Читать книгу Trotz allem - Jetzt erst recht! - Max Milian - Страница 7

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Ausgetrocknet

Warum nur

muss ich diese ausgetrocknete Wüste durchqueren?

Da ist kein Ausweg,

der mich davor bewahren könnte.

Warum nur

sind von den vielen Rosen, die einmal für mich blühten,

nur noch gefährlich verletzende Dornen übrig?

Da ist nur noch

diffus gleißendes Wüstenlicht,

nichts lässt sich da erkennen,

schon gar nicht ein Lichtstreifen

am fernen Lebenshorizont.

Da bin ich,

leer, ausgetrocknet und restlos am Ende –

sinnloser kann es nicht werden.

Lebensschule

Kurzerhand gerade war mein Weg geplant.

Die Wirklichkeit gab ihm die Kurven.

Ich lernte sie zu gehen!

Hinauf – hinab – auch das war mir Lehr‘.

Doch was die Seele niederschmettert

sind jene dicken Brocken,

die liebe Menschen liebend in den Weg gelegt.


Lebensschiff

Stolz zerschneidet es die Fluten

und bricht sich seine Bahn.

Selbst mächt’ge Wellenberge

hindern es nicht dran.

Doch die Wellen im Gefolge,

die von der Spur des Weges künden,

vermögen nur für kurze Zeit

Vergänglichkeit zu binden.

Denn kaum, dass sie verlaufen

und der Dunst das Schiff verschlingt,

ist auch das Letze schon begraben,

das noch daran erinnern könnt.

Der Augenblick wiegt sich in Wichtigkeit

und atmet doch Vergänglichkeit!

Es darf nicht sein!

Rüttle mich auf!

Mach mich unruhig, Herr,

rüttle mich auf!

Lass mich nicht zufrieden sein mit dem, was ist,

lass mich nicht aufhören

nach dem Besseren zu suchen

für mich und für die, die zu mir gehören.

Mach mich unruhig, Herr,

wenn ich all der Dinge wegen,

die mich täglich in Beschlag nehmen,

keinen Durst mehr habe

nach den Wassern des Lebens

und wenn ich aufgehört habe

zu hoffen und zu träumen von dem,

was Du uns schon für diese Erdenzeit verheißen hast.

Rüttle mich auf, Herr,

dass ich wieder mutiger werde

und auch das Unmögliche versuche.

Lass mich gerade auch in den dunklen Stunden

meines Lebens Deiner helfenden Nähe trauen,

damit ich auch bei schwindender Sicht

Dein Licht erkennen kann.

Ja Herr, rüttle mich auf!

Verstrickt

Verstrickt in ach so viele Notwendigkeiten

und in angeblich ach so wichtige Verpflichtungen,

erkenne ich oft nicht mehr

einen roten Faden in meinem Leben.

Gelähmt durch Sorgen und Nöte,

durch Lasten und Ängste,

suche ich oft vergebens

mich festzuklammern an meinem roten Faden.

Verwirrt von ungezählten Antworten,

verführt von oberflächlichen Botschaften

zweifle ich und erkenne nicht mehr

wie ich mich verstricke in ein Netz von Ausweglosigkeiten.

Hin und her gerissen

von so vielen ungelebten Wünschen,

geknebelt von so vielen zerplatzen Träumen

klammere ich mich hilflos rotierend

an jedes Fädchen Glück.

Wäre es nicht an der Zeit,

den alten Faden loszulassen

und all die Verstrickungen durchzutrennen,

die meinem Leben keinen Sinn mehr geben?

Was wird am Ende zählen?

Manchmal rennt die Zeit davon

mit der Geschwindigkeit im Überschall.

Manchmal frag‘ ich mich:

Was bleibt, wenn ich gehen muss?

Wird, was ich zurücklasse,

die zerrinnende Zeit überdauern,

hat es Bestand?

Ich weiß die Antwort nicht!

Und dann,

wenn die Zweifel kommen,

an mir selbst

und am Leben,

frage ich Gott:

Wird das, was ich lebe, zählen?

Und Er spricht

anders als ich denke:

Frage nicht was zählt.

Denn sieh‘ auf eines kommt es an:

DU zählst für mich!

Gerücht

In der Kette der Flüsternden

wurde es lauter.

Die Finger der vorgehaltenen Hände

spreizten die Vermutung zur Ahnung,

das Unmögliche zu Möglichem,

Glaube zu Wissen – ohne Gewissen.

