Читать книгу AGENT ECHO - Die vier Leiter der Apokalypse - Martin Cordemann - Страница 5
VORSPIEL
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(siehe Vorwort)
VORSPIEL
(Eine Felslandschaft. ECHO und KARYO klettern ein bisschen. Beide erreichen den obersten Felsvorsprung.)
ECHO: Puh.
KARYO: Außer Atem?
ECHO: Ja. (deutet auf die Aussicht) Wegen der Aussicht. Wirklich… Atemberaubend. (japst) Wie das Klettern, zugegeben.
KARYO: Sie werden wohl langsam alt.
ECHO: Sieht wohl so aus. Obwohl das in meinem Berufszweig eigentlich eher unüblich ist.
KARYO: Ich dachte, Sie wären Geschäftsmann.
ECHO: Ja. Aber Sie wissen doch, das Geschäft ist mörderisch.
KARYO: (lacht) Allerdings.
ECHO: (setzt sich auf einen Felsen und atmet durch)
KARYO: Hören Sie, Lord, meine Einladung zu diesem Ausflug… war nicht ganz ohne Hintergedanken.
ECHO: Dacht ich mir schon. Brauchen Sie nen Job?
KARYO: (lacht) Nein. Ich brauche Sie. In gewisser Weise.
ECHO: Wie schmeichelhaft… denke ich? (holt einen Flachmann heraus)
KARYO: Ja, irgendwie schon. GLOBAL ENTERPRISES, das Unternehmen für das Sie arbeiten… Seien wir ehrlich, das ist nicht ganz so sauber, wie Sie Ihre Kumpel im Golfclub glauben machen wollen. Ihre Firma hat ihre Finger in, wie sag ich das am besten, ominösen Geschäften. (lächelt) Deswegen sind wir heute hier.
ECHO: Wovon sprechen Sie bitte?
KARYO: Von Waffengeschäften!
ECHO: Oh, die Art Geschäfte meinen Sie. (nimmt einen Schluck)
KARYO: Ganz genau. Es soll ja Leute geben, die halten so was für zwielichtig.
ECHO: Ja, von solchen Leuten hab ich gehört.
KARYO: Zu Ihrem Glück gehöre ich nicht zu diesen Leuten.
ECHO: Und zu welchen Leuten gehören Sie?
KARYO: Das hab ich immer an Ihnen geschätzt, Lord, Sie stellen immer die richtigen Fragen. Sie wissen, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene.
ECHO: Waffen!
KARYO: Im großen Stil. Aber… es gibt Veränderungen auf dem Markt.
ECHO: Können sich die kleinen Diktatoren Ihre Produkte nicht mehr leisten?
KARYO: Oh doch, aber darum geht es nicht. Wie mir ein Vögelchen zwitscherte, gibt es da jetzt… etwas Neues. Großes. Gewinnversprechendes.
ECHO: Für den Waffenhandel?!
KARYO: Oh ja. Ich bin vielleicht nur ein kleiner Waffenhändler, aber es gibt Dinge, die die Rüstungsindustrie nicht bieten kann.
ECHO: Weil sie verboten sind?
KARYO: Und wie die verboten sind. Aber Sie glauben doch nicht, dass unsere Kunden das stört, oder?
ECHO: Nein. Ob man den Massenmord an seinem Volk nun mit legalen oder illegalen Waffen betreibt, dürfte den Opfern ziemlich egal sein. Und der UN leider auch, wenn wir mal ehrlich sind. Oder sagen wir, es macht zumindest keinen Unterschied.
KARYO: Sie haben eine zynische Ader.
ECHO: Das wäre weniger schlimm, wenn ich nicht auch recht hätte. (reicht KARYO den Flachmann)
KARYO: Danke. (nimmt einen Schluck) Wie dem auch sei, die Ansprüche der Kunden haben sich geändert.
ECHO: Sie meinen mehr Tote für weniger Geld?
KARYO: Ganz genau. Die Kunden wollen viele Menschen töten und wenig dafür ausgeben. (reicht ECHO den Flachmann)
ECHO: Ach, wäre Massenmord doch marktwirtschaftlich organisiert. Ich weiß nicht, ob man ihn an die Börse bringen sollte, aber man sollte ihn zumindest zu einer Frage des Geldes machen. Und dann alles verteuern – wie überall sonst auch. Das würde bedeuten, wenn man die Preise auf Mordwerkzeuge so sehr erhöhen würde, dass sich das niemand mehr leisten könnte, würden wir alle vielleicht in einer besseren Welt leben?
