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Kapitel 2: Reo im Feenland

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Reo war allein in der Dunkelheit. - Ganz alleine. Irgendwie hatte es schon seit vielen Jahren immer ihn erwischt, wenn etwas Dummes irgendjemand geschah.

Einige Nachbarskinder hatten Reo immer „Tollpatsch!” oder „Löli!” nachgerufen. Es stimmte ja wirklich, er hatte einfach zwei linke Hände in vielen Bereichen des Lebens. Eigentlich überall ausser im Kämpfen. – Dort war er der Beste.

Noch viel allgemeiner hatte Reo schon bemerkt, dass er anders war als die anderen. Sein Temperament, sein Charakter, seine Art – er passte nicht immer in allen Bereichen zu den Mittelländern. -

Reo konnte äusserst aufbrausend sein. Weder sein Vater noch seine Mutter hatte er je von Zorn erfüllt gesehen. - Doch er war da anders: Er konnte sich in extrem starke Emotionen steigern. Es war nicht nur ein Nachteil: Wenn er in einem Kampf heftige Wut empfand, dann schwang er sein Schwert nicht mehr verteidigend, sondern wuchtig stark, den Gegner vollständig überwindend.

Reo tastete sich vorwärts. - Wie genau nochmals wurde er von der Gruppe getrennt?

Einige Zeit strengte er sich fest an, die vergangenen Stunden zurück in sein Bewusstsein zu rufen. – Es gelang ihm nach und nach.

Glorfindel hatte ihn hinfort teleportiert. Vom Elfen, und auch von Inuel und Quin war nichts zu sehen. Auch die anderen waren weg.

Reo blieb nichts anderes übrig, als den Weg aus der Höhle nun selber zu suchen. Er hatte keine Ahnung wo er war. Es gab ja auch tausend Gänge hier. Wie hatte der Elf sich überhaupt orientieren können?

Mühsam suchte der Krieger sich seinen Weg durch das endlose Labyrinth. Er bezwang fünf Höhlen-Orks, einige Waldschrate und ein paar Goblins, alles selten gesehene Kreaturen auf der Oberfläche des Landes.

Nach langem Suchen und laufen ging der Tunnel dann endlich sachte bergan, ein äusserst gutes Zeichen. Der Anstieg wurde steiler und steiler, und schliesslich sah er sogar ein grelles, blendendes Licht durch eine kleine Öffnung brechen. Endlich! Gleich hatte er es geschafft! Ohne den Magier, der ständig mit seinen Feuerzaubern den Weg erhellt hatte, war es einfach unerträglich gewesen, sich zurechtzufinden. Es gab zwar schon einige Fackeln, besonders in den Ecken, wo der unterirdische Weg knickte, aber es gab Stellen wo kaum Licht zu sehen war.

Wieder ein helles Frühlingslicht erwartend kroch Reo durch den neuartigen Ausgang. - Er wurde enttäuscht. Stattdessen begrüsste ihn ein eher spärliches Licht. Obwohl keine Wolke zu sehen war, gab es auch keine Sonne oder anderweitige Quelle des Lichtes. Es war noch nicht Abend

Eines war klar, wo auch immer er die Höhle verlassen hatte, er war nicht auf Ayulu. Nun denn, Reo machte das Beste aus der neuen Situation: Er lief durch die blumenbewachsenen Felder, durch die saftig grünen Wälder.

Lange marschierte er. Immer wieder rief er die Namen seiner Freunde, um sie zu finden, falls sie auch an diesem eigenartigen Ort waren.

Nach einigen Stunden begann es dunkler zu werden. Reo reagierte sofort: Er begann Feuerholz zu sammeln.

Nicht viel Zeit verging, und ein gutes Lager-Feuer loderte im Zentrum einer grösseren Lichtung. Reo nutzte die Zeit, um ein wenig auszuruhen, und dachte nach, beunruhigt über seine Einsamkeit hier an dieser Fremde. Er döste leicht ein.

Hufgetrampel schreckte ihn auf. - Ein Pferd musste direkt auf sein Feuer zu rennen.