Und das Gerücht galoppierte

und fand viele Interessierte

und noch mehr, die ja bloß meinten,

und jene, die ja schon immer wussten…

und unschuldige Seelen wurden zertrampelt.


Gebrochen

Verleumdet

und dann pflichtlich reingewaschen

lähmt fortan Lethargie erneuten Schwung.

Gefoltert

und wieder ins Leben entlassen

versagt einst aufrechte Haltung ihren Dienst.

Gerichtet

ohne wirklich Schuld zu haben

zerbrach das letzte bisschen Würde.

Alleingelassen

in der Öde frömmelnder Sprüche

sind Ideale ernüchtert

und Wirklichkeit alsbald entträumt.

Gebrochen

solchermaßen in den Alltag zurückgeworfen

kann da noch Leben werden?


Steine

Steine sind ein passendes Sprachbild

für meine innere Landschaft.

Mir vor die Füsse geworfen,

versagen sie die Leichtigkeit des Lebens.

Wenn’s mir doch nur gelänge,

sie unter meine Füsse zu nehmen,

und – von Sprung zu Sprung –

mich ins Leben zu wagen.


Hilf mir!

Hilf mir, Gott,

dass ich nicht auf der Strecke bleibe.

Hilf mir,

dass ich mich nicht vergrabe.

Hilf mir,

dass ich nicht vor mir selber fliehe.

Ich will meine Augen auf dich richten,

der du selbst im Unwegsamen

einen Weg zu zeigen vermagst.

Lass mich auf dich bauen,

stolpernd und unsicher,

und dir zutrauen,

dass du mich vorankommen lässt

auf meinem Weg.

Trost

Was vermag uns zu trösten

in den menschlichen Beziehungen

voller Fehler und Mühsal

außer Treue und gegenseitige Zuneigung

unter wirklich guten Freunden?

(Augustinus)

Ängstlich und feige

Ich bin ängstlich und oft auch feige geworden. Fast täglich versuche ich dies vor denen zu verbergen mit denen ich zusammenlebe. Es gelingt mir mehr schlecht als recht selbstsicher aufzutreten. Gott sei Dank sind die allermeisten meiner Mitmenschen so mit sich selbst beschäftigt, dass sie das nicht merken.

Ich halte mich aus vielem raus, umgehe jede eigene Stellungnahme und ich ducke mich weg, wenn Andere ihre Meinung vertreten.

Ich fühle mich mit all dem zwar nicht wohl, aber ich umgehe so die Gefahr, dass meine Worte missverstanden oder gar missdeutet werden. Denn das Lehrgeld, das ich hier und da für ein mutiges Vortreten schon zahlen musste, reicht mir für alle Zeiten!

Eingelullt im Kokon meines Selbstschutzes vertraue ich niemandem, manchmal sogar mir selber nicht.

Da bin ich jetzt

Ich lebe in der Spannung zwischen Selbstzweifel und Selbstbewusstsein und ich bleibe ein Leben lang auf der Suche nach dem, was mich ausmacht, auf der Suche nach meinem Weg, aber mehr noch auf der Suche nach meiner Identität.

Wenn mein Leben reden könnte, was würde es erzählen über meine bisherigen Wege, meine Hoffnungen und Wünsche, meine Ängste und Erfahrungen?

Ich wurde geboren, habe Eltern und eine Familie. Ich verbrachte meine Kindheit mit Gleichaltrigen. Ich ging zur Schule, fand Gleichgesinnte und Andersdenkende, fand sympathische und unsympathische Menschen. Ich entschied mich für einen Weg und irgendwie bin ich jetzt da, wo ich jetzt bin.

Ich habe Menschen, die mir wichtig sind, und Aufgaben … und Pflichten … und Termine … und … und … aber –

wo ist mein Leben?

was ist mein Leben?

was ist denn: MEIN LEBEN?

Da bin ich jetzt an einem Donnerstag. Die Woche liegt fast hinter mir und das Wochenende ist greifbar nahe.

Da bin ich jetzt mitten im Oktober. Das Jahr liegt fast schon hinter mir und doch liegt vor mir noch eine ganze Menge von vermeintlich Wichtigem.

Da bin ich jetzt,

mitten im Zeitenstrom,

im Großen restlos unwichtig

und im Kleinen nur hie und da gezählt.

Und ich bin, – bin ich wirklich?

Wie Licht in der Welt

Wie kann ich leuchten

als Licht in dieser Welt?

Empfindlich

wie eine ungeschützte Kerzenflamme brenne ich,

jedem Luftzug ungeschützt ausgesetzt

und darum ängstlich bemüht

nicht zu verlöschen.

