Читать книгу Girlem: Wiedergeboren als Golem?! Monsterfriseurin in einer anderen Welt! - Martina Kald - Страница 3
Prolog: Vom Hundesalon in den Dungeon
ОглавлениеKleff kleff! Die schneeweiße Hündin drehte ihren Kopf zu mir. Sie bekam zum ersten Mal einen neuen Haarschnitt. Es war selbstverständlich, dass sie mich misstrauisch beobachtete, als ich das zu lange Fell ihrer Hinterpfoten mit meiner Rundschere stutzte. Die hellen Haare blieben neben ihr auf dem ebenfalls weißen Tisch liegen. „Alles in Ordnung Mädchen, gleich sind wir fertig und dann bist du für deine Mama wunderschön.“ Kleff! Das Misstrauen in ihrem Blick wurde zu Neugierde. Ich wechselte zu meiner Kammschere, um die Form ihres Felles neu zu definieren. Flauschi wedelte mit dem Schwanz. Sie war eine Zwergspitz-Dame, die ihre Vorzüge kannte und genau wusste, wie man sie einsetzte. Doch ich durfte mich nicht von ihr um den Finger wickeln lassen. Ich streichelte ihr frisch gewaschenes Fell, dass noch immer nach dem Shampoo duftete. So weich ... Sie musterte mich geduldig mit ihren kleinen Knopfaugen. Als ich ihren Blick erwiderte, legte sie den Kopf schief und entblößte ihre rosa Zunge. Ich verstand, was sie begehrte: Hundekekse, die hinter mir auf dem Tresen in einem dekorativen Glascontainer bereitstanden. Sie würde alle Geschütze auffahren, um ihr Ziel zu erreichen. „Gleich, meine Süße. Ein paar Handgriffe noch“, versuchte ich sie zu beschwichtigen. Ich hob ihren Schwanz hoch, um ihr Hinterteil von überschüssigen Fell zu befreien. Schnipp-schnapp-schnipp! Da flogen die überschüssigen Haare und landeten auf dem frisch gekehrten Laminatboden. Mehrere Scherenschnitte später und große Teile ihres Körpers waren fertig gestutzt. Ich ließ die Schere sinken und bewunderte die kleine Lady mit einem stolzen Lächeln. Während unserem Termin hatte ich ihr seidenweiches Fell gezähmt. Vor mir saß nicht einfach nur ein Hündchen. Sie sah nun aus wie ein lebendiger Teddybär. Sobald ich fertig mit ihr war, würde ich ihr eine Schleife um den Hals binden und mit dem Smartphone ein paar Fotos von ihr machen. So ein schönes Tier musste mit der Welt geteilt werden. „Jetzt noch dein Bauch, das Köpfchen und der Schwanz, dann kannst du nach Hause gehen“, versprach ich ihr. „Und natürlich bekommst du Leckerlies, weil du so brav bist.“ Ich liebte es, Hundefriseurin zu sein. Hunde zu pflegen und zu verwöhnen war meine Lebensaufgabe. Und besonders gefiel es mir, wenn ich wie bei Flauschi freie Hand hatte. Maximale Niedlichkeit war vorprogrammiert! Die Hündin schenkte mir ein Lächeln, als ich ihre Vorderpfoten nahm und sie anhob. Kleff kleff! Protestierte sie. „Ich muss das so machen. Ansonsten erreiche ich deinen Bauch doch nicht“ Sie schüttelte sich und wedelte dankbar mit dem Schwanz, als ich sie nach ein paar Minuten wieder losließ. Die losen Haare tanzten dabei durch den Laden und sanken langsam auf den Boden, wo sie nur darauf warteten meinen Staubsauger kennenzulernen. Mit Flauschi zu arbeiten war angenehm. Ich hoffte, sie und ihr Frauchen, als Stammkundinnen für mich zu gewinnen. Während des Waschens und Föhnens war sie außergewöhnlich brav gewesen. Beim Schneiden vertraute sie mir ebenfalls. So angenehme Kundinnen konnte man nicht genug haben. Besonders nicht, wenn sie auch so niedlich waren. Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ich ließ die Schere sinken und stützte mich auf den Arbeitstisch. Ich atmete einmal tief durch, schloss die Augen und zählte bis zehn. Wurde ich krank? Dabei hatte ich gut geschlafen und ausreichend gefrühstückt. In Gedanken plante ich eine kurze Pause ein, sobald ich mit Flauschi fertig wurde. Jetzt musste es wieder gehen. Keine zwanzig Minuten, dann konnte ich mich ausruhen. Zum Glück war heute schon Freitag. Das Wochenende würde ich im Bett mit viel Tee unter einer warmen Decke verbringen, damit ich am Montag wieder tüchtig anpacken konnte. Ich öffnete die Augen, nahm den Schwanz an einer Strähne und brachte ihn in Form, während helle Punkte vor meinem Sichtfeld erschienen und mit ihrem wilden Tanz begannen. Ich versuchte sie wegzublinzeln, was nur einen Augenblick lang half und mich bei der Arbeit störte. Ich ließ mein Werkzeug sinken und seufzte. Eines stand fest: So konnte ich unmöglich weitermachen. Ein Falscher Schnitt und ich würde Flauschi ernsthaft verletzen. Etwas, dass ich mir nie verzeihen könnte. Die Hündin schien zu spüren, dass es mir nicht gut ging. Aufmunternd leckte sie an meiner Hand. Von einem Moment auf den Anderen fühlte ich mich kraftlos. Vor meinem Sichtfeld tanzten weiterhin die hellen Punkte und ich musste die Augen schließen, um mich nicht zu übergeben. Mit weichen Knien sank ich zu Boden. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich begann zu schwitzen. Was passierte mit mir? Kleff kleff! Ich hörte Flauschi, die plötzlich so klang, als wäre sie weit weg. Ich atmete tief durch. Jetzt bloß nicht in Panik geraten. Es konnte doch nicht sein, dass ich mitten in der Arbeit umkippte. Und dann auch noch vor dem Teil, der mir besonders Spaß machte: Die Ohren und die Bäckchen formte ich am liebsten. Viel wichtiger als der Haarschnitt war jedoch, dass ich auf die Hundedame achtgeben konnte, denn momentan befand ich mich alleine im Salon. Ich blieb kurz sitzen und sammelte meine Kraftreserven, ehe ich versuchte aufzustehen. Kling klong! Kaum hörbar läutete die Türglocke und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich es mir nicht einbildete. „Lieselotte? Alles ok?“ Meine Arbeitskollegin Marion sprach mich an. Sie musste früher als erwartet aus ihrer Mittagspause zurückgekommen sein. Ihre Stimme klang besorgt und nicht lauter als nur ein Flüstern. Sie schien so unendlich weit weg zu sein. Und das, wo sie doch neben mir stand und ich ihre Hand auf meiner spürte. Ich sammelte alle meine Kraft und schlug die Augen auf, bereit sie davon zu versichern, dass es keinen Grund zur Sorge gab und es mir eigentlich gut ging. Ich muss mich nur hinsetzen, dann ist alles in Ordnung. Ich hielt inne und blinzelte irritiert. Der Schwindel und die Übelkeit waren wie weggeblasen. Verwirrt starrte ich geradeaus an die Wand. Das konnte doch nicht sein. Spielten mir meine Augen einen Streich? Marion und Flauschi waren verschwunden. Vor mir lag nicht mehr der helle, in Weiß und pastellfarbene gestrichene Hundesalon. Nackte Steinwände hatten diesen ersetzt. Und waren das Eisenketten, die da hingen? Ein Schauder lief mir den Rücken hinunter. Ich befand mich an einem seltsamen, mir völlig unbekannten Ort. Und viel wichtiger: wie war ich hier hergekommen? Träumte ich? Ich wusste nicht einmal, dass es solch modrige Löcher wie dieses in Wien gab. Ratlos sah ich mich weiter um. Zwei vollgestopfte Bücherregale auf denen Pilze wuchsen, ein verblichener Wandteppich, ein verstaubtes Bett ... Mein Blick wanderte durch das Zimmer, auf der Suche nach einer Erklärung oder einem Ausweg. Lag ich im Krankenhaus und halluzinierte, oder gab es so etwas wie eine Hölle? Für eine Halluzination roch es zu streng. Ich rümpfte pikiert die Nase. Ratlos drehte ich mich um. Drei strahlend grüne Augen starrten mich an.
Warum hatte ich nicht bemerkt, dass etwas so dicht hinter mir stand?
Erschrocken stieß ich einen erstickten Schrei aus und stolperte ein paar Schritte zurück.
