Читать книгу Die Kraft der Seelensprache - Martin Zoller - Страница 7
ОглавлениеEinführung
Ohne Zweifel leben wir in einer sehr spannenden Zeit. Unabhängig davon, dass wir im Modejahr 2012 leben, ein Jahr, in dem die Weltordnung neu entstehen sollte – zumindest laut unterschiedlicher Prophezeiungen. Bei einem Podiumsgespräch, organisiert von den Autoren des Giger Verlags, wurde ich nach meiner Meinung zu den verschiedensten Vorhersagen gefragt. Meine von vielen mit einem Lachen angenommene Antwort war, dass ich einfach froh sei, wäre das Jahr schon vorüber, weil dann das Thema endlich vom Tisch wäre.
Es verändert sich viel, wir erleben auf politischer, wirtschaftlicher und auch auf spiritueller Wahrnehmungsebene viele Neuerungen. Das hängt für mich nicht mit den Mayas oder einem göttlichen Plan zusammen, sondern ganz einfach mit der Tatsache, dass wir in einer sehr schnellen Zeit leben. Dank dem Internet können Menschen wie ich jederzeit weltweit Kunden beraten und sogar Online-Kurse abhalten. So entstehen globale Kontakte mit Menschen, die an meiner Arbeit interessiert sind und mich einladen, um mit ihnen oder Gruppen zu arbeiten. So kann es passieren, dass ich mich auf Flughäfen in Lagos, Zürich, Kabul, Beirut, Bogotà, Berlin oder New York wiederfinde, um meiner Arbeit entgegenzugehen.
Es ist ernüchternd, ja fast enttäuschend oder beschämend, zu erfahren, wie rückständig gerade die Mitteleuropäer sind, wenn es um mediale und spirituelle Themen geht. Sogenannte gebildete Menschen urteilen und werten über eine Grenzwissenschaft, die ohne Zweifel älter ist als jedes Wissen, das sie besitzen.
Ich freue mich aber festzustellen, dass es rückblickend gerade in Mitteleuropa in den letzten zehn Jahren eine große Veränderung hinsichtlich der Akzeptanz medialer Themen gegeben hat. In den späten Neunzigerjahren oder zu Beginn des 21. Jahrhunderts war es in einer öffentlichen Runde noch sehr schwierig, über Auren und Hellsehen zu sprechen. Heute findet sich der beinharte Kritiker fast ohne Ausnahme im Abseits.
Zu Beginn meiner medialen Arbeit war ich noch sehr jung und in vielen Bereichen unerfahren. Ich hatte das Gefühl, dass meine mediale Qualität von der Gnade eines Lichtwesens oder einer göttlichen Kraft abhinge. Andächtig, ja fast ängstlich ging ich mit meiner Arbeit und meinem Verhalten um. Auf keinen Fall wollte ich meine Geistführer provozieren oder meine Begabung wieder verlieren.
Damals war ich in Indien und lebte in Ashrams oder spirituellen Gemeinschaften. Die meisten Menschen, die sich an diesen Orten aufhielten, lebten, zumindest nach außen, ein heiliges und »moralisch« sehr reines Leben. Mit den Jahren erfuhr ich, dass erstens die sogenannten Moralisten und Ethiker in den meisten Fällen falsch und korrupt lebten und zweitens meine Begabung, völlig unabhängig von meiner Lebenseinstellung, durch Übung und gesammelte Erfahrung immer stärker wurde.
Ich war sehr erleichtert, dass ich weder wie ein indischer Yogi leben musste, noch mich wie ein mitteleuropäischer alternativer Guru zu benehmen hatte.
Seit meiner Geburt habe ich dem fliegenden Holländer respektive Schweizer ähnlich den Erdball unzählbar Mal umkreist und schon in vielen Ländern auf mehreren Kontinenten gelebt. Ich war und bin es gewohnt, mit mir unbekannten Sprachen, Gerichten und Rassen zusammenzukommen und so die Vielfältigkeit der Menschheit kennenund schätzen zu lernen.
Natürlich war und ist es auch für mich nicht nur einfach, mich immer wieder in neuen Kulturen, mit fremden Religionen und unbekannten Kochgewohnheiten zurechtzufinden. Sehr oft stieß ich an meine Grenzen, musste Vorurteile ablegen und mich wie ein Chamäleon dem neuen Hintergrund anpassen.
Durch meine Arbeit wurden die Reisen noch spannender! Als medialer Profiler analysiere ich all jene Aspekte, die mit der Seele und den feinstofflichen Einflüssen auf eine Situation zusammenhängen. Mein Hauptarbeitsfeld ist dabei die Aura. Diese kann kollektiv oder individuell sein. Eine kollektive Aura ist, wie ich in meinem Buch Intuition als Schlüssel deiner Seele beschrieben habe, das Energiefeld eines Landes, einer Stadt oder einer Gruppe von Menschen. Die individuelle Aura zeigt die Seele eines Menschen, Tieres oder auch einer Pflanze.