Reo bereitete ein Lasso vor, um es zu fangen. Kurzes Warten, dann war es da:

Ein strahlend weisses Pferd, grösser und anmutiger als alle anderen Pferde, die Reo je gesehen hatte. Und da war noch etwas Besonderes: Ein langes Horn, aufgebaut in mehreren ringartigen Schichten, war dem Pferd aus der Stirn gewachsen. - Ein Einhorn!

Die Begeisterung über das Erscheinen des Einhorns auf der Lichtung hielt schnell nach, als sechs, sieben, sogar acht hohe ausgehungerte Wölfe dem Einhorn geschwind folgten.

Das Einhorn ritt um das Feuer, und blickte Reo mit grossen, erwartungsvollen Augen an. Dann sprach es zu Reo, in Gedanken, die Reo unmissverständlich wahrnehmen konnte, so als ob es wirkliche Worte wären: „Hilf mir, und ich werde dir helfen!”

Reo nickte, nahm einen langen dicken Ast aus dem Feuer, und zog sein Langschwert mit der rechten Hand. Beide Waffen schwingend sprang er auf den ersten Wolf zu, der überrascht nach hinten wich, doch zu spät. Sein rechtes Auge wurde vom glühenden Ast getroffen. Aufheulend warf er sich zu Boden, und wälzte sich auf dem Gras.

Ein weiterer Wolf, der von hinten rechts Reo ansprang, wurde durch des Ritters Schwert tödlich verwundet.

Das Einhorn spiesste den dritten Wolf auf, warf ihn in hohem Bogen zurück in den Wald.

Nun trat der grösste Wolf direkt vor Reo, laut schnaubend. Reo wirbelte mit dem brennenden Ast herum, während er mit seinem Schwert zu einem weiten Schlag ausholte. Der Wolf wich dem Ast aus, und versuchte auch dem Schwert zu entkommen. Doch der beinahe zwei Meter hohe Piratensohn hatte eine enorme Reichweite mit seinem Schlagarm, und schlug dem Wolf die rechte Pfote ab.

Der anführende Wolf ebenfalls blutend am Boden erkennend, entschlossen sich die übrigen Wölfe für ihre einzige Chance zu überleben: Die Flucht.

„Lassen wir sie ziehen!”, schlug das Einhorn vor, wiederum in Gedankensprache.

„Ja.”, sagte Reo laut, und das Einhorn nickte. Es hatte ihn verstanden.

Das Einhorn wollte wissen: „Du bist neu hier im Land, oder?”

„Genau. - wo sind wir überhaupt?”

„Im Land der Feen. - einer magischen Ko-existierenden Sphäre zu eurer Welt.”

„Wie kommt es, dass ich noch nie von eurer Welt gehört habe?”, fragte nun Reo.

„Warte, warte, erstmals möchte ich wissen, wie du heisst.“ – Noch immer wurden die Worte per Telepathie an Reo übermittelt. Es war ein komisches Gefühl, laut zu antworten, während wahrscheinlich nur er eine Antwort vernehmen konnte. Doch es gab kein Zweifel, das Einhorn sprach wirklich, und die Worte waren unmissverständlich, klar und mit viel Nachdruck. Reo fühlte jedes Mal eine Kraft auf ihn einwirken, wenn das Einhorn sich meldete.

„Ich heisse Reo, ich bin ein Krieger aus dem Fürstentum Trinjutan, im Zentrum des Mittellandes.“ Neben den drei grossen Hauptstädten des Mittelreiches gab es unzählige kleine Fürstentümer, es gab halt einfach zu viele Fürsten. Schon so viele tapfere Ritter und auch einige extrem wohlhabende Händler waren in den Fürstenstand erhoben worden, so dass es sehr schwierig wurde, alle Ländereien bei Namen zu kennen.

Das Einhorn war zufrieden mit der Antwort: „Und ich bin Mandusio, das Einhorn.“

Reo musterte das Geschöpf der Magie ein wenig genauer. Ein wunderschönes Wesen.

Mandusio telepathierte weiter: „Nun zu deiner Frage: Die Elfen kennen unsere Welt gut, sie besuchen uns oft hier. Viele Elfen wohnen sogar für immer hier, besonders die Erzelfen und Eis-Elfen. Auch die Feuerelfen wohnen in der Feenwelt, aber in fernen Regionen, wo ich noch nie gewesen war. - Menschen hingegen sehen wir selten, bis gar nie.”

