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Das Glück liegt auf der Straße (1)

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Kurzgeschichten

Das war verdammt knapp. Er war vollkommen in Gedanken versun­­ken über die Kreuzung gefahren. Das Quietschen der Reifen holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Wenn der LKW-Fahrer nicht geistesgegenwärtig gebremst hätte, wäre jetzt wohl alles vorbei.

Auch eine Lösung.

Thomas Bürggelmahn befand sich in einem Dilemma. Aber jetzt bestand der Trucker erst mal darauf, dass die Polizei gerufen wurde, weil er sich angeblich alle Reifen bei dem Bremsmanöver ruiniert hatte.

„So einen wie Dich sollte man einsperren“, raunzte er unfreundlich. Thomas fühlte sich so schwach, dass er kaum einen geraden Satz heraus brachte.

„Entschuldigen Sie, es tut mir leid.“

„Das zahlst Du mir! Da kannst Du schon mal ein paar Monatslöhne zur Seite legen, Du Penner.“

„Erstens habe ich kein Geld, weil ich Student bin und zweitens beleidigen Sie mich bitte nicht.“

„Aha, ein Student, der dem Staat auf der Tasche liegt. Von so einem lasse ich mir gar nichts vorschreiben.“

Es hatten sich bereits ein paar Schaulustige versammelt, die erstaunt sahen, dass der Trucker plötzlich in sich zusammensank. Was war geschehen? Thomas hatte ihm so schnell einen Schlag auf den Plexus solaris versetzt, dass es die meisten nicht mitbekommen hatten. Immerhin hatte er es mal bis zum braunen Gürtel im Taekwondo geschafft. Schon einige Zeit her, aber es ging noch.

Die Passanten standen besorgt um den LKW-Fahrer herum, ohne dass einer helfend zugepackt hätte. Thomas merkte sekundenschnell, dass dies seine Chance war, sich aus dem Staub zu machen. Niemand beobachtete ihn. Und sein Kennzeichen hatte sich offensichtlich auch keiner gemerkt, denn er hörte nie wieder etwas von diesem Vorfall.

Aber dennoch machte ihm dieser Beinaheunfall Sorgen. Was war los mit ihm, dass er fast einen Crash verursacht hätte? Dass er einen fremden Mann schlug. Er hatte seine Kampfkunst noch nie außerhalb der Trainingshalle angewandt. Er nahm zwar an, dass der Mann nicht ernstlich verletzt wurde, aber es machte ihn trotzdem fassungslos, wozu er offenbar in der Lage war. Kein Vergleich zu dem Thomas Bürggelmahn, der er noch vor wenigen Wochen war. Ein Student der Betriebswirtschaft im letzten Semester aus gut bürgerlichem Hause kommend, dort auch noch wohnend und von seinen Eltern behütet. So behütet, dass sein Kontakt zu Kommilitoninnen oftmals im Keime erstickt wurde.

Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Er hätte gerne eine Ausbildung im sozialen Bereich gemacht. Gut, damit konnte man üblicherweise nicht reich werden, aber er hätte Freude daran gehabt.

Kurz vor seinem Abitur sprach er das Thema beim Abendessen bei seinen Eltern an: „Ich habe mir überlegt, was ich nach dem Abi machen möchte.“

„Sehr gut mein Sohn“, sagte sein Vater zufrieden und voller selbstverständlicher Erwartung, „was möchtest Du denn studieren?“

„Ich habe mich entschlossen, nicht zu studieren, sondern Krankenpfleger zu lernen. Das würde mir Spaß machen, und ich könnte nach kurzem Blockunterricht schon mit Patienten arbeiten. Ich habe mich erkundigt, da wird man nach sechs Wochen Theorie auf einer Krankenstation eingesetzt. Nach drei Jahren Ausbildung ist man fertig und kann sich dann noch spezialisieren“, Thomas war begeistert.

„Spezialisieren?“, fragte sein Vater höhnisch, „auf was? Pisspötte ausleeren? Kommt gar nicht in Frage. Du wirst studieren. Dafür haben wir Dich schließlich Abitur machen lassen. Da gibt es nun wirklich genug anständige Studiengänge, um später Menschen zu helfen, wenn das Dein großer Wunsch ist. Als Krankenpfleger wirst Du Dir das, was Du bei uns gewohnt bist, nicht leisten können.“

Thom1as fragte sich nur, ob das so erstrebenswert war. Reihenhaus, stolzer Mittelklassewagen, eine Ehe, an der die Motten nagten und einen Sohn, der sich weit weg fühlte.

„Deine Mutter und ich haben uns überlegt, dass Betriebswirtschaft für Dich ein gutes Studium wäre. Dein Vater wollte das damals auch studieren, weil es eine solide Basis für das Leben schafft. Aber Du weißt ja, wie die Zeit damals war. Heute aber bieten wir Dir diese Möglichkeit und glaub mir, wir tun ja alles nur für Dich. Ich habe hart gearbeitet um Dir dieses schöne Heim zu bieten und Dich durch das Abitur zu bringen. Jetzt ist es an der Zeit, dass Du etwas für unsere Familie tust.“

Da war es wieder, das schlechte Gewissen. Thomas hatte noch vor einer halben Stunde einen klaren Plan gehabt. Der war pulverisiert. Er fühlte sich schwach, besiegt, eigentlich wie immer. Er versuchte noch das ein oder andere Argument anzubringen, auch, dass Sabine aus seiner Klasse, Krankenschwester wird, wie deren Mutter. „Ja klar, das ist ja auch ein Frauenberuf. Also, bewirb Dich mal für BWL. Dann sehen wir weiter.“

Damit waren das Gespräch und seine Zukunftsplanung beendet.

Irgendwann nach der Abiturprüfung, die er selbstverständlich bestanden hatte, kam er nach Hause und berichtete: „Hallo Mama, ich hab heute den BWL Studienplatz bekommen und habe ein nettes Mädchen kennengelernt. Die fängt mit mir an. Ich glaube, die mag mich auch.“

„Binde Dich nicht so früh. Beende erst mal Dein Studium. Du hast doch Zeit.“ Diese Ausführungen von Mutter Bürggelmahn gipfelten regelmäßig in der Aussage „Die Mädchen wollen doch nur eines“. Was, führte sie nie erschöpfend aus.

„Die hängen Dir ein Kind an und dann war‘s das!“. Auch diese Behauptung wurde nicht weiter erklärt. Thomas fand dies einleuchtend. Und hielt sich von den jungen Damen eher fern. Immerhin bis vor kurzem.

Der Studienplatz wurden wie auch das bestandene Abitur nicht weiter erwähnt.

Jahre später saß er auf einer Bank im Unigelände und bemerkte plötzlich, dass da eine Menge Pärchen unterwegs waren. Haben die denn keine Mütter, die sie vor den Folgen warnten?

Sein Kumpel und Studienkollege George Trillington, ein Brite aus Wales, gesellte sich zu ihm. Thomas drängte es, sich mit ihm über das Phänomen „gefährliche Mädchen“ zu unterhalten. Er hatte George noch nie in weiblicher Begleitung gesehen. Ein guter Gesprächspartner für dieses Thema, dachte er.