Mit meinem intuitiven Auge lese ich Menschen verschiedenster Rassen, Kulturen, Religionen und Berufen, um Einblick in deren Seele und Leben zu bekommen. Die obersten Schichten der Aura sind stark geprägt von kulturellen und religiösen Einflüssen. Je tiefer ich in dieses Energiefeld tauche, umso mehr verlieren sich persönliche Aspekte der Person. Irgendwann sehe ich einfach nur noch Licht. Dieses Licht sieht um den ganzen Globus herum gleich aus. Selbst eine Person, die zu Tode gefoltert wurde, hat irgendwann, sobald sie die verschiedenen Ebenen des Schmerzes und Grauens hinter sich gelassen hat, dieses Licht in sich.
Um mich von meinen Arbeiten und Reisen zu erholen, ziehe ich mich immer wieder zurück. Ich benötige viel Zeit, um nach intensiven Projekten wieder meine Ruhe zu finden. My home is my temple. Nach diesem Motto ist mein Zuhause eine Ruhestätte, die mir und meiner Frau ein Refugium bietet.
Aus diesem Grund besuchen wir auch Kraftorte, die es um den ganzen Globus verteilt gibt, um uns auftanken zu lassen. Interessanterweise sind solche Kraftorte nicht selten noch heute mystische Stätten, die von Pilgern verschiedenster Religionen aufgesucht werden. Je nachdem in welcher Kultur und Religion sich diese Kraftorte befinden, stehen dort heute Kirchen, Moscheen, Tempel oder Synagogen. Würde ein Archäologe graben, würde er häufig unter diesen Bauten alte, weit in die Vergangenheit reichende Ruinen vergangener Tempel verlorener Kulturen finden.
In den meisten Fällen waren es bereits energiegeladene Orte, noch bevor der erste Mensch dort einen Tempel baute. Sensitive Hohepriester fühlten solche Orte und ließen darauf Tempel entstehen.
Auf meinen vielen Reisen stoße ich immer wieder auf solche Kraftorte. Einzeln oder in Gruppen meditieren wir an diesen Orten, um uns aufzutanken und inspirieren zu lassen.
Ich nenne solche Kraftorte Wellness für die Seele. Ohne Zweifel ist es noch angenehmer, befindet sich dort gleichzeitig ein Spa mit Sauna, Massagen und gutem Hotelbett. Schließlich will auch der Körper nicht zu kurz kommen!
Ich bin dankbar und hocherfreut, dass ich die Möglichkeit habe, eine Arbeit zu machen, die mir Spaß macht! Gleichzeitig kann ich meiner liebsten Beschäftigung nachgehen, dem Reisen. Mein Gepäck ist sehr leicht, benötige ich doch keinen Instrumentenkoffer, keine komplizierten Maschinen oder teuren Kleider für meine Arbeit.
Ausführen kann ich meine Tätigkeit überall, unabhängig ob unter Kriegslärm in Beirut, der unerträglichen Hitze Westafrikas, in einem Fünfsternehotel in Zürich oder in einer einfachen Hütte in einem der Vororte von Lima. Last but not least die Menschen! Egal ob mein Kunde eine Hausfrau, ein Präsident oder einer, der es gerne werden möchte, ein korrupter Geschäftsmann, ein Arzt, Polizist, Künstler oder Koch ist, sie alle haben ein Ziel: etwas zu erreichen! Ohne Ausnahme sind meine Projekte, wie ich meine Arbeit nenne, kreativer Natur. Ich habe es mir angewöhnt, meine Klienten nicht nach deren Handlungen zu bewerten.
Mit meinen Beratungen gebe ich Anregungen und Hinweise zu möglichen Situationen, die aufkommen können. Ich lasse es aber ganz in den Händen meines Kunden, zu entscheiden, was er macht und wie er die gewonnene Information einsetzt.
Nur so ist es überhaupt möglich, dass meine Kunden ohne Ausnahme aus allen religiösen, kulturellen und politischen Richtungen kommen können. Ich kann ohne Widerspruch und ohne Verrat am selben Tag einen jüdischen und einen moslemischen Fanatiker beraten oder einen politisch rechtsradikalen Minister und einen sozialistischen Mayor der Armee. Übrigens kommen sie interessanterweise auch alle auf mich zu. Mein erstes und wichtigstes Prinzip meiner medial-spirituellen Arbeit ist meine Loyalität zu meinem Kunden. Auch an zweiter und dritter Stelle steht meine Loyalität zu meinem Kunden und erst danach dessen persönliche Ausrichtung und Einstellung.
