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25. Juli 1995, Dienstag, 7.55 Uhr Polizeipräsidium Essen

Alle vier waren im Büro angekommen und wie meistens kochte Petra Kaffee. Lüppi wollte das Neuste erzählen und bat Heike, Karin und Hans zu holen. Als die beiden da waren, erzählte er, was Theo ihm und Torti erzählt hatte. Den Zettel legte er auch auf den Tisch. Alle staunten darüber, da ihnen so etwas auch noch nicht untergekommen war oder sie von etwas derartigem gehört hatten. Alle sechs setzten sich zusammen und Lüppi wollte wissen, was das denn für fünf Firmen seien, bei denen schon Brandanschläge verübt worden waren.

„Das sind kleinere Firmen“, antwortete Karin. „Hans, du hast doch die Liste.“

„Ein Malerbetrieb, eine Klempnerei, eine Tischlerei und zwei Dachdeckerbetriebe“, gab Hans an.

„Das sind alles Handwerksbetriebe“, stellte Lüppi fest.

„Stimmt, hast recht, aber mal was anderes“, sagte Karin. „Was macht denn jetzt euer Bekannter?“

„Ich habe ihm geraten, er soll seinen Wagen bei sich auf dem Hof parken und nicht an der Straße wie sonst, so dass er ihn sehen kann“, antwortete Lüppi.

„Und, hat er vor, einen Zettel hinter den Scheibenwischer zu legen?“, fragte Karin.

„Ja, ich habe ihm gesagt, er soll eine Frage draufschreiben. Zum Beispiel so etwas wie, was die anderen denn so spenden würden, er hätte keine Ahnung von solchen Dingen.“

„Oh, oh“, sagten Heike und Karin gleichzeitig.

„Den Zettel, den dein Bekannter hinter dem Scheibenwischer gefunden hat, finde ich grundsätzlich aber sehr merkwürdig“, sagte Hans.

„Das muss ich aber auch sagen. Welcher Mensch schreibt einen solchen Zettel denn mit der Hand?“, fragte Karin.

„Einer, der sich sehr sicher ist oder…“, fing Lüppi den Satz an, hörte aber mittendrin auf. Petra führte ihn fort.

„Oder sehr naiv ist.“

„Könnt ihr euch einen Reim darauf machen?“, fragte Heike in die Runde.

„Die Frage, die sich jetzt stellt ist doch, ist das da“, sagte Gördi und zeigte mit dem Finger auf den besagten Zettel. „Ein Einzelfall oder haben alle Handwerksbetriebe so einen Spendenaufruf erhalten?“

„Und was haben sie dann gemacht?“, fragte Petra.

„Na, wahrscheinlich gar nichts“, vermutete Lüppi.

„Genau. Die haben alle gedacht, was soll das denn und haben es ignoriert“, spekulierte Karin.

„Das sollten wir unbedingt in Erfahrung bringen“, meinte Gördi.

Das Telefon von Heike schellte. Sie stand auf und ging dran. Es war der wachhabende Kollege aus der Wache von unten. Er suchte Karin und Hans.

„Du, die zwei sind hier bei uns“, sagte sie dem Kollegen.

„Dann richte den beiden bitte aus, es ist eine Streife auf dem Weg nach Kray zu der Firma ‚Sanitär und Heizung Birnbaum‘. Da hat es in den frühen Morgenstunden gebrannt.“

„Nein, nicht noch eine Firma“, erwiderte sie.

Danach war das Gespräch beendet.

„Wo hat es gebrannt?“, fragte Karin.

„Bei einer Firma Birnbaum in Kray.“

Lüppi und Gördi sahen einander an und Gördi sagte.

„Da ist er wieder, unser Freund, der Wilfried Birnbaum.“

„Was ich schon seit langem immer wieder sage, es kommt immer alles wieder. Hast du erst einmal mit jemanden zu tun, begegnet er dir mindestens noch ein zweites Mal“, sagte Lüppi.

Daraufhin erzählte Gördi den anderen kurz von dem Fall mit Firma Birnbaum. Und Lüppi schilderte die spezielle Art von dem Chef Wilfried Birnbaum.

(Kommissar Lüppi, Band 1)

„Ist doch auffällig, dass alle fünf Firmen und jetzt sechs, immer Handwerksbetriebe sind“, sagte Lüppi und sah nachdenklich aus.

„Stimmt“, bestätigte Hans und sah zu seiner Karin.

„Haben wir so nicht betrachtet“, gab sie zu.

„In Ordnung, dann fahrt ihr zwei zur Firma Birnbaum“, sagte Lüppi, wobei er Hans und Karin ansah und sich dann zu Petra wandte. „Und du Petra, fährst bitte mit nach Kray. Das ist ein Thema, was du noch gar nicht kennst. Ich fahr noch einmal zu Uwe und Mark Kirchheim.“

„Und wir zwei hören mal bei den anderen fünf Betrieben nach, ob die auch Zettel hinter den Scheibenwischern hatten“, sagte Gördi und Heike nickte zustimmend. Nach ein paar Minuten waren alle vier weg. Heike und Gördi telefonierten mit den fünf Chefs, zumindest versuchten sie es. Viel Erfolg hatten sie damit nicht. Nachdem sie von fünf Firmen nur eine erreicht hatten, kamen sie auf die Idee, woran es lag.

Dienstag, 9.10 Uhr Essen Kray

Die drei kamen auf dem Firmenhof an. Die Feuerwehr war dabei einzupacken und Karin erkannte den Oberbrandmeister, der auch beim letzten Brand dagewesen war. Sie ging auf ihn zu, Hans und Petra folgten ihr. Nach einem hallo, erfuhren sie, der Brand war im hinteren Teil der Werkstatt ausgebrochen.

„Der Schaden hält sich noch in Grenzen. Zum Glück hat einer der Mitarbeiter letzte Nacht schlecht geschlafen und war wesentlich früher hier als erwartet. Er konnte das Schlimmste verhindern.“

„Danke schön“, sagte Karin. „Dann sollten wir mal mit dem Herrn reden.“

„Der Mitarbeiter steht da vorne, bei dem Älteren“, sagte der Oberbrandmeister und zeigte mit dem Finger in die entsprechende Richtung.

Als sich die drei den beiden näherten, hörten sie, dass der ältere Mann sich bei dem jüngeren über das frühe Kommen beschwerte und ihm Vorwürfe machte. Petra fand die Vorwürfe unangebracht, da laut der Feuerwehr er es ja gewesen war, der einen großen Brand verhindert hatte.

„Guten Morgen, Kriminalpolizei“, sagte Karin so laut, dass der ältere Mann aufhörte weiter zu reden. „Ich bin Kriminalhauptkommissarin Karin Möller, von der Kriminalinspektion 1.“

Mit dem letzten Wort standen die drei bei den beiden.

„Das sind die Kollegen Kriminalhauptkommissar Hans Groß und Kriminalkommissarin Petra Wilkerling. Mit wem haben wir das Vergnügen?“

„Wilfried Birnbaum, ich bin der Chef hier. Was möchte die Kripo denn hier?“

„Und wie heißen Sie?“, fragte Karin den jüngeren und beachtete die Frage nicht.

„Antworten Sie mir, ich habe Sie etwas gefragt“, entgegnet Herr Birnbaum.

Karin sah ihn an, schüttelte ihren Kopf und sah wieder zu dem jüngeren Mann. Petra holte den karierten Block und einen Bleistift aus der Tasche und fing an mitzuschreiben.

„Und?“, fragte sie.

„Ich bin Jens Metzer.“

„Herr Metzer, Sie haben den Brand bemerkt?“

„Ja, ich war heute Morgen ungefähr…“, weiter kam Jens Metzer nicht, da er von seinem Chef unterbrochen wurde, der nun endlich eine Antwort auf seine Frage haben wollte.

„Herr Birnbaum, lassen Sie bitte Herrn Metzer aussprechen und zudem können Sie sich Ihre Frage selbst beantworten“, antwortete Karin recht resolut.

Hans, der nie viel sagte, stellte sich dicht neben Herrn Birnbaum, der ihn daraufhin ansah.

„Sprechen Sie bitte weiter“, bat Karin Herrn Metzer.

„Ich war also früher hier und habe, als ich die Halle betrat, den Rauch gesehen. Mit zwei Feuerlöschern habe ich zuerst das größte gelöscht und dann die 112 gewählt.“

„Ja, Klasse“, sagte Hans und schlug Herrn Birnbaum auf die Schulter. „Da freut sich doch Ihr Chef bestimmt, oder?“

Dabei sah er ihn provozierend an. Herr Birnbaum hatte damit nicht gerechnet und sagte nur. „Ja, war total gut.“

Mehr kam nicht von ihm. Karin bat ihn in sein Büro. Der Chef weigerte sich, er würde ja behandelt wie ein Verbrecher und beschwerte sich lautstark.

„Wir können Sie auch mit zum Präsidium nehmen. Unser Chef, Kommissar Lüpke, freut sich bestimmt, Sie wiederzusehen“, sagte Karin.

„Was wollen Sie denn von mir?“, fragte Herr Birnbaum nach.

„BÜRO“, sagte Karin in einem nicht mehr freundlichen und nicht leisen Ton, dabei zeigte sie auf das Gebäude.

Der Chef ging vor, die drei folgten ihm.