„Hm. Hast du meine Freunde gesehen?”, und Reo beschrieb seine Reisegruppe so genau wie er konnte.

„Nein, leider nicht. Wir haben jedoch nicht viel Zeit für eine Suche, wir müssen zuerst in Sicherheit gehen, bevor die Wölfe mit Verstärkung zurückkehren. Wer weiss, möglicherweise würden sie sogar die Hexe informieren.”

„Die Hexe?”

„Ja, die Hexe. Klar, du kennst sie nicht. - Es ist eine grausame Hexe namens Inabra. Sie entführt alle guten Tiere des Waldes, und Jagd auch mit schon seit langem. Sie braucht ständig Elfenblut, um ihre Unsterblichkeit zu erhalten. Doch wir verteidigen die Elfen, sie sind unsere Freunde, und helfen uns, den Wald weiter erblühen zu lassen.”

„Ich muss sie vernichten!”, redete Reo, der immer schnell sich entschloss, das Böse auszumerzen. Doch diesmal wusste er nicht, wie schwierig das sein würde.

„Wenn es jemand gelingt, dann dir. - Wir warten schon lange, dass endlich wieder ein Mensch in unsere Welt kommen würde. Ein Mensch mit reinem Herz kann durch die Hexe nicht verwandelt werden, nicht beherrscht werden. Ich sehe, du strahlst Güte aus, ich glaube, du kannst sie besiegen.”

„Gut! Worauf warten wir noch?”, Reo wollte gleich aufbrechen.

„Wir warten auf die Nacht der Sterne. Einmal im Monat scheinen die Sterne des Himmels von Ayulu auch in unserer Welt, in dieser Nacht geht die Hexe immer zu ihrem Ritualfelsen, um ihre ewige Jugend beizubehalten. - Das wird besser klappen, als sie in ihrer Burg anzugreifen.”

„Sehr gut!“, stimmte Reo zu.

„Nun denn, wir sollten nun wirklich an einen geschützten Ort verschwinden. Kannst du gut reiten?“

Reo lächelte stolz: „Ja, sogar sehr gut!“

Auch das Einhorn blickte amüsiert und meinte: „Das werden wir dann gleich sehen!“

Ohne Sattel und Zaumzeug zu reiten war nicht so einfach, wie Reo gedacht hatte. Und zudem noch auf dem Einhorn! – Das Einhorn hatte ein unvergleichlich hoher Widerrist. Der Rücken war lang, und breit. Nur ein grosser Reiter wie Reo konnte einigermassen bequem auf dem Pferd sitzen. – Kräftige Oberschenkel liessen weite Sprunghafte Bewegungen zu, während sie sich im zugewachsenen Wald einen Weg bahnten. Hinter ihnen – Reo schaute einmal kurz zurück, um den Ursprung des lauten Raschelns zu erkennen – schloss sich der Wald wie von selbst, so dass keinerlei Spuren der Beiden zu sehen war. Ausgenommen vielleicht im Boden, die Abdrücke der Hufe würden möglicherweise nicht verschwinden. Reo fand den Namen Feenland nur zu treffend – nichts war hier, wie er es sich gewohnt war.

Den Wald endlich verlassend, begrüsste sie eine weite Ebene. Reo konnte immer noch einiges erkennen, die nächtliche Landschaft des Feenlandes war von einem magischen Licht durchdrungen. Bebaute Äcker mit jung wachsendem Mais liessen sie auf einem begrenzten Strich Grün zu beiden Seiten eingeengt. – Bäume mit grob dickem Stamm schossen wie Pilze, dachte Reo, zu ihrer Seite in die Höhe. Kein Seitenast war zu sehen, bis sich tausende lange kleine Äste zu allen Seiten ausbreiteten, so eng verwoben ineinander, dass weder Licht noch Wasser das Äste-Dach durchdringen konnte. Die Äste hatten lange fusselige Seile, die locker hängten. Hinter diesen Seilen waren viele Tiere, durch den Pilz-Baum geschützt vor Regenstürmen. versammelt, ihre gelb, grün und orange gefärbten guckenden Augen starrten das Einhorn mitsamt Reiter an. - Nur selten liess sich ein Einhorn reiten, das wussten die Tiere. – Es musste einen wichtigen Grund haben.

