Читать книгу glauben.einfach. - Matthias Müller - Страница 8

Оглавление


03 WIRD SCHON! ODER?

Über die Hoffnung, dass wir die Kurve kriegen

MATTHIAS MÜLLER

Wir Menschen werden es doch irgendwie hinkriegen, dass diese Welt ein bewohnbarer Ort bleibt, dass unsere Kinder und Enkel eine Chance auf diesem Planeten haben und nicht alles im Chaos versinkt – oder? Wir haben eingesehen, dass wir auf dieser Erde alle zusammengehören und es uns wirklich etwas angeht, wenn im Regenwald Bäume gefällt werden oder den Eisbären das Eis unter ihren Tatzen wegschmilzt.

Pessimist, Realist oder Optimist?

Wie schätzen Sie sich ein? Sind Sie eher ein Pessimist, ein Realist oder ein Optimist? Die Forschung bestätigt, dass wir in der Mehrzahl Optimisten sind – zumindest was unsere Rolle im Leben angeht. Man hat z. B. Ehepaare befragt, wie hoch jeder Partner seinen Anteil an der Hausarbeit einschätzt. Interessanterweise wurde deutlich, dass zusammengefasst viel mehr als 100 Prozent herauskamen, d. h. jeder schätzt seinen Anteil höher ein, als er in Wirklichkeit ist. Ja, ich weiß: Bei Ihnen ist das anders …

Wie gut fahren Sie Auto? Laut Umfragen schätzen sich die meisten als bessere Fahrer ein als die meisten anderen.1 Nun kann es aber logischerweise nicht sein, dass die meisten besser als die meisten sind. Warum denken wir so? Übrigens meinten selbst die, die schuldhaft einen Unfall herbeigeführt hatten, dass sie besser fahren als die meisten anderen.

Wir Menschen haben eine geschickte Art, die Dinge in der Regel positiver einzuschätzen als sie sind – uns eingeschlossen. Bei Erfolgen werten wir unseren Anteil gerne hoch, bei Misserfolgen waren eher die Umstände schuld.

Wir hoffen auf das Gute

Wir merken uns von der Vergangenheit ja auch meist das Gute. Darum war früher auch alles besser. Es hat sich übrigens gezeigt, dass die sogenannten Realisten – also die, die in ihren Einschätzungen dichter an der Realität sind – eher mit psychischen Problemen zu kämpfen haben als die Optimisten.

Wir hoffen auf das Gute – manchmal wider besseres Wissen. Da melden sich bei einer bekannten deutschen Castingshow mehr als 30.000 jugendliche Bewerber. Sie alle hoffen darauf, reich und berühmt, verehrt und geliebt zu werden. Nun, die Wirklichkeit kennen Sie. Selbst für die Gewinner dieser Castings ist die erhoffte Karriere häufig nach ein paar Fernsehauftritten und einem Hit zu Ende.

Und das Internet suggeriert eine wunderbare Welt, an der wir endlos kostenlos teilnehmen können. „Ich bin User, also bin ich.“ „Ich kann mitschreiben am Buch der Welt …“2 Es schafft fast so etwas wie einen Urkommunismus – wir alle gemeinsam bewirken etwas Gutes. Kostenlos und für jeden zu haben. Und wir wissen in unserem Innern, dass das in Wirklichkeit nicht dauerhaft geht.

Die Welt wird doch immer besser – oder?

Wir haben Hoffnung; wir wollen das Gute. Auch die Regierungen. Klar, wir haben immer wieder einmal mit pestizidbelastetem Salat oder dioxinverseuchten Eiern zu kämpfen, können zeitweise keine Sprossen mehr essen und die Krankenversicherung kostet acht Euro mehr im Monat. Dennoch: Die Welt wird doch immer besser – oder? Zumindest im technischen und medizinischen Bereich haben wir enorme Fortschritte gemacht. Beim Thema Ethik und Moral sieht das leider nicht so gut aus.

Die Weltgemeinschaft der Völker (UNO) versucht seit Jahren, den Hunger auf der Welt zu halbieren. Bis 2015 wollte man das geschafft haben. Leider sind wir in all den Jahren nicht weitergekommen. Noch immer herrscht in rund 30 Ländern der Erde großer Nahrungsmangel. Über 2 Millionen Kinder sterben jährlich daran, das sind mehr als 6000 jeden Tag.

Wir als Bundesrepublik wollten unsere Hilfsmittel für die armen Länder bis 2015 auf 0,7 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts steigern. Wir haben es bislang kaum auf die Hälfte gebracht.