Wie kann ich leuchten

unter den Menschen?

Wo ich es schon schwer genug habe,

meinen eignen Weg

in diesen finsteren Zeiten zu finden.

Allein werde ich untergehn.

Aber, Gott,

wenn Du mich als ,kleines Licht‘

an der Hand nimmst,

mich beschützt und behütest,

dann will ich meine ganze Kraft nehmen

und für Lichtblicke in dieser Welt sorgen:

den Blinden helfen

auf neue Weise zu sehen,

den in sich selbst Gefangenen

die Fesseln lösen

und denen, die keinen Hoffnungsschimmer mehr haben,

will ich wenigstens ein ,kleines Licht‘ sein,

und ich will ihnen leuchten

so gut es geht und wie es in meinen Kräften steht.

(nach Hanns D. Hüsch/Uwe Seidel)

Geduld

Wenn die Heiligen Schriften von ,Geduld‘ sprechen, dann meinen sie zumeist die Bereitschaft einer Sache treu zu bleiben, etwas durchzutragen, zu ertragen und es nicht abzuwerfen, auch wenn es auf die Schultern oder gar auf die Seele drückt.

Solche Geduld entsteht nicht etwa dadurch, dass man sich zusammennimmt, sich Fesseln anlegt, sich gar „am Riemen reißt“, sondern sie entsteht dadurch, dass sie sich einem Größeren zugeordnet weiß, das den Atem zur Ausdauer und Beharrlichkeit schenkt.


Ungeheure Botschaft

Es ist eine ungeheure Botschaft, dass Er zu füllen imstande ist, was wir nur halbvoll vor Ihn tragen, ja dass Er wandeln kann, wo wir zwar von guter Absicht geleitet, aber ohne erntbare Früchte letztlich vergebens geackert haben. Das lässt uns danken voller Zuversicht. Das lässt uns bitten ohne Anspruch und dennoch voller Insistenz, das lässt uns leben ohne dass wir jeden Sinn begriffen hätten.

Meine Selbstgerechtigkeit

So oft sind es bloß Kleinigkeiten.

Ich ärgere mich über eine Rechthaberei,

ich lasse mich stören durch eine Eitelkeit

und ich werde unwillig über eine Bequemlichkeit.

Dann bleibt mein Ärger stehen wie eine Wand

zwischen dem anderen und mir.

Ich spreche mein Urteil und ich lege ihn fest,

messerscharf und prinzipientreu,

und er ist gefangen in meinem Verdikt,

gerichtet durch meine Selbstgerechtigkeit.

Und jeder Tag, den ich vergehen lasse,

macht die Wand fester und höher, zementiert den Riss.

Oh, wenn ich doch meine Selbstgerechtigkeit überwinden

könnte und zu mehr Verständnis fähig wäre!


Mein Herz ist voller Risse und Löcher

Eines Tages kam ein völlig verzweifelter Mann zu Rabbi Eleazar und jammerte, er habe erkannt wie falsch er sein Leben gelebt hätte, wieviel er falsch gemacht und wie viele Gebote er nicht gehalten habe. Seine Schuld sei viel zu groß, als dass er mit Gottes Erbarmen rechnen könne.

Da sagte der Rabbi: Aber du weißt doch, die Barmherzigkeit Gottes ist unvorstellbar groß. Wir brauchen seine verzeihende Liebe nur anzunehmen.

Aber der Mann blieb untröstlich und sagte: Mein Herz ist wie ein Eimer voller Risse und Löcher. Schneller als Gott seine Vergebung hineingießt, geht sie wieder verloren.

Da sagte der Rabbi zu ihm: Vielleicht ist dein Herz wirklich wie ein Eimer voller Risse und Löcher. Aber wenn Du es hineinwirfst in das Meer der barmherzigen Liebe Gottes, dann ist es egal, wie viele Risse drinnen sind, denn Gottes barmherzige Liebe wird dein Herz umschließen von innen und von außen, von oben und von unten.

Blickwinkel

Drei Bauarbeiter waren dabei Steine zu behauen, als ein Fremder zu ihnen trat und den ersten Arbeiter fragte: „Was tun sie da?“ „Sehen sie das denn nicht?“, meinte der und sah nicht einmal auf. „Ich behaue Steine!“ „Und was tun sie da?“, fragte der Fremde den zwei- ten. Seufzend antwortet der: „Ich muss Geld verdienen, um für meine Familie Brot zu beschaffen. Meine Familie ist groß.“ Der Fremde fragte auch den dritten: „Was tun sie da?“ Dieser blickte hinauf in die Höhe und antwortet leise und stolz: „Ich baue einen Dom!“

Verschaff‘ mir Recht!

