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Fischalarm im Schwimmbad

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Wie versprochen fuhren wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück ins Hallenbad. Ulli, der Nachbarsjunge, kam auch mit. Matti und Ulli waren gleich alt. Sicherlich hatten sie sich viel zu erzählen, denn Ulli wurde ebenfalls eingeschult. Ich war gespannt, was Matti alles im Wasser dazugelernt hatte, denn Ulrike, seine Mutter, war Schwimmtrainerin. Übrigens, eine sehr gute. Das sage ich nicht, weil sie meine Tochter ist, das sage ich, weil ich schon vielen Trainern zugesehen habe, und sie macht es mit Abstand am besten. Mir hatte sie sogar noch mit sechzig Jahren das Kraulen beigebracht. Mittlerweile kraule ich richtig gut.

Im Brustschwimmen habe ich mich, dank Ulrike, auch noch verbessert.

Die Jungs hatten keine Lust auf die Familienkabine. »Wir sind doch keine Babys«, meinten sie erbost, »wir ziehen uns allein um.« Und schon steuerten sie auf die Männerkabine zu.

»Dann treffen wir uns im Bad!«, rief ich ihnen nach.

»Jupp«, hallte es zurück.

Es war ziemlich voll. Kein Wunder, wir hatten ja Ferien. Die Jungs warteten bereits auf mich.

»Oma«, bombardierte mich Matti, »wir gehen erst mal rutschen und nach draußen.«

»Gut, dann schwimme ich ein paar Runden. Und nachher machen wir Wettschwimmen und Kopfsprung. Und guckt mal, was ich mitgenommen habe!«

»Flossen!«, rief Matti, »Mann, du bist klasse! Wir gehen jetzt aber erst einmal rutschen. Tschüss, bis nachher!«

Toll wäre, wenn ich dreißig Bahnen schaffe, schoss es mir durch den Kopf, aber zwanzig wären auch okay.

Ich setzte mich an den Beckenrand, ließ mich ins Wasser gleiten und stieß mich heftig mit den Füßen ab. Durch die Schwimmbrille, die ich trug, konnte ich unter Wasser alles wunderbar beobachten. Ich wollte gerade mit der zwanzigsten Runde beginnen, als ich Matti schreien hörte: »Hilfe, da sind Riesenfische im Wasser! Macht doch was! Warum macht denn keiner was?«

Dann sah ich es auch. Vier oder fünf riesengroße Fischschwanzflossen. Sie blieben dicht beieinander. Es sah nach einer Familie aus. Ein sehr großer, also der Vater, dann etwas kleiner die Mutter und die drei noch kleineren Kinder. Sie spielten miteinander. Tauchten auf den Grund des Beckens, schossen pfeilartig wieder nach oben, prusteten Unmengen von Wasser durch die Gegend und gaben merkwürdige Töne von sich.

Am Beckenrand hatte sich eine Menschenmenge versammelt, die alle ins Wasser starrten. Es war verdammt still in der Halle. Die Kinder klammerten sich an ihre Eltern oder wollten auf den Arm. Sie hatten Angst. Auch Matti rief nach mir. »Oma Mari!«, rief er immer und immer wieder. Seine Stimme klang ebenfalls verängstigt.

»Ja, ich komme!«, schrie ich zurück. »Gleich bin ich bei dir, du brauchst keine Angst zu haben.« Ich stieg aus dem Wasser, rannte zu ihm und schloss ihn in die Arme.

Auch Ulli suchte Schutz bei mir. Mehrere Bademeister waren herbeigeeilt. Einer rief: »Ruhe, bitte bleiben Sie ruhig, hier gibt es keine Fische, selbst wenn es zurzeit so aussieht. Das klärt sich gleich alles.«

Der Fischschwarm war gerade von Neuem dabei aufzutauchen, als ein Bademeister einen Kopfsprung ins Wasser machte. Er trieb sämtliche Fische an den Beckenrand.

