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DEUTSCHE WEINSTRASSE

Deidesheim


Blickfang und Zentrum des Ortes Deidesheim ist das Rathaus.

Die »Rieslingstadt an der Weinstraße« wird Deidesheim genannt – viele sehen in dem Winzerort gar die heimliche Hauptstadt der Pfalz. Damit nicht genug, gilt Deidesheim als Heimatort des legendären Saumagens, einer Pfälzer Spezialität, die insbesondere durch Altkanzler Helmut Kohl berühmt wurde.

Vor allem das milde Klima des kleinen Orts – das übrigens charakteristisch für die gesamte Deutsche Weinstraße ist – bezaubert. Wo sonst gedeihen derart prachtvolle Zitronen- und Kiwisträucher sowie Feigenbäume? Und die in diesem herrlichen Klima heimischen Trauben sind natürlich prädestiniert für große Weine. Das Museum für Weinkultur bietet in seiner Dauerausstellung Einblicke in die Kulturgeschichte des Weins.

Untergebracht ist das Museum im historischen Rathaus, das aus dem 16. Jahrhundert stammt. Es ist das Wahrzeichen der Stadt, in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz geführt und zu den bedeutendsten Gebäuden der Pfalz zählend. Das Rathaus am Marktplatz bildet zusammen mit der Pfarrkirche St. Ulrich das Zentrum des historischen Stadtkerns.

Tipp

DIE DEIDESHEIMER GEISSBOCKVERSTEIGERUNG findet jährlich am Dienstag nach Pfingsten statt und ist ein historisches Spiel, dessen Höhepunkt die Versteigerung eines Ziegenbocks darstellt. Die historische Ursache für dieses Spektakel war ein immer wieder aufkommender Streit um das Weideland des Ortes, der im Mittelalter meist vor Gericht endete. Inzwischen ist aus der ernsten Angelegenheit das größte Volksfest der Stadt geworden.

Ein amüsantes Relikt der Geschichte um die Geißbockversteigerung (siehe Tipp) ist der Geißbockbrunnen in der Bahnhofstraße vor der Tourist-Information. Hier wird die Versteigerung mit einem gut gehörnten Bock auf erhöhter Position dargestellt. Im Dekor des Sockels befinden sich die Fabelwesen Elwedritsche. Ein grünes Kleinod ist der Stadtgarten mit mediterraner Terrasse, wo Lavendel, Rosmarin, japanischer Gingko und amerikanische Mammutbäume gedeihen. Im Mittelpunkt befindet sich neben Steintreppchen und Holzbrücken ein kleiner Weiher, und zahlreiche Ratsplätzchen laden zum Entspannen ein.


Eine Trockenmauer umgibt die Heidelöcher.


Herrliche Wachtenburg!

MICHAELSKAPELLE UND HEIDENLÖCHER BEI DEIDESHEIM

Heidenlöcher, ein See, eine Burgruine, Weinberge, eine Einkehr und eine Waldkapelle – das alles befindet sich auf unserer heutigen Wanderung, die nahe dem schnuckeligen Weinstraßenort Deidesheim startet und uns viele verschiedene Eindrücke beschert. Die durchgehende Wegmarkierung ist ein roter Punkt.

ERST CHRISTLICH, DANN KELTISCH

Nachdem wir den etwas versteckt liegenden Parkplatz Sensental gefunden haben, geht es im Uhrzeigersinn los und geradewegs, allerdings bergauf, zum ersten Highlight, der Michaelskapelle. Das kleine Kirchengebäude ist dem Erzengel Michael geweiht. Der beschauliche Ort im Wald mit dem tollen Blick über die Rheinebene würde zu einer Rast an dem schönen, aber oft belegten Picknickplatz einladen, wenn wir nicht erst vor 20 Minuten losgewandert wären … Einer Informationstafel können wir entnehmen, dass die Kapelle auf den Grundmauern einer alten Kultstätte errichtet wurde.

Noch einmal geht es den Hang hinauf, und diesmal sind die Heidenlöcher das Ziel des Anstiegs. Sie liegen auf dem Gipfel des Kirchbergs und wurden im 9./10. Jahrhundert als Fliehburg zum Schutz gegen Überfälle errichtet. Eine noch vorhandene Trockenmauer umgibt das Areal, auf dem einst etliche Häuser standen. Da nicht bekannt ist, wann die Anlage entstand, wurde sie den Heiden zugeschrieben, und wegen der muldenförmigen Vertiefungen, die die eingestürzten Bauten im Waldboden hinterlassen haben, kam der zweite Namensteil hinzu, daher »Heidenlöcher«. Ein interessanter und mystischer Ort!

