Читать книгу 3x4 Pfötchen und das Netz der weißen Spinne - Marion Mollenhauer + Ingrid Siano - Страница 9

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Carlotta bietet jeden Preis

Mittlerweile hatte Familie Graf den Campingtisch, die Stühle, den Picknickkorb und Kailys Kosmetikköfferchen aus dem Auto geladen und imSchatten eines Baumes abgestellt. Während Lucie Graf auf die Sachen aufpasste, holte Mariella zusammen mit ihrem Vater die Vierbeiner aus dem Auto. „Schau nur, unsere beiden Prinzessinnen liegen wie hingegossen auf ihrem Seidenkissen und sind ganz brav“, lobte Mariellas Vater die beiden Yorkie-Mädchen. „Barny hat sich während der Fahrt aber auch vorbildlich benommen“, sagte Mariella. Sie legte Barny eine rote Leine an, was dieser sich leise grummelnd gefallen ließ. Er war ja schon froh, dass nicht auch noch Strasssteine an seinem Halsband funkelten. Die Glitzerhalsbänder waren, Gott sei Dank, den beiden Mädchen vorbehalten. Während Olivia und Kaily, die ihren Streit schon vergessen hatten, mit ihrem Seidenkissen auf dem Tisch liegen durften, machte Barny es sich auf Mariellas Schoß bequem. Zufrieden sahen die drei sich um. Die Hundeausstellung fand in dem märchenhaften Park einer alten Villa statt. Rosen, Hortensien, Oleander und Jasmin blühten und dufteten um die Wette. Uralte Bäume spendeten Mensch und Tier genügend Schatten und man hatte einen phantastischen Blick auf den See, die Berge und die malerischen Städtchen an beiden Seeufern.

Plötzlich störte eine schrille Stimme diese Idylle: „Buongiorno, was kostet der schöne kleine Hund dort auf dem Kissen?“ Die Stimme gehörte einer schlanken platinblonden Frau, die trotz des schönen Wetters eine Pelzstola trug. Auf ihren hohen, bleistiftdünnen Absätzen stöckelte sie um den Tisch herum und berührte mit ihren langen, rot lackierten Fingernägeln Kailys Haarkleid. Kaily quietschte erschrocken auf und wich zurück, Olivia fletschte böse die Zähne, Mariella und ihre Eltern sahen die auffallende Person erstaunt an und Barny sprang hastig von Mariellas Schoß herunter. Grimmig knurrte er ein paar zweifarbige Schuhe an, in denen ein großer Mann mit fettigen Haaren, einer dunklen Spiegelglas-Sonnenbrille und einem Diamantring steckte. Auf dem Arm trug er einen kleinen weißen, traurig aussehenden Pudel. „Das sind die Leute aus der Protz-Limousine“, flüsterte Mariella ihrer Mutter ins Ohr. Rolf Graf erholte sich als Erster von dem überraschenden Auftritt der beiden und sagte: „Scusi, Signora, ich glaube, ich habe Sie nicht richtig verstanden.“ Hochnäsig blickte die Platinblonde auf Barny herab: „Kein Wunder, bei dem ungezogenen Geknurre. Ich fragte, was der kleine Hund dort kostet!“ Während sie sprach, versuchte sie, Kaily auf den Arm zu nehmen. Aber Lucie Graf, die sich jetzt auch gefasst hatte, war schneller und setzte Kaily auf ihren Schoß. „Es tut mir Leid, keiner unserer Hunde ist zu verkaufen! Außerdem möchte ich Sie bitten, die Tiere nicht anzufassen!“, sagte sie sehr bestimmt und warf der erschrockenen Mariella einen beruhigenden Blick zu. Doch die Frau aus der Limousine ließ nicht locker: „Ach, kommen Sie! Alles ist käuflich! Das ist nur eine Frage des Preises.“ Sie schnippte mit den Fingern. „Giovanni, das Scheckbuch!“ Während Giovanni Grasso, dessen fettige Haare seinem Namen alle Ehre machten, ein Scheckbuch aus der Innentasche seiner Chauffeurs-Uniform hervornestelte, griff sie in ihre Handtasche und zog ein dickes Bündel Geldscheine heraus. „Oder möchten Sie lieber cash? Wenn Sie wollen, zahle ich auch bar. Nennen Sie mir eine Summe.“ Ihre Stimme wurde immer eindringlicher. „Ich muss Ihren Hund haben! Es ist das schönste Exemplar auf der ganzen Ausstellung.“ Das war zuviel für Mariella. „Das sind unsere Lieblinge und meine besten Freunde. Das sind keine Exemplare!“, rief sie und drückte Olivia liebevoll an sich. „Papperlapp, sei nicht so vorlaut! Deine Eltern werden sich mein Angebot schon noch überlegen.“ Abermals schnippte die unangenehme Besucherin mit den Fingern: „Giovanni, meine Visitenkarte!“ Der Chauffeur beeilte sich, dem Befehl nachzukommen. „Unter dieser Nummer können Sie mich jederzeit erreichen. Mein Name ist Carlotta Dubiosa.“ Sie legte die Karte auf den Tisch und beugte sich zu Kaily hinunter, die sich auf Lucie Grafs Schoß zusammenrollte. „Wir sehen uns wieder, kleine Schönheit“, versprach sie. Dann blickte sie noch einmal hochmütig in die Runde und stöckelte so schnell von dannen, dass ihr Begleiter kaum Schritt halten konnte. Der kleine traurige Pudel auf Giovanni Grassos Arm blickte sehnsüchtig zur Familie Graf und ihren Vierbeinern zurück.