„Are you crazy? Das meinst Du doch nicht ernst. Es geht doch um den Spaß und nicht um die große Liebe für ein ganzes Leben.“ George war einigermaßen aufgebracht.

„Aber was machst Du, wenn die Tante schwanger wird?“, wollte Thomas wissen.

„Schon mal was von der Pille gehört oder Gummis, wenn‘s sein muss? Was hat Dir Deine Mutter da eingeimpft? Langsam glaube ich, sie spricht aus eigener Erfahrung. Kann das sein?“

Thomas dachte nach. Na ja, sie war ja noch ziemlich jung, sein Vater nur wenig älter. Er war höherer Beamter, seine Mutter Hausfrau. Es wäre möglich, dass der britische Freund Recht hat.

George riss ihn aus seinen Gedanken.

„Hast Du denn noch nie ein Mädchen gehabt?“

„Doch, doch, natürlich! Du erinnerst Dich doch an diese kleine Brünette im 2. Semester? Mit der bin ich doch nach dem Unifest vor drei Jahren nach Hause.“

„Ja und? Hast Du‘s ihr vernünftig besorgt?“. George‘s Deutschkenntnisse waren ausgezeichnet.

„Ja klar! War super! Das wird sie so schnell nicht vergessen.“ Hm, dachte er, vielleicht doch. Immerhin hatte er sie danach nur noch von weitem gesehen. Und mit der zweiten Eroberung in seinem Leben lief es auch nicht eben anders. Ein Flirt, ein paar Küsse, ein bisschen fummeln, kaum Gefühl, eher mechanisch lief das Ganze ab.

„Warst Du denn schon mal richtig verliebt?“ Diese Frage hatte Thomas befürchtet. Aber jetzt war es auch schon egal. George hatte ihn ohnehin durchschaut.

„Ja klar!“

„In wen denn?“ Der machte gnadenlos weiter.

„Na, in die kleine Brünette zum Beispiel.“

„Bist Du da ganz sicher? Das war nichts anderes als ein Partyfick.“

„Red‘ nicht so daher! Natürlich war ich in sie..., zumindest verknallt.“

Es stimmte, so richtig verliebt war er wohl noch nie. Vielleicht in der Schule in Melanie, den Nachnamen wusste er nicht mehr, die drei Klassen über ihm war. Immer wenn er sie sah, kribbelte es so schön im Bauch. Zumindest bei ihm, Melanie würdigte ihn keines Blickes. Er war mit seinen dreizehn Jahren wohl unter ihrem Niveau. Dabei war Melanie das perfekte Weib für ihn. Er glaubte, nie wieder ein schöneres Mädchen zu finden. Daher begnügte er sich damit, ihr Foto, das er aus der Schulzeitung ausgeschnitten hatte, in Folie eingeschweißt, ständig bei sich zu tragen. Abends war Melanie‘s Foto das letzte, was er sah, und morgens das erste. Es verwunderte nicht, dass Melanie ihm auch ganz nah war, als er zum ersten Mal masturbierte. Und sogar heute konnte er sich nicht wehren, dass sie immer wieder in seinen Gedanken wühlte. Allerdings hatte er sie seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen. Angeblich lebte sie heute in den USA.

„Ich muss los“, sagte George, „wir sehen uns morgen in der AG. Bye und such Dir eine Lady.“ Bevor Thomas etwas erwidern konnte, war sein Kumpel schon weg. Vielleicht hatte er ja Recht. Nur so einfach war das nicht.

Seit dem Gespräch mit George hatte sich so viel geändert. Jetzt stand er neben sich, fuhr blind in Kreuzungen hinein und war zum Schläger mutiert.

Es musste etwas passiert sein, das ihn aus der Bahn geworfen hat.

Es geschah kurz nach dem Gespräch mit George. Thomas war mit der Uni fertig und wollte nach Hause. Da das Examen anstand, war extremes Büffeln angesagt. Auf dem Weg zur U-Bahn ging er noch in einen Coffee Shop. Er kannte auch noch die Zeit, als man einfach einen Kaffee bestellte. Man wurde höchstens gefragt „Tasse oder Kännchen?“. Das war ja nun vorbei. Also bestellte er einen Kaffee Latte, grande, mit 1,5% Milch, zum mitnehmen, ohne Flavor. Ja, ja, die Amerikaner machen‘s kompliziert. Dabei musste er an Melanie denken.

Er überlegte noch, wie wohl ein entscheidungsschwacher Mensch in solch einem Coffee Shop jemals zu seinem Getränk kommen sollte. Jetzt musste er sich aber beeilen die Bahn zu bekommen.

Dicht gedrängt, wie immer um diese Zeit am späten Nachmittag, stand er hinter einem Mädchen, die angenehm duftete. Sie war fast so groß wie er und hatte dunkle Haare, von denen jedes Mal, wenn der Zug ruckte, einige sein Gesicht berührten. Es störte ihn nicht, im Gegenteil, und während er noch überlegte, wer sich hinter diesem betörenden Duft verbarg, hielt die U-Bahn abrupt an, gerade so als ob jemand die Notbremse betätigt hätte. Thomas sah fast wie in Zeitlupe, wie der Plastikdeckel auf seinem Becher mit dem Kaffee Latte sich nach oben wölbte. Der Inhalt wurde herausgequetscht und ergoss sich über seinen Arm und den Rücken der Duftenden. Er hatte noch kaum etwas getrunken, weil der Kaffee so heiß war. Genau das war der Grund für einen leisen Aufschrei der jungen Dame, als die Flüssigkeit durch ihre Kleidung gedrungen war. Sie drehte sich um, der Zug war bereits zum Stehen gekommen, und wollte Thomas anfahren, ob er nicht besser aufpassen könnte. Doch dazu kam es nicht. Obwohl die gesamte Rückenpartie einschließlich heller Jacke in Milchkaffee getränkt war, brachte sie kein Wort heraus.

Thomas sah in die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. Von unbeschreiblicher Farbe und Tiefe. Diese Augen schauten ihn an, als wären sie sich schon einmal begegnet. Um die beiden herum gab es einigen Tumult, denn die Bahn war mitten im Tunnel angehalten worden. Es störte sie nicht. Thomas war fasziniert. Unter ihrer fein geschwungenen Nase öffnete sich leicht ein dezent geschminkter Mund, der eine makellose Zahnreihe freigab. Er war hingerissen.

Endlich hatte Thomas sich soweit gefangen, dass er ein „Tschuldigung“ rauspresste und „natürlich komme ich für die Reinigungskosten auf“.

Auch das Mädchen bekam ihre Sinne wieder in den Griff. Sie hatte ein Gefühl der Vertrautheit und fühlte sich auf unerklärliche Weise zu Thomas hingezogen.

„Aber das macht doch nichts“, sagte sie, „ist eine alte Jacke“.

„Nein, nein, ich bezahle alles und außerdem wird es Dir draußen kalt werden. Du musst Dich sofort umziehen.“

Der Zug fuhr wieder an. Über Lautsprecher hatte der Schaffner mitgeteilt, was der Grund für das abrupte Bremsmanöver war, aber sie hatten nicht zugehört.