Die Feldlandschaft verlassend kamen sie in eine Wüste. Hohe Dünen erhoben sich vor ihnen, einen pfiffiger Wind blies Reo Sand in seine Nase, welcher schnell ein Tuch hochzog, dass er jeden Morgen um seinen Hals geknotet bekommen hatte von seiner Mutter, seit er von seiner Akademie-Zeit zurückgekehrt war. - Ein Baum, zwei Eltern und ein Kind waren eingewebt in das Erbstück, dass Reos Grossmutter an Clen weitergegeben hatte. Reo hatte es schon vor vielen Jahren bekommen, eigentlich war er darüber nicht so erfreut gewesen im Vergleich zu den goldenen Ringen, den Elfenbeinspielzeugen und an den edlen Waffen, die er später als Familienerbe mittragen durfte. Heute war das erste Mal, dass er es effektiv benutzen konnte, bisher war es nur versteckt gewesen, gleich unter der Harnisch-Rüstung.

Die Wüste überwindend, erreichten sie einen dunklen Wald. Krabbelnde Riesenspinnen wichen vor den kräftigen Beinen des Einhorns, um nicht zertreten zu werden. Das Zentrum der Spinnen war zwar so gross wie ein mittelgrosser Kürbis, und buschige Beine liessen sie noch viel grösser erscheinen. Möglicherweise hätten sie einen Angriff gewagt auf das Einhorn alleine, auf den Rücken springend, aber dort war ja Reo, der vorsichtshalber in der Rechten sein Langschwert auf die vielen Spinnenaugen richtete, die ihn musterten. Mit dem linken Arm klammerte er sich so gut er konnte an die weisse Mähne des Pferdes, am Hals fand er keinen Halt mehr mit nun nur einem freien Arm.

Viele Spinnen hinter sich lassend, atmete Reo erleichtert auf: „Das ist ja nochmal gut gegangen!“

Das Einhorn meinte: „Wir reiten nur am Rande des Waldes der Schrecken vorbei, im Zentrum hausen weitaus grössere Spinnen, und auch die Spinnenkönigin Achae, eine monströse Kreatur. Zu zweit wären wir ihr gnadenlos ausgeliefert.“

Reo fühlte Angst in sich hochkommen: „Bist du sicher, dass sie uns hier nicht auflauern kann?“

„Sie könnte schon hier sein, doch gerade jetzt ist sie nicht hier.“

Das Einhorn sprach mit Prägnanz, Reos Furcht verliess ihn grösstenteils, dennoch war er neugierig genug um zu fragen: „Woher weisst du das?“

„Die Elfen haben es mir gerade eben gesagt. Sie Antworten auf meine Telepathie ebenfalls mit Gedanken-Übermittlungs-Zauber.“

Fröhlichkeit verdrängte die Angst vollständig. Reo würde Elfen sehen. Er fühlte sich auf eine besondere Art verbunden zu dem schlanken, hochgewachsenen Volk.

Der Wald lichtete sich immer mehr, und deutete durch den sumpfigen Untergrund den Übergang in eine neue Gegend an. Sie selber hatten noch einen relativ festen Boden im Vergleich zu der Suppe an Sumpfgräsern nicht weit von ihnen.

Das Einhorn hatte bereits aufgehört zu galoppieren, nicht weil es keine Kraft mehr gehabt hätte, doch jeder falsche Tritt konnte eine ernsthafte Verletzung verursachen.

Eisstücke schwammen in den Tümpeln um sie herum. Komisch, dass nur so kurz nach der sandigen Wüste eine eisige Kälte sie begrüsste.

Das Einhorn blieb stehen. Weder vor ihnen, noch links und auch nicht rechts gab es ein Weiterkommen ohne in die Brühe zu treten und im Knietiefen Morast sich fortzubewegen. Schwimmen wäre für das Einhorn kein Problem gewesen, doch in einem sumpfigen Schlammwasser, in dem es nicht einmal richtig eintauchen konnte, sich Schritt für Schritt vorwärts zu kämpfen war keine gute Idee.