Ein Fazit meiner zwanzigjährigen Erfahrung als medialer, hellsichtiger, heilerischer oder intuitiver Berater, Künstler und Profiler ist: Eine gesunde und gute Intuition hängt in keiner Weise von einer Lebenseinstellung oder Philosophie ab. Der Suchende oder Findende wird sehr bald lernen, dass Medialität ein Kraftpotenzial ist wie die Kunst oder eine Sprachbegabung. Es spielt keine Rolle, welche Kunst man ausübt oder für welchen Zweck die erlernte Kunst eingesetzt wird.
Die Wertung darüber bleibt jedem selber überlassen.
In diesem Buch möchte ich verschiedene Themen abdecken. Ich möchte zeigen, woher Medialität kommt und wie sie gelebt werden kann. Es liegt mir am Herzen, dem aufgeschlossenen Leser zu zeigen, wie er seine eigene Seelensprache besser interpretieren kann.
Anhand von Reiseberichten werde ich die von mir besuchten Kraftorte und deren Einfluss beschreiben. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich immer wieder Ruhepausen gönnt, in denen man seine Kräfte auftanken kann.
Erlebnisberichte aus meiner täglichen Arbeit zeigen dem Leser, wie Medialität effektiv im Alltag eingesetzt werden kann – egal ob zu Hause, im Büro oder unter freiem Himmel.
Dieses Buch möchte eine Anregung für all jene sein, die etwas in sich spüren, aber Angst haben, darauf zu hören. Für die, die bereits auf dem Weg sind, kann es als Inspiration dienen, um weitere Möglichkeiten zu erforschen. Dem Kritiker und Skeptiker, der sich trotz seiner Ablehnung gegenüber dem Thema durchgerungen hat, das Buch in die Hände zu nehmen, kann es Einblicke in eine bis dahin verschlossene, aber dennoch sehr reale Welt geben.
Ich verstehe mein Buch als Brückenbauer:
–Zwischen der menschlich-physischen Welt und der feinstofflichen Wirklichkeit
–Zwischen verschiedenen Kontinenten und deren Wertvorstellungen
–Zwischen unterschiedlichen Glaubensrichtungen
Ich möchte auf keinen Fall überheblich klingen, aber ich denke, dass ich durch meine Arbeit und die unzähligen Reisen zu den verschiedensten Kulturen sehr viel lernen konnte. Ich würde mich sehr freuen, zumindest etwas von meiner Erfahrung weitergeben zu können.
Ich wünsche dem Leser viele spannende Momente und würde mich freuen, den einen oder anderen dazu anregen zu können, selber auf Reisen zu gehen. Egal ob von der physischen Dimension in eine andere Dimension oder von einem Land in das andere.
Zwanzig Jahre
Beim Schreiben dieses Buches stellte ich fest, dass ich im Jahr 2012 vor genau zwanzig Jahren anfing, meiner medialen Arbeit beruflich nachzugehen.
In meinen bisherigen Büchern habe ich angedeutet, wann ich anfing, meine intuitiven Fähigkeiten zu spüren. Begonnen hat es während meiner Kindheit. Ich erinnere mich, dass ich oft mit meinem Fahrrad und später dem Moped am oberen Teil unseres Hügels stand und die gerade Straße nach unten schaute. Ich hatte damals das Gefühl, dass ich die Möglichkeit hatte, Gefahren zu spüren. Um dies zu testen, bin ich an den verschiedenen Seitenstraßen vorbei, die in die Hauptstraße führten, und unten an der Kreuzung über die Stoppstraße gerast, ohne zu bremsen! Auf den Straßen war viel Durchgangsverkehr und ich hätte ohne Weiteres in ein Auto fahren können.
Rückblickend muss ich gestehen, dass meine Tests sehr leichtsinnig waren. Damals war das für mich eine Möglichkeit, meinen Gefahrenradar zu testen. Ob Glück oder Intuition – passiert ist mir Gott sei Dank nie etwas!
Dank der Arbeit meines Vaters waren wir früher viel unterwegs. Ich hatte das Glück, die Welt schon sehr früh kennenzulernen. Daher war für mich immer klar, dass ich viel reisen wollte. So dachte ich später auch bei der Wahl möglicher Berufsrichtungen immer an Berufe, die es mir erlauben würden, viel zu reisen.
Wie das Leben so spielt, es kam alles ganz anders. Anstelle einer ordentlichen beruflichen Laufbahn habe ich mich schon vor zwanzig Jahren entschieden, die Schweiz zu verlassen. Als ich zwanzig Jahre alt war, zog es mich in die Welt.