Dienstag, 9.20 Uhr Essen Industriegebiet

Lüppi hatte vorher seinen alten Schulfreund angerufen und stieg nun vor der Firma ‚Fenster und Türen Müller‘ aus seinem Mercedes. Er betrat die Halle und sah Uwe in seinem Büro sitzen. Dieser stand auf und kam ihm bis zur Bürotür entgegen. Eine freundschaftliche Begrüßung folgte und nachdem sich beide gesetzt hatten, erzählte er Uwe von dem Zettel, den Theo an seinem Auto gefunden hatte. Uwe Müller kannte Theodor Gränz genauso gut wie die anderen beiden der Vierergruppe. Das waren Horst Vollmer, der Leiter der KTU und Thomas Denglert, Mitarbeiter beim BKA. Lüppi fragte ihn, ob sie auch einen Spendenaufruf bekommen hätten.

„Ich weiß von keinem“, antwortete er und nahm den Hörer von seinem Telefon in die Hand.

Er wählte eine dreistellige Nummer.

„Hallo ihr zwei, kommt ihr mal bitte zu uns?“

Dann hing er wieder ein. Wenige Augenblicke später kamen Michaela und Mark in das Büro von Uwe. Aber auch sie sagten das Gleiche. Auf die Frage von Lüppi, ob die beiden Kollegen Frank und Werner etwas wissen könnten, antwortete Michaela, dann hätten sie ja was gesagt.

„Na, vielleicht haben sie einfach nichts davon erzählt“, überlegte Lüppi laut.

„Ausgeschlossen, es gibt keine Geheimnisse bei uns“, erwiderte Mark.

„Und bei so etwas schon gar nicht“, ergänzte Michaela.

„Und wenn dann hätten wir Lorenzo und Salvatore damit beauftragt“, sagte wiederrum Mark.

Lüppi wollte wissen, wer denn die beiden seien. Mark erzählte ihm, das die beiden eigentlich Mitarbeiter von ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ wären, aber dauerhaft für das Rennteam zur Verfügung ständen. Auf die Frage, was denn die Aufgabe der beiden sei, erfuhr er, sie wären so eine Art private Sicherheitsfirma. Zwei Männer, die italienischer Abstammung wären, die im legalen Bereich Probleme beseitigen würden.

„Wieso habt ihr dann die Firma ‚Wachschutz Breitschläger‘ beauftragt?“, wollte Lüppi erfahren.

„Weil Lorenzo und Salvatore ja mit nach Diepholz waren und wir den beiden keine dauerhafte Nachtschicht zumuten wollten“, sagte Uwe. „Außerdem habe ich das mit Alessio und Antonio auch so abgesprochen.“

„Wer bitte ist Alessio und Antonio?“

Lüppi bekam die Familie Lombardi erklärt. Das Rebecca und Alessio Lombardi die Eltern von Giuseppe wären und Sofia und Antonio Lombardi die Eltern von Francesca und Giovanni. Alessio und Antonio wären Brüder aus dem süditalienischen Kalabrien. Mit ihren Frauen zusammen hätten sie den Großhandel gegründet, der gut laufen würde. Das kam Lüppi bekannt vor, da Thomas Denglert, vom BKA, ihm das erzählt hatte als er das letzte Mal für ein paar Tage bei Torti und ihm zu Besuch war.

„Also, fassen wir mal zusammen. Sie gehen davon aus, Ihre Freunde haben nichts gesagt und dann heißt das, es hat auch nie einen Zettel mit irgendeiner Aufforderung existiert, richtig?“, fragte Lüppi noch einmal nach.

„Maddin“, sagte Uwe zu Lüppi. „Ihr könnt euch doch duzen, warum sagt du sie?“

„In Ordnung“, kam seine Standardantwort und sagte weiter. „Mich nennen alle Lüppi.“

Er hielt den beiden die Hand hin. Mark und Michaela nahmen sie und boten ihm auch das du an, nur Uwe wollte weiterhin bei dem alten Spitznamen bleiben und sagte weiter Maddin. Lüppi erzählte den dreien von den anderen Brandanschlägen und dass es sich um sechs Handwerksfirmen handeln würde. Mark stellte fest, laut Zeitungbericht, wäre es bis dahin zu keiner Gewalttat gekommen.

„Vielleicht hat der Tod von Herrn Pader die Täter so geschockt, dass die jetzt mit den Brandanschlägen aufhören“, überlegte Mark laut.

„Nein, das ist es nicht. In Kray hat es heute Nacht schon wieder gebrannt und wieder ein Handwerksbetrieb.“

Es folgte eine Minutenlange Unterhaltung bis Lüppi bat, er wolle sich noch einmal nebenan im KFZ-Betrieb umsehen.

Dienstag, 9.42 Uhr Essen Kray

Im Büro angekommen stellte Karin weiter die Fragen.

„Wie erklären Sie sich den Brand?“, fragte sie Herrn Birnbaum.

„Ich gar nicht, ich bin nämlich kein Feuerwehrmann.“

„Sie haben also keine Idee wie das Feuer ausgebrochen sein könnte?“

„Nein, mein Gott.“

„Ruhig, nicht laut werden, sonst machen wir gleich mit“, sagte Hans und schaute dabei grimmig.

„Lagerte an der Stelle eine brennbare Flüssigkeit?“

„Nein, was soll das denn auch gewesen sein?“

„Wissen wir doch nicht, wir sind ja keine Klempner.“

Herr Birnbaum verzog sein Gesicht.

„Sind Sie erpresst worden oder haben Sie eine Aufforderung erhalten, jemandem etwas zahlen zu sollen?“

„Nein und noch mal nein. So, war es das jetzt? Ich muss heute noch was tun, ich bekomm mein Geld nicht von den Steuerzahlern.“

„Ich geh mal fragen, ob die Brandursache schon feststeht“, sagte Hans und ging.

Die Unterhaltung wurde danach nicht besser. Petra sagte die ganze Zeit nichts und schrieb nur mit. Das gefiel ihm nach einer Zeit nicht und sprach Petra abfällig an. Sie ging zur Tür, schloss diese, drehte sich um und antwortete ihm.

„Mein Chef hat mich ja schon vorgewarnt, dass Sie ein nettes Arschloch wären, aber lassen Sie es sich nicht noch einmal einfallen, so mit mir zu sprechen.“

„Was dann, Mädchen? Was willst du denn dann machen? Kannst du denn eigentlich schon alleine die Waffe halten oder muss man dir dabei helfen?“

„Petra, bleib ruhig. Antworte jetzt nicht“, bat Karin.

„Danke, hatte ich auch nicht vor“, antwortete Petra.

Hans kam zurück und bat die beiden einmal mit vor das Gebäude zu kommen. Es hätte sich etwas Neues ergeben.

Dienstag, 10.05 Uhr Essen Frillendorf

Heike und Gördi waren inzwischen bei der zweiten Firma angekommen, die sie nicht erreicht hatten. Es war der Dachdeckerbetrieb ‚Schmaler´s schnelle Dachpfanne‘. Der Inhaber war eigenhändig dabei mit seinen zwei Mitarbeitern verbrannte Gegenstände in zwei Container zu schmeißen.

„Guten Morgen“, grüßte Gördi und stellte Heike und sich vor.

„Morgen, ich bin Jörg Schmaler, was kann ich für Sie tun?“

„Wir haben eine wichtige Frage an Sie, die Sie uns bitte wahrheitsgemäß beantworten“, bat Gördi.

„Und, die wäre?“

„Haben Sie eine Aufforderung bekommen eine Art Spende zu leisten oder sind Sie erpresst worden?“

Herr Schmaler schaute kurz irritiert und antwortete dann.

„Nein… nichts dergleichen.“

Die zwei Mitarbeiter sahen ihren Chef an und Heike konnte sehen, es stimmte nicht.

„Herr Schmaler“, sprach Heike ihn an. „An den Gesichtern Ihrer Angestellten können wir sehen, das war nicht die Wahrheit.“

„Mensch, Jörg, sag doch wie es war. Die Arschlöcher haben doch trotzdem die Firma abgebrannt“, sagte einer der beiden.

„Und jetzt bitte noch einmal“, sagte Gördi.

„Na, gut, wenn ihr meint“, sagte der Chef und atmete tief durch. „Ich hatte vor ungefähr acht Wochen einen Zettel im Briefkasten. Darin wurde ich aufgefordert eine Spende zu machen. Die Summe sollte ich auch auf einen Zettel notieren und hinter dem Wischer von dem LKW stecken. Das habe ich auch getan. Den Zettel habe ich zwei Mal neu schreiben müssen, weil es die Tage geregnet hat und keiner ihn vier Tage lang abgeholt hat. Dann an einem Wochenende, samstags, war er dann weg. Am Mittwoch darauf war wieder ein Zettel im Kasten. Da stand, es wäre eine viel zu kleine Spende, sie wären sehr traurig und so weiter. Ich habe dann einen neuen Zettel mit der doppelten Summe wieder hinter den Wischer getan. Es hat wieder Tage gedauert, äh, um genau zu sein eine Woche, auch samstags, dann war er wieder weg und es hing ein neuer da. Als ich mittags kam habe ich ihn gesehen. Ich mache samstags immer Büro, müssen Sie wissen. Dann stand da, ich solle es noch einmal verdoppeln.“

„Jörg, sage den beiden doch mal, was das für ein Zettel war“, bat einer der Mitarbeiter.

„Guter Hinweis, Oli. Die Nachricht war auf die Rückseite von einem Kassenzettel geschrieben.“

„Haben Sie den Kassenzettel noch?“, fragte Heike.