In dem Augenblick erkannte ich, dass es Nixen waren. Die trugen Anzüge mit einer Schwanzflosse. Wer sich in so einem Anzug schnell im Wasser bewegt, sieht im ersten Moment, und vor allem, wenn man nicht genau hinsieht, wie ein Fisch aus. Matti war auf diese Nixenanzüge hereingefallen.

»Seht ihr«, sagte einer der Bademeister, »es sind keine Fische.«

Ein anderer zog eine Nixe nach der anderen aus dem Wasser, und sie mussten ihre Anzüge ausziehen. Es waren alles Mädchen.


Eine davon war die große Schwester von Ulli. Sie kam auf ihren kleinen Bruder zu und meinte: »Du kennst doch meinen Anzug, hast du mich nicht erkannt?«

»Nein«, flüsterte Ulli mit hochrotem Kopf, »und außerdem warst du nicht allein.«

»Ne, heute war ich mal mit meinen Freundinnen hier, aber die kennst du doch.«

Ich muss dem armen Ulli helfen, dachte ich. Darum zog ich die Jungs zur nächsten Bank. Während ich mich setzte, zwinkerte ich der Schwester zu. Laut sagte ich: »Wie gut, dass es keine echten Fische waren. Was haltet ihr davon, wenn ihr zwei jetzt um die Wette schwimmt?«

»Au ja!«

Gemeinsam gingen wir zum tiefen Becken. Sie sprangen ins Wasser, hielten sich am Beckenrand fest, und ich sollte – Auf die Plätze fertig los – sagen. Ich war der Schiedsrichter.

Es wurde ein fairer Wettkampf. Mal lag Matti vorn, dann wieder Ulli. Am Ende schlug Matti doch als Erster an.

Als die beiden wieder neben mir standen, sagte ich: »Nun möchte ich noch euren Kopfsprung sehen.«

»Ich kann noch keinen«, erwiderte Ulli mit gesenktem Kopf.

»Dafür kann ich es umso besser«, rief Matti.

»Angeber!«

»Ach nee, Jungs, nicht streiten. Mattis Mutter ist Schwimmtrainerin, da wäre es eher merkwürdig, wenn er keinen Köpper könnte.« Zu Matti gewandt meinte ich: »Jetzt zeig mal, was du kannst!«

Was ich dann zu sehen bekam, war beinahe perfekt. Ich klatschte vor lauter Begeisterung Beifall.

»Oma«, kam es zaghaft von Matti, »ich bin auf einmal ziemlich müde. Können wir nach Hause fahren? Ich will mit dir kein Wettschwimmen mehr machen, auch wenn ich das gestern gesagt habe.«

»Ja, kommt, ihr zwei, zu Hause wartet ein leckeres Mittagessen auf uns. Ulli, wenn du willst, kannst du mit uns essen.«

»Was gibt es denn?«

»Gemüseeintopf, magst du das?«

»Ja, sehr sogar.«

»Na, dann los, wir treffen uns am Eingang.«

Diesmal war ich die Erste. Die Jungs staunten, und einer meinte: »Du hast wohl nur die Hälfte angezogen?« Dabei warf er einen Blick in meine Tasche.

Nach dem Mittagessen machte ich ein kleines Nickerchen. Die zwei legten sich im Garten auf eine Decke.

Gegen 15:00 Uhr weckten sie mich mit den Worten: »Wir haben Durst.«

Ich kochte für alle Kakao, und dazu gab es selbstgebackenen Kuchen.

Dann fragte Matti: »Oma Mari, was ist eigentlich alles auf deinem Dachboden? Darf ich morgen da mal ein bisschen rumschnüffeln? Bei uns kenn ich schon alles. Das Meiste ist alt oder kaputt. Da bringt das Gucken keinen Spaß mehr. Bei dir war ich aber noch nie oben.«

»Meinetwegen. Aber so spannend ist es da auch nicht. Ach, warte mal, mir fällt da gerade was ein. Es gibt da oben sogar etwas sehr Spannendes. Wenn du das findest … Ich bin gespannt, was du dazu sagst. Jetzt geht noch ein bisschen raus, und heute Abend spielen wir beide Mensch, ärgere dich nicht, mal sehen, wer da gewinnt.«

Oma Mari und der Flaschengeist

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