An der nächsten Station stiegen sie aus.

„Zu mir ist es nicht weit“, sagte Thomas, „ich könnte Dir wenigstens ein neues T-Shirt und einen Pulli geben. Gib mir doch gleich Deine Adresse, dann bringe ich Dir die gereinigte Jacke vorbei.“

„Ok, ich wohne nicht in diesem Teil der Stadt. Wollte eine Freundin besuchen. Aber ich kann sie auch anrufen und absagen.“

„Das wäre toll, dann könnten wir noch etwas trinken zusammen, vielleicht einen Kaffee Latte?“

Sie lachte so herzlich, dass ihm ganz warm wurde.

Tatsächlich wohnte Thomas gleich um die Ecke.

„Wie heißt Du eigentlich? Ich bin Thomas.“ Sie kam gerade aus dem Bad im frischen T-Shirt. Er bemerkte erfreut, dass sie nicht nur ein schönes Gesicht hatte, sondern auch eine hinreißende Figur.

„Ich bin Emma.“ Der Name passte irgendwie nicht zu diesem reizenden Geschöpf, fand Thomas. Seine Oma hieß Emma. Warum denken sich Eltern manchmal solch dusselige Namen aus?

„Soll ich uns einen Tee machen oder möchtest Du etwas anderes?“

„Tee ist prima. Bin etwas durchgefroren.“

„Dann lass uns in die Küche gehen“, schlug Thomas vor, „da ist es am wärmsten. Meine Eltern drehen immer die Heizung in den Zimmern runter, haben einen Sparzwang.“

„Ja, das kenn ich. Meine Mitbewohnerin ist genauso. Wieso wohnst Du eigentlich noch bei Deinen Eltern?“

Und schon waren sie im schönsten Gespräch. Sie unterhielten sich Stunde um Stunde über Themen, an die sie sich später nicht mehr erinnerten. Sie hingen an den Lippen des anderen, genossen es, ihre Stimmen zu hören und fühlten sich nah. Sie hatten sich bisher nur einmal unfreiwillig in der U-Bahn berührt. Sie hatten keine Eile, nichts war ausgesprochen, es fühlte sich gut und richtig an.

Herr und Frau Bürggelmahn waren an diesem Nachmittag in ein Konzert gegangen und wollten gegen 21 Uhr zurück sein. Dieses Unheil hatte Thomas vollkommen ausgeblendet. Er hatte nur noch Sinne für Emma. Mittlerweile war er sogar in ihren Namen verliebt. Auch Emma fragte nicht nach Zeit und Raum. Es gab für sie auch keinen Grund anzunehmen, dass seine Eltern etwas dagegen haben könnten, wenn ihr erwachsener Sohn mit einem Mädchen in der Küche Tee trinkt. Thomas hatte nichts erzählt.

Als dann die Eltern wie geplant um kurz vor neun nach Hause kamen, geschah etwas Seltsames. Herrn und Frau Bürggelmahn war ihr Missfallen anzusehen, dennoch waren sie höflich genug, sich vorzustellen und zu fragen, ob man einen schönen Abend hatte.

Thomas aber sprang auf und sagte mit hochrotem Kopf: „Emma wollte sowieso gerade gehen, nicht wahr. Ich bringe Dich noch zur Tür.“ Die Eltern waren erfreut, sie hatten es nicht anders erwartet. Emma war verwirrt. Wollte dieser nette Typ sie tatsächlich rausschmeißen? Draußen war es kalt und dunkel und er setzte sie vor die Tür?

„Sag mal, Thomas, das ist doch nicht Dein Ernst? Bringst Du mich wenigstens zur U-Bahn?“

„Nein, die ist doch gleich um die Ecke. Ist doch kein Problem für Dich. Ciao, gute Nacht.“

Emma ging raus auf die Strasse und dachte nur: „So ein Arschloch! Der ist ja zu Mr. Hyde geworden als seine Eltern auftauchten. Kann ich mich so getäuscht haben?“

Sie konnte sich eigentlich auf ihre Menschenkenntnis gut verlassen.

Völlig durcheinander ging sie zur U-Bahn.

„Wer war das?“, fragte Herr Bürggelmahn seinen Sohn.

„Ach, eine Kommilitonin. Wir haben für‘s Examen gelernt.“

„Na dann...Gute Nacht“.

„Gute Nacht.“

Erst als Thomas im Bett lag konnte er wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen. „Bist Du eigentlich bekloppt?“, fragte er sich. „Was hast Du Dir dabei gedacht, die schönste und liebenswerteste Frau der Welt auf die Strasse zu schicken? Nur weil Du Dir aus Angst vor Deinen Eltern in die Hose machst? Das darf alles nicht wahr sein!“

Was hatte George gesagt? Sie sprächen aus eigener Erfahrung? Waren sie vielleicht damals unfähig, das Leben und die Liebe einfach nur zu genießen? Konnten sie es denn heute?

Und er wiederholte wie ferngesteuert das gelernte Verhalten seiner Eltern. Unfassbar!

Sein Vater fragte zwar nach, wer denn die junge Dame sei. Aber interessierte er sich für sie? Interessierte er sich überhaupt für ihn? Oder nur dafür, dass er funktionierte? Er wusste es nicht. Das lag auch daran, dass er kaum mit seinem Vater redete. Ähnlich wie mit seiner Mutter. Kurze Fragen, kurze Antworten, bloß kein Tiefgang.

Die Ereignisse dieses Tages ließen sein ganzes Leben vor ihm ablaufen. Er realisierte wie sehr er sich hatte einengen lassen, und er erkannte, dass er dieses Verhalten so sehr verinnerlicht hatte, dass er auf erschreckende Weise reagierte, wie seine Eltern es erwarteten. Wird er Emma je wieder sehen? Wird sie ihn denn sehen wollen? Wird er ihr sein Verhalten erklären können?

Er konnte nicht schlafen und tat nun etwas, was er noch nie getan. Er hatte den Drang, raus zu gehen, frei zu sein, sich selbst zu bestimmen. Also wanderte er durch die nächtlichen Strassen der Stadt, kein Ziel, einfach so. Er fühlte sich frei, dennoch hilflos.

Plötzlich stolperte er, fiel fast hin, hörte ein Stöhnen, dann ein Klirren. Er bemerkte, dass er über einen Obdachlosen gefallen war, der auf der Strasse sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Nichts wie weg, die Typen konnten ja unangenehm werden, glaubte er.

In dem Moment als er gehen wollte, hörte er eine angenehme Stimme: „Entschuldigung, ich habe mich wohl etwas breit gemacht. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

Thomas erwiderte unsicher: „Es ist doch nichts passiert, schlafen Sie bitte weiter.“

In dem Moment rollte eine Flasche über den Bürgersteig und Thomas hob sie auf.

„Oh, ein guter Tropfen, ich war mit meinen Eltern mal in der Bourgogne, daher kenne ich das Weingut. Aber wieso...?“. Er kam ins Stottern. Wieso lag der Typ auf der Strasse und trank einen nicht ganz billigen Wein?