Die Augen waren keine Einbildung. Mit etwas mehr Abstand erfasste ich das Gesicht, in dem sie sich befanden.
Ich atmete erleichtert auf. Zum Glück war es nicht wie zuerst gedacht ein etwas, sondern ein jemand. Der junge Mann, dem sie gehörten, machte bis auf seine seltsamen Kontaktlinsen und die gefärbten Haare einen harmlosen Eindruck.
War er ein Cosplayer?
„Hast du mich erschreckt. Warum hast du nichts gesagt?“, fragte ich und spürte die Anspannung von mir abfallen.
„Ich wollte ja, aber ich habe meine Notizen fallen lassen“, sagte er, während er im Halbdunkeln seine Zettel sortierte.
„Ah ja, da haben wir dich ja...“, murmelte er zu sich selbst, ehe er sich räusperte und ausholend gestikulierte.
„Sei gegrüßt unerschrockene Seele!“, begann er mit donnernder Stimme seine Rede.
„Mein Name ist Arbogast und ich bin der Totenbeschwörer dieses Dungeons! Ich habe dich hierher gerufen, damit du meine ergebene Dienerin wirst und mir dabei hilfst die ganze Welt zu unterjochen! Sag, wie lauten dein Name und deine Klasse?“
Seine unterdurchschnittlichen Schauspielkünste beeindruckten mich nicht, aber ich bemerkte, dass er sich Mühe gab und das war doch auch etwas wert. Der Text wirkte viel zu klischeehaft und er besaß nicht die notwendige Ausstrahlung, die so ein Bösewicht hatte. Er wirkte zu nett. Eher wie der lustige Sidekick des Helden.
Ich klatschte in die Hände und gab mich beeindruckt.
„Bravo! Sehr kreativ! Mein Name ist Lieselotte und ich bin Hundefrisörin. Hast du diese Rede für deine Larp-Gruppe geplant Arbogast?“
„Ich habe keine Gruppe und ich weiß nicht was dieses Larp ist“, antwortete er und wirkte nicht mehr so selbstbewusst wie zuvor.
„Hast du andere Talente außerhalb deines Berufs? Schwertkampf? Bogenschießen? Magie?“, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. Was für ein komischer Kauz. Anscheinend nahm er seine Rolle als Bösewicht wirklich ernst. Arbogast ließ sich theatralisch auf den Hocker an der Wand sinken und seufzte. Das in die Jahre gekommene Möbelstück ächzte. „Ich war gerade noch bei der Arbeit im Salon, hatte eine Art Schwächeanfall und bin plötzlich hier aufgewacht. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, was passiert ist. Weißt du zufälligerweise, wie ich hierhergekommen bin? Ein Krankenhaus scheint dies ja nicht zu sein und ich muss zurück an die Arbeit.“ Meine Frage schien ihm neuen Enthusiasmus einzuhauchen, denn er sprang auf. „Ich, der übermächtige Arbogast habe deine Seele aus einer anderen Welt gestohlen und hierher beschworen um diesem Girlem neues Leben einzuhauchen! Das habe ich doch gerade schon gesagt! Ist dir denn gar nicht aufgefallen, dass du dich nicht in deinem eigenen Körper befindest?“ Ich sah ihn zuerst ratlos an und dann vorsichtig an mir herunter. Mehr als meinen Busen sah ich nicht. War dieser immer schon so gigantisch? Warum trug ich nur Unterwäsche? Und wer hatte mich da grau angemalt? Meine Haut war doch... Ich hielt inne und versuchte an meinen Körper zu denken. Welche Farbe hatten meine Augen? Wie groß war ich? Welche Kleidung trug ich am liebsten? Gab es Schmuck, ohne dem ich nicht aus dem Haus ging? Wie lange waren meine Haare? Mein Selbstbild war verschwunden. Wenn ich genauer darüber nachdachte, erinnerte ich mich an alles. Meine Eltern, das kleine Zimmer in der Wohngemeinschaft. Ich war Lieselotte, die Hundefriseurin. Aber wie sah diese Person aus? Wer war ich? Wenn ich an mein Aussehen dachte, dann waren da nur die zwei großen Brüste, die ich gerade kennengelernt hatte. Meine Situation war für mich schwer zu begreifen. Ich musste jedoch auf die Informationen vertrauen, die mir Arbogast gab. Fürs erste würde ich ihn glauben, ehe ich eine bessere Erklärung fand.