„Seit dem Brand nicht mehr. Die lagen alle in einer Büroschublade.“

„Können Sie sich noch erinnern, von wo der Kassenzettel war und was gekauft wurde?“

„Das Geschäft war nicht zu lesen, aber gekauft worden war eine Cola, Süßes und Chips.“

„Cola, Süßes und Chips?“, fragte Gördi erstaunt nach.

„Ja, ein Liter, zwei Tüten Bonbons und Lakritz und zwei Tüten Chips.“

„Wie hoch war die Summe, die Sie zum Schluss auf den Zettel geschrieben haben?“

„10.000 DM“, antwortete Jörg Schmaler.

„Viel Geld“, bestätigte Heike.

„Und wie gings dann weiter?“, fragte Gördi.

„Ich habe dann also geantwortet und eine Woche später, wieder samstags, hing ein gelber Zettel am LKW. Der war von einem Kleidungsspendenaufruf. Auf der Rückseite stand, ich soll das Geld in einem Briefumschlag in die Felge des Reservereifens legen. Das habe ich jeden Abend getan, immer wieder in den Reifen gelegt und morgens wieder rausgeholt. Hat dann auch vier Tage gedauert, bis der abgeholt worden war. Es lag da ein neuer Zettel drin, auf dem stand ‚Keine Polizei‘. Als er dann abgeholt worden war, dachten wir drei, dies war es jetzt und dann zwei Wochen später brennt der Betrieb plötzlich ab. Die Versicherung prüft die ganze Zeit und ich weiß nicht, wann die zahlen wollen.“

„Wie waren die Zettel geschrieben?“, fragte Heike.

„Die ersten alle mit Hand, der letzte mit Maschine. Fanden wir irgendwie komisch.“

„Finden wir jetzt auch“, bestätigte Gördi.

„Der Brand ist ohne Vorwarnung gelegt worden?“, wollte Heike wissen.

„Ja und nein, auf dem zweiten Zettel stand, wenn die Summe nicht höher wird, hätte ich keine Firma mehr. Damit sollte dann wohl der Brand gemeint gewesen sein.“

„Warum haben Sie das alles nicht den beiden Kollegen erzählt, die vor uns da waren?“

„Na, weil da stand ‚Keine Polizei‘ und wir drei uns gefragt haben, was wohl als nächstes kommen könnte, wenn wir davon erzählen. Und ganz ehrlich, ob das jetzt gut war, dass wir das jetzt gesagt haben, weiß ich nicht.“

„Wir ermitteln jetzt in sechs Brandanschlägen und wir melden uns wieder bei Ihnen“, sagte Gördi.

Beide bedankten sich und fuhren zum nächsten Betrieb.

Dienstag, 10.20 Uhr Essen Kray

Karin und Petra glaubten nicht, was sie von Hans und dem Oberbrandmeister zu hören bekommen hatten. Alle drei gingen zurück zu Wilfried Birnbaum, der noch immer in seinem Büro saß und telefonierte. Karin bat ihn, das Gespräch zu beenden, was er nach mehrfachem Bitten und entsprechenden Kommentaren zum Gesprächspartner, dann tat.

„Herr Birnbaum, gibt es in Ihrem Betrieb Feueranzünder?“

„Nein, was sollen wir denn damit?“

„Hat es in der Vergangenheit hier mal einen Grillabend gegeben oder etwas vergleichbares?“

„Auch, nein. Was sollen die blöden Fragen denn?“

„Die Feuerwehr hat Reste von einer Schachtel Anzündwürfel gefunden und geht daher von Brandstiftung aus“, sagte Hans.

„Ja, super. Das ist ja toll! Das es Brandstiftung war, hätte ich Ihnen sofort sagen können oder meinen Sie, ich stecke meine eigene Firma an“, sagte Wilfried Birnbaum.

„Wer weiß, hat es alles schon gegeben“, antwortete Karin.

Eine mündliche Reaktion von Herrn Birnbaum folgte nicht, dafür aber ein interessanter Gesichtsausdruck. Die drei verließen das Büro wieder und besprachen sich auf dem Firmenhof.

„Fünf Brandanschläge mit Benzin, was man an der Ecke zu kaufen bekommt und der sechste Fall wird mit Anzündwürfel begangen?“, fragte Karin rhetorisch.

„Passt nicht zusammen“, bestätigte Hans.

„Habt ihr mitbekommen, dass der Herr Birnbaum sich bei dem Herrn Metzer beschwert hat, dass er heute so früh hier war?“, fragte Petra.

„Ja, habe ich“, antwortete Karin und sah zu Hans.

Er sah seine Kollegin und Lebenspartnerin an und fragte sie. „Trittbrettfahrer?“

„Daran habe ich auch gedacht“, bestätigte sie.

„Habe ich dir angesehen“, antwortete Hans.

„Reicht das für einen Durchsuchungsbeschluss?“, fragte Petra die beiden.

„Auf keinen Fall. Der Staatsanwalt lacht uns aus und kommt den restlichen Tag vor Lachen nicht mehr zum Arbeiten“, erwiderte Karin.

„Wie machen wir es dann jetzt?“

„Eine gute Frage. Vielleicht hat Lüppi eine Idee.“

„Gördi hat doch erzählt, dass sie Jens Metzer kennen, was haltet ihr davon, wenn wir ihn mit zum Präsidium für eine Aussage nehmen?“, machte Petra den Vorschlag.

„Eine gute Idee“, antwortete Karin. „Geh du zu ihm und lade ihn für morgen acht Uhr zu euch und Lüppi vor.“

Das machte Petra und ging zu ihm.

„Herr Metzer“, sprach Petra ihn an. „Wir brauchen Ihre Aussage in schriftlicher Form und laden Sie hiermit für morgen acht Uhr im Präsidium vor.“

„Ach, nee, echt jetzt? Ich habe nichts getan“, sagte er entrüstet.

„Machen Sie sich keine Sorgen, wir möchten, dass Sie mit unserem Chef, Kommissar Lüppi sprechen“, sagte Petra und zwinkerte ihm mit ihrem rechten Auge zu.

„Okay! Alles klar, zu Kommissar Lüppi komme ich immer. Ich bin Morgenfrüh da.“

Die drei sahen sich anschließend noch eine Stunde lang in der Firma um, fanden aber nichts Verdächtiges mehr.

Dienstag, 10.40 Uhr Essen Industriegebiet

Mark hatte Lüppi begleitet und ihm fast den ganzen Betrieb gezeigt. Bei Dirk hatte Lüppi sich nach Kerstin erkundigt.

„Alles in Ordnung mit Kerstin?“

„Ja, Lüppi, alles gut. Wir waren gestern Nachmittag bei der Schwangerschaftsuntersuchung. Unser Baby ist gesund hat der Frauenarzt gesagt.“

„Das hört sich doch prima an“, antwortete Lüppi.

Da er ihn aber schon von klein auf kannte, sah er ihm an, da war noch etwas anderes.

„Was ist los? Du hast doch etwas?“, fragte Lüppi.

Dirk wiegelte aber ab, es wäre alles prima. Lüppi glaubte ihm nicht.

„Wenn der Agon Hamit wieder bei euch auftaucht, dann meldet euch bitte sofort bei mir, ja?“

„Ja, machen wir. Ich hoffe aber, er lässt uns jetzt in Frieden.“

Mark machte den Vorschlag, Lüppi noch den Verkaufsraum zu zeigen. Bei den fünf Porsche im Verkaufsraum blieben die zwei länger stehen. Lüppi erfuhr, dass dies fünf Fahrzeuge wären, die bei der großen Diebstahlserie im vergangenen Jahr geklaut worden waren. Die Besitzer wollten die Fahrzeuge nicht mehr zurückhaben, da sie schon die Versicherungssumme ausgezahlt bekommen und sich schon andere Porsche gekauft hatten. Werner hatte den Vorschlag gemacht, die Fahrzeuge von den Versicherungen zu kaufen.

„Diese fünf sind die restlichen von insgesamt zwölf Stück“, berichtete Mark.

„In Ordnung“, antwortete Lüppi und sah ihn fragend an.

„Ja? Du schaust so fragend.“

„Was macht ihr, wenn die auch verkauft sind?“

„Darüber haben wir uns schon Gedanken gemacht. Mit Kontakten der Familie Lombardi haben wir in Italien bereits Fahrzeuge gekauft. Von dort haben wir die ersten älteren Fahrzeuge hier nach Deutschland geholt. Die müssen zum Teil hier und da noch fertig gemacht werden und kommen dann hier rein zum Verkaufen.“

„Die Fahrzeuge sind schon hier?“

„Ja, sechs Stück. Alle mit einem Transporter letzte Woche Mittwoch gekommen.“

„Sechs Autos? Und wo sind die jetzt?“, fragte Lüppi und sah sich um, als wenn er schauen wolle, ob sich in einer Ecke noch sechs Wagen befinden würden.

„In einer alten Halle in Gelsenkirchen. Da, wo wir vorher mit unsrem Rennstall waren.“

„Und die Halle war noch frei oder gehört die euch?“

„Nein, die ist gemietet. Den Eigentümer, Bernd Bender, kenne ich gut. Der hatte noch keine neuen Mieter.“

„Was sind das für Autos? Auch Porsche?“

„Nein, keine Porsche, die würden wir nicht in Italien kaufen. Das sind drei Fiat´s, zwei Lancia und ein Alfa Romeo.“

„Sind die wertvoll?“

„Ein paar Tausend DM, kein Vergleich zu den fünf hier“, antwortete Mark.

