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Abfahrt

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Ich machte mich daran, die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Da ich in den letzten Jahren keine eigene Wohnung besaß, sondern jeweils vor Ort untergebracht wurde, hielt sich mein Gepäck in Grenzen. Tatsächlich gestaltete sich mein Lebensstil ziemlich spartanisch, so dass ich auch mit den heruntergekommenen Arbeiterquartieren zufrieden war, in die ich anfangs gerne abgeschoben wurde. Ich fühlte mich dort sogar ziemlich wohl, denn die einfachen Arbeiter hatten oft ein besseres Verständnis über die Mechanik als die Professoren an den Universitäten.

„Alix, mach dich bereit. Wir gehen auf eine Reise!“ rief ich meinem Assistenten zu.

Sein vollständiger Name lautete Alixiandar Kah’helos Y’Arda. Da dies nicht nur schwer zu merken, sondern beinahe unmöglich auszusprechen ist, einigten wir uns auf Alix. Er ist ein noch junger Adalaari, wobei das Wort jung bei einer Rasse, die durchschnittlich eintausend Jahre alt wird, nicht wirklich etwas bedeutete. Sein genaues Alter kenne ich nicht, doch ich vermute, er ist zwischen achtzig und neunzig und damit etwa doppelt so alt wie ich.

Alix hatte sich mir vor vier Jahren angeschlossen, als ich in seiner Heimat ein Kraftwerk besuchte. Er ist seiner Spezies entsprechend ruhig und ausgeglichen. Zumindest glaube ich das. Tatsächlich redet er nur selten und noch seltener über sich selbst. Im Grunde weiß ich kaum etwas über ihn.

Die Adalaari sind in ihrer Erscheinung menschenähnlich, wobei sie jedoch sehr dünn sind. Zudem gestalteten sich ihre Extremitäten absonderlich lang. Ihr Körper ist haarlos und dem Gesicht fehlen die üblichen Merkmale. So sind die Augen lediglich zwei schwarze Punkte. Eine Nase fehlt komplett und der Mund ist nicht viel mehr als ein schmaler Strich. Die Erscheinung war etwas gewöhnungsbedürftig, doch sind sie treue Gefährten. Immerhin beklagte er sich nie und wurde scheinbar nie müde. Ehrlich gesagt, habe ich ihn noch nie schlafen sehen. Wenn ich so darüber nachdenke, kenne ich die Technologie der Adalaari wohl um Welten besser als ihre Kultur oder auch nur meinen Assistenten.

„Was geschieht mit den Werkzeugen?“ fragte Alix.

„Alles bleibt hier, wir müssen rasch fort.“

Er legte den Kopf schief. Das tat er immer, wenn er mir Recht gab.

„Hör zu, mein Freund. Wir fahren mit der Avalon. Es handelt sich um die Verfolgung des unbekannten Objektes.“

Sein Kopf neigte sich weiter zur Seite.

„Es kann gefährlich werden und ich kann nicht garantieren, dass wir beide unbeschadet zurückkommen.“

Nun war sein Kopf um beinahe neunzig Grad gedreht. Ich wunderte mich noch, wie er diese Position halten konnte, ohne auch nur mit der nicht vorhandenen Wimper zu zucken.

„Fertig“ verkündete er.

Während ich ihn betrachtete und meinen Plan zum Besten gab, wanderten seine langen Arme im schmalen Zimmer umher und sammelten die wenigen Gegenstände zusammen, die wir mitnehmen würden. Nun hatte er alles zu zwei sauberen Bündeln geschnürt, die wir uns unter die Arme klemmen konnten. Also machten wir uns auf den Weg zur Anlegestelle.

Wenig später wurden wir an Bord der Avalon dem Kapitän vorgestellt und wir bezogen unsere Kabine. Sie lag im Heck und grenzte damit an die Offiziersmesse. Wir würden also immer pünktlich zum Essen erscheinen.

Eine halbe Stunde später spürten wir eine leichte Erschütterung. Die Fregatte löste sich von den elektromagnetischen Armen, die sie in ihrer Position am Steg gehalten hatten und der Antrieb kam auf Touren. Majestätisch schwebten wir dem Pier entlang und beschleunigten langsam, als wir den offenen Raumhafen erreichten.