KARYO: Das… äh…
ECHO: War nur so ein Gedanke. (nimmt einen Schluck) Also viele Leute umbringen für wenig Geld, Hurra! Und wie soll man sich das vorstellen? Die Preise für Munition senken? (reicht KARYO den Flachmann)
KARYO: Quatsch! (trinkt) Da gibt es viel effektivere Methoden.
ECHO: Und ich dachte, an Atomwaffen wäre so schwer heranzukommen.
KARYO: Nicht Atomwaffen, Mr. Lord. Viren!
ECHO: Viren?
KARYO: Allerdings. (trinkt) Stellen Sie sich vor, wenn man mit 100 Gramm eines Virus 1,25 Millionen Menschen umbringen kann, dann braucht man nur 600 Gramm, um ganz London auszulöschen.
ECHO: (denkt kurz nach) 700!
KARYO: Bitte?
ECHO: London hat 8,5 Millionen Einwohner. Mathematik. Knifflige Sache.
KARYO: Ja, okay, meinetwegen…
ECHO: Aber ist das Problem bei der Sache nicht, dass Viren völlig unberechenbar sind? Da spielt es doch eigentlich keine Rolle, ob Sie 1 Gramm haben oder 700, weil sich das Virus auch so weiterverbreitet und wahrscheinlich nicht aufgehalten werden kann.
KARYO: (grinst, prostet ECHO zu) Genau da komme ich ins Spiel.
ECHO: Sie?
KARYO: Naja, die Leute, mit denen ich mich treffen will. Die haben nämlich eine Lösung für genau dieses Problem gefunden.
ECHO: Ach was?
KARYO: Oh ja!
ECHO: Sowas hätte sich herumgesprochen.
KARYO: (trinkt, schüttelt dabei den Kopf) Noch nicht. Aber bald.
ECHO: Verkünden die das im Handelsblatt?
KARYO: Nein. Aber die haben einen Test geplant. Am 13. Um zu beweisen, dass sie es können.
ECHO: (spöttisch) Einen Test? Ihres Wundervirus? Am 13.?
KARYO: Ja. (trinkt und reicht ECHO den Flachmann) Und dann werden Sie ja sehen. (zieht einen 6-schüssigen Revolver) Oder eher nicht.
ECHO: Wollen wir jetzt jagen? (sieht sich um)
KARYO: Sowas in der Art.
ECHO: Ist das nicht etwas viel Gewicht beim Klettern?
KARYO: Deswegen lass ich immer eine Kammer frei.
ECHO: Na, wenn das den Unterschied macht.
KARYO: (richtet den Revolver auf ECHO)
ECHO: Wie darf ich das jetzt verstehen?
KARYO: Als das Ende unseres Gesprächs.
ECHO: Mir hätte ein „Auf Wiedersehen“ auch gereicht.
KARYO: Können Sie gerne haben. Auf…
ECHO: Moment! (hebt den Flachmann) Einen auf den Weg.
KARYO: Na gut.
ECHO: (will trinken, überlegt es sich) Ich hoffe, Sie verzeihen meine Neugier, aber es würde mich dann doch interessieren, wie es zu dieser… drastischen Wende in unserer Beziehung gekommen ist. Hab ich was Falsches gesagt?
KARYO: Sie haben viel gesagt, aber das war es nicht.
ECHO: Was war es dann?
KARYO: Sie wissen, dass ich Russe bin, oder?
ECHO: Ist mir nicht entgangen.
KARYO: Mrs. Savalas schätzt offensichtlich keine Russen. Deswegen hat sie alle Treffen mit mir ausgeschlagen. Mit Ihnen dagegen, Thomas Lord, von einem globalen Unternehmen mit ein wenig Dreck am Stecken, hat Sie den Termin sofort zugesagt.
ECHO: Ich schätze mich glücklich.
KARYO: Ich schätze Sie tot.
ECHO: Wann und wo hätte ich sie getroffen?
KARYO: Übermorgen in Paris. Zum Abendessen.
ECHO: Hab ich reserviert?
KARYO: Im besten Restaurant der Stadt.
ECHO: Ich weiß eben, was sich gehört.
KARYO: Sie wissen nur nicht, wann Sie Ihre Klappe zu halten haben.
ECHO: Das war schon immer mein größter Fehler. (prostet, trinkt)
KARYO: Was für ein angemessenes Schlusswort. (hebt die Waffe) Mr. Lord, ich würde gerne sagen, dass es mir eine Ehre war, aber… Auf Wiedersehen! (schießt ECHO fünfmal in die Brust)
ECHO: (wird in der Brust getroffen, landet auf dem Rücken)
KARYO: (lächelt) Darf ich mich vorstellen: Tom Lord.