Schon nach wenigen Monaten holte mich meine innere Führung ein. Ich hatte starke Visionen, sah Geistwesen und wieder Auren um die Menschen.
Endlich froh, etwas gefunden zu haben, was mir richtig erschien, Spaß machte und, ganz wichtig, erlaubte, weiterhin zu reisen, vertiefte ich mich in die Materie der Medialität.
Die ersten Jahre meiner medialen Arbeit waren vor allem meiner Ausbildung gewidmet. Lehrmeister aus dieser und anderen Dimensionen halfen mir, die Kunst der Medialität zu vertiefen. Ich erfuhr, wie man Energien bewegen kann, wie man in Menschen eintaucht oder Astralreisen macht.
Schon sehr bald fand ich mich vor großen Gruppen in guten Hotels oder Kongresshallen Vorträge geben. Ich sprach zu Journalisten, gab Interviews und war stolz darauf, etwas Gutes zu tun.
Mein Leben änderte sich schlagartig, als ich ein Flugzeug fand. In meinem Buch Hellsichtig habe ich ausführlich über diesen Fall berichtet. Meine bis zu diesem Zeitpunkt mehr lokal ausgerichtete Arbeit wurde plötzlich sehr international. Ich erhielt nun auch Anfragen für Beratungen von sehr einflussreichen Personen.
Obwohl ich immer viel mit der Presse gearbeitet hatte, erlebte ich bald, wie einflussreich und wichtig die Presse sein kann. Ich wollte ja nicht nur medial beraten und Vorträge sowie Seminare abhalten, sondern auch die Möglichkeit haben, so vielen Menschen wie möglich die Kunst der Intuition vertraut machen.
Vor der Kamera stehend, lernte ich einen weiteren Vorteil meiner Person kennen. Mir wurde immer wieder gesagt, dass ich froh sein könne, nicht unattraktiv zu sein. Die Kamera mag mich, so wurde mir gesagt. Von solchen Aussagen angetrieben, öffnete ich mich dem Medium Fernsehen oder der Presse allgemein.
Ich reiste um den Globus, gab Interviews, hielt Seminare und Vorträge. Ich besuchte Konfliktherde, reiste zur UNO in New York oder hofierte in großen Villen oder Palästen einflussreicher Politiker.
Irgendwann wurde ich, wie so oft in meinem Leben, an den nächsten wichtigen Abschnitt meines Lebens geführt. In Bolivien fragte mich ein sehr guter Freund, ob ich mir vorstellen könne, Fernsehen zu machen. Nicht nur, wie bis anhin, dort Interviews zu geben, sondern indem ich eine eigene Sendung führe. Ich war begeistert! Herausforderungen sind für mich immer willkommene Möglichkeiten, etwas hinzuzulernen! Ich sagte zu, hatte kurz danach ein Gespräch mit dem Produzenten und wenige Tage später bereits meine eigene Sendung! Momentos Misticos auf UNITEL war geboren. Ab da war ich jede Woche live im Fernsehen.
Ich fand vor laufender Kameras Skelette, las für das Publikum die Tarotkarten, lehrte Meditationen oder analysierte politische Entwicklungen im Land. Wir produzierten in Bolivien, strahlten aber in mehreren Ländern das Programm aus. Egal ob ich in Marbella/Spanien flanierte oder in Miami am internationalen Flughafen eincheckte, die Leute kannten mich bald. Die Rückmeldungen waren fast ausnahmslos positiv. Ich war glücklich, Menschen helfen zu können und gleichzeitig ein gutes Leben zu führen.
Nicht unüberraschend kam irgendwann der Moment, an dem ich Bolivien den Rücken kehren musste. Zum einen war die Situation vor Ort für mich sehr unsicher geworden, zum anderen hatte ich in den USA ein Angebot, um den Einstieg ins dortige Fernsehen zu versuchen. In Miami und New York bekam ich mehrere Auftritte im Fernsehen. Mit dem richtigen Einstieg ins Fernsehen hingegen funktionierte es nicht.
Dafür hatte ich in New York eine schöne Wohnung im Upper East Side. Ich reiste immer noch viel, spürte aber, dass mir etwas fehlte. Nach vierzehn Jahren in Südamerika mit seinen vielen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen war es mir in New York einfach zu langweilig und zu groß. Ich bekam Angstzustände, als ich mir vorstellte, dass ich in einer Stadt leben würde, die in fünf Jahren noch genauso aussehen würde wie jetzt, und das in einem Land, das politisch langweilig und stabil war.
Nach fast einem Jahr war ich wieder weg. Das Abenteuer rief mich, ich nahm mir eine Auszeit. Durch neue meditative Bilder wollte ich mir einen neuen Weg zeigen lassen. Als ich in einer Meditation spürte, dass der Nahe Osten angesagt war, war ich nicht unglücklich. Die Kultur, Musik und Mentalität dieses mir bis dahin unbekannten Erdteils hatte mich schon immer angezogen.
