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Von der Ehe

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Die Ehe wird nicht allein ohne jeden Schriftbeweis für ein Sakrament gehalten, sondern sie ist auch durch die gleichen Überlieferungen, nach denen sie als ein Sakrament gerühmt wird, zum reinen Spott geworden. Das wollen wir einmal betrachten. Wir haben gesagt, daß in jedem Sakrament das Wort der göttlichen Verheißung enthalten ist, das derjenige glauben muß, der das Zeichen empfängt, und daß das Zeichen allein kein Sakrament sein könne. Nun liest man aber nirgends, daß der irgendwelche Gnade bei Gott erlange, der eine Ehefrau nimmt. Ja, es ist von Gott der Ehe nicht einmal ein Zeichen gegeben. Denn nirgends liest man, daß die Ehe von Gott gestiftet sei, damit sie etwas versinnbildliche, obwohl alles, was sichtbar geschieht, als Abbild und Allegorie der unsichtbaren Dinge verstanden werden kann. Aber dennoch sind die Abbilder und Allegorien nicht Sakramente (in dem Sinne), wie wir von den Sakramenten reden.

Weiter: weil die Ehe von Anfang der Welt bestanden hat und (selbst) bei den Ungläubigen noch bis zum Augenblick besteht, so gibt es keinen Grund dafür, daß die Ehe ein Sakrament des neuen Gesetzes und der Kirche allein genannt werden kann. Denn die Ehen der Väter waren nicht weniger heilig als unsere, und die Ehen der Ungläubigen sind nicht weniger echte Ehen als die der Gläubigen – und doch halten sie es bei denen (den Ungläubigen) nicht für ein Sakrament. Außerdem sind bei den Gläubigen auch gottlose Eheleute, die viel gottloser sind als die Heiden selbst. Warum soll denn hier die Ehe ein Sakrament genannt werden, aber nicht bei den Heiden? Oder wollen wir von der Taufe und der Kirche so närrisch reden, wie es manche halten, nämlich: das zeitliche Regiment ist nirgends anders als in der Kirche, ebenso sei die Ehe nur im Räume der Kirche ein Sakrament? Das sind kindische und lächerliche Redereien, durch die wir uns dem Spott der Ungläubigen über unsere Unwissenheit und Unbedachtsamkeit aussetzen.

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