Reo erkannte als einzige Option, umzukehren und den gleichen mühsamen Weg zurück zu Stampfen, den sie gekommen waren. – „Was tun wir jetzt?“

„Warten. – Die Elfen kommen gleich. Eiselfen und Erzelfen.“

Reo blickte im Dunkel schimmernden Licht, das von den etwas grösseren Eisplatten tiefer im Morast reflektiert wurde. Wäre es noch bewölkt gewesen, so hätte das Eis mit den Wolken ein gutes Zusammenspiel gehabt, das Licht mehrfach zu reflektieren, so dass er noch besser hätte sehen können.

Der Krieger schaute angestrengt in die weite Ferne, doch es war einfach nichts Besonderes zu sehen. – Felsen, ragten an einigen Stellen durch das Moor, in der Ferne konnte er noch Hügel ausmachen. Bestimmt waren die Elfen irgendwo dort versteckt.

„Sie sind hier!“, sagte das Einhorn

Nach einem kurzen Augenblick Stille sah Reo, wie vier quadratisch gelegene Eiswände senkrecht nach oben wuchsen. – Die Wände schotteten ein Stück Moor ab vom Rest des Sumpfes. Die vorderste Wand wuchs höher als alle anderen, und knickte nach vorne, brach ab vom restlichen Eis. – Es spritze fest, als das Eis auftraf. Das Eis begann zu wachsen, rapide auf Reo und das Einhorn zu. Eine Brücke, gut zwei Meter breit, verband nun die Eismauern mit den Beiden. –

Das Einhorn fragte: „Worauf warten wir?“

Es trabte auf dem Eis geschickt, die Hufeisen, die Reo erst jetzt bemerkte, retteten es vor einem tragischen Unfall.

Reo, der unterdessen vom Einhorn abgestiegen war während der Wartezeit bevor die Eiswände erschienen, staunte noch immer, antwortete daher nur knapp: „Ich komme!“

Reo betrachtete die Eiswände, auf die er zulief. Sie waren überall gleichmässig dick, etwa 30 Zentimeter, und endeten in jeder Ecke in einer kleinen Plattform, wo ohne Probleme eine Person stehen konnte. Das Moor in der Mitte war abgesunken, ein Felsiger Schacht wurde immer enger, und endete in einem offen stehenden steinernen Tunneltor, das keine sichtbare Türe hatte. Letzte Reste des Moores war noch immer durch dieses am abliessen.

Reo blickte ungläubig zum Einhorn: „Wir träumen nicht oder?“

„Du hast wohl noch nicht viel Magie gesehen in deinem Leben?“, entgegnete das Einhorn.

„Na ja, ich habe erste wenige Elfen gesehen in meinem Leben. Gekämpft habe ich Seite an Seite nur ein einziges Mal, kurz bevor ich dich getroffen hatte. Wir Menschen haben schon auch Magier, doch diese sind meist nicht so mächtig im Zaubern.“

Das Einhorn schaute Reo interessiert an, deshalb fuhr er fort: „Besonders verstehen die menschlichen Magier sich nicht gut in grossen Zaubern, wie das Erschaffen von Städten, Geheimtoren, oder sonst grössere Magie. Im Kampf sind sie zwar schon auch stark, doch Elfen seien viel stärker, sagt man.“

Reo schreckte auf. – Hatte sich da nicht etwas bewegt hinter Mandusio? – Reo war abgestiegen vom Einhorn, dessen Widerristhöhe satte 2 Meter betrug, der Rücken des Einhornes war an der tiefsten Stelle immer noch gute 1 Meter 85 Hoch. Während er mit ihm redete war sein Blickfeld auf der Seite des Einhorns vollständig blockiert, doch im Augenwinkel war er sich sicher, dass jemand oder etwas sie beobachtete. Er konnte nicht sagen, wer oder was es war.

