tiere wollen mit der überbordenden Pracht ihres Fells oder Gefieders oder Statussymbolen, wie Mähne oder Geweih, den Damen signalisieren, dass sie besonders gesund, fit und leistungsfähig sind und dass deshalb nur sie als Partner infrage kommen. Und dabei kommt es manchmal auf Nuancen an. So entscheidet beispielsweise bei Ukari-Affen und Schmutzgeiern der Grad der Gesichtsfärbung, ob ein Bewerber von seiner Auserwählten erhört wird oder nicht.

Chamäleons operieren dagegen mit Farbveränderungen. Die Reptilien mit der langen Zunge verändern ihre Farbe nicht, wie lange angenommen, um sich einem Hintergrund besser anzupassen, sondern um Artgenossen Auskunft über ihren Gemütszustand zu geben: Bunte, grelle Farben weisen auf eine positive Grundstimmung hin, während blasse Farben eher als negative Aussage zur eigenen Befindlichkeit zu deuten sind.

Die hellen Leuchtsignale, mit denen die Glühwürmchen im Frühsommer eine unnachahmliche Stimmung in unsere Wälder zaubern, dienen aber der Partnerfindung.

Bei der Honigbiene findet der Informationsaustausch dagegen per Tanz statt. Sogenannte Kundschafterinnen teilen ihren Artgenossinen per Rund- oder Schwänzeltanz nicht nur detailliert mit, wo sich Nahrungsquellen befinden, sondern auch, wie ergiebig diese sind.

Ein großer Teil dessen, was sich viele Tierarten zu sagen haben, läuft mithilfe von Duftstoffen, sogenannten Pheromonen, ab. Diese chemische Kommunikation hat ein breites Spektrum. Reicht sie doch von einer einfachen Reviermarkierung durch Urin bei Hunden bis hin zu den komplizierten Duftbotschaften, mit denen staatenbildende Insekten, wie etwa Ameisen, miteinander kommunizieren. Per Chemie können nicht nur Liebesbotschaften versendet werden, sondern wird auch einem Rivalen Auskunft über soziale Stellung, Gesundheitszustand und Kampfbereitschaft erteilt. Die chemische Kommunikation funktioniert sogar unter Wasser, wie das „Duftgeflüster“ unserer größten Krebsart, des Hummers, beweist.

Zahlreiche Tierarten setzen gern akustische, optische oder andere Signale ein, um einen Gegner einzuschüchtern. Mit diesen sogenannten Drohgebärden soll Artgenossen oder anderen Tierarten mitgeteilt werden, dass es jetzt besser ist, auf Abstand zu bleiben. Eine der bekanntesten Drohgebärden im Tierreich ist das berühmte Klappern der Klapperschlange, mit dem einem körperlich überlegenen Gegner vermittelt werden soll, dass er bei weiterer Annäherung mit einem tödlichen Giftbiss zu rechnen hat. Echte Allrounder in Sachen Drohgebärden sind dagegen Stachelschweine, die versuchen, einen potenziellen Gegner mit einem ganzen Sammelsurium an Drohgebärden – wie Knurren, Mit-den-Füßen-Stampfen oder einem gepflegten Rasseln mit den langen Stacheln – zu beeindrucken.

Im Tierreich ist es aber auch gang und gäbe, einem Artgenossen oder einem Fressfeind falsche Botschaften zukommen zu lassen. Beispielsweise, indem man sich so raffiniert tarnt, dass man nicht von der Umgebung zu unterscheiden ist, oder indem man Farbe und Gestalt eines gefährlichen Tieres annimmt, um einem Fressfeind zu signalisieren: „Bei mir lässt Du besser die Pfoten weg, sonst kann das schlimm für Dich ausgehen.“ Die Wissenschaft spricht bei diesen Täuschungsmanövern von Mimese und Mimikry.

Viele Tierarten belassen es übrigens keineswegs bei einer einzigen „Sprache“. So steht Katzen beispielsweise ein ganzer Strauß an Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung. Unsere Miezen setzen bei der Verständigung mit Artgenossen nicht nur auf ihre gut entwickelte Lautsprache, sondern auch auf ihre, ebenfalls sehr nuancierte, Körper- und Duftsprache. Sprachliche Multitalente eben.

Gut gebrüllt!

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