Der Mann richtete sich auf und bat Thomas zu bleiben.

„Möchten Sie ein Glas mit mir trinken?“, fragte er in das erstaunte Gesicht von Thomas.

„Warum nicht“, antwortete er unsicher. Eine verrückte Situation. Der Mann benahm sich, als wären sie in einer eleganten Bar und nicht mitten in der Nacht mit zerrissenen Kleidern auf der Strasse. Zumindest der Penner sah ziemlich heruntergekommen aus.

„Bitte setzen Sie sich“, sagte der Mann mit einer einladenden Bewegung.

Thomas lehnte sich an die Hauswand. Der Mann gab ihm tatsächlich ein Glas und schenkte Rotwein ein. Thomas hatte sich nicht geirrt, es war ein französischer Chateauwein. Grand Cru. Unfassbar! Der Mann wurde Thomas immer rätselhafter.

„Ich heiße übrigens Karl und erkenne eine Menge Fragen in Ihrem Blick. Ich will sie beantworten. Ich rede nämlich gerne, habe aber seit einiger Zeit nur selten Gelegenheit dazu.“

Thomas schaute ihn dankbar an, er konnte wirklich Ablenkung gebrauchen. Vielleicht brachte Karl ihn auf andere Gedanken. Wenn es auch grotesk war, von einem Penner Hilfe zu erwarten.

Karl begann seine Geschichte zu erzählen: „Ich will mich über das, was mir passiert ist, nicht beklagen. Ich bin natürlich für das verantwortlich, was geschehen ist, aber ich habe die Zeichen nicht immer richtig gedeutet. Manchmal ging ich den Weg des geringsten Widerstandes. Aber nun von Anfang an. Ich komme aus gutem Hause, wie man so schön sagt. Nicht reich, aber gut bürgerlich mit eigenem Häuschen und zwei Autos in der Garage. Aus meiner Kindheit sind mir keine besonderen Vorkommnisse erinnerlich. Meine Eltern waren weder besonders streng noch liebevoll. Irgendwie neutral. Das änderte sich erst, als ich mein Abitur in der Tasche hatte. Eigentlich war ich immer der Meinung, das gar nicht zu brauchen, weil ich gerne etwas Handwerkliches gelernt hätte. Meine Eltern waren jedoch Akademiker und weitere Diskussionen erübrigten sich. Und wenn man schon Abitur hat, dann muss man auch studieren. Auch hier war für mich kein wirklicher Verhandlungsspielraum vorhanden. Die Richtung war vorgegeben, ohne dass ich auf die Idee kam, mich zu wehren. Allerdings kamen meine Eltern auch nicht auf die Idee, mich zu fragen, was ich eigentlich wollte.“

Thomas merkte nicht, dass er mit seinem Schicksal nicht allein war.

„So schrieb ich mich für Jura ein und begann Gesetzestexte zu lesen und Kommentare auswendig zu lernen. Nicht gerade spannend, aber laut meinem Vater später mal lukrativ. So vergingen die Jahre und ich vergaß langsam mein ursprüngliches Berufsziel, für das ich übrigens eine Menge Talent hatte. Ich war manuell immer sehr geschickt und helfe Menschen gerne, wenn sie beispielsweise ein Problem mit ihrem Auto haben oder die Waschmaschine ihren Geist aufgibt. Na ja, als Jurist kann man auch Menschen helfen. So jedenfalls versuchte ich mich zu trösten.

Aber auch das kam anders.

Mein Vater hatte mal wieder andere Pläne. Ich sollte in seine Fußstapfen treten und Justiziar in seiner Firma werden. Er war mittlerweile im Ruhestand, hatte aber immer noch gute Kontakte zu seinem früheren Arbeit- bzw. Auftraggeber. Dies sei eine wertvolle Aufgabe, zukunftssicher, gut bezahlt und im Übrigen nicht weiter zu diskutieren. Ich war zwar mittlerweile fast 30 Jahre alt, konnte mich meinem Vater gegenüber aber nicht behaupten. Ich stieg also tatsächlich in dieses Unternehmen ein, Papa hatte ein gutes Wort für mich eingelegt und ich beschäftigte mich weiterhin mit Themen, die mich langweilten. Meine Hauptaufgabe bestand darin, Verträge mit Handelspartnern auszuarbeiten.

So ging das Leben weiter, keine Höhen oder Tiefen. Anfang dreißig begegnete ich einer Kollegin, in die ich mich verliebte. Ich hielt es jedenfalls für Liebe. Heirat und zwei Töchter waren die Folge. Alles furchtbar normal.“

Thomas hörte gespannt zu. Bisher war in der Tat alles sehr normal verlaufen in Karls Leben, irgendwie eintönig. Da war sein eigenes Leben im Moment aufregender.

Karl hatte noch etwas Wein nachgeschenkt und fuhr mit angenehmer Stimme fort: „Die Töchter wurden größer, die Ehe zur Routine, der Beruf ebenso. Die jährlichen Höhepunkte der Lust waren die beiden Urlaube. Im Sommer mit Eltern und Schwiegereltern nach Norderney und im Winter nur mit den Kindern in die Steiermark. Es war wirklich langweilig, aber ich hatte mich an dieses Leben gewöhnt. Es war nicht aufregend aber sicher. Und wahrscheinlich wäre es immer so weiter gegangen, wenn nicht etwas geschehen wäre, das völlig ungeplant war.“

Jetzt kommt‘s, dachte Thomas.

„Vor ziemlich genau sechs Monaten rief mich mein Chef zu einem vertraulichen Gespräch. Er begann mir ziemlich umständlich zu erklären, dass ich bei den Verträgen mit unseren Geschäftspartnern in Zukunft nicht so genau hinschauen sollte. Ich verstand nicht ganz, was er wollte. Ich fragte ihn, ob er nicht zufrieden mit mir sei. Er verneinte und meinte, dass es darum nicht ginge. Er wisse, dass ich meine Arbeit sehr akkurat mache. Nein, es ginge darum, gewisse juristische Schlupflöcher offen zu lassen um etwas mehr Spielraum in der Vertragsgestaltung zu haben. Ich verstand immer noch nicht. Mein Chef wurde ungeduldig. Er wurde lauter und meinte, wenn ich Andeutungen nicht verstehen könnte, müsse er wohl deutlicher werden. Hätte ich meine Klappe gehalten, wäre vielleicht alles nicht so weit gekommen. So aber erklärte er mir, dass das Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten sei und man keinen anderen Ausweg wüsste, diese schnell wieder zu beheben als mit nicht ganz legalen Methoden. Sei ja nur für eine kurze Zeit. Ich antwortete ihm, dass ich ja wohl deswegen für die Firma arbeite, um genau die Legalität eines jeden Geschäftes zu gewährleisten. Es ging hin und her. Er stimmte dem zu, im Allgemeinen jedenfalls. In dieser heiklen Situation müsse man die Rechtslage eben etwas großzügiger auslegen. Dazu ist doch wohl auch ein Jurist in der Lage. Ich war konsterniert. Ich hatte schon einen Beruf ergriffen, den ich nicht wollte und einen Job, der mir keinen Spaß machte, und jetzt sollte ich meine wenigen Prinzipien auch noch über den Haufen werfen.