Reo schaute kurz umher, doch er konnte weder Tier noch Mensch sehen, auch nicht ein Elf oder sonst ein Geschöpf. Das Einhorn unterbrach Reos Suche: „Ja, nach allem, was die Elfen mir erzählt haben, weiss ich, dass Menschen versuchen die Magie zu beherrschen, währenddessen ist elfische Magie vollständig anders aufgebaut: Sie sind ein Teil der Magie.“

„Warum benutzen dann Elfen auf Ayulu auch Zauberstäbe? Ich habe gehört, Die menschlichen Magier brauchen die Diamanten der Stäbe, um ihre Zauber zu sprechen, ohne ihnen gelingt es ihnen beinahe nicht.“

Mandusio erklärte: „Die Elfen können auch ohne Stäbe zu allen Zeiten und an allen Orten zaubern. Doch die Kristalle verstärken ihre Zauber, zudem ist es einfacher, die Zauber zu zielen, so dass sie auch treffen, besonders in Kampfzaubern ist dies äusserst wichtig.“

Schon wieder hatte Reo das Gefühl, dass sich hinter dem Einhorn etwas bewegte. Er erschreckte noch stärker als beim ersten Mal. –

„Genug gesprochen!“, sagte eine männliche Stimme. Sie klang wunderschön, hatte etwas Melodiöses an sich.

Nun sah er genau an dem Ort, wo er die Bewegungen erkannte, wie eine Person wie aus dem Nichts erschien. Ein langer Mantel umgab ihn, in einer Kapuze endend, die er im Gehen geschickt zurück warf. Schwarzes Haar, mandelförmige Augen, hohe Gestalt- ein echter Elf. –

Alle anderen Elfen, die Reo je gesehen hatte, hatten als Haarfarbe entweder Blond, Rot, Blau, Türkis, Silber oder Gold - oder aber eine Mischung von all diesen Farbtönen. Es war daher bestimmt kein Wasserelf.

„Wir müssen weiter“, sagte der Elf in einem befehlshaberischen Ton. Drei weitere Elfen gaben sich zu zeigen, indem sie von den jeweiligen Plattformen in den Eckpunkten des Quadrates stiegen, auf die Treppenförmigen Eisblöcke, die zum Felsengrund hernieder führten.

Das Einhorn stieg geschickt die Treppe hinunter, gute fünf Meter weiter unten traf es sicher auf den Felsen. Die Treppe führte von der Richtung, aus der Reo und das Einhorn gekommen waren, direkt bis vor den Tunneleingang.

Reo war sich sicher, dass das Einhorn Treppen schon öfters Treppen hoch und runter gestiegen war. – Kein Pferd auf Ayulu hätte das hingekriegt, eine Eistreppe als Weg zu benutzen.

Er blickte noch kurz zurück, bevor er Mandusio folgte. – Während die Beiden gesprochen hatten, war das Eis hinter ihnen fast vollständig geschmolzen, und es sah aus, als wäre niemals Aussergewöhnliches geschehen, besonders nicht erst gerade vor ein paar Minuten. Das Eis musste von den Elfen geschmolzen worden sein, als die Beiden noch geredet hatten. – Bei dieser kühlen Temperatur, die hier herrschte, war ein so rassiges Schmelzen sonst unmöglich.

Der Krieger wunderte sich, dass es hier so kalt war, währenddessen es im Spinnenwald und in der Wüste noch eine eher sommerliche Temperatur sie erwärmt hatte. Es war halt eben das Feenland.

Die vier Elfen stellten sich als Armath, Onioniel, Farion und Valandriel vor. Armath und Onioniel waren Eiselfen, Farion und Valandriel Erzelfen. Das hätte Reo nicht erraten können, für ihn waren die beiden Elfenarten sehr ähnlich. Zudem waren sie alle in demselben dunklen Mantel, und hatten dieselbe Rüstung an: Metallern, von einem eisigen blauen Glanz überdeckt. Der Lendenschurzrüstung war aus einem gehärteten Leder, nahm Reo an. Pelzige Kleider unter der Rüstung verrieten, dass sie sich eher in kälteren Gegenden aufhielten, zumindest während ihrem heutigen Einsatz.