Am Campingtisch der Grafs war es einen Moment lang mäuschenstill. Schließlich sagte Mariella mit leiser Stimme: „Ihr müsst mir versprechen, dass ihr Kaily nie, nie verkauft. Und Olivia und Barny auch nicht, ganz egal wie viel Geld ihr dafür bekommt!“ Lucie Graf nahm ihr Töchterchen beruhigend in die Arme.„Aber Kindchen,wir würden doch niemals eines unserer Tiere verkaufen. Dazu haben wir die drei kleinen Racker viel zu lieb. Komm jetzt, wir müssen Kaily für ihren großen Auftritt vorbereiten.“ Rolf Graf schüttelte nur den Kopf und brummelte verärgert vor sich hin: „Merkwürdige Leute gibt es ...“ Auch die vierbeinigen Mitglieder der Familie waren teils verwundert, teils verärgert. „Was bildet diese Frau sich ein, mich mit ihrem hässlichen, langen, roten Fingernagel zu pieksen!“ Aus Kaily sprudelte empört alles hervor, was ihr an Carlotta Dubiosa nicht gefallen hatte. „Habt ihr das eklige Parfum gerochen und das tote Tier, das sie um die Schultern gelegt hatte, und fast hätte sie mich auch noch auf den Arm genommen, igitt!!“ Sie schüttelte sich so sehr, dass ihre perlenbesetzte Schleife ein wenig verrutschte.

Olivia war ausnahmsweise ganz ihrer Meinung. „Das waren zwei sehr unangenehme Menschen“, stellte sie fest. „Wir können froh sein, dass unsere Zweibeiner so lieb sind. Habt ihr den kleinen traurigen Pudel gesehen? Der hat mir so leid getan. Den haben sie bestimmt auch irgendwo gekauft.“

„Wieso auch“, ereiferte sich Kaily. „Du hast doch gehört: Mich können sie nicht kaufen.“

„Ja, leider“, konterte Olivia und zwinkerte Barny mit einem Auge zu. Der setzte sich schnell zwischen die beiden, bevor die aufgebrachte Kaily auf ihre Schwester losgehen konnte. „Sei nicht sauer, Olivia hat nur Spaß gemacht. Wir wüssten doch gar nicht, was wir ohne dich tun sollten“, schmeichelte er. Olivia verdrehte die Augen und murmelte etwas, das sich wie „oller Süßholzraspler“ anhörte. Aber Kaily war beleidigt und drehte ihnen den Rücken zu. „Merkwürdiger Spaß“, zischte sie über die Schulter. Dann sprang sie auf Mariellas Schoß und schmiegte sich an sie. Mariella streichelte Kaily liebevoll. „Bestimmt hast du genau verstanden, was die Frau wollte. Aber du brauchst keine Angst zu haben, wir würden dich niemals gegen ein paar Geldscheine eintauschen“, sagte sie. Dankbar gab Kaily ihr einen Kuss auf die Nase und hielt ganz still, als Mariella die verrutschte Schleife richtete.

„Hör mal, Olly!“ Barny, der mit Olivia unter dem Tisch saß, flüsterte, so dass Kaily ihn nicht hören konnte. „Hilfst du mir, auf unsere kleine Diva aufzupassen? Wer weiß, was diese Leute im Schilde führen.“ Olivia sah ihn erstaunt an: „Ja, klar helfe ich dir. Aber übertreibst du nicht ein bisschen? Denkst du etwa, die würden ihr etwas antun?“

„Ich weiß nicht, was die im Schilde führen. Es ist nur so ein Gefühl, aber dieser fettige Kerl mit den schwarz-weißen Schuhen ist gefährlich. Das rieche ich.“ Die beiden legten sich unter den Tisch und beobachteten aufmerksam ihre Umgebung, während Kaily ein letztes Mal vor ihrem großen Auftritt gekämmt wurde.

3x4 Pfötchen und das Netz der weißen Spinne

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