Und einmal im Leben entschied ich mich das zu tun, was ich für richtig hielt. Ich sagte nein, das mache ich nicht mit. Wenn die Firmenleitung nicht in der Lage ist, das Unternehmen erfolgreich zu führen, werde ich nicht die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen. Er meinte trocken, wenn ich nicht in der Lage bin, über meinen Schatten zu springen, habe die Firma keine Verwendung mehr für mich.“

„Moment“, warf Thomas ein, „es gibt doch Arbeitsverträge und Kündigungsschutz! So schnell konnte man Sie doch nicht rausschmeißen.“

„Das stimmt sofern man einen Arbeitsvertrag hat. Dank meines Vaters bin ich als freier Mitarbeiter geführt worden, jederzeit kündbar. Davon ging ich ja in meinen kühnsten Träumen nicht aus. Ich dachte, von der Stelle gehe ich in den Ruhestand. Blöd, das weiß ich jetzt auch.“

„Aber wie kam es, dass Sie auf der Strasse leben?“, wunderte sich Thomas, „Sie hatten doch Familie, Haus, vielleicht Ersparnisse.“

„Na ja, viel Ersparnisse nicht. Die hatten wir in das Haus gesteckt. Es war unglaublich. Unsere Töchter waren gerade in Schulfreizeit. Also nur meine Frau war zu Hause. Sie verlangte doch tatsächlich, dass ich mich bei meinem Chef entschuldige und ihm versichere, das zu tun, was er von mir verlangte. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich dazu nicht stehen kann. Daraufhin nannte sie mich einen Schlappschwanz und Versager. Es war wie im Film. Wie willst Du denn Deine Familie ernähren? Sei froh, dass ich auch arbeite. Mit Dir als einzigem Verdiener wäre schon lang der Ofen aus. Und noch so einiges andere haute sie mir um die Ohren. Ich dachte immer, das Familienleben sei einigermaßen intakt. Wohl wieder einer meiner Irrtümer. Und jetzt pass auf.“

Karl war unvermittelt in die Du-Form gefallen. Wahrscheinlich, weil seine Erzählungen und die Atmosphäre jetzt so vertraut erschienen. Vielleicht aber auch nur, weil das auf der Strasse der übliche Umgang war.

„Am nächsten Tag habe ich noch Einiges in der Firma erledigen müssen und kam nachmittags nach Hause. Du glaubst es nicht. Die Türen hatten neue Schlösser und in der offenen Garage stand ein gepackter Koffer. Ich war schockiert. Zuerst war mir danach, ein Fenster einzuwerfen, um in mein Haus zu gelangen. Es schien niemand da zu sein.

Dann aber keimte ein letztes Fünkchen Stolz in mir auf und ich sagte zu mir, nein, diese Blöße gibst Du Dir nicht. Die soll Dich nie wieder sehen. Nicht mal an meine Töchter dachte ich in dem Moment. Ich war unendlich wütend, hätte meine Frau umbringen können. Mein Blick fiel in den hinteren Teil der Garage, wo einige Kisten Wein standen, die ich noch in den Keller räumen sollte. Nichts da, die kommen in mein Auto und dann nix wie weg. Ich habe dann irgendwo geparkt und viel zu viel von dem Wein getrunken, den ich mit dem Schraubenzieher öffnen musste. Ich bin morgens mit dickem Schädel aufgewacht. Die darauf folgenden Wochen sind schnell erzählt. Meine Frau blieb stur und ich zum ersten Mal in meinem Leben auch. Meine Töchter sehe ich ab und zu. Niemand weiß genau, wo ich bin. Mein Auto habe ich verkauft und somit einen Notgroschen. Das einzige, was ich mir geleistet habe, sind er Schlafsack, die Gläser und der Korkenzieher.“

„Warum suchst Du Dir keinen neuen Job?“, wollte Thomas wissen.

„Dazu fehlt mir momentan die Kraft. Außerdem mache ich zum ersten Mal in meinem Leben das, was ich will. Das gebe ich nicht so schnell auf.“

„Ich glaube nicht, dass es wirklich das ist, was zu willst“, wandte Thomas ein und zeigte auf den schmuddeligen Schlafsack und die Plastiktüten mit Karls Hab und Gut. „Ich glaube eher, Du befreist Dich gerade aus allen Zwängen und zufällig dient Dir die Strasse dazu.“ Thomas fand sich ganz treffend in seiner psychologischen Analyse.

Karl hatte immer noch eine feste Stimme, als er erwiderte: „Ja, Du hast Recht. Ich war immer ein Getriebener, habe das getan, was von mir erwartet wurde. Das ist vorbei. Diese Zeit wird nie wieder kommen, und wenn ich auf der Strasse verrecke. Dann aber wenigstens mit Stolz und Würde.“

Hm, dachte Thomas, mit Stolz und Würde. Waren das nicht Tugenden, die auch er nur vom Hörensagen kannte? War nicht gerade sein heutiges Erlebnis mit Emma und seinen Eltern der Beweis dafür, dass auch er das tat, was andere von ihm wollten? Bestimmte er sein Leben selbst? Wohl kaum. Er war ja nicht einmal in der Lage, eine Beziehung zu einem Mädchen aufzubauen. War er so viel anders als Karl?

Es wurde schon langsam hell. Sie saßen immer noch an der Hauswand, tranken Wein und rauchten eine von Karls Selbstgedrehten. Karl hatte früher nie geraucht. Thomas nur selten auf Parties. Nie zu Hause.

Thomas fing einfach an zu erzählen, was ihn heute Nacht auf die Strasse getrieben hat. Er redete sich vieles von der Seele: seine Eltern, seine Kindheit, Melanie, seine Probleme mit Mädchen, George, sein ungeliebtes Studium. Natürlich kam auch Emma in seinen Erzählungen vor. Er schwärmte richtig von ihr. Ihm fielen die Parallelen zu Karls Leben kaum auf. Er war zu sehr mit sich und seinem Schicksal beschäftigt. Karl ließ ihn gewähren, spürte aber, dass Thomas sich nicht ganz öffnete.

Erst als der Berufsverkehr begann, verabschiedete sich Thomas. „War ein schöner Abend, äh, Morgen. Bis bald mal. Mach‘s gut und danke für den Wein.“

Karl war sich sicher, dass sie sich wieder sehen würden. „Ja, pass auf Dich und Dein Leben auf. Wenn Du Lust hast zu quatschen, ich hänge abends immer in dieser Gegend rum. Tschüs!“

Thomas ging nach Hause, duschte und wollte eigentlich ins Bett. Nach der Standpauke seiner Mutter und einem Vortrag über die Sorgen, die sie sich seinetwegen gemacht hatten, stieg er ins Auto und fuhr Richtung Uni.

Kurz darauf passierte die Szene auf der Kreuzung.

Die Uni war für heute gestrichen. Thomas war endlos aufgewühlt, konnte keinen klaren Gedanken fassen und fuhr wieder nach Hause. Er wollte das Auto loswerden, sich in seinem Zimmer verkriechen und niemanden sehen. Seine Mutter war ausgegangen, sein Vater auf Dienstreise, er hatte das Haus für sich und seinen Schmerz.

Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Was mache ich, wer bin ich, warum handle ich so seltsam? Fragen, auf die er keine Antwort hatte. Er brauchte Hilfe, jemanden mit dem er reden konnte, der ihn verstand. Seine Eltern fielen hier komplett aus, keine Chance, mit ihnen über sein Dilemma zu reden. Sie hatten ihn doch noch nie verstanden, noch nicht mal verstehen wollen.

Er rief George an - Mailbox. Er legte auf. Ja, Emma wäre die Richtige, wenn sie überhaupt noch mit ihm reden würde. Aber er hatte keine Telefonnummer und in der Hektik hatte sie ihm auch nicht ihre Adresse gegeben. Von ihr blieb nur ihre Jacke mit Milchkaffee.

Und ihr Duft.

Er durchsuchte die Taschen in der Hoffnung, einen Hinweis zu entdecken, wo er sie finden könnte. Fehlanzeige.

Es war wie verhext.

Er musste mit jemandem reden. Er lief im Haus ziellos umher. Vielleicht sollte ich mich betrinken, dachte er, dann kann ich wenigstens gut schlafen und das Grübeln hörte auf.

Und morgen war ein anderer Tag.

Da sein Vater Bier verabscheute, ging er in den Keller um eine Flasche Wein zu holen. Es war zwar erst Mittag, aber egal. Er griff wahllos in das Weinregal, ein Chateauwein kam zum Vorschein und Thomas fühlte sich plötzlich sehr wohl bei dem was er nun tat. Er nahm noch eine Flasche aus dem Regal, zog seine Jacke an, verließ das Haus und suchte Karl. Es wurde ihm schlagartig klar, dass Karl der einzige Mensch auf dieser Welt war, mit dem er über seine Situation sprechen konnte.

Warum war ihm das nicht schon vorher klar gewesen? Karl hatte ein ähnliches Schicksal. Und wenn Thomas so weitermachte, könnte ihm das auch blühen, was Karl durchmachen musste.

Er hatte Karls Geschichte mit Spannung verfolgt und war blind gewesen für die Parallelen zu seinem eigenen Leben.

Als er durch die Stadt lief, kam er sich befreit vor. Als ob dieser Beinaheunfall der Anstoß war, sein Leben in die Hand zu nehmen. Er wusste nur noch nicht genau, wie.

Als er in „Karls Strasse“ einbog, sah er ihn schon von weitem mit seinem Schlafsack und den Tüten. Das kann doch nicht das Leben sein, dachte er bei sich. Dennoch erschien es ihm, als ob dieser Karl das erreicht hätte, wo nach er sich sehnte. Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung fielen ihm als Schlagworte ein. Egal ob auf der Strasse oder sonst wo.

Innerlich nahm er die letzte Aussage sofort zurück, denn ein Leben auf der Strasse wäre dann doch nicht das Richtige. Aber der Gedanke an die Freiheit begann ihn zu faszinieren.

Thomas ging etwas unsicher auf Karl zu. Ihm fehlte wieder mal der Mut, aber Karl hatte ihn schon erkannt und kam freudestrahlend auf Thomas zu.

„Hallo Thomas, das freut mich aber wirklich, Dich zu sehen. Wie geht es Dir?“, war Karls offene Reaktion. Thomas‘ Unsicherheit verflog.

„Ja, ich freue mich auch“, hörte er sich etwas verwundert sagen.

„Was hast Du denn da mitgebracht?“, fragte Karl und deutete auf die beiden Flaschen in Thomas‘ Hand.

Den Wein hatte Thomas schon fast vergessen, aber jetzt sagte er mit fester Stimme:

„Du weißt doch einen guten Tropfen zu schätzen. Den habe ich aus dem Weinkeller von meinem Vater. Vielleicht kann ich mich für gestern revanchieren.“

„Danke, das musst Du nicht“, erwiderte Karl, „es war mir ein Vergnügen mit Dir zu plaudern. Ich hatte ja schon angedeutet, dass es kaum jemanden gibt, mit dem ich reden kann. Und Du hast mir zugehört. Das hat mir sehr gut getan. Daher brauchst Du Dich nicht zu revanchieren. Setz Dich einfach her, hier auf die Parkbank, und lass uns schauen, was Dein Herr Papa zu bieten hat.“

Thomas wurde etwas lockerer, nein, er fühlte sich mit der Situation eins, zufrieden. Er wusste nicht warum, aber dieser Moment erschien ihm angenehm.

Er setzte sich zu Karl auf die Bank, war entspannt, kein bisschen nervös. Es spürte eine gewisse Ruhe und Gelassenheit.

Er hatte den Korkenzieher vergessen, aber Karl half gerne aus.

Die tollen Weingläser seines Vaters hatte er auch vergessen. Aber Karl hatte ja alles, was man brauchte.

Sie prosteten sich zu und es entstand eine Atmosphäre der Ruhe, fast glaubte man, der Realität entrückt zu sein. Thomas empfand die Situation als neu, aber angenehm neu. Er hatte nie vorher mit einem Menschen eine so entspannte Zeit verbracht. Eine Zeit, in der er sein konnte, wie er war. Keine Ansprüche, Erwartungen, vorgefertigte Pläne.

Er beschloss, Karl alles von seinem Leben zu erzählen. Er hatte das ohnehin vorgehabt, aber jetzt fühlte er sich richtig geborgen um sich zu öffnen. Bedenken, dass er einem unbekannten Obdachlosen sein Innerstes eröffnete, kamen ihm nicht mehr.

Die Weinflasche war geöffnet, das erste Glas getrunken und Thomas verspürte den Drang zu reden.

Karl war nicht wirklich überrascht, denn er hatte bereits gespürt, dass Thomas eine schwere Last mit sich herumschleppte.

Er freute sich insgeheim, dass Thomas bereit war seine Geschichte zu erzählen.

Es dauerte geschlagene zwei Stunden, bevor Thomas eine längere Pause machte. Er hatte alles erzählt. Jedes Detail. Als er nun fast außer Atem war und Karl die Pause nicht störte, fiel ihm auf, dass er nicht so sehr die Situationen geschildert hatte, die ihn beschäftigten. Er hatte mehr über seine Gefühle gesprochen, die er empfand als die Situationen geschahen. Natürlich hatte er Emma beschrieben, ihre Anmut, ihren Duft, die gemeinsame Zuneigung, aber er hatte nicht geklagt, dass sie ging. Thomas war von sich selbst überrascht, als er sagte: „Es waren nur wenige Minuten, in denen ich reagierte, wie meine Eltern es von mir erwarteten. Ich bin erschüttert über das, was ich Emma angetan habe. Und besonders über das, was ich mir angetan habe. Ich habe nicht nur sie, sondern auch mich selbst verleugnet. Ist das nicht furchtbar, zumal das nicht zum ersten Mal geschehen ist, sondern schon tausend Mal vorkam. Eigentlich immer, wenn es dazu kam, eine eigene Entscheidung zu treffen.“

Über diese Einsicht kam Wohlbefinden in ihm auf. Karl spürte, dass er nicht kommentieren sollte, einfach zuhören. Thomas warf Ballast ab, und er bewunderte ihn insgeheim, denn dies hatte er in seinem Alter nicht geschafft. Karl war sich nicht ganz sicher, ob Thomas schon so weit war, dass er aus seinen Erkenntnissen entsprechende Schlussfolgerungen ableiten konnte. Es wäre schön gewesen, wenn daraus ein Plan entstehen würde. Karl hütete sich davor, dies Thomas zur Aufgabe zu machen.