Die Eiselfen liessen das Eis schmelzen an der Spitze, bis es ein wenig tiefer war als der umliegende Morast. Wasser begann langsam über die Mauer zu fliessen.

Jetzt mussten alle durch das Tunneltor treten, das so gross war, dass selbst das Einhorn gut durchkommen konnte. Sobald das Einhorn durchgetreten war in den breiten hohen Felstunnel, formten die Erzelfen das riesige Tor beinahe ganz zu, so dass nur noch ein Hund hätte durchtreten können.

Dann standen alle Elfen in Kampfposition da. Valandriel rief:

Vinyasar Querel Zenduiolo!“, und ein grau leuchtender Pfeil schoss aus seinem Stab, bohrte sich in die Eis-Mauer, die auf der gegenüberliegenden Wand, und explodierte laut, was für Reo jedoch nicht mehr zu hören war, denn sobald der Pfeil die Öffnung zur Aussenwelt durchflogen hatte, war eine metallener Schutzmauer hin gezaubert worden, der die sechs Reisenden vor den Fluten des Wassers rettete, welche am geschlossenen Tor aufprallten.

Der Tunnel wurde nun noch endgültig sicher geschlossen, durch die Erzelfen:

Eredon Tingeren Velkumendor!“ – Das Gestein wuchs zusammen, verriegelte jegliche Zutrittsmöglichkeit zum geheimen Tunnel.

„Lasst uns schnell verschwinden, an einem geeigneteren Ort können wir uns dann weiter unterhalten“, meinte Valandriel.

Niemand widersprach ihm.

Sie passierten eine Abflussstelle, wo das sumpfige Wasser verschwunden war, während sich der steinerne, in den Felsen gehauene oder geformte, Tunnel leicht nach oben wandte. Es gab noch mehrere Abflussstellen, wobei sich der Tunnel sich mehrfach hob und senkte.

Nach diesen Absicherungen

Still schritt die Gesellschaft durch den langen Tunnel. Die Elfen erleuchteten den Tunnel durch ihre magischen Kristalle.

Das Einhorn musste an manchen Stellen den Kopf senken.

Die Reise schien Reo endlos lange, besonders, da er seit dem frühen Morgen, wo er sein zu Hause verliess, seine Eltern verabschiedete, nur einmal kurz sich hingelegt hatte an dem Feuer. Bei dem Gedanken an seine Eltern war Reo traurig zumute. Was würden sie wohl denken? Hatten wenigstens Inuel und Quin wieder ihr zu Hause erreicht, und Botschaft gesandt, dass Reo vermisst war? Er wünschte sich, dass er irgendetwas tun konnte, um sie zu benachrichtigen.

Leise fragte er das Einhorn: „Mandusio, wie kann ich meinen Eltern Bescheid geben, wo ich bin?“

Mandusio schaute betrübt zu Reo: „Wenn wir die Feenwelt noch verlassen könnten, in diesem Teil des Landes, wo die Hexe herrscht, dann hätten wir schon lange Hilfe geholt aus Ayulu. Du erinnerst dich, wir brauchen einen Menschen mit reinem Herz, der die Hexe besiegt. –

Es gibt keine Möglichkeit für Tier, Mensch, Elf oder Fabelwesen von hier nach Ayulu zu gelangen, bis die Hexe stirbt. Sie hat die Ausgänge versiegelt.“

Reo fragte: „Das heisst ich kann nicht am selben Ort wieder verschwinden, wo ich gekommen bin?“

Das Einhorn war amüsiert über die Frage, er wusste schon seit Kindesalter, dass die Eingänge zur Feenwelt niemals auch Ausgänge waren, und dass Eingänge sich dort öffneten, wo sie jemanden willkommen heissen wollten in ihre Welt. Ausgänge mussten herbeigezaubert werden. Das gelang nur in der Nacht der Sterne, an bestimmten besonderen magischen Orten. Doch die Magie der Hexe hatte alle diese Orte versiegelt.

Mandusio erklärte Reo all dies.

Dann war ausser das Stampfen der Füsse und dem metallenen Klirren der Hufeisen nichts mehr zu hören. Reo war zu müde um weiter zu reden. Lange würde er nicht mehr durchhalten.


Elfen der 7 Elemente

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