Wieder einmal wechselte ich den Kontinent und fand mich kurze Zeit später in einer völlig neuen Welt. Damals war es im Nahen Osten noch mehr oder weniger ruhig. Vom Arabischen Frühling war noch nichts zu spüren. Es gab jedoch schon damals Menschen, die mich gut kannten und halb im Spaß, halb sarkastisch meinten, dass es bestimmt nur eine Frage der Zeit wäre, bis im Nahen Osten so einiges passieren würde. Schließlich, so meinten sie, würde es immer dort, wo ich war, politisch sehr unruhig werden.
Es dauerte nur wenige Wochen und der Nahe Osten war meine Heimat. Ich bekam eine Aufenthaltsbewilligung für Beirut und reiste für Vorträge oder Seminare nach Syrien, Dubai oder in den Iran. Dank dem Internet konnte ich aber auch jederzeit weltweit arbeiten. Ich konnte meine Kunden in Südamerika, Europa oder der USA weiterhin jederzeit beraten. Auch fuhr ich an verschiedenste Orte, um Seminare abzuhalten.
Irgendwann schrieb mir eine Frau gleichen Alters, die auch sehr medial begabt ist, eine E-Mail. Sie wollte mehr über meine Arbeit erfahren. Wir tauschten uns aus, lernten voneinander und sprachen später viel über Skype. Nach drei Monaten Chatten und Schreiben wollten wir uns treffen. Sieben Monate später waren wir verlobt und nach weiteren sieben verheiratet!
Durch die Heirat änderte sich mein Leben und es änderte sich auch wieder nicht. Vieles wurde neu, ich hatte plötzlich eine Begleiterin, die mir obendrein viel bei meiner Arbeit half.
Als ich sie kennenlernte, schrieb ich gerade mein Buch Hellsichtig. Das Buch wurde ein Erfolg und meine Verlegerin, Frau Giger, regte mich an, weiterzuschreiben!
Dann entschlossen wir, meine Frau und ich, uns, unser Leben auf Europa und Südamerika auszurichten. Dem Nahen Osten haben wir zumindest teilweise und erst einmal etwas den Rücken gekehrt.
Aber der Arabische Frühling brachte, wie schon 2001 die Anschläge in New York, eine interessante Dynamik in mein Leben. Journalisten, Politiker, Wirtschaftsleute und Privatpersonen, die von den Veränderungen dort betroffen waren, wollten wissen, was zu erwarten sei.
Die Aufstände im Nahen Osten haben mich auch wieder dazu angeregt, meinen Fokus doch nicht wie geplant ganz aus dieser Region zu lösen. Ich war bereits vor den Unruhen dort, sah sie voraus und bin seither sehr stark mit ihnen beschäftigt.
Heute sitze ich in der Schweiz und schreibe dieses Buch. Es ist eine Retrospektive über meine letzten zwanzig Jahre und gleichzeitig ein Blick in die Zukunft.
Meine letzten zwanzig Jahre medialer Arbeit geschahen um den ganzen Erdball. Schreiben war schon sehr früh wichtig für mich und ich bin sehr froh, heute die Möglichkeit zu haben, mich übers Schreiben zum Ausdruck zu bringen.
Auf den vielen Reisen lernte ich verschiedene Sprachen. Dafür kam mir mein Deutsch etwas abhanden. Die sprachlichen Hindernisse waren es wohl, die mich vor allem zu Beginn meines ersten Buches beim freien Fließenlassen der Worte hinderten. Dank meinem lieben Freund Markus Vögtli, der mir bei meinem Buch Hellsichtig tatkräftig zur Seite stand, und meiner Verlegerin Sabine Giger, die immer wieder sagte, dass mein Deutsch nicht so schlecht sei, wie ich es mir einredete, habe ich noch mehr Freude am Schreiben gefunden.
Ich kann auf viele interessante Projekte zurückblicken. Und glücklicherweise habe ich bereits jetzt weltweit sehr viele neue, interessante Projekte in naher und etwas weiterer Zukunft, auf die ich mich freuen kann.
Dieses Buch ist eine Hommage an alle Menschen, die mich in den letzten zwanzig Jahren begleitet haben. Ich widme es vor allem dem mir unbekannten Leser, der sich die Zeit nimmt, diese Zeilen zu lesen. Es gibt viele sehr gute Bücher und ich bin sehr dankbar, dass Sie, der Leser, gerade dieses Buch gewählt haben, um Ihr Geld und Ihre Zeit zu investieren.