„Wer von euch fährt denn nach Italien, um sich die Autos anzusehen und sie zu kaufen?“, fragte Lüppi.

„Das hat Giuseppe gemacht, damit er mal aus dem Familienbetrieb herauskommt. Er kennt sich gut aus.“

„Das ist derjenige, der mit dir zusammen die Rennen fährt, richtig?“

„Ja, genau, Giuseppe Lombardi.“

„Mmh, gut… in Ordnung.“

„Was heißt das?“, fragte Mark und sah Lüppi fragend an.

„Ach, nichts, ich hatte nur mal kurz so einen Gedanken.“

„Verrätst du ihn mir?“, fragte Mark nach.

„Hat sich erledigt, ich habe kurz darüber nachgedacht, ob eure Autokäufe aus Italien im Zusammenhang mit dem Mord stehen könnten. Scheint aber ja nicht der Fall zu sein, wenn die weniger wert sind, als diese fünf Porsche hier. Macht also keinen Sinn, sonst hätte der oder die Täter ja besser die hier mitgenommen.“

Zehn Minuten später verabschiedete sich Lüppi von Mark Kirchheim und fuhr zurück zum Präsidium. Auf der Rückfahrt wurde ihm bewusst, dass es das erste Mal war, das er seit dem Vorfall im Keller von Eberhard Lehmann, alleine unterwegs war. (Kommissar Lüppi, Band 1)

Dienstag, 11.25 Uhr Essen Frillendorf

Heike und Gördi waren bei der dritten Firma angekommen. Es war die Tischlerei Zeuner. Als beide aus dem Sierra gestiegen waren, sahen sie, warum auch hier niemand an das Telefon gegangen war. Eine Halle war ausgebrannt, in der sich auch das Büro befunden hatte. Aus der gegenüber gelegen Halle waren Stimmen zu hören. Dort angekommen schauten sie hinein und sahen vier Leute, die dabei waren sich im eigentlichen Materiallager eine Art Behelfswerkstatt einzurichten. Der Inhaber, Siegfried Zeuner, hatte trotz der Umstände ein Lächeln und Zeit für die beiden. Auch ihn fragten sie, ob er einen Spendenaufruf erhalten hätte.

„Ja, habe ich, vor sechs Wochen“, antwortete Herr Zeuner.

„Und wo war der Zettel?“, fragte Gördi.

„Im Firmenbriefkasten. Habe ich montags gesehen. Muss also am Wochenende hier eingeworfen worden sein.“

„War eine Summe vorgegeben?“

„Nein, zuerst nicht, hinterher schon.“

„Können Sie uns das näher schildern?“

„Die ersten beiden Male war nur, ich solle was aufschreiben. Habe ich gemacht. Beim dritten Mal war es immer noch zu wenig und beim vierten Mal stand da 10.000 DM. Da habe ich gedacht, ja, gehst noch oder was?“

„Was waren die ersten beiden Summen, die Sie aufgeschrieben haben?“

„100 und 120 DM.“

„Was haben Sie auf die 10.000 DM geantwortet?“

„Nichts.“

„Sie haben denen nicht mehr geantwortet?“

„Nein, denn 10.000 DM hätte ich selbst gerne. Vier Kunden haben bis heute nicht ihre Rechnungen beglichen. Das habe ich übrigens bei dem zweiten Zettel geschrieben. Hat die Scheißkerle aber nicht interessiert. Ich habe Außenstände und weiß kaum meine Männer zu bezahlen.“

„Wo sollten Sie die Zettel deponieren?“

„Im Reservereifen von unserem LKW, der im Übrigen mit abgebrannt ist.“

„Dafür, dass Ihnen das alles passiert ist, scheinen Sie aber noch gute Laune zu haben.“

„Ja, habe ich auch. Ich sage Ihnen auch warum“, antwortete Herr Zeuner. „Erstens, habe ich vor sechs Monaten eine neue Versicherung mit höheren Werten abgeschlossen und zweitens kann ich jetzt die Werkstatt so herrichten wie ich das möchte und muss nicht auf meinen alten Herrn hören, der meint, mir reinreden zu müssen.“

„Haben Sie noch irgendwelche Hinweise für uns, die uns bei den Ermittlungen weiterhelfen könnten?“, fragte Heike.

„Nein, ich glaube, ich habe alles erzählt“, antwortete Herr Zeuner.

Ein Mitarbeiter räusperte sich. Beide sahen zu ihm, er schien etwas sagen zu wollen. Sein Chef sprach ihn daraufhin an.

„Chef, können Sie sich noch daran erinnern, der Rentner von gegenüber, hat doch vor einem Monat erzählt, er hätte gesehen wie am Wochenende Kinder mit ihren Fahrrädern hier auf dem Gelände rumgefahren wären?“, fragte der Mitarbeiter.

„Wann genau war das denn?“, fragte Heike.

„Ach, vergessen Sie das, das wusste der alte Herr am Montag darauf, als er es uns erzählt hat, selbst schon nicht mehr, ob es Samstag oder Sonntag war“, sagte Herr Zeuner.

„Wieviel waren es denn?“

„Was hat er gesagt?“, fragte Herr Zeuner seinen Mitarbeiter.

„Vier oder fünf, sagte er.“

„Mit Fahrrädern?“, fragte Gördi.

„Ja, genau“, antwortete der Mitarbeiter.

„Beobachtet der ältere Herr öfter etwas?“, wollte Heike erfahren.

„Eigentlich nicht. Hin und wieder schon mal. Das letzte Mal war vor einem Jahr, als über Pfingsten hier eingebrochen worden ist. Da hat er Ihre Kollegen angerufen. Als die ankamen waren die zwei Täter weg.“

„Interessant, Pfingsten vor einem Jahr.“

Nach ein paar weiteren Wortwechseln verabschiedeten sich die beiden und fuhren weiter.

Dienstag, 12.40 Uhr Polizeipräsidium Essen

Lüppi kam den Gang entlang und wurde auf der Höhe von Eckerhard´s Büro angesprochen.

„Lüppi! Hast du mal einen Moment?“, fragte Eckerhard aus seinem Büro heraus.

Ohne zu antworten betrat er es.

„Setz dich mal bitte“, bat Eckerhard. „Das LKA war hier, wegen Peter Kordes. Der will euch bzw. dich sprechen.“

„Mmh… hätten vielleicht mal vorher anrufen sollen.“

„Habe ich auch gesagt. Der Herr will morgen noch mal kommen“, sagte Eckerhard.

„Wann?“

„Hat er nicht gesagt und ich habe nicht gefragt.“

„Hast du seine Nummer oder einen Namen?“

„Ja, hier“, sagte er und hielt Lüppi eine Visitenkarte hin.

Er nahm sie und fragte. „Hat der da gesagt, was er genau will?“, fragte Lüppi und tippte mit dem Finger auf die Karte.

„Er möchte von dir hören, wie es sein kann, dass er solche brisanten Akten kopieren und mitnehmen konnte.“

„Akten? Das war doch wohl nur ein Blatt Papier. Na, ich ruf da mal gleich an.“

„Frau Doktor hat sich auch gemeldet, du sollst sie zurückrufen und Horst hat an Hand der Patrone den Waffentyp feststellen können.“

„Und, welcher ist es?“

„Habe ich nicht behalten. Ruf ihn an“, sagte Eckerhard.

„In Ordnung“, antwortete Lüppi, stand auf und verließ das Büro.

An seinem Schreibtisch angekommen, wählte er die Rufnummer von Düsseldorf. Es klingelte.

„Waldemar Fahrenholz, Landeskriminalamt.“

„Lüpke, Kriminalpolizei Essen. Sie wollten mich sprechen.“

„Danke, dass Sie anrufen. Ich untersuche den Fall ihres Kollegen Peter Kordes. Ich habe da einige Fragen an Sie.“

„In Ordnung, dann schießen Sie mal los“, antwortete Lüppi.

„Das würde ich gerne in einem persönlichen Gespräch machen.“

„Ist das von Nöten?“

„Auf jeden Fall. Sind Sie morgen im Büro?“

„Ja, wann wollen Sie kommen?“

„Im Laufe des Tages.“

„Genauer bitte, ich kann nicht den ganzen Tag auf Sie im Büro warten.“

„Sie sind doch ‚Erster Kriminalhauptkommissar‘, wenn ich richtig informiert bin. Warum sind Sie dann nicht im Büro?“

„Weil ich auch rausfahre.“

„Das ist aber nicht üblich. Sie müssen doch immer im Büro und für Ihre Kollegen erreichbar sein.“

„Nein, muss ich nicht. Zumindest nicht den ganzen Tag. Zudem haben Sie die Kolleginnen vergessen zu erwähnen. Also Butter bei den Fischen, wann kommen Sie?“

„Das kann ich noch nicht sagen“, meinte Herrn Fahrenholz.

„In Ordnung, es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Sie kommen morgen bis neun Uhr oder Sie müssen hoffen, dass ich dann hier bin.“

„Ich muss auch mit Ihren beiden Kollegen sprechen.“

„Welche Kollegen?“

„Mit den beiden Herren Schwarz und Buhrmann.“

„Frau Buhrmann, nicht Herr. Also dann bis morgen acht Uhr.“

„Wollen Sie mir jetzt vorschreiben, wann ich bei Ihnen zu sein habe?“

„Sie wollen doch etwas von uns, oder? Also, morgen acht Uhr“, sagte Lüppi und hing einfach ein.

Bevor Herr Fahrenholz zurückrufen konnte, wählte er die Rufnummer von Frau Doktor.