Streite, Herr, gegen alle, die gegen mich streiten,

bekämpfe alle, die mich bekämpfen!

Ergreife doch Partei für mich;

Steh auf, um mir zu helfen!

Sage zu mir: „Ich bin Deine Hilfe.“

In Schmach und Schande sollen alle fallen,

die mir schaden wollen.

Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten,

die auf mein Unglück sinnen.

Sie sollen werden wie Spreu vor dem Wind;

der Engel des Herrn stoße sie fort.

Denn sie haben mir ohne Grund ein Netz gelegt,

mir ohne Grund eine Grube gegraben.

Unvermutet ereile sie das Verderben;

sie sollen sich im eignen Netz verfangen

und in die eigne Grube fallen.

Da treten ruchlose Zeugen auf.

Man wirf mir Dinge vor, von denen ich nichts weiß.

Sie vergelten mir Gutes mit Bösem;

ich bin verlassen und einsam.

Herr, wie lange noch wirst Du das ansehn?

Über mich sollen die sich nicht freuen, die mich ohne

Grund befeinden.

Du hast es gesehen, Herr.

So schweig doch nicht!

Herr, bleib mir nicht fern! Wach auf,

tritt ein für mein Recht,

Verteidige mich, mein Gott und mein Herr!

Verschaff mir Recht nach Deiner Gerechtigkeit,

Herr, mein Gott!

(nach Psalm 35)


Misstrauisch

Gerade weil ich so sehr eingebunden bin

in tausenderlei Verpflichtungen

verdränge ich alles, was mich nicht unmittelbar betrifft.

Ich schaue weg, wo ich hinschauen müsste,

ich schweige, wo ich Stellung beziehen sollte.

So schwimme ich gedankenlos mit

im Strudel der alltäglichen Oberflächlichkeiten.

Und weil es unendlich viel Kraft kostet

gegen den Strom zu schwimmen,

habe ich mich abgefunden mit ungezählten Halbheiten.

Selbst da, wo es um Wesentliches geht,

mache ich großzügig Abstriche,

bleibe farblos, schwammig,

alles nur, um ja nicht festgenagelt zu werden!

Nicht dass ich mit all dem zufrieden wäre!

Aber es ist so Vieles,

was im Laufe der Jahre Wunden hinterlassen hat,

so Vieles, wo sich selbstloser Einsatz

ganz und gar nicht ausgezahlt hat.

Ich habe immer weniger Vertrauen,

ja, ich bin misstrauisch geworden

allem und jedem gegenüber.

Gott, gib mir doch Einsicht,

wenn ich dabei bin mir etwas vorzumachen,

gib mir Zähigkeit und Ausdauer,

wenn ich aufgeben will

und hilf mir meine Fähigkeiten,

meine Kräfte und Möglichkeiten richtig einzuschätzen.

Gib mir Klugheit sie richtig zu nutzen.

Lass du mich, Gott, spüren,

dass Du mir zugetan bist,

damit ich nicht auch Dir misstraue!


Auslachen

Wenn der andere Mensch über dich lacht,

kannst du ihn bedauern;

aber wenn du über ihn lachst,

solltest du dir niemals selbst vergeben.

Mutlos und ängstlich

Auch wenn ich wie Jesus bete,

Du, Gott, mögest diesen oder jenen Kelch

an mir vorübergehen lassen,

weiß ich doch, dass Du mir zumutest,

meinen Lebensweg selbst zu meistern.

Wie Jesus will ich vor Dir meine Ängste aussprechen,

weil ich weiß, dass ich mich vor Dir nicht verstecken muss,

auch wenn ich mutlos und ängstlich bin,

hilft es mir, dass ich unverstellt und ehrlich sein darf.

Natürlich weiß ich,

dass Du mir meine Kreuze nicht abnimmst,

aber ich bitte Dich, dass Du sie mit mir trägst.

Ich habe oft schon erfahren und spüren dürfen,

dass mit Deiner Hilfe tragbarer wird,

was mir an eigentlich Untragbarem aufgebürdet war.

Gib mir Kraft,

gib mir Stehvermögen und Ausdauer!