Mit meinen Eindrücken und Erfahrungen hoffe ich Anregungen geben zu können. Anregungen, um den eigenen Weg der Intuition zu gehen und um die Kunst der Medialität auszuprobieren.
Ich möchte dem Leser Wege zeigen, die existierenden Vorurteile gegenüber der Kraft und Macht der Intuition zu hinterfragen. Wer würde heute die Möglichkeit der kreativen Kunst infrage stellen?
Warum fällt es oft so schwer, dem Kopf zu vertrauen, aber dem inneren Gefühl nicht? Wie kommt es, dass die meisten Menschen bedingungslos irgendwelchen Befehlen folgen, der inneren Stimme aber das Vertrauen verweigern?
Ich würde mich sehr freuen, auch in den folgenden zwanzig Jahren noch die Möglichkeit zu haben, zu schreiben, Länder bereisen zu können und weiterhin viele interessante Menschen kennenzulernen!
Ebenfalls würde ich mich sehr freuen, wenn ich auch in den nächsten zwanzig Jahren Menschen inspirieren kann, der eigenen Intuition zu vertrauen, Bücher zu schreiben, Lieder zu komponieren, wissenschaftliche Formeln zu entwickeln, politische Strategien zu entwickeln oder neue Länder zu bereisen.
Frühling und Sommer 2012, Basel, Istanbul, Beirut, Dubai, Bagdad
Zwischen Prophezeiung und Ideologie
Der mediale Profiler/Berater hofft natürlich immer nur das Beste für seinen Kunden. Mit meinen Analysen versuche ich, meinen Kunden durch das Labyrinth des Alltags zu lotsen. Dabei geht es mir, wie bereits in meinen anderen Büchern immer wieder beschrieben, nicht nur darum, ihm die Zukunft zu lesen, sondern mögliche Alternativen aufzuzeigen.
Die meisten von uns sind freie Wesen mit einem freien Willen, zumindest in der westlichen Gesellschaft. Obwohl dieser freie Wille vorhanden ist, nutzen ihn jedoch nur wenige richtig. Aus zu vielen unterschiedlichen Kanälen, jeder davon hat eigene Interessen, wird uns immer wieder eingetrichtert, wir wären festgelegt auf einen vorbestimmten Weg.
Mit einer Aussage legt sich der mediale Analytiker auf eine bestimmte Situation fest. Lese ich die Aura eines Kunden, so gebe ich der Person damit Werkzeuge in die Hand, die ihm helfen sollten, seinen eigenen Lebensweg besser gehen zu können. Leider sind diese Aussagen nicht immer nur positiv.
Mache ich zum Beispiel eine Vorhersage zu einem technischen Problem im Haushalt, das einen großen finanziellen Schaden verursacht, so finde ich das für meinen Kunden nicht unbedingt angenehm. Wir, mein Kunde und ich, versuchen in der Zusammenarbeit, den Schaden begrenzen zu können oder gar ganz abzuwenden. Vielleicht glaube ich zu spüren, dass das Problem mit der Heizung zusammenhängt, und schlage vor, frühzeitig einen Techniker zu rufen, um die Heizung zu überprüfen.
In den meisten Fällen trifft das von mir Gesehene auch tatsächlich ein. Erhalte ich Tage oder Wochen später eine E-Mail, dass die Heizung versagte und teuer repariert werden musste, so löst das in mir immer gemischte Gefühle aus. Auf der einen Seite tut es mir leid, dass mein Kunde Ärger hatte und viel Geld ausgeben musste. Auf der anderen Seite spüre ich natürlich auch eine gewisse Bestätigung. Schließlich hat sich das von mir Vorhergesehene ergeben. Interessanterweise sind gerade in solchen Situationen auch die Reaktionen meiner Kunden »befriedigend«. Bestimmt nicht wegen des Schadens, sondern weil auch sie sich bestätigt fühlen, dass meine Analysen gut und brauchbar sind.
Ich führe mit meiner Arbeit fast täglich einen Spagat zwischen Prophezeiung und Ideologie aus. Auf der einen Seite hoffe ich natürlich, dass meine Vorhersagen zutreffen. Auf der anderen Seite tut es mir auch leid oder weh, sehe ich, wie meine Kunden oder Menschen, die sich im Umfeld meiner Visionen bewegen, zu Schaden kommen.
Das Beispiel der Heizung ist ein harmloses im Gegensatz zu Situationen, in denen Menschenleben gefährdet sind. Wie in meinen Büchern Hellsichtig und Intuition als Schlüssel deiner Seele beschrieben, mache ich viele Analysen zu politischen Ereignissen.