„Rechtsmedizin, Sie sprechen mit Frau Dr. Schneider.“

„Hallo, Stefanie.“

„Hallo Lüppi. Schön, dass du anrufst. Die Todesursache bei Olaf Pader ist die Schussverletzung, wie auch schon zu vermuten war.“

„In Ordnung“, kam Lüppi´s Standardantwort.

„Da ist aber noch etwas. Hat zwar nichts mit dem Tod zu tun, möchte ich aber trotzdem erwähnen. Der Tote hatte eine Sehschwäche. Er war stark kurzsichtig. Das merkwürdige ist, er hatte keine Brille und auch keine Kontaktlinsen.“

„Wie kurzsichtig war er denn?“

„Ganz genau kann ich das nicht feststellen“, sagte Stefanie. „Aber ich würde so von circa -9 Dioptrien ausgehen.“

„Wie bist du darauf gekommen?“

„Ich habe Druckstellen von einer Brille auf seiner Nase gesehen, die er bis vor kurzer Zeit getragen haben muss.“

„In den letzten zwei Tagen aber nicht mehr?“

„Nein, die Abdrücke sind einige Tage älter.“

„Also muss er Kontaktlinsen gehabt haben. Kann er die verloren haben, als er erschossen worden ist?“

„Möglich ist das natürlich, aber glauben tue ich das nicht. Ich gehe eher davon aus, er hatte keine.“

„Dann konnte er doch gar nichts sehen.“

„Na, sehen schon, aber sehr unscharf. Du musst dir das so vorstellen, Gegenstände in 30 cm Abstand waren für ihn noch scharf. Alles danach nicht mehr.“

„Ach, du Scheiße, aber wie ist er dann dort hingekommen? So konnte er doch nicht Autofahren?“, fragte Lüppi.

„Das kann ich dir nicht sagen. Das war es von meiner Seite. Den Bericht bekommt ihr morgen.“

„Prima, danke schön“, antwortete Lüppi und hing ein.

Er wählte sofort die Nummer von Horst. Er meldete sich.

„Vollmer, Kriminaltechnische Untersuchungsstelle Essen.“

„Ich bin es, hallo Horst. Hast du schon von den fehlenden Kontaktlinsen gehört?“

„Ja, habe ich, aber suchen können wir die im Container nicht mehr.“

„Warum nicht?“

„Der Container ist heute Morgen abgeholt worden. Das war auch der Grund, warum wir gestern die Bleche mitgenommen haben auf denen er gelegen hat. Und bevor du jetzt fragst, ja, der Container ist wirklich weg. Ich habe schon nachgefragt.“

„Na, Klasse.“

„Ich habe aber etwas anderes für euch. Die Patrone, die ihn getötet hat, hat das Kaliber 9 x 19 mm und ist…“, weiter kam Horst nicht, da Lüppi voreilig war.

„Ah, also ist er mit seiner Dienstwaffe erschossen worden“, stellte Lüppi fest.

„Habe ich auch zu Anfang gedacht, ist aber nicht so. Die Patrone ist nicht aus einer Heckler & Koch, Modell USP Compact abgefeuert worden“, antwortete Horst. „Da wir den Waffentyp nicht zuordnen konnten, habe ich die Patrone gestern noch zum LKA geschickt und die haben sich vor einer Stunde gemeldet.“

„Toll, mach es ruhig spannend“, sagte Lüppi.

„Ich musste auch warten. Also, es ist eine Patrone Kaliber

9 x 19 mm Glisenti. Das war die Standard-Pistolenmunition der italienischen Streitkräfte, 1923.“

„Aha und weiter?“

„Diese Patrone ist ursprünglich für die gleichnamige Glisenti M1910 hergestellt worden, wurde aber auch von der Firma Beretta verwendet.“

„Waffen von Beretta kenne ich, aber Glisenti M1910, sagt mir gar nichts.“

„Das dachte ich mir schon.“

„Mensch, Horst“, sagte Lüppi.

„Die Patrone ist aus einer Beretta M1923 abgefeuert worden.“

„Beretta M1923? 1923 ist das Baujahr, richtig?“

„Gut geraten, Lüppi.“

„Wo wurde die Patrone noch überall verwendet?“

„Nur in Italien. Die Munition ist nicht leicht von den anderen Kalibern 9 x 19 zu unterscheiden. Man kann die Unterschiede schnell übersehen.“

„Das heißt also, die Waffe und die Munition stammen aus Italien, mmh… das macht die Sache eventuell etwas leichter.“

„Ich hatte gedacht, das würde die Ermittlung erschweren?“

„Bei einer Allerweltswaffe wäre das der Fall gewesen, so hilft es uns möglicherweise. Schauen wir mal. Sonst noch etwas? Fingerabdrücke oder so?“

„Ja, Fingerabdrücke haben wir auch untersucht, sind aber wahrscheinlich alle von den Mitarbeitern. Müssen wir noch abgleichen.“

„Was ist eigentlich mit Fingerabdrücken bei den Bränden?“

„Da haben wir welche bei zwei LKW´s. Die haben wir auch mit den dortigen Mitarbeitern abgeglichen. Ergebnis, es sind vier Abrücke für die wir keine Übereinstimmung haben.“

„Wissen das Karin, Hans und die beiden?“

„Ja, natürlich. Wir haben sie informiert.“

„Sag mal, warst du eigentlich heute nicht bei dem Brand von ‚Sanitär und Heizung Birnbaum‘?“

„Nein, waren wir nicht. Wusste nicht, dass es dort gebrannt hat.“

„In Ordnung, dann bis die Tage, Horst.“

Nach einer Antwort von ihm war das Gespräch beendet. Lüppi wählte die Rufnummer von Mark Kirchheim. Es schellte.

„Fenster und Türen Müller, Kirchheim, guten Tag“, war zu hören.

„Lüppi, hallo Mark, ich bin es noch mal.“

„Hallo Lüppi, was gibt es?“

„Hat der Herr Pader eine Brille getragen?“

„Eine Brille? Einen Augenblick mal bitte. Michaela… hat der Pader eine Brille getragen?“, hörte Lüppi Mark seine Frau fragen?“

Sie antwortete ihm, er konnte es aber nicht verstehen.

„Nein, hat er nicht, sagt Michaela“, antwortete Mark.

„Von Kontaktlinsen wisst ihr nichts?“

„Nein, wir haben ihn aber auch nur zwei Mal gesehen. An dem Mittwoch und Sonntagabend.“

„In Ordnung. Das war es schon.“

Dann war auch das Gespräch beendet. Petra kam zurück ins Büro.

Dienstag, 12.55 Uhr Essen Ostviertel

Die vierte Firma, die telefonisch nicht erreichbar gewesen war, befand sich im Ostviertel, unweit von der Innenstadt entfernt. Gördi hielt den Sierra an der Straße an und beide gingen auf das kleine Firmengelände des Malerbetriebs Aschbacher. Auch dort konnten sie sehen, der Betrieb und das Büro existierten nicht mehr. Die Nachbarhalle von einem Kfz-Betrieb hatte auch ein klein wenig von dem Feuer abbekommen. Beide sahen sich um, es war bei dem Malerbetrieb niemand da. Heike machte den Vorschlag mal nach nebenan zu gehen. Dort fragten sie einen von zwei Mechanikern, ob sie ihnen sagen könnten, wo sie den Inhaber Alfred Aschbacher finden könnten.

„Dort drüben vielleicht. Er wohnt in dem leicht gelben Haus“, antwortete er und zeigte auf die gegenüberliegenden Häuser in der Straße.

Die beiden bedankten sich und drückten auf eine der sechs Klingeln. Es dauerte nicht lange und es wurde aufgedrückt. Die Familie Aschbacher wohnte im ersten Stock und konnte vom Wohnzimmer auf den abgebrannten Betrieb schauen.

„Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte sich Alfred Aschbacher.

„Wir möchten wissen, ob Sie auch einen Spendenaufruf erhalten haben?“, fragte Heike.

„Ja, habe ich. Der Wisch lag an einem Montagmorgen im Briefkasten“, antwortete Herr Aschbacher.

„Und wie haben Sie darauf reagiert?“

„Gar nicht.“

„Kamen weitere Aufforderungen?“

„Ja, noch drei Mal. Habe ich aber auch nicht drauf reagiert. Auf dem letzten Wisch stand, ich soll 10.000 DM spenden. Ja nee, ist klar, habe ich gedacht.“

„Wann kamen die anderen drei Aufforderungen denn, auch montags?“

„Montags? Ja, ist richtig, alle habe ich immer montags im Briefkasten gefunden.“

„Die vier Zettel haben Sie nicht zufällig noch?“

„Doch die liegen in meinem Büro. Warten Sie, ich hole sie.“

Wenige Augenblicke später kam er mit vier Zetteln zurück. Beide sahen sich diese an. Alle waren Handschriftlich mit Kugelschreiber und nicht fehlerfrei geschrieben.

„Auch das Deutsch ist nicht gut“, stellte Gördi fest.

Heike sah ihn an und nickte zustimmend. Sie erkundigte sich, ob sie die Zettel mitnehmen dürften. Das durften sie und beide verabschiedeten sich wenig später von Herrn Aschbacher.

Dienstag, 14.38 Uhr Polizeipräsidium Essen

Die sechs saßen zusammen am Besprechungstisch und hatten die Akten und die beiden karierten Blöcke auf dem Tisch liegen. Lüppi sah Petra an, sie sah seine Blicke und fragte ihn, ja, bitte?