DIE SEELE BAUMELN LASSEN

Nach dem kleinen Geschichts-Exkurs wandern wir durch einen Kiefernwald und treffen schließlich auf einen breiten geschotterten Weg. Mit nur wenigen Schritten Umweg erreicht man von hier den Basaltsee: Wir biegen rechts ab und folgen an einer weiteren Kreuzung nach rechts einem Weg zum Ufer des Sees. Hier sitzen Wanderer und Spaziergänger, picknicken, lassen sich mitgebrachten Pfälzer Wein schmecken oder genießen einfach das abgelegene Gewässer inmitten der Natur. Der tiefgrüne Balsaltsee wird von steilen Felswänden auf der einen und flachen Ufern auf der anderen Seite umrahmt. Da er in einem Naturschutzgebiet liegt, ist das Baden im See jedoch nicht erlaubt.

WEITERWEG ZUR BURG

Anschließend geht es wieder zurück zu der Kreuzung, bei der wir zum See abgebogen sind. Diesmal wandern wir geradeaus weiter und treffen kurz darauf auf eine markante grüne Bank. An dieser biegen wir scharf rechts ab und folgen einem schmalen Waldpfad sowie der Wegmarkierung »Pfälzer Weinsteig«. Der Pfad geht schließlich in einen geschotterten Weg über, der uns zur Wachtenburg führt. Die einstige, über einen Kilometer lange Wehranlage aus Mauern, Türmen und Gräben ist mit ihren eineinhalb Meter dicken Mauern noch gut erhalten, direkt daneben stehen Reihen von Weinreben. Dank der wunderschönen Ausblicke, die sich von der Burg bieten, wird die Wachtenburg auch »Balkon der Pfalz« genannt.

WEINBERGE UND MANDELBLÜTE

Es geht nun steil hinab in den Ort Wachenheim, in dem wir dreimal rechts abbiegen und an dessen westlicher Seite wir schließlich entlangwandern. Bald schon haben wir den Ort hinter uns gelassen und laufen entlang der Weinberge mit Blick über die Rheinebene. Wir befinden uns auf dem Wanderweg Deutsche Weinstraße. Im sanften Auf und Ab geht es entlang der Waldgrenze und oberhalb des Rebenmeers weiter.


Am Ende dieser Etappe kann man in Thomas’ Waldweinstube wunderbar einkehren, und mit lokalen Spezialitäten und einem Schoppen aus dem Dubbeglas stärken wir uns. Weiter geht es alsdann auf dem Pfälzer Mandelpfad, vorbei an einem Ausblick auf das Weindorf Forst. Unternehmen wir die Wanderung im Frühjahr, genießen wir rundum die blühenden Mandelbäume und gelangen schließlich zurück zum Parkplatz Sensental.


Hier schweift der Blick über das Rebenmeer und den Ort Wachenheim.


Interessanter Steinblock am Ende der Klamm

AUF DEM ESELSWEG – VIELSEITIGE RUNDE VON KÖNIGSBACH

Esel und Geißen begegnen uns auf diesem Weg zwar keine, aber trotzdem bietet die kleine Runde viel Abwechslung: eine beschaulich im Wald gelegene Kapelle, eine tolle Einkehrmöglichkeit und wundervolle Blicke bis in die Rheinebene – und das auf federnden Waldwegen und durch eine Klamm hindurch.

ANDÄCHTIGER START IN DIE STILLE

Vom Wanderparkplatz oberhalb des Wohngebiets von Königsbach marschieren wir direkt in den Wald, der Weg steigt moderat an. Wir gehen entlang eines Kreuzwegs, der uns schließlich zur Klausenkapelle führt. Das kleine Gotteshaus ist geöffnet, und man kann für einen kleinen Obolus eine Kerze anzünden. Um die Kapelle herum befinden sich zahlreiche Rastmöglichkeiten und Picknickplätze.

Durch den schattigen Wald geht es weiter bergauf, bis schließlich ein schmaler Pfad nach links abbiegt. Ab dieser Stelle wandern wir nur noch auf schmalen Waldwegen quer durch die Stille des Pfälzerwalds. Vogelgezwitscher begleitet uns, während wir zwar immer wieder breite Forstwege kreuzen, aber ausschließlich quer dazu eine ganze Weile schmale Wege nutzen. Es geht nun auch deutlich bergab, zuletzt in Serpentinen. Dann treffen wir auf einen Forstweg und sehen zum ersten Mal die Wegmarkierung des Eselswegs, zusammen mit der des Geißbockwegs.


Schöner Blick über die Rheinebene


Wegmarkierung der Wanderung

WALDSCHENKE UND SCHLUCHT

An dieser Stelle wenden wir uns für einen kurzen Abstecher nach links und gelangen zur der sehr empfehlenswerten, schattig gelegenen Waldschenke, die auch unter dem Namen Deidesheimer Hütte bekannt ist und vom Pfälzerwaldverein bewirtschaftet wird. Der einladende und große Außenbereich sowie das deftige Pfälzer Essen laden zur Einkehr ein. Nach der Stärkung in der Hütte geht es zurück zur Kreuzung, bei der wir auf den Eselsweg gestoßen sind. Kurz darauf führen uns steinerne Treppen vom Hauptweg nach links hinab. Nun folgt mein Lieblingsteil der Wanderung: Wir durchqueren die kleine naturbelassene Weinbachklamm, die so romantisch wie wild ist. Ein Bach plätschert neben uns her, den wir über eine Holzbrücke queren. Farn wächst rechts und links des Wegs, und wir freuen uns erneut an der uns umgebenden Stille.