Die weltweiten Ausgaben für das Militär betragen mehr als das Zehnfache der Ausgaben für Entwicklungshilfe. Mit zig-Milliarden retten wir Banken (und damit auch unsere Privatkonten), aber wir kürzen bei den Hungernden. Ja, wenn es eine einfache Lösung gäbe: Jeder spendet pro Monat zehn Euro und der Hunger der Welt ist besiegt; aber leider sind die Probleme zu komplex. Und es ist eben nicht nur das Geld, das in die falschen Kanäle gerät. Wir treten bestenfalls auf der Stelle. Die Optimisten von heute sind die Zyniker von morgen.

Wie lange wird das noch hingenommen?

Wie lange werden die Menschen auf der Welt das noch hinnehmen? Denken Sie nur an die überraschenden Aufstände im Nahen Osten, die Unruhen überall. Wird die Welt morgen noch so sein, wie wir sie kennen?

Wir müssen uns fragen: Was machen wir aus unserer Zeit, aus unserem Zeitalter? Müssen wir eines Tages im Rückblick eingestehen, dass wir versagt haben? Marianne Faithful, eine langjährige Freundin Mick Jaggers von den Rolling Stones, wandte sich gegen eine Verklärung der 60er-Jahre: „In den Sixties verschwendeten wir unsere Energie darauf, lange Haare zu haben und Drogen zu nehmen.“ Sie sei sich „sicher, dass wir es damals übel versaut haben. Wir hätten gute, wichtige Dinge erreichen können. Haben wir aber nicht.“3 Dieser Satz ging mir nach. Was werden wir einmal über unsere Zeit sagen und über das, was wir hätten erreichen können?

Unser Fundament hat Risse bekommen

Der ehemalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück sagte: „Wir sind nicht ausreichend auf die Zukunft vorbereitet. Unser Fundament hat Risse. Die schlechteren Tage der letzten Jahre könnten auf lange Sicht die besseren gewesen sein.“4 Das klingt beunruhigend. Ist er Realist?

Wissenschaftler forschen daran, wie es gelingen könnte, die Erdbevölkerung auf den Mars umzusiedeln, falls die Erde eines Tages unbewohnbar geworden sein sollte. In meinen Augen eine gruselige Vorstellung: die Erde soweit abgewirtschaftet, dass sie unbewohnbar geworden ist? Obwohl – vorausgesagt ist das schon lange. In der Bibel bereits vor über 2500 Jahren. So heißt es schon auf ihren ersten Seiten, dass wir für die Schöpfung Verantwortung tragen. Ver-antwortung bedeutet, dass wir jemandem Antwort geben müssen bezüglich dessen, was wir getan haben. Wem? Irgendwie ahnen es doch viele, dass wir in diesem Weltall nicht allein sind.

Pfefferminztee reicht nicht

Als Jesus vor rund 2000 Jahren predigte, benutzte er viele Vergleiche, um klarzumachen, was er meinte, manchmal auch sehr drastische. Da erzählte er zum Beispiel von einem Weinstock – im Bild ist er das selbst – und von Reben; das sind wir. Er lädt uns ein, dass wir uns an ihn halten und Frucht bringen, also ein wertvolles Leben führen, das Gott ehrt. Und dann sagte er, dass die Reben, die keine Frucht bringen, weggeworfen und verbrannt werden (siehe Johannesevangelium 15,1 – 8).

Klaus Berger, Professor für Neues Testament, hat einen Bestseller mit dem Titel Jesus verfasst. Darin schreibt er zu diesem Gleichnis: „Jeder Gärtner und Winzer weiß es: Bei Pflanzen geht es immer um Leben und Tod. Was keinen Lebenssaft mehr enthält, ist schnell totes, schädliches Gehölz. Jesus meint sein Angebot ernst, und der Zustand der Welt ist genau danach … Denn aus der Sicht der Bibel ist unsere Welt eine Notfallstation, in der es nur um eines geht, um Leben oder Tod … Jesus ist Arzt in einer solchen Station, und er kämpft rund um die Uhr um unser Überleben … In einer Notfallstation ist eben nichts egal. Und die Krankheit zum Tode kann ich nicht mit Pfefferminztee behandeln.“5

Teilen Sie seine Ansicht, dass unsere Welt eine Art Notfallstation ist, wo Pfefferminztee nicht mehr hilft? Glauben Sie, dass die Politiker uns tatsächlich die Wahrheit sagen? Meinen Sie, dass wir gut auf die Zukunft vorbereitet sind?

Dabei denke ich nicht nur an die Plastiktüten, die die Mägen von Delfinen verstopfen, oder an die Spätfolgen der Weichmacher in Plastikfolien, mit denen wir unsere Lebensmittel einpacken, oder die vielen Atomkraftwerke weltweit, die an erdbebenträchtigen Orten stehen, sondern auch an die Spannungen zwischen diversen Bevölkerungsgruppen in vielen Ländern, weil Menschen nicht länger bereit sind, große soziale Ungerechtigkeiten hinzunehmen.