„Gehst du mal bitte Eckerhard holen?“

„Du möchtest bestimmt, dass er direkt dabei ist, dann brauchen wir ihn hinterher nicht zu informieren“, sagte sie und Lüppi nickte mal wieder nur.

„Hallo, ihr sechs“, sagte Eckerhard als er eine Minute später nach Petra ins Büro kam.

Er setzte sich dazu und wollte wissen, warum er geholt worden wäre. Lüppi antwortete ihm kurz.

„Damit du hinterher nicht fragen musst, weil dich Kriminaldirektor Bäumler mal wieder ausfragt.“

„Oh, das ist ja so lieb von euch“, erwiderte er. „Was gibt es denn Neues?“

„Genau, was habt ihr denn heute Schönes herausgefunden?“, fragte Lüppi seine drei Kolleginnen und zwei Kollegen.

Heike fing an davon zu erzählen, dass sie nur eine der Firmen telefonisch erreicht hätten.

„Die erste Firma, ein kleiner Dachdeckerbetrieb, hatte auch einen Zettel mit einem Spendenaufruf im Briefkasten. Gezahlt hat die Firma. Eine Summe von 10.000 DM, wie bei den anderen vier Firmen, ist dort nicht angegeben worden. Der Brand wurde nach zwei Wochen des letzten Zettels gelegt.“

Als nächstes berichtete Gördi über die vier Besuche bei den anderen Betrieben.

„Keine der Firmen hat also zuvor von den Spendenaufrufen erzählt?“, fragte Eckerhard.

„Nein, keine“, antwortete Heike.

„Alle haben den Hinweis bekommen keinem davon zu erzählen, da sie sonst sehr traurig würden“, antwortete Gördi.

Als nächstes fragte Petra.

„In welchem Stadtteil ist die erste Firma?“

„Im Westviertel“, antwortete Heike.

„Westviertel, Ostviertel und dreimal Frillendorf“, fasste Karin zusammen und schaute nachdenklich.

„Alle drei Stadteile liegen hintereinander, bis auf die Innenstadt, die zwischen West- und Ostviertel liegt. Sozusagen in einer Reihe“, sagte Gördi.

„Das habe ich auch gerade überlegt“, gab Karin zu.

„Ist uns bis jetzt nicht bewusst geworden“, bestätigte Hans.

„Gördi“, sprach Lüppi ihn an. „Du hast doch einen Stadtplan im Schreibtisch.“

Gördi sagte nichts dazu, stand auf und holte ihn. Auf dem Tisch liegend schauten alle sieben darauf.

„Wo genau sind die fünf Firmen?“, wollte Lüppi wissen.

Karin nahm einen der zwei Bleistifte und machte Kreuzchen an entsprechender Stelle.

„Alle befinden sich an oder in der Nähe einer Hauptstraße“, stellte Lüppi fest.

„Stimmt“, bestätigte Gördi. „Alle Handwerksfirmen sind von einer Hauptstraße aus zu sehen.“

„Ja und was heißt das jetzt?“, fragte Eckerhard.

„Die scheinen nicht bewusst ausgesucht worden zu sein, sondern eher dem Zufall nach“, sagte Heike.

„Das sieht so aus, als wenn sie auf einer Route liegen würden“, sagte Petra und zeigte mit dem Finger auf die Straßenverbindungen vom Stadtteil Westviertel bis Frillendorf.

„Wann sind die Zettel alle in den Briefkästen gefunden worden?“, fragte Eckerhard nach.

„Meistens nach einem Wochenende. Einmal zusätzlich an einem Mittwoch“, antwortete Gördi.

„Keiner hat bezahlt?“, fragte Lüppi nach.

„Doch, der Betrieb ‚Schmaler´s schnelle Dachpfanne‘ hat bezahlt“, sagte Gördi.

„Aber der Herr Schmaler hat auch ausgesagt, der letzte Zettel mit ‚Keine Polizei‘ war getippt worden“, ergänzte Heike.

„Stimmt und“, sagte Gördi, nahm den Notizblock zur Hand und sagte weiter. „Ein Zettel war ein Kassenzettel mit Cola, Süßes und Chips.“

„Cola, Süßes und Chips?“, fragte Lüppi nach und sah sich in der Runde um. „Jetzt wird es aber richtig merkwürdig.“

„Wieso? Die Täter haben halt einen Kassenzettel genommen, das heißt doch nichts“, war Karin der Meinung.

„Also, wir fanden das auch merkwürdig“, bestätigte Heike.

„Nehme ich einen Kassenzettel, wenn ich nichts anderes habe?“, fragte Eckerhard in die Runde.

„Wie würdest du, Lüppi, jetzt sagen, gehen wir das Ganze doch logisch an“, sagte Hans, der sonst nur selten etwas sagte. „Wie Sie, Herr Schuster, schon gerade gesagt haben, wenn ich keinen Zettel habe, nehme ich, was ich finden kann oder was ich gerade habe. Aber jetzt mal in Ernst, ich gehe aber doch nicht zu einem Supermarkt und suche im Müll nach einem Stück Papier.“

„Das sehe ich genauso wie du“, sagte Lüppi.

„Danke schön“, sagte Hans zu ihm.

„Na, gut, ich habe also Chips und Cola gekauft, das mache ich auch immer gerne, wenn Anneliese bei ihrem Damenabend ist. Sie mag es nicht, wenn ich das ‚ungesunde Zeug‘ esse“, sagte Eckerhard. „Aber das macht mich doch nicht besonders verdächtig.“

„Du hast die Süßigkeiten vergessen“, erinnerte Gördi.

„Genau, Süßigkeiten, Chips und Cola, das kaufen doch am meisten Kinder oder Jugendliche, oder wie seht ihr das?“, fragte Petra.

„Jugendliche, das ist es, Petra“, sagte Lüppi und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Petra wusste gar nicht wie ihr geschah.

„Fragt euch doch mal, welche Verbrecher nur an bestimmten Tagen die Strecke fahren. Wenn einer von uns das machen würde, dann würden wir bei nächster Gelegenheit doch bei den Handwerksfirmen vorbeifahren und nicht eine Woche warten, oder?“

„Ja, du wirst recht haben. Es sind Personen, die nur zu bestimmten Tagen dort vorbeikommen und haben dann auch nur kleine Betriebe ausgewählt, die auf der Strecke lagen“, sagte Gördi. „Und eigentlich kommen nur Jugendliche in Frage.“

„Wenn ihr das so sagt, klingt das logisch“, bestätigte Karin.

„Das heißt dann aber auch weiter, es sind Jugendliche, die mit Fahrrad oder Mofas unterwegs sein müssten“, meinte Lüppi.

„Auch das klingt logisch“, bestätigte Karin wieder.

Lüppi schaute erneut auf den Stadtplan.

„Seht mal hier“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf die Haedenkampstraße. „Hier ist der erste Betrieb.“

Dann fuhr er mit dem Finger die Straßen entlang zum zweiten Betrieb im Ostviertel. „Von hier aus kommt man mit dem Fahrrad am besten… hier zu der dritten Firma.“

Er sah die anderen an, sie nickten ihm zu. Er fuhr weiter mit dem Finger am dritten Kreuzchen vorbei. „Und wenn man von der Elisabethstraße in die Ernestinenstraße abbiegt, kommt man auch an den letzten beiden Betrieben vorbei.“

„Und landet in Stoppenberg“, sagte Gördi.

„Genau und auch wenn es hier nicht eingezeichnet ist“, sagte Lüppi und zeigte auf eine bestimmte Stelle. „Aber dort ist ein Sportplatz.“

„Das ist doch der Sportplatz, wo Jens Metzer Fußball gespielt hat, oder?“, fragte Gördi.

„Genau, da war ich vor ein paar Wochen als ich ihn gesucht habe.“

„Gut, dann hätten wir ein mögliches Ziel von unseren jugendlichen Fahrradfahrern, aber woher kommen die denn jetzt… aus Frohnhausen?“, fragte Eckerhard.

„Natürlich nicht. Dann würden sie doch nicht die Haedenkampstraße fahren. Die kommen bestimmt von dort“, antwortete Lüppi und zeigte auf den danebenliegenden Stadtteil.

„Altendorf“, sagte Eckerhard erstaunt.

„Das könnte passen“, bestätigte Karin.

„Und würde auch zu der Familie Hamit passen“, ergänzte Petra.

„Das heißt, die könnten in Altendorf wohnen und am Wochenende zum Fußballspielen nach Stoppenberg fahren“, stellte Eckerhard fest.

„Genau und kommen deshalb auch nur einmal in der Woche an den Betrieben vorbei“, sagte Heike.

„Wir sollten mal Fuchs-Cramer dazu rufen“, sagte Hans.

„Eine gute Idee“, bestätigte Lüppi und Heike rief in der KK31 an. Petra fragte, wer denn Fuchs-Cramer sei, Gördi sagte zu ihr, sie solle sich überraschen lassen.

Dienstag, 15.25 Uhr Polizeipräsidium Essen

Es klopfte an der offenstehenden Tür. Alle schauten hin und sahen zwei Kollegen. Beide gleich groß. Der eine sehr schlank, fast dürr und der andere das genaue Gegenteil, sehr korpulent. Der schlanke betrat zuerst das Büro und sagte. „Tach auch, ihr Nasen. Kommt ihr mal wieder nicht ohne uns klar?“

Direkt dahinter kam der füllige Kollege hinterher. Sah sich im ganzen Büro um und meinte: „Wat denn, nix Süßes bei euch?“

Lüppi fasste auf dessen Bauch und antwortete.