Walker war ein erfahrener Schiffsoffizier, der bereits mehr Zeit an Bord eines Schiffes verbrachte als Alix und ich zusammen. Seine Uniform war vorbildlich gefaltet und auf seiner stolzen Brust prangten die verschiedenen Ehrenabzeichen, die er sich in seiner Dienstzeit bereits verdient hatte. Sein ernstes Gesicht mit den ersten Falten des Alters strahlte Zuversicht aus. Unter seinem Kommando würde die Avalon das Objekt finden, einholen und wenn nötig vernichten.

Zusammen mit Alix erkundete ich das Schiff weiter. Dabei stellten wir fest, dass jeder einzelne Monitor und jedes Terminal besetzt war. Das lag sicherlich daran, dass Walker eine Prämie von zwanzigtausend Credits für die erste Ortung des Ziels ausgesetzt hatte. Essen und schlafen wurde zur Nebensache, denn die Summe war mehr, als ein einfacher Matrose im Jahr verdiente. Nur Alix hatte nichts dafür übrig und verbrachte seine Zeit meist unter Deck, wo er den Maschinenraum inspizierte.

Das Schiff war mit den neuesten Waffen bestückt. Dabei vertraute es jedoch nicht nur auf die Feuerkraft, sondern auch auf eine geschulte Bedienung. So war es nicht verwunderlich, dass Tharen, ein bekannter Dracks, mit an Bord war.

Er war ein Draufgänger durch und durch, der sich schon vor langer Zeit einen Namen als Söldner machen konnte. Es gab Geschichten, dass er im Alleingang ein ganzes Piratennest ausgeräuchert hatte und dabei lediglich einen kleinen Kratzer davontrug. Angesichts seiner Rasse war das sogar durchaus möglich.

Die Dracks haben nicht mehr viel Ähnlichkeit mit uns Menschen. Am einfachsten lässt sich ihre Erscheinung erklären, wenn man ein Bärtierchen nimmt, es auf zwei Meter Größe aufbläst und einen Tintenfisch als Kopf aufsetzt. Dem entsprechend besitzen sie sechs Gliedmaßen, wobei das mittlere Paar sowohl zum Laufen als auch als zusätzliche Hände eingesetzt werden kann. Der Kopf besitzt zwei große, hervorstehende Augen und der breite Mund ist mit tentakelähnlichen Auswüchsen bestückt. Damit bieten sie aus menschlicher Sicht keine wirklich schöne Erscheinung.

Diese sonderbare Form hat jedoch auch einige Vorteile. Ihre Körper sind mit einer Dicken, fast undurchdringlichen Haut umhüllt, die selbst starke kosmische Strahlung abhalten kann. Sollte ihnen dennoch etwas zustoßen, sind ihre Körperfunktionen so ausgelegt, dass dasselbe Organ bei Bedarf mehrere Funktionen erfüllen kann. Wird zum Beispiel die Lunge beschädigt, atmeten sie mit der Leber weiter. Ist das Herz verletzt, kann ihr Blut durch die Lymphknoten in Bewegung gehalten werden. Zusammen mit ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz und Reaktionszeit sind sie die perfekten Kämpfer und Abenteurer.

Viele ließen sich von ihrem Äußeren abschrecken. Allerdings verstand ich mich auf meinen Reisen immer ziemlich gut mit ihnen und so verwundert es nicht, dass ich mich bald mit ihm anfreundete.

Bei einem Gespräch während der Mahlzeiten, etwa drei Wochen nach der Abreise, erklärte er mir, dass er nicht an die Raumschifftheorie glaubte. Er hatte selbst schon so viele Raumschiffe betreten, bekämpft und gesprengt, dass er die Existenz eines so schnellen Schiffes für unmöglich hielt. Meine Theorie, dass es sich lediglich um ein physikalisches Phänomen handle, hielt er für wesentlich plausibler.

„Egal, aus welchem Material es auch besteht. Wenn es sich so schnell bewegt, wie die Berichte es vermuten lassen, müsste es beim Beschleunigen zu Staub zerfallen.“ Erklärte er mir mit seiner tiefen Stimme.

Ich musste ihm recht geben. Doch um dieses Rätsel endgültig zu lösen, mussten wir nah genug herankommen, um es zu untersuchen. Dafür müssten wir wissen, wo sich das Objekt befindet und dafür müssten wir es wiederum auf unseren Schirmen haben. Und das war im Moment genau das Problem.

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