Die Rechnung wird noch präsentiert

Nun gibt es Leute, die warten auf die überraschende Lösung. Bislang ist es doch immer wieder weitergegangen, irgendwie. Stimmt. Die Vernunft wird doch über die Gier siegen, oder? Glauben Sie? Wegen eines seltenen Materials, das für unsere Handys gebraucht wird, sind die Gorillas gefährdet. Wenn der Goldpreis steigt, werden in Peru noch mehr Quadratkilometer Regenwald gefällt, um an das gelbe Metall zu gelangen. Dann waschen die vielen Goldgräber das edle Metall mit Hilfe von Quecksilber aus dem Gestein. Ersteres schädigt das Weltklima, letzteres macht die Goldwäscher krank. Vielleicht müssen wir nicht einmal bis zur Enkelgeneration warten, bis wir die Rechnung für all das präsentiert bekommen.

Als Gott den Menschen im Paradies nach dem „Sündenfall“ fragte: „Adam [auf Deutsch: Mensch], wo bist du?“ (1. Buch Mose 3,9), hatte das auch den Unterton von: „Mensch, wo bist du nur hingeraten? Was hast du mit der Freiheit angestellt, die ich dir geschenkt hatte?“ Dann machte er dem Menschen die Folgen seines Handelns klar, zeigte aber auch eine Lösung. Gott würde sich in seiner Allmacht noch mehr selbst beschränken.

Der ohnmächtige Gott

Die Zeitung DIE WELT schrieb an einem Ostersamstag: „Am Kreuz hatte sich der Allmächtige ohnmächtig gemacht. Er schlug nicht zurück, als die Menschen seinen Sohn schlugen. Gott schlägt nicht zurück. Er schlägt sich nur auf die Seite der Opfer und rettet sie vor dem ewigen Tod.“1 Gott kündigte bereits im Paradies an, dass er sich selbst aufopfern würde, um diese Welt wieder zurechtzubringen (siehe 1. Buch Mose 3,15).

Und am Schluss der Bibel sagt Gott: „Ich mache alles neu“. Denn es kommt ein wichtiges Ereignis, dem diese Welt entgegengeht. Der Tag wird kommen, an dem es tatsächlich Gerechtigkeit für alle Menschen gibt (siehe 2. Petrusbrief 3,12), der Tag, an dem die Umwelt gesund sein wird und der Mensch glücklich – eine von Gott geschaffene neue, vollkommene Welt ohne Leid, Krankheit und Tod (Offenbarung 21,1 – 5). Dazu waren die Kreuzigung und die Auferstehung des Sohnes Gottes entscheidende Voraussetzung.

Das ist der Optimismus, den die Bibel vermittelt – jedoch nicht als Folge einer Castingshow oder als nebulöse Hoffnung auf „das Gute“, sondern als Folge des Wirkens Gottes.

Die ordnende Hand des Schöpfers

Unsere Welt ist angeschlagen, und wir tragen dafür die Verantwortung. Da braucht es mehr als ein paar Mausklicks, um das wieder in Ordnung zu bringen. Da braucht es die ordnende Hand eines Schöpfers.

Wenn wir einmal vom Weltgeschehen absehen – wie steht es bei Ihnen persönlich? Könnten Sie diesen Arzt gebrauchen, der rund um die Uhr für Sie kämpft? Sie sind ihm nicht egal. Im Universum gibt es ein Wesen, das möchte, dass aus unserem Leben etwas wird, und das uns die Gewissheit gibt: Für uns ist ein guter, sinnvoller Platz im großen „Teppich“ der Geschichte vorhanden.

Die gute Nachricht lautet: Wir haben es nicht mit einer unpersönlichen Macht zu tun, sondern mit einem persönlichen Gott, der uns kennt und sich um jeden von uns bemüht. Ein Grund mehr, das Leben mit Glauben und Zuversicht anzugehen!

Darum bleibe ich Optimist. Und Sie?

Fragen zum Nachdenken

1. „Die Forschung bestätigt, dass wir in der Mehrzahl Optimisten sind.“ Trifft das auch auf mich zu? Welche Rolle spielt meine Selbsteinschätzung?

2. „Die Krankheit zum Tode kann ich nicht mit Pfefferminztee behandeln.“ Wo stehe ich in der Gefahr, mich in ernsten Problemen mit oberflächlichen Lösungen zufriedenzugeben?

Zur Vertiefung

Ellen G. White: Die Geschichte, die die Welt verändert(e), Advent-Verlag, Lüneburg 2010, 96 Seiten, Best.-Nr. 7714

Bezugsquellen siehe S. 168 oder www.adventist-media.de

glauben.einfach.

Подняться наверх