„Haben wir gerade alles weggepackt, damit du nicht platzt.“

„Ah, unser Lüppi ist charmant wie immer“, erwiderte der Füllige, sah zu Petra und ging auf sie zu.

„Du musst Petra sein? Ich darf mich vorstellen, ich bin Oliver Cramer von der KK31, Schwerpunkt Bandenkriminalität, kannst Oli zu mir sagen.“

Petra stand auf und sagte höflich. „Angenehm, Petra Wilkerling.“

Der schlanke Kollege kam dazu und stellte sich auch vor.

„Axel Fuchs, auch von der KK31 und auch Schwerpunkt Bandenkriminalität. Kannst mich mit ‚Bester Ermittler‘ ansprechen“, sagte er und grinste breit.

„Auch angenehm, Lüppi´s Tochter, darfst aber ruhig Petra zu mir sagen.“

„Von mir aus, dann nennen wir dich ab jetzt nur noch Lüppi´s Tochter“, antwortete Axel und grinste wieder breit.

„Jetzt wissen wir mal endlich, zu wem die grüne Unterwäsche gehört hat, die wir bei der letzten Razzia bei dem Hamit-Clan gefunden haben“, sagte Oli.

(Kommissar Lüppi – Band 3)

Petra wurde leicht rot im Gesicht.

„Muss nicht rot werden. Alles gut, meine Frau trägt auch so schöne Wäsche“, sagte Axel.

Beide setzten sich dazu und wollten wissen, was die sieben denn Tolles hätten.

Karin erzählte alles der Reihe nach. Von den Spendenaufrufzetteln, von den Bränden und auch den Mord an dem Wachmann sprachen sie an. Sie endete mit der letzten Überlegung, dass es sich um jugendliche Fahrradfahrer handeln könnte, die von Altendorf nach Stoppenberg unterwegs wären. Oli und Axel sahen einander an.

„Passt“, sagte Axel.

„Jo, tutet“, bestätigte Oli.

„Könnt ihr das mal genauer ausführen?“, bat Eckerhard.

„Na klar doch, für euch doch immer. Also, die Jugendlichen machen ihre ersten Gehversuche mit ihren ersten Erpressungsversuchen und das passt ganz klar ins Clan-Bild“, sagte Axel. „Die werden ab zehn bis zwölf ganz langsam an ihren zukünftigen Beruf herangeführt und bekommen erste kleine Aufgaben zum Üben. Die erhalten sie von jungen Erwachsenen oder wie in dem Fall, wahrscheinlich von älteren Jugendlichen.“

„Was heißt denn, wahrscheinlich von älteren Jugendlichen?“, fragte Eckerhard nach.

„Ich könnte mir vorstellen, es ist der Hamit-Clan“, antwortete Axel.

„Genau, das sieht nach unserer albanischen Großfamilie aus“, ergänzte Oli.

„Und wieso jetzt älteren Jugendlichen?“

„Weil viele ältere männliche Erwachsene und einige junge Erwachsene vom Hamit-Clan im Augenblick sitzen“, sagte Axel.

„Aber ihr habt bis jetzt nur von fünf Bränden erzählt“, stellte Oli fest. „Was ist mit dem neusten in Kray?“

„Woher wisst ihr denn davon?“, fragte Karin erstaunt die beiden.

„Das haben wir vom Flurfunk gehört“, erwiderte Oli.

„Ich habe vorhin mit unserem Horst gesprochen und dabei sind wir auch darauf zu sprechen gekommen“, berichtete Axel.

Karin klärte darüber auf, dass bei dem Brand nicht viel passiert war und das Feueranzünder statt Benzin verwendet worden waren.

„Oh, sollten die sich weiterentwickeln?“, fragte sich Axel selbst.

„Wäre zumindest leichter zu transportieren, als ein Kanister Benzin“, meinte Oli.

„Brennt aber auch schlechter als Benzin, wie wir heute gesehen haben“, sagte Hans.

Karin sah ihn an und meinte: „Stimmt, der Schaden war nicht so groß.“

„Wo genau ist die Firma vom Wilfried Birnbaum denn?“, wollte Heike wissen.

Petra und Karin zeigten die Stelle auf dem Stadtplan gleichzeitig.

„Das passt nicht zu unserer Theorie“, bemerkte Lüppi.

„Würde ich auch so sehen“, bestätigte Gördi.

„Die Firma liegt auf keiner Route zu einem Sportplatz“, stellte Eckerhard fest, was in dem Augenblick schon alle anderen auch dachten.

„Passt also nicht. Könnte jemand anderes gewesen sein“, meinte Heike.

„Petra“, sagte Lüppi. „Kontrollierst du mal bitte die Finanzen vom Birnbaum?“

Petra nickte, stand auf und ging an ihren Schreibtisch. Sie rief verschiedene Seiten auf dem Bildschirm auf und telefonierte kurz. Währenddessen unterhielten sich die anderen weiter.

„Erzählt mal wat zu dem Wachmann“, bat Oli. „Der ist in einer Kfz-Werkstatt getötet worden.“

Lüppi bestätigte es und berichtete von der Patrone Kaliber

9 x 19 mm Glisenti und der Waffe Beretta M1923.

„Och, da ist sie ja mal wieder“, meinte Axel überrascht.

Oli sah zu ihm, nickte zustimmend und meinte nur.

„Jo, dat Dingen hatten wir hier schon ma!“

„Ihr kennt die Waffe?“, fragte Eckerhard.

„Wenn es die gleiche ist, wovon wir mal ausgehen können, dann ja“, sagte Axel.

„Ja und?“

„Vor zwei oder drei Jahren war hier die sizilianische Mafia unterwegs. Die wollten anscheinend ihre Aktivitäten von Köln hier ins Ruhrgebiet ausweiten. Haben dabei aber Probleme mit der hiesigen Kalabrien Niederlassung bekommen. Von denen wurden sie schnell überzeugt, das Ruhrgebiet gehört den Kalabriern.“

„Wo sind die Kalabrier?“, fragte Eckerhard.

„Im ganzen Ruhrgebiet und der weiteren Umgebung. Der Hauptsitz ist in Duisburg. Wohnen tut die Familie in Duisburg, aber auch in Mülheim und hier in Essen.“

„Ihr kennt die?“, fragte Karin.

„Kennen wäre zu viel gesagt. Die Hauptaktivitäten gehen von der Familie Lombardi aus. Merkwürdigerweise scheinen die im legalen Bereich zu taktieren und nur sehr selten mal kurz darüber hinaus“, sagte Axel.

„Die Familie hat anscheinend Verbindungen zum LKA und BKA.“

„Wie bitte?“, fragte Eckerhard entsetzt. „Das darf doch nicht wahr sein.“

„Wir wissen es nicht ganz genau, aber wir haben gehört, die sollen wohl letztes Jahr mit dem LKA Düsseldorf, dem BND und dem BKA zusammen einer der größten russischen Mafia Organisationen das Handwerk gelegt haben“, sagte Axel.

„Der Innenminister soll sogar bei einem geheimen Treffen der Familie seinen Dank ausgesprochen haben“, ergänzte Oli.

„Das glaubt ihr doch wohl selbst nicht?“, fragte Eckerhard völlig entrüstest.

Petra setzte sich wieder mit an den Besprechungstisch und Gördi sagte zu Lüppi. „Sag was dazu!“

Lüppi sah ihn an, atmete tief durch und sagte.

„Stimmt alles, habe ich aus erster Hand gehört.“

Der Satz schlug wie eine Bombe bei Eckerhard, Karin, Petra und Hans ein. Aber auch Axel und Oli sahen ihn verwundert an.

„Wie bitte? Woher weißt du denn davon?“, wollte Eckerhard wissen.

„Von Thomas Denglert, BKA. Hat in dem Fall Erik Metzer bei uns mit ermittelt, ist ein alter Schulfreund und hat während er hier war in meiner alten Wohnung gewohnt. Abends hat er bei Torti und mir zu Abend gegessen und einiges erzählt.“

(Der Rennfahrer Mark Kirchheim – Band 3)

„Und diese Familie Lombardi hat mit dem BKA, dem LKA und dem Bundesnachrichtendienst zusammengearbeitet, oder was?“, fragte Eckerhard noch einmal nach und konnte es nicht glauben.

„Jo, ist so gewesen.“

Eckerhard sah zu Gördi und Heike.

„Ihr wisst auch davon?“, fragte Eckerhard.

Gördi nickte nur und Heike antwortete.

„Habe ich von meinem Gerhard erfahren.“

„Wieso weiß ich nichts davon?“, fragte Eckerhard.

„Tja, es tut mir sehr leid dir das sagen zu müssen“, fing Lüppi den Satz an und lächelte süffisant dabei. „Aber dann wirst du wohl nicht die nötige Sicherheitsfreigabe haben, mein Lieber.“

„Ja, danke auch.“

„Was kannst du uns denn erzählen, was bei dem Fall weiterhilft?“, fragte Karin.

„Also, dass die Beretta M1923 hier vor Jahren schon einmal aufgetaucht ist, wusste ich zum Beispiel gar nicht“, antwortete Lüppi. „Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke erscheint mir die sizilianische Mafia als Täter für den ermordeten Herrn Pader viel logischer als der Hamit-Clan.“

„Würde ich jetzt auch so sehen“, sagte Gördi. „Zumal das ja dann anscheinend nichts mit den Jugendlichen zu tun zu haben scheint.“

„Genau, passte vorher schon nicht richtig und jetzt gar nicht mehr“, sagte Heike.