Stattdessen sagte er: „Ich danke Dir, lieber Thomas, für das Vertrauen, mir Deine Geschichte zu erzählen. Ich fühle mich geehrt. Denn auch wenn wir uns kaum kennen und vielleicht nie mehr wieder sehen werden, ist das nicht selbstverständlich.“

Thomas war seltsamerweise über dieses Verständnis nicht überrascht. Warum hatte er zuvor noch nie jemanden wie Karl getroffen? Warum hatten seine Eltern nicht nur einen kleinen Teil von Karl, warum hatten sie ihm nie eine Chance gegeben?

Thomas war dennoch nicht verbittert.

„Ich habe es ja selbst nie eingefordert, habe nie die Auseinandersetzung gesucht.“

Es gelang Karl, den Zusammenhang herzustellen, aber er schwieg. Es war noch nicht der richtige Moment, seine Sicht der Dinge zu offenbaren. Vielleicht würde es gar nicht nötig sein. Das wäre das Beste gewesen! Wenn Thomas für sich selbst die richtigen Schlüsse zöge.

Es war zu sehen, dass es in Thomas arbeitete. Er spürte, dass hier etwas geschah, das sein Leben verändern wird.

„Ich bin nicht blöd“, sagte er mit Nachdruck, „ich mache mein Studium zu Ende, bin ja fast fertig. Aber vorher such ich mir eine eigene Bleibe. Und wenn es bei Dir auf der Straße ist, Karl. Ich muss da raus! Aber das reicht nicht! Ich muss mehr tun.“

Es brannte in Karl, etwas zu sagen, Thomas zum eigenen Willen zu leiten. Er schwieg noch. Er sagte sich, es wäre viel besser, wenn Thomas selbst seinen Weg fand. Es schien allerdings, dass er immer noch in seinem alten Korsett gefangen war.

Thomas war hin und her gerissen.

„Nein, das reicht nicht. Das Studium nervt mich, und wie soll ich eine eigene Wohnung bezahlen? Es muss einen anderen Weg geben.“

Er spürte, dass es diesen Weg gab, aber war wie blockiert. Er beschloss, Karl um Rat zu fragen:

„Karl, was würdest Du in meiner Situation tun?“

Karl wurde nachdenklich. Es gab für diese Situation kein Patentrezept.

„Thomas, es geht um Dein Leben, um Deine Wünsche. Was nützt es Dir, wenn ich Dir sage, wie ich handeln würde. Das mag Dich vielleicht noch mehr verwirren. Ich merke doch, dass Du aus Deinem Hamsterrad nicht heraus kommst. Deshalb möchte ich Dir gerne helfen heraus zu finden, was Du wirklich möchtest. Du musst Dir die Frage stellen und sie beantworten. Das kann leider kein Anderer für Dich übernehmen. Du selbst schreibst das Drehbuch für Dein Leben. Ich helfe Dir gerne dabei.“

Thomas war erstaunt über Karl‘s Antwort. Bisher sagten ihm immer Andere, wo es lang ging. Karl aber gab ihm die Verantwortung und das Gefühl, dass nur er selbst entscheiden konnte, was für ihn richtig oder falsch war.

Diese Erkenntnis gab ihm zu seiner Überraschung ein wohliges Gefühl. Er war nicht enttäuscht, sondern fühlte sich ernst genommen. Dennoch herrschte weiterhin ein großes Durcheinander in ihm.

„Danke, Karl, für Deine Unterstützung und für diese Antwort. Ich möchte selbst entscheiden, wie es weiter gehen soll. Wie kannst Du mir dabei helfen?“

„Oh, das ist einfach“, meinte Karl sehr zuversichtlich, „ich werde Dir Fragen stellen. Und wenn Du sie ehrlich beantwortest, wirst Du Deinen Weg sehen.“

Thomas war begeistert. Noch nie hatte ein Mensch ihn in der Entscheidungsfindung so nah begleitet.

„Lass mich ein paar Schritte alleine gehen, Karl, ich muss mich sortieren um Deine Fragen offen und ehrlich zu beantworten.“

Er ging los und nagte an der Frage, was er wirklich wollte und was er vom Leben erwartete. Er lief durch die Strassen ohne sie wahrzunehmen. Er glaubte, schon eine Lösung gefunden zu haben, verwarf sie doch gleich wieder. Er grübelte. Hamsterrad! Das traf es ziemlich genau, dachte er, wie komme ich da raus?

Wieder zurück bei Karl angekommen, fragte dieser: „Na, hast Du den Kopf etwas frei bekommen? Neue Erkenntnisse gewonnen?“

„Ach, Thomas, ich drehe mich im Kreis. Eins aber weiß ich jetzt mit Bestimmtheit. Ich möchte nicht, dass meine Eltern mein Leben bestimmen, sondern ich möchte es in meine eigenen Hände nehmen.“

„Das ist ein sehr guter Anfang“, meinte Karl, “was möchtest Du denn konkret ändern?“

„Na ja“, antwortete Thomas etwas hilflos, „ich möchte so viel ändern, aber ich bin ja total von meinen Eltern abhängig. Die finanzieren alles. Ohne sie könnte ich...“

Zum ersten Mal fiel Karl ihm ins Wort: „Du solltest Dir im Klaren sein was Du willst. Erst dann kannst Du darüber nachdenken, wie das zu realisieren ist. Also konzentrier Dich nur auf Deine Wünsche.“

Auch das war für Thomas neu. Er hatte sich immer für mittellos gehalten, sowohl was die Finanzen anging als auch die Entscheidungen. Dieser Aspekt jedoch begann ihm zu gefallen.

„Nun, ich möchte unabhängig sein von meinen Eltern. Möchte mein eigener Herr sein. Entscheiden, was ich tue oder lasse. Weg aus dem Elternhaus. Vielleicht zahlen sie mir ja eine Wohnung.“

„Gut, das ist eine Möglichkeit“, meinte Karl, „würde Dich das glücklich machen?“

Thomas dachte nach. „Wahrscheinlich nicht. Ich wäre ja immer noch abhängig von Ihnen. Mit einer Wohnung hätten sie ein schönes Druckmittel, und ich müsste mein Studium zu Ende bringen. So, wie sie es geplant haben.“

Karl lächelte insgeheim. Thomas war auf dem richtigen Weg. Also fragte er weiter:

„Was wäre so schlecht daran, Dein Studium zu Ende zu machen?“

„Schlecht wäre das nicht. Ich hätte einen Beruf, könnte dann irgendwas arbeiten und wäre unabhängig. Mein Vater will unbedingt, dass ich promoviere. Das bedeutet, noch länger an der Uni zu bleiben. Ich habe aber überhaupt keine Lust dazu. Das Fach langweilt mich ja jetzt schon und die Aussichten sind nicht gerade rosig, wenn man kein Superexamen hinlegt.“

„Was würdest Du denn als Betriebswirt arbeiten wollen?“, fragte Karl.