Scherben

Der Prophet Jeremia schreibt:

Geh hin und kaufe dir einen irdenen Topf beim Töpfer. Geh damit zu den Bewohnern von Jerusalem und sage ihnen: So hat der Herr gesprochen: Ich bringe Unheil in diese Stadt, dass jedem, der davon hören wird, die Ohren wehtun sollen. Denn sie haben mich verlassen und die Heilige Stätte fremden Götzen überlassen.

Darum mache ich diesen Ort zum Entsetzen und zum Spott für andere. Wer vorübergeht, wird bestürzt sein über all ihre seltsamen Leiden.

Dann sollst du den Krug vor den Augen der Männer in Scherben schlagen und sprechen: So spricht der Herr: So zerschlage ich dieses Volk und diesen Ort!

Ich zerbreche es, wie man einen Topf zerbricht, so dass sie niemand mehr zusammenfügt.

(Jer 19,1-11)

Gott,

ich stehe vor Dir mit dem,

was in meinem Leben zu Bruch gegangen ist:

Vorsätze und gute Absichten,

Lebensplanung und Entwürfe,

Freundschaften und Partnerschaften

und vieles andere mehr.

Ich will Dir die Scherben meines Lebens übergeben.

Wer, wenn nicht Du, kann Kraft geben,

um zu kitten, was zu kitten geht

und um zu tragen, was nicht mehr zu heilen ist.

Hilf mir ehrlich zu sein,

ehrlich vor mir selbst und ehrlich vor Dir,

weil Du um meine Scherben weißt.

Dass mein Leben mehr werde…

Herr, dass mein Leben mehr werde

als ein hektischer Ablauf von Stunden,

Tagen und Jahren –

danach sehne ich mich.

Herr, dass mein Leben mehr werde

als ein bloßes Erledigen von Pflichten,

dass Luft bleibe

für Pläne, Wünsche und Träume –

danach sehne ich mich.

Herr, dass mein Leben mehr werde

als eine festgelegte Abfolge von Handlungen und Taten,

von Rennen und Hetzen,

von Wachsein und Schlafen –

danach sehne ich mich.

Herr, dass mein Leben mehr werde

als ein verworrenes Knäuel

von Nebeneinander und Gegeneinander,

dass Raum bleibe für zweckfreies Miteinander –

danach sehne ich mich.

Herr, dass mein Leben mehr werde,

dass die Erfahrung von Sinn darinnen sei,

und Erfüllung bringe, was ich tue,

danach sehne ich mich –

und darauf hoffe ich!

Wir schablonieren alles und jeden

Es scheint, als könnten wir gar nicht denken und urteilen, ohne dass wir unsere Mitmenschen in Kategorien einteilen. Wir sprechen von Progressiven oder Linken, von Konservativen oder Rechten, von "guten" oder von "schlechten" Christen. Aber mit diesen Einordnungen legen wir uns Scheuklappen an, wir verengen unseren Blick und sehen den Anderen nur im vorurteilsgeleiteten längst festgelegten Muster.

Ähnlich gehen wir mit Gott um. Wir haben unser fertiges Bild von ihm: 'Gott ist so und nicht anders und er will dies und das'. Wenn dann aber die Erfahrung mit Gott eine ganz andere Sprache spricht, als dies nach unserer Denkschablone sein müsste, dann geraten wir ins Schleudern!

Weil wir dieser leidigen Schablonierung immer wieder verfallen, bleiben wir die offene und immer Neues entdeckende Liebe Gott und unseren Mitmenschen gegenüber zuallermeist schuldig.


Ich habe es satt

Ich habe es satt

den Hals zu verdrehen,

Herr,

und jedem Trugbild nach zu gaffen.

Ich drehe mich nicht mehr um.

Geradeaus sehe ich und schweige.

Ich gönne meinem Nacken Ruhe.

Denn mein Nacken ist müde,

müde vom ewigen Drehen und Wenden.

Mach mich zu einem Menschen,

der geradeaus geht,

dass ich nur auf Deinen Weg schaue,

den Weg, den Du zeigst.

Meine Ohren sind müde

vom Lärm der Züge und Autos,

müde vom Nachhall der Worte,

vom Kopfweh kommender Tage,

sehr, sehr müde und beinahe ertötet

vom klingenden, betäubenden Lärm.

Ich habe es satt gereizt zu werden,

gereizt von den vielen Dingen draußen

und von der Sehnsucht drinnen.

Herr,

reize Du mich,

dass Deine große Liebe mich treibt

und ich in Ewigkeit fröhlich bin.

Die auf ihn sehen, werden erquickt

und strahlen vor Freude! (Psalm 34,6)

(John Mbiti)


Trotz allem - Jetzt erst recht!

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