ECHO: (stöhnt) Das sag ich aber nicht.
KARYO: (überrascht/erschrocken) Was?
ECHO: (stöhnt) Ich sage: „Thomas „Tom“ Lord. Nennen Sie mich Tom.“ Es sind solche Details, auf die es ankommt.
KARYO: (tritt über ihn, zielt auf seinen Kopf) Danke für den Tipp. (drückt ab, es klickt nur)
ECHO: (stöhnt) Mathematik, hm? (tritt ihm von unten in die Weichteile)
KARYO: (geht in die Knie)
ECHO: (stöhnt) Kugelsichere Weste, falls Sie sich wundern.
KARYO: (stöhnt) Warum?
ECHO: Weil ich für den MI6 arbeite. (rappelt sich auf)
KARYO: Aber… davon wusste ich gar nichts.
ECHO: Das ist ja auch der Sinn, wenn man beim Geheimdienst ist.
KARYO: Ich…
ECHO: Geht’s ums Umbringen?
KARYO: Ja.
ECHO: Dann kenn ich die Sprüche alle schon.
KARYO: (nimmt die Spitzhacke aus der Kletterausrüstung, schlägt nach ECHO)
BEIDE: (kämpfen)
KARYO: Das…
ECHO: Lachen wird dir noch vergehen?
KARYO: Nein.
ECHO: Wird dein Ende sein?
KARYO: Nein.
ECHO: Wird weh tun?
KARYO: Nein.
ECHO: (tritt ihn dahin, wo es weh tut)
KARYO: (schreit) Ahhhh!
ECHO: Möchten Sie Ihre Aussage revidieren?
KARYO: Mieser…
ECHO: Ja, das hör ich öfter! (tritt ihm die Hacke aus der Hand)
BEIDE: (kämpfen)
KARYO: Britischer Geheimdienst? Wirklich?
ECHO: Ja.
KARYO: Warum ich?
ECHO: Sie waren so angenehme Gesellschaft.
KARYO: Wirklich?
ECHO: Nein. Aber ich lüge gut.
KARYO: (zieht einen Haken, den man in den Stein haut, was sehr spitzes – der Kampf bietet die Möglichkeit, viele Bestandteile einer Bergsteigerausrüstung als Waffe zu verwenden also bitte, leben Sie sich aus!) Stirbst du auch gut?
ECHO: Hab ich noch nie versucht!
BEIDE: (kämpfen)
(Der Haken landet im Felsen.)
ECHO: Und jetzt?
KARYO: (zieht eine Waffe [das gleiche Modell, das auch ECHO hat])
ECHO: Was frag ich auch?
KARYO: (schießt)
ECHO: (geht in Deckung, zieht seine eigene Waffe)
KARYO: Ich habe immer eine Zweitwaffe dabei. Aber hast du auch eine Zweitweste?
ECHO: Da muss ich passen, fürchte ich.
KARYO: Dann solltest du hoffen, dass du kugelsicher bist. (schießt und schießt und schießt)
ECHO: (bleibt in Deckung)
KARYO: Wo bleiben denn die flotten Sprüche?
ECHO: Wären doch Verschwendung, bei dem Lärm!
KARYO: (schießt noch zweimal)
ECHO: (wägt kurz ab, erhebt sich und stürzt sich auf KARYO)
KARYO: (stürzt auf ein wackeliges Felssims, schießt während des Fallens)
ECHO: (erscheint über ihm)
WACKELIGES FELSSIMS
(Das Felssims ist extrem wackelig und instabil, so dass ein kleines bisschen zuviel Gewicht zum Abbrechen führen kann.)
KARYO: (zielt sofort auf ihn, drückt ab, aber seine Waffe ist leer)
FELSVORSPRUNG
ECHO: (sieht sich die Situation an und erwägt im Kopf) Mathematik.
WACKELIGES FELSSIMS
KARYO: (hält seine Waffe auf ECHO gerichtet)
FELSVORSPRUNG
ECHO: (nimmt er das Magazin aus seiner Waffe und wirft es zu KARYO hinunter)
WACKELIGES FELSSIMS
KARYO: (fängt das Magazin mit einer Hand und freut sich – aber bevor er es in seine eigene Kanone stecken kann, gibt das Sims unter dem nunmehr zu hohen Gewicht nach.
(Das Sims bricht ab.)
KARYO: (stürzt in die Tiefe) Ahhhh!
FELSVORSPRUNG
ECHO: (dreht sich um, im Weggehen) Wie ich schon sagte… knifflige Sache!
AUSBLENDE