An der Stelle, an der wir die Klamm verlassen, treffen wir auf einen Steinblock, auf dem wir Interessantes über die Geschichte des Eselswegs nachlesen können.


SZENENWECHSEL

Nun verlassen wir die schattige Kühle des Waldes und haben eine schöne Schlussetappe vor uns. An Weinbergen entlang wandern wir mit Blick auf die Rheinebene und das Rebenmeer weiter. Bei guter Sicht ist von hier aus sogar der Königstuhl, der Hausberg Heidelbergs, zu sehen. Von Bänken aus lässt sich der Blick besonders gut genießen – oder von der Terrasse der Waldgaststätte Pfalzblick, die am Ende der aussichtsreichen Wanderung oberhalb der Weinberge auf hungrige Wanderer wartet.

Dann geht es noch einmal in den Wald, und kurz darauf erreichen wir den Ort Königsbach und über einen schmalen Trampelpfad am Rand des Wohngebiets wieder den Ausgangspunkt, unseren Wanderparkplatz.


WANDERN UND KUNSTGENUSS? Geht! Kurz bevor wir wieder den Parkplatz erreichen, befindet sich rechter Hand (bereits im Wohngebiet) das Weinstraßenatelier Ludwig Fellner. Im ehemaligen Wohnhaus des Malers ist ein kleines Museum untergebracht. Gäste können unter dem Motto »Kunst Kaffee Kuchen« das besondere Ambiente des Hauses – inklusive eines schönen Blicks über die Rheinebene – genießen. Öffnungszeiten und Infos unter weinstrassenatelier.de


Wald, Weinberge, Wiese – der Eselsweg ist abwechslungsreich.

AUF EINEN BLICK

Info

STADT/REGION: Deidesheim/Deutsche Weinstraße

BESTE REISEZEIT: Ganzjährig

OPTIMALE REISEDAUER: 2 Tage

TOURISTINFO: Tourist-Service GmbH Deidesheim, Bahnhofstr. 5, 67146 Deidesheim, Tel. 06326/967 70, touristinfo@deidesheim.de, deidesheim.de

SEHENSWÜRDIGKEITEN

MUSEUM FÜR WEINKULTUR: Marktplatz 9, 67146 Deidesheim, Tel. 6326/98 15 61, deidesheim.de/museen.html

HISTORISCHES RATHAUS: Marktplatz 1, 67146 Deidesheim

GEISSBOCKBRUNNEN: Bahnhofstr. 5, 67146 Deidesheim

ÜBERNACHTUNG

KAISERGARTEN HOTEL & SPA DEIDESHEIM: Weinstr. 12, 67146 Deidesheim, Tel. 6326/70 00 77, info@kaisergarten-deidesheim.de, kaisergarten-deidesheim.com €€€

GÄSTEHAUS HEBINGER AM SCHLOSSPARK: Bahnhofstr. 21, 67146 Deidesheim, Tel. 6326/96 52 70, info@hebinger.de, gaestehaus-deidesheim.de €€

FERIENHAUS WEINSCHENK: Neubergstr. 47, 67435 Neustadt an der Weinstraße/Gimmeldingen €€

WOHNMOBILSTELLPLATZ AM WEINGUT MARGARETHENHOF FORST: Wiesenweg 4, 67147 Forst an der Weinstraße, info@margarethenhof-forst.de, margarethenhof-forst.de

MICHAELSKAPELLE UND HEIDENLÖCHER

DAUER: 3 Std.

HÖHENMETER: 280 Hm

LÄNGE: 9,7 km

SCHWIERIGKEIT: Mittel

AUSGANGS-/ENDPUNKT: Parkplatz Sensental

TOURENCHARAKTER: Überwiegend gute begehbare Wege, steiler Abstieg nach der Wachtenburg, Trittsicherheit von Vorteil


Inmitten der Heidenlöcher


Die beschauliche Michaelskapelle


Tolle Schlussetappe auf dem Eselsweg oberhalb des Rebenmeers

BESTE JAHRESZEIT: April bis Oktober

EINKEHR UNTERWEGS: Thomas’ Waldweinstube

AUF DEM ESELSWEG

DAUER: 2 Std.

HÖHENMETER: 180 Hm

LÄNGE: 6,5 km

SCHWIERIGKEIT: Leicht

AUSGANGS-/ENDPUNKT: Wanderparkplatz Klausental

TOURENCHARAKTER: Einfache Wanderung über vorwiegend schmale Waldpfade, mäßige Steigungen, überwiegend schattig

BESTE JAHRESZEIT: April bis September

EINKEHR UNTERWEGS: Waldschenke/Deidesheimer Hütte, Waldgaststätte Pfalzblick

Wochenend und Wanderschuh – Kleine Wander-Auszeiten in der Pfalz

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