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Luthers Verhältnis zum Singen und zu Frau Musica

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Gemälde von Gustav Adolph Spangenberg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6b/Luther_im_Kreise_seiner_Familie_musizierend.jpg


Hans Holbein d. J. – 1533

Vorrede auf alle gute Gesangbücher

Die „Vorrede auf alle gute Gesangbücher" unter dem Titel „Frau Musika" verfasste Martin Luther für Johann Walthers Büchlein „Lob und Preis der löblichen Kunst Musica", das 1538 in Wittenberg erschienen ist. Das Gedicht zeugt von Luthers Leidenschaft und Hochachtung für die Musik.

Frau Musika

Vor allen Freuden auf Erden

Kann niemand keine feiner werden,

Denn die ich geb’ mit meinem Singen

Und mit manchem süßen Klingen.

Hier kann nicht sein ein böser Mut,

Wo da singen Gesellen gut,

Hier bleibt kein Zorn, Zank, Hass noch Neid,

Weichen muss alles Herzeleid;

Geiz, Sorg und was sonst hart an Leid,

Fährt hin mit aller Traurigkeit.

Auch ist ein jeder des wohl frei,

Dass solche Freud kein Sünde sei,

Sondern auch Gott viel bass gefällt

Denn alle Freud der ganzen Welt.

Dem Teufel sie sein Werk zerstört

Und verhindert viel böser Mörd.

Das zeugt Davids, des Königs Tat,

Der dem Saul oft gewehret hat

Mit gutem, süßem Harfenspiel,

Dass er in großen Mord nicht fiel.

Zum göttlichen Wort und Wahrheit

Macht sie das Herz still und bereit.

Solch’s hat Elisäus bekannt,

Da er den Geist durchs Harfen fand.

Die beste Zeit im Jahr ist mein,

Da singen alle Vögelein,

Himmel und Erden ist der voll,

Viel gut Gesang da lautet wohl.

Voran die liebe Nachtigall

Macht alles fröhlich überall

Mit ihrem lieblichen Gesang,

Des muss sie haben immer Dank,

Viel mehr der liebe Herregott,

Der sie also geschaffen hat,

Zu sein die rechte Sängerin,

Der Musik eine Meisterin.

Dem singt und springt sie Tag und Nacht,

Seines Lobs sie nichts müde macht,

Den ehrt und lobt auch mein Gesang

Und sagt ihm einen ewigen Dank.

„Das Gemeindegesangbuch ist, wenn man so will, die schönste Errungenschaft der Reformation. Vor der Reformation gab es keine Gesangbücher. Die Gesangbücher sind mit Luthers Liedern untrennbar verbunden.“

„Neu war, dass Luther, das Lied feste in den Gottesdienst integrierte. Ein Beispiel sind die Gradual-Lieder oder de tempore – Lieder, die Advents-Lieder in der Adventszeit oder ein Osterlied in der Osterzeit, das also wirklich jeden Sonntag gesungen wurde. Das hat Lieddichter so beflügelt, dass es bald für jeden Sonntag im Kirchenjahr gab. Das Lied war also fester Bestandteil der Liturgie, und das unterschied Luther bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil von der katholischen Kirche.“

Eine Art Hit wird „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, das Luther für die Hausandacht geschrieben hatte und das 1535 ins Wittenberger Gesangbuch fand. „Ich bring euch eine gute Mär. Der guten Mär bring ich soviel, davon ich singen und sagen will.“ Engel, Hirten, Erzähler und Gemeinde singen und sagen darin viel. (Jörg Hansen)

Die Verbreitung der Stücke vor rund 500 Jahren geschah übrigens größtenteils mündlich, was deshalb so gut funktioniert hat, weil es damals eine ausgeprägte Singkultur. Außerdem konnten viele Menschen weder lesen noch schreiben und waren noch nicht auf das Gedruckte fixiert.

Aber so wie es zwischen den Reformatoren schnell zu Unstimmigkeiten kam, so war auch der Umgang mit der Musik in den verschiedenen Regionen umstritten, da in dieser Frage die Meinung der unterschiedlichen Akteure der Reformation auseinander ging. Dem musikalischen Luther gefiel es zum Beispiel nicht, wie Thomas Müntzer mit dem Kirchenlied umging.

„Müntzer ... versuchte, lateinische Hymnen ins Deutsche zu bringen, etwas, das an sich ganz im Interesse Luthers gewesen ist, nur hat er dabei geglaubt, man könnte die Lieder, die im Lateinischen nach dem Muster der Gregorianik gebildet sind, so ins Deutsche übertragen, dass man einfach zu den gregorianischen Weisen deutsche Worte singen kann. Und das stößt sich mit der Betonung, die das deutsche hat, führt also zu ganz künstlichen Betonungen, und darüber kam es zu einer Auseinandersetzungen mit Luther, in denen Luther Münzers Vertonungen von lateinischen Hymnen scharf kritisiert hat.“

„Zum einen brauchte man deutsche Liedtexte, also für strophische Kirchenlieder gereimte, poetische Texte, die mussten erst mal geschaffen werden. Luther hat zum Teil selbst gedichtet, zum Teil hat er lateinische Hymnen, die er für brauchbar hielt, ins Deutsche übersetzt, das war das eine. Das andere war natürlich: für die Leute singbare Melodien und da ist es sicher ein großes Verdienst von Luther gewesen, dass er mit eigenen Ideen da behilflich war, er hat selber auch in begrenztem Umfang komponiert, aber er hat eben auch damals populäre Volksliedweisen für das geistliche Lied aufgenommen, das, was die Leute auf den Straßen, in den Häusern ohnehin gesungen haben, hat er mit geistlichen Texten verbunden. Auf diese Weise konnte die Reformation als Singbewegung Erfolg haben.“


Der singende Luther - Luthers Einfluss auf die Entwicklung der Musikgeschichte - Teil 2

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