Petra sah Heike, Gördi und Lüppi nacheinander erstaunt an, sagen tat sie nichts.

„Dann heißt das ja wohl, wir haben zusammen zwei Fälle“, überlegte Axel laut.

„Unser Herr Fuchs macht heute seinem Namen ja mal wieder alle Ehre“, meinte sein Kollege Oli in die Runde.

„Herr Cramer, das habe ich doch jetzt extra laut für dich gesagt, damit du unseren Überlegungen folgen kannst und mich nicht hinterher wieder fragen musst, worüber wir uns hier ausgetauscht haben“, erwiderte Axel.

Oli verzog danach nur seinem Mund.

„Gut, dann ermittelt ihr acht jetzt zusammen?“, fragte Eckerhard und sah dabei zu Lüppi.

„Würde ich sagen“, antwortete er.

„Dann wäre es doch gut, wenn ihr vorübergehend hier zu uns kommt“, sagte Heike und zeigte dabei auf die beiden freien Schreibtische auf Peters Büroseite.

Die beiden Kollegen fanden den Vorschlag gut und willigten ein, unter einer Voraussetzung, die Oli forderte.

„Dann muss aber ab morgen hier auch was Süßes stehen.“

„Was ist mit uns, Chef?“, fragte Karin und sah zu Lüppi.

„Ihr zwei nehmt die beiden Schreibtische“, antwortete er und zeigte dabei auf den von Peter und den gegenüber von ihm.

„Was ist mit Peter?“, erkundigte sich Axel.

„Den schieß ich zum Mond, wenn der wieder kommt“, sagte Lüppi.

„In der Sache muss ich gleich mal mit dir reden“, sagte Eckerhard.

„Geht es um den Fahrenholz vom LKA?“, fragte Lüppi.

Eckerhard nickte.

„In Ordnung, dann lass uns mal“, sagte Lüppi und sah dabei auf die Uhr. Während Petra und Gördi den Schreibtisch von Peter abräumten, gingen Karin und Hans ihre Sachen holen. Oliver und Axel wollten zuerst einmal mit ihrem Vorgesetzten, Herr Uellendahl, dem ‚Ersten Kriminalhauptkommissar‘ der KK31 sprechen.

Dienstag, 16.35 Uhr Polizeipräsidium Essen

Lüppi saß zusammen mit Eckerhard in dessen Büro. Er sagte Lüppi, dass sich Herr Fahrenholz nach dem Gespräch bei ihm beschwert hätte. Lüppi ließ diese Information völlig kalt, was der Kriminalrat bemerkte.

„Bitte, tue mir einen Gefallen und lege dich nicht mit dem Herrn an“, bat er.

„Ganz ehrlich, dessen Untersuchung geht mir am… na, du weißt schon, vorbei.“

„Der kann uns richtig Ärger machen.“

„Erstens, glaube ich das nicht, da wir anderen nichts getan haben und wir uns auch nichts haben zu Schulden kommen lassen. Zweitens und wenn, dann sollen sie mich doch beurlauben, dann fahre ich mit meiner Torti noch einmal in Urlaub“, sagte Lüppi.

„Dafür, dass du früher nie weg warst, gefällt dir Urlaub jetzt aber umso besser, was?“

„Ja, stimmt. Ich ärgere mich am meisten über mich selbst, weil ich das schon vor Jahren mit ihr hätte haben können.“

„Was habe ich dir immer wieder gesagt?“

„Tja, da hast du echt Recht gehabt. Da hätte ich auf dich hören sollen“, gestand Lüppi.

„Du gibst mir Recht? Das ich das noch erleben darf.“

„Ja, gewöhn dich aber nicht dran“, sagte Lüppi. „So war es das oder haste noch was?“

„Du kennst doch den Anwalt Minnelli?“, fragte Eckerhard.

„Ja, klar und?“

„Unser Herr Bäumler hat mir heute etwas über ihn erzählt. Das wird dich möglicherweise interessieren, könnte ich mir vorstellen, denke ich.“

„Mach mir ruhig den Horst und spann mich schön auf die Folter, da stehe ich ja so richtig drauf.“

Dann erzählte er Lüppi, was er gehört hatte.

Dienstag, 18.25 Uhr Essen Frohnhausen

Die vier saßen zusammen mit Torti im Wohnzimmer und berichteten von dem Neusten. Als alles erzählt war, was schon länger gedauert hatte, sah Lüppi seinen Schatz fragend an.

„Wisst ihr, was ich merkwürdig finde?“, fing Torti an.

„Nein, was denn?“, fragten Gördi und Lüppi gleichzeitig.

„Wenn das mit der sizilianischen Mafia stimmt, wieso lassen die den toten Wachmann dann im Container verschwinden, wo er doch gefunden werden kann?“, fragte Torti.

„War denen vielleicht nicht so wichtig und war ihnen schlichtweg einfach egal“, antwortete Heike.

„Oder die sind davon ausgegangen, der wird schon nicht gefunden“, meinte Gördi.

„Dritte Möglichkeit, um es mit einer Überlegung von meinem Freund Thomas zu sagen, der sollte nur von den Mitarbeitern der Werkstatt gefunden werden und war ein Warnhinweis“, sagte Lüppi und fuhr fort. „Denn wie sagt mein Lieblings-BKA-Beamter immer, wenn durch das Organisierte Verbrechen etwas geschieht, geschieht das nie zufällig, es hat immer alles seinen Grund.“

„Mir wird jetzt echt anders“, gestand Petra.

Lüppi nahm seine Tochter in den Arm.

„Das mit der sizilianischen Mafia ist jetzt euer Ernst, ja?“, fragte sie und sah ihn mit großen Augen an.

Lüppi lächelte und sagte ja.

„Und was glaubt ihr, was ist der Grund? Was kann das für ein Warnhinweis gewesen sein?“

„Tja, da gibt es viele Möglichkeiten“, sagte Lüppi und sah zu Heike und Gördi. „Konkurrenzkampf zwischen Sizilianern und Kalabriern, vielleicht.“

„Nö, das wird es nicht sein, warum sollen die dann ausgerechnet bei der Autowerkstatt ihre Revierstreitigkeiten anfangen auszutragen?“, fragte Gördi.

„Zumal da nur ein Lombardi arbeitet“, fügte Heike an.

„Also ist es dann eher Zufall oder hat einen andren Hintergrund“, meinte Torti.

„Na, Zufall können wir wohl streichen, denn zufällig erschieße ich niemanden und entsorge ihn im Container“, erwiderte Lüppi und gab seinem Schatz einen Kuss.

„Also Absicht, aber als wir gestern dort waren, schienen alle überrascht zu sein“, sagte Petra.

„Apropos überrascht, das war ich heute auch, als ich das von deinem Mario erfahren habe“, sagte Lüppi.

Petra sah ihn an und sagte wie die letzten Male.

„Das ist nicht mein Mario.“

„Wem möchtest du das denn noch verkaufen?“, erkundigte sich Gördi.

„Stimmt, dass glaubt dir inzwischen niemand mehr“, ergänzte Heike.

„Nein, im Ernst… ich find ihn ja ganz toll, aber… ich…“, weiter sprach sie nicht, da sie die Blicke der anderen vier sah. Keiner sagte etwas.

„Ach Mann, ihr seid doof“, sagte sie.

„Echt jetzt?“, fragte ihr Vater.

„Ja, gut… ich gebe es zu… es ist wahrscheinlich schon mein Mario.“

„Danke schön“, sagte Lüppi. „Und weiter?“

„Ich weiß es auch erst seit gestern Abend. Und woher weißt du das schon wieder?“, fragte sie ihn.

„Ich habe so meine Quellen“, antwortete er ihr.

„Hallo! Was wird das denn jetzt hier?“, fragte Torti etwas entrüstet.

„Ja, das muss ich jetzt aber auch sagen“, beteiligte sich Heike.

„Du oder ich?“, fragte Petra ihren Vater.

„Nö, du meine liebe Petra“, antwortete er.

Sie erzählte das Gleiche, was auch schon Eckerhard, der Kriminalrat, gesagt hatte.

Torti fiel ein, sie hatte auf dem Heimweg Friederich getroffen, den Lüppi von ‚Uschis Eck‘ her kannte. Er tapezierte unter der Hand.

„Ich habe ihm von deinem Wunsch mit weißen Rauchfasern erzählt. Er meinte, es wäre gar kein Problem. Er kommt gleich noch kurz vorbei, um sich einen Schlüssel abzuholen“, berichtete Torti.

„Hat er gesagt, wann er anfangen will?“, fragte Petra.

„Morgen. Donnerstag oder Freitag müsste er fertig sein, hat er gesagt.“

„Mann, das wäre ja Klasse.“

„Das geht bei euch aber verdammt schnell“, meinte Heike.

„Muss ich aber auch sagen“, beteiligte sich Gördi am Gespräch.

Eine halbe Stunde später schellte es an der Tür. Friederich war da. Petra und Lüppi besprachen mit ihm die Arbeiten in Petra´s neuer Wohnung. Er nahm den Schlüssel und versprach am nächsten Morgen anzufangen.

Nach dem Abendessen sprachen die fünf weiter darüber. Petra und die neue Wohnung, die alte Wohnung und natürlich auch Mario Minnelli waren ein Thema.

Kommissar Lüppi - Band 4

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