„Ich habe keine konkreten Vorstellungen. Vielleicht braucht man ja einen wie mich im sozialen Bereich. Aber da geht es dann meist um Controlling oder Buchhaltung, das ist nicht so meins. Ich wollte ja immer mit Menschen arbeiten.“

Karl wurde hellhörig: „Dein ursprünglicher Berufswunsch war Krankenpfleger, richtig?“

„Ja, das stimmt. Ich glaube, da hätte ich Spaß daran gehabt. Da gibt es viele Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln und Menschen wirklich zu helfen. Aber leider wird dies ein Traum bleiben. Hätte ich Dich vor fünf Jahren getroffen, wer weiß...?“

Karl merkte, dass er nur noch eine Frage stellen musste. Er war sich nicht sicher, ob Thomas damit etwas anzufangen wusste, wollte aber alles auf diese Karte setzen:

„Thomas, gibt es tatsächlich ein „zu spät‘? Wenn es Dein Wunsch ist, dann mach es!“

Thomas verstand nicht, was Karl meinte. Er war noch verwirrter als vorher. Dennoch spürte er, dass er an einem Punkt war das Hamsterrad zu verlassen. Für eine Entscheidung war es zu früh, er merkte aber, dass ihm dieses Gespräch geholfen hatte ohne konkret zu wissen, wie es weiterging.

„Lieber Karl, ich bin Dir sehr dankbar für Deine Hilfe. Ich brauche jetzt etwas Zeit, alles zu verarbeiten. Bitte sei mir nicht böse, wenn ich jetzt gehe. Ich melde mich bei Dir.“

Sie verabschiedeten sich und Karl war zufrieden. Er freute sich, Thomas zum Nachdenken gebracht zu haben, auch wenn er nicht wusste, was letztendlich das Ergebnis sein würde.

Thomas ging nach Hause. Seine Eltern waren nicht da, also ging er mit dem wohligen Gefühl, dass etwas voran ging, ins Bett und schlief fest bis zum Morgen.

Ein kurzes Frühstück mit der typischen Frage ,Wo warst Du?‘ ließ ihn kalt.

Er hatte einen Plan. Sagte, dass er in die Uni ginge, machte aber ein paar Besuche, die ihm Gewissheit gaben, auf dem richtigen Weg zu sein.

Er brauchte noch einige Tage um sich zu sortieren und an seinem Plan zu feilen. Er hatte eine Entscheidung getroffen, alles genau durchdacht und war von sich selbst begeistert.

Er hatte keine Zweifel mehr das Richtige zu tun. Und er war Karl unendlich dankbar für die Impulse, die er gesetzt hatte. Das Hamsterrad war leer.

Es gab nur noch eine Hürde. Wie sagte er es seinen Eltern?

Am besten frei raus, so wie es war, ohne wenn und aber. Er hatte alles vorbereitet.

Man saß, wie üblich, beim Abendessen zusammen und Thomas war mutig.

„Liebe Eltern, ich habe einen Entschluss gefasst“, begann er selbstbewusst.

„Das ist schön,“ meinte sein Vater in gewohnter Selbstüberschätzung, „hast Du endlich ein Thema für Deine Doktorarbeit?“

Thomas ließ sich nicht irritieren: „Nein, im Gegenteil, es wird keinen Doktor Thomas Bürggelmahn geben!“

„Ach,“ stöhnte seine Mutter gequält, „das war doch so geplant! Was ist überhaupt los mit Dir? Du wirkst so verändert.“

Eine Mutter merkte auch wirklich alles, dachte Thomas fast amüsiert.

„Was soll das?“, schnauzte Herr Bürggelmahn.

Thomas hatte eine sehr feste Stimme, als er sagte: „Hört mir einfach mal zu. Es wird Euch nicht gefallen, aber ich habe mich entschlossen mein Leben in meine eigenen Hände zu nehmen und zu bestimmen, was ich in Zukunft tun werde.“

Sein Vater wollte unterbrechen, aber er bekam einen sanften Tritt von seiner Frau, die spürte, dass es ernst wurde.

Thomas fuhr fort: „Ich habe mir über mein Leben Gedanken gemacht. Dabei habe ich festgestellt, dass ich noch nie das getan habe, was ich eigentlich wollte. Das betrifft mein Leben als erwachsener Mann hier im Haus mit Euch aber auch mein Studium und meine Berufsperspektive, die ich nie wollte.“

„Was sagst Du da?“ brüllte der Herr des Hauses los, „wir haben uns für Dich krumm gelegt, Dir alles geboten. Du wolltest doch studieren. Und jetzt trittst Du alles mit Füssen? Du undankbares Kind!“

Thomas war vorbereitet. Er wusste, dass diese Sprüche kommen mussten. Sie perlten an ihm ab.

Seine Mutter fragte verzweifelt: „Ja und nun, was hast Du vor? Du hast doch hier alles, was Du brauchst.“

Thomas wurde nervös und sagte: „Ich habe hier alles, was ich vielleicht gar nicht brauche. Vor allem habe ich eins nicht und das ist mein eigener Wille.“

Herrn Bürggelmahn wurde das alles zu viel. Er raunzte nur noch: „Wie soll denn Dein eigener Wille aussehen? Meinst Du, dass wir Dir Deine spinnerten Ideen auch noch finanzieren? Vergiss es!“

„Lass doch mal“, versuchte seine Frau zu beschwichtigen, „was hast Du denn vor?“

„Da bin ich aber gespannt“, meinte Vati verächtlich.

Thomas war erstaunlich ruhig, denn er war sich seiner Sache sicher.

„Hört mir genau zu. Ich werde folgendes machen: zunächst werde ich mich exmatrikulieren. Ich habe bereits einen Ausbildungsplatz als Krankenpfleger und werde dort im Wohnheim wohnen. Ihr seht, ich bin auf finanzielle Unterstützung nicht angewiesen. Das Ganze beginnt in zwei Monaten. Wenn ich so lange noch hier wohnen kann, ist es ok. Wenn nicht, komme ich solange bei meinem Freund Karl unter. Wäre wahrscheinlich ohnehin besser.“

„Ich brauche einen Schnaps“, stöhnte sein Vater, „Du weißt nicht, was Du tust. Du machst Dir Dein Leben kaputt.“

„Im Gegenteil“, erwiderte Thomas sehr gefasst, „ich baue mein Leben auf.“

Es reichte. Was sollte er noch sagen?

Er ging. Er hatte alles gesagt. Es fühlte sich verdammt gut an. Er war sich sicher, war stark, er selbst. Er wusste gar nicht, wohin er sollte. Es zog ihn zu Karl. Er wollte ihm danken. Er fand ihn nicht.

Kurze Erzählungen

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