Ich dachte einen Moment nach, als ich realisierte, dass er an meiner misslichen Situation schuld war.
„Das war wirklich unsensibel von dir! Was hast du dir dabei gedacht einfach eine fremde Seele zu stehlen? Schick mich sofort wieder in meinen alten Körper zurück! Ich war gerade dabei Flauschis Haare zu schneiden! Wenn ich nicht rechtzeitig fertig werde, dann bekomme ich Ärger von meiner Chefin!“ Die Brüste kannst du aber so lassen, die gefallen mir. Beleidigt zog Arbogast eine Schnute. „Dir sollte klar sein, dass ich das nicht kann. Ich bin Totenbeschwörer und nicht Totenwegschicker. Ich kann also nur Seelen rufen. Zufällige, nicht ausgewählte um genau zu sein. Abgesehen davon stirbt dein Körper ohne Seele. Um dich lebendig zu machen, müsste ich in deine Welt reisen und deine verwesenden Überreste erwecken. Aber dann wäre dein Körper untot. Ich glaube nicht, dass du den Rest deiner Tage in einer Hülle aus verwesenden Fleisch verbringen möchtest. Und davon mal abgesehen weiß ich nicht einmal, wie ich dich wieder aus deinem Körper hinausbekomme. Sehe ich aus wie ein Girlem-Experte? Ich bin Totenbeschwörer. Warum kannst du nicht einfach zufrieden sein und mir dienen?“ Ich sah ihn fassungslos an und versuchte meine Gedanken zu Sortieren. Das war eine überwältigende Menge an Information, die ich erst einmal verdauen musste. Zusätzlich musste ich ja auch irgendwie darauf reagieren. Welche Antwort war in meiner Situation angebracht? Ich fühlte mich wie eine Schülerin bei einem wichtigen Test. Alle Antworten waren wie weggefegt. Gähnende Leere herrschte in meinem Kopf, die während ich so vor mich hinstarrte vom grellen Blumenmuster von Arbogasts Robe verdrängt wurde. Wenn ich es mir so recht überlegte, sah sie vielmehr wie ein Kleid oder ein Nachthemd aus. Trugen Totenbeschwörer in dieser Welt Blumenkleider? Die Frage brannte mir auf der Zunge, jedoch wollte ich ihn nicht verärgern. Ich war auf seinen guten Willen angewiesen. „Das heißt, dass ich keine Möglichkeit habe, wieder ein normaler Mensch zu werden?“ „Genauso ist es! Aber du hast die Ehre an meiner Seite die Welt ins Chaos zu stürzen! Noch haben wir den Kampf gegen das Licht nicht verloren!“ Ich nickte und versuchte eine Ordnung in dieses Gedankenchaos zu bringen. „Mein eigentlicher Körper in meiner Welt ist also gestorben, weil du meine Seele gestohlen hast. Und ich habe jetzt einen neuen Körper und bin in einer anderen Welt gelandet. Verstehe ich das richtig?“ „Ja, genau“, bestätigte er. „Was bitte ist ein Girlem?“ Dieses Wort hörte ich zum ersten Mal. „Ein Girlem ist ein weiblicher Golem. Ein aus Lehm geformtes, menschenähnliches Wesen“, erklärte Arbogast. Ich pikste mit einem Finger vorsichtig meine Brust. Sie gab nach und wackelte dabei. Sie fühlte sich nahezu wie menschliche Haut an. „Du bestehst aus einem Zauberlehm, der nur sehr selten vorkommt. So viel wie ich davon für deine Oberweite verwendet habe, ist dein Körper also sehr kostbar.“ Ich sah ihn verdutzt an. „Du hast diesen Körper geschaffen?“ „Nein, ich habe einen vorhandenen Golem nur ein wenig... erweitert.“ Er sagte das so, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre. Dabei war es ganz und gar nicht üblich, als kurviger Golem wiedergeboren zu werden. „Wie fühlst du dich jetzt Lieselotte?