Erstelle ich eine Vorhersage zu politischen Wahlen oder Umstürzen, so hoffe ich natürlich, dass »mein« Politiker gewinnt. Egal welchen Hintergrund dieser Politiker hat. In den meisten Fällen liege ich mit meinen Vorhersagen richtig, dennoch fiebre ich jedes Mal mit Leib und Seele mit. Besonders bewegend ist es für mich, wenn meine Analysen irgendwo veröffentlicht werden. Gewinnt »mein« Kandidat oder Kriegsherr, so freue ich mich mit ihm. Das, obwohl wir uns in den meisten Fällen nie begegnet sind. Mir wurde schon öfters mitgeteilt, dass meine Vorhersagen von dem betroffenen Politiker interessiert gelesen wurden.
In einem Fall hat mir einer der betroffenen Politiker schmunzelnd erzählt, dass er vor den Wahlen meine negativen Vorhersagen als Anregung genommen hat. Er wollte mir beweisen, dass er trotz meiner Vorhersage seiner Niederlage gewinnen würde.
Leider hat es zu guter Letzt doch nicht gereicht für ihn und er hat verloren. Auch hier sehen Sie wieder meinen Spagat. Ich mochte den Menschen als Person und hätte ihm den Posten gegönnt. Auf der anderen Seite war ich froh, dass er nicht gewonnen hat. Ich habe ihm das so mitgeteilt und wir mussten beide darüber lachen.
Im Falle eines Politikers hat der Ausgang der Situation schon mehr Gewicht als bei einer Heizung. Dennoch ist auch dieser mehr oder weniger harmlos. Schwieriger ist es, sobald es sich um Kriege, Staatsstreiche oder Bürgerkriege handelt. In diesen Fällen werden Menschen vertrieben, gefoltert und getötet.
Schon in Südamerika wurde ich immer wieder in Kriege, vor allem aber in Staatsstreiche involviert. In den meisten Fällen wurde ich von der Presse angefragt, für sie eine Analyse zusammenzustellen. Es kam aber auch vor, dass ich von Politikern oder Militärs gebeten wurde, Vorhersagen zum möglichen Ausgang zu machen; oder es ging um klare Hinweise zu möglichen nächsten Handlungen.
Fragen zur Hochkonjunktur und Analysen zu politischen Themen habe ich bereits vor dem offiziellen Beginn des Arabischen Frühlings beantwortet. Wie Sie auf meiner Webseite unter Visions lesen können, habe ich den Beginn der Aufstände vorhergesehen.
Gleich zu Beginn der Unruhen wurde ich zudem von Journalisten zur Entwicklung der Revolutionen in den verschiedenen Ländern befragt. Meine Analysen waren von Land zu Land unterschiedlich und bis zum heutigen Datum sehr zutreffend.
Im Falle Gaddafis habe ich, wie noch im Kapitel Libyen zu lesen sein wird, vorhergesagt, dass er den Aufstand zuerst überstehen und nicht wie Mubarak direkt aus dem Amt gejagt wird. Auch sah ich für den libyschen Präsidenten ein sehr unrühmliches Ende und mit größter Wahrscheinlichkeit den Tod voraus.
Täglich fieberte ich mit den Aufständischen und wünschte mir deren Freiheit. Als medialer Profiler hingegen erwartete ich, dass sich Gaddafi noch halten und den Ansturm des Volkes zurückschlagen wird. Als die Nato in den Konflikt eingriff und die Rebellen vor einer erbitterten Niederlage rettete, war ich als Hellseher beruhigt. Gaddafi konnte nicht, wie seine Amtskollegen in Ägypten oder Tunesien, aus dem Amt gejagt werden. Meine Vorhersagen stimmten wieder einmal.
Jetzt ging es darum, wie der Kampf ausgehen würde. Nach dem Fall von Tripolis verlor sich die Spur von Muammar al-Gaddafi. Es hieß, er sei im Ausland. Wäre dem tatsächlich so gewesen, hätte meine Vorhersage zu seinem Ableben nicht gestimmt.
Ich machte weitere Analysen, auch zu seinem möglichen Aufenthaltsort und sendete meine Ergebnisse an verschiedene westliche staatliche Stellen. Es gab während dieses Krieges schon zu viele unnötige Opfer und Brutalität. Gaddafi hätte es verdient, für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht gestellt zu werden. Auch hier wieder mein Spagat. Aus menschlicher Sicht hoffte ich, dass Gaddafi vor Gericht gestellt wird. Aus medialer Sicht wünschte ich mir natürlich, dass meine Vorhersage zutreffen würde. Als in der Weltpresse die Fotos vom toten Despoten veröffentlicht wurden, war ich in keinster Weise überrascht und natürlich auch etwas beruhigt.
Bei weltbewegenden Ereignissen wie Kriegen oder Naturkatastrophen gibt es keine Möglichkeit, zu helfen. Zumindest nicht, um die Ausgänge bestimmter Situationen zu verändern. Anders verhält es sich bei Einzelpersonen oder kleineren Gruppen. Hier können die zusammengestellten medialen Analysen einen Prozess in Gang bringen. Es kann Menschen konkret geholfen werden, um ein Ziel zu erreichen oder Probleme zu bewältigen.
Dennoch kommt es auch hier immer mal wieder zu Spagatsituationen. Vor allem wenn ich in Ländern arbeite, die politisch und wirtschaftlich anders funktionieren als Westeuropa. In solchen Momenten darf und kann ich nicht als westeuropäisch erzogene Person arbeiten, sondern muss mich meiner Umgebung und den Umständen vor Ort anpassen. Ich kann unmöglich für einen südamerikanischen Militär die gleiche Sprache und Seelenführung benutzen wie für einen libanesischen Politiker. Diese zwei Menschen haben nicht nur unterschiedliche Sprachen, sondern vielleicht sogar gegensätzliche Religionen. Würde ich jetzt mit denselben moralischen oder ethischen Vorstellungen arbeiten, so würde ich sehr schnell an Grenzen stoßen, die nicht niederzureißen sind.
Arbeite ich mit einem Menschen, so tauche ich durch seine verschiedenen Schichten in seine Seele. Ich sehe mir an, in welchen Umständen diese Seele lebt und worum es im Leben dieses Menschen geht. Ich kombiniere die verschiedenen Aspekte zu einer großen Idee und setze diese mit meinem Klienten um.
Sehr oft vor kommt es, dass ich mich persönlich weder mit der Situation noch mit dem Land identifizieren kann oder mit dem Menschen übereinstimme. In solchen Momenten ist der Spagat wieder gefragt. Ich muss einen Ausgleich finden zwischen dem, was ich durch meine Arbeit sehe, und meinen persönlichen Idealen oder Vorstellungen.
Ich würde mir nicht anmaßen wollen, das große Überspiel zu verstehen. Wie bereits beschrieben, glaube ich aus Erfahrung fest daran, dass es einen höheren Plan gibt, den wir nur selten verstehen. Ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen mit ihrer Arbeit diesem Plan helfen. Aus tiefster Überzeugung heraus hoffe ich, dass meine Arbeit auch Teil dieses Planes ist.
In den vielen Jahren meiner Tätigkeit konnte ich immer wieder beobachten, wie meine Arbeit Früchte getragen hat, die im eigentlichen Moment der Arbeit nicht absehbar waren. Hätte ich im Moment der Handlung zu viele Fragen gestellt, hätte ich mir und meiner Arbeit nur im Weg gestanden. So bin ich meinem Instinkt gefolgt, habe gearbeitet und vertraut.
Zurückblickend auf meine letzten zwanzig Jahre als medialer Arbeiter, kann ich behaupten, zum größten Teil genau gewusst zu haben, dass meine Arbeit ihre Richtigkeit hat.
Es kam ohne Zweifel auch vor, dass ich mich ertappte, wie ich aus falschen Impulsen heraus handelte. In dem Fall habe ich gestoppt und bin in mich gegangen. Ich habe meditiert, um zu sehen, wo ich falsch gelegen habe und was getan werden muss, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen.
An einem Punkt meines Lebens habe ich mich in Bolivien ganz klar auf der falschen Seite befunden. Ich habe gegen meine tiefste, innere Überzeugung weitergemacht und habe mich dabei selber geschämt!
Als ich mich dann endlich zurückzog, war es bereits zu spät. Ich war jung, hatte viel Einfluss und wenig Erfahrung. Über Tage hinweg fühlte ich mich schlecht, betete und bat um Vergebung. Nach vielen Stunden des Meditierens hörte ich klar und deutlich eine Stimme in mir. Ich solle mir, so wurde gesagt, ein Zeichen setzen, um mich immer wieder an diesen Moment zu erinnern und daran, wie wichtig es ist, der inneren Wahrheit zu folgen.
Nach kurzem Suchen stieß ich auf das lateinische Wort für Wahrheit: VERITAS!
Ich überlegte mir, wo und wie ich mir dieses Mantra am deutlichsten anbringen könnte. Es dauerte nicht lange und ich hatte die Antwort. VERITAS musste auf meinen linken Oberarm tätowiert werden. Jeden Morgen beim Waschen, Rasieren oder Zähneputzen sehe ich mir gewollt oder ungewollt auf den Oberarm.
Für den Rest meines Lebens erinnere ich mich der Wahrheit und trete ich einen Schritt zurück, so fängt es auf meinem linken Oberarm leicht an zu kribbeln. VERITAS macht sich bemerkbar und zeigt mir den Weg!