“ Ich runzelte die Stirn. Trauer, Angst, Unsicherheit, Verwunderung, Fassungslosigkeit, Verzweiflung und eine gewaltige Menge Wut. All meine Emotionen wirbelten durcheinander und bildeten ein Meer aus Gefühlen in dem ich zu ertrinken schien. Ich versuchte, die richtigen Worte zu finden, aber es gelang mir nicht. Stand ich unter Schock? „Es ist alles in Ordnung, glaube ich. Machen wir das Beste aus der Situation“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu meinem Gesprächspartner. Obwohl ich ihn momentan hasste, musste ich versuchen mit ihm auszukommen. Zumindest für die erste Zeit, bis ich mich in dieser Welt zurechtfand. „Wo genau sind wir hier? Ist dieses Loch deine Wohnung?“ Erst als ich die Frage gestellt hatte, bemerkte ich wie unfreundlich sie war. Erschrocken fasste ich mir mit der Hand an den Mund. „Was heißt hier Loch? Das ist meine Zweitwohnung! Aber wenn du es genau wissen willst, so befinden wir uns im Dungeon vom ehemaligen Obermotz. Seit er besiegt wurde, ist es hier sehr gefährlich. Die Wächter und hier lebenden Monster haben genug mit den Abenteurern am Hals, die hinunterkommen, um kostbare Mineralien zu sammeln, die nur hier im Dungeon wachsen. Um genau zu sein klauen ungebetene Gäste alles, was ihnen unter die Finger kommt. Keine Manieren haben sie. Und wenn sie die Möglichkeit haben, töten sie die Monster auf die sie treffen. Diese Kammer ist die vom ehemaligen Torwächter. Er war ein untoter mächtiger Magier. Er war so alt, dass er zum Schluss nur noch ein Skelett war. Der neue Wächter, ein Höllenhund, hat dann eines Tages mit ihm Stöckchen holen gespielt und seine unsterblichen Überreste im ganzen Dungeon verstreut. Manchmal vermisse ich Tim. Wenn ich mehr Zeit habe, muss ich ihn unbedingt wieder zusammensetzen. Ich glaube, dass er ein wertvoller Verbündeter sein könnte um die Herrschaft über diese Welt an uns zu reißen.“ Ich hörte mir die bizarre Geschichte schweigend an. Wo war ich da nur hineingeraten? Ich fragte mich im Stillen, warum er mir dies alles fröhlich erzählte. Hast du keine Freunde, dass du so viel redest? Nein, das durfte ich nicht fragen. Ich war auf den selbsternannten Totenbeschwörer angewiesen. „Hast du schon einmal darüber nachgedacht hier ein wenig zu putzen? Auch Herrscher der Welt müssen ihre Zimmer selbst aufräumen. Stell dir vor ein Abenteurer überfällt dich und sieht, wie schmutzig es ist. Sowas wäre doch peinlich“ Arbogast verzog das Gesicht und stand auf. „Das ist mein Stichwort um mich aus dem Staub zu machen. Viel Erfolg!“ Ich packte den Kragen seines Blumenkleides. Meine Kraft schätzte ich falsch ein, denn ich hob ihn problemlos mit einer Hand in die Höhe. „Nicht so schnell Freundchen! Du kannst mich nicht einfach so entführen und dann hier alleine lassen! Wo willst du hin?“ „Wie wäre es, wenn ich dir passende Kleidung besorge und du dafür ein bisschen aufräumst? Nur in Unterwäsche fällst du in der Stadt zu sehr auf. Und sonst gibt es hier unten nichts zu erledigen.“ „Und ich darf wirklich nicht mit nach oben? Ich möchte nicht alleine bleiben.“ „Ich denke es wäre besser, wenn du dich hier einlebst, bevor du nach oben gehst. Aber keine Sorge, ich bin so schnell wie möglich zurück. Versprochen.“ Ich setzte ihn sanft auf den Boden. Herauszufinden wo es hier eine Besenkammer gab, sollte doch nicht so schwer sein. „Gibt es sonst noch etwas, worauf ich achten musst?“ Fragte ich genervt. „Abenteurer musst du meiden, aber vor Monstern brauchst du keine Angst haben, denn wir halten zusammen und du bist jetzt eine von uns“, erklärte Arbogast. Wenige Augenblicke später schloss er die morsche Holztür hinter sich, die dabei halb aus ihren Angeln fiel und eine Staubwolke aufwirbelte. Ich seufzte. Da wartete mehr als nur ein bisschen Aufkehren auf mich. In was für eine seltsame Welt war ich da nur geraten?