Als letzter durch's Ziel zu gehen ist normalerweise kein Grund zu feiern. Doch wenn man ein Radrennen über dreitausend Kilometer bestreitet, bei gnadenlosem Wetter Bergketten bezwingt, wenn man diese Herausforderung meistert, und zwar in der langsamsten Zeit, ist man dann wirklich ein Verlierer? Lanterne Rouge, die inoffizielle Bezeichnung für die Letztplatzierung bei der Tour de France, benannt nach den roten Rücklichtern am letzten Waggon einer Eisenbahn, ist längst viel mehr als bloß ein Trostpreis. Max Leonard widmet sich in seinem ganz und gar außergewöhnlichen Buch den vergessenen, inspirierenden, teilweise absurden Geschichten der Letztplatzierten seit 1903. Wir erfahren von Etappensiegern und ehemaligen Gelben-Trikot-Trägern, die auch das Leben am anderen Ende des Hauptfeldes kennengelernt haben. Von Ausbrechern, die für eine Flasche Wein angehalten haben, um sich dann zu verfahren, und von Gedopten, deren Cocktails sie versehentlich langsamer gemacht haben. Max Leonard stellt Betrachtungen an, die weit über die Welt des Spitzensports und der Leistungsphilosophie hinausgehen und uns einladen zu hinterfragen, was Erfolg wirklich bedeutet.
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Max Leonard. Lanterne Rouge
LANTERNE ROUGE
PROLOG. ISSOIRE
KAPITEL 1. DER ERSTE, DER ALS LETZTER KAM
KAPITEL 2. DER ÜBERLEBENDE
KAPITEL 3. DAS GELBE TRIKOT
KAPITEL 4. DER REBELL
KAPITEL 5. DER DEBÜTANT
KAPITEL 6. DER ENTFESSELUNGSKÜNSTLER
KAPITEL 7. DER DOMESTIQUE
KAPITEL 8. DER ENTERTAINER
KAPITEL 9. DER EINZELGÄNGER
KAPITEL 10. DER PRÜGELKNABE
KAPITEL 11. DIE SPRINTER
KAPITEL 12. DIE BRÜDER
EPILOG. SAINT-FLOUR
Fußnoten
ANHANG. LANTERNES ROUGES DER JAHRE 1903 BIS 2015
GLOSSAR
DANKSAGUNG
LITERATUR
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
QUELLENNACHWEIS
PERSONENVERZEICHNIS
Отрывок из книги
Max Leonard
Lanterne rouge
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Für seine weiteren Leistungen war Emile Toulouse, der Reporter des Miroir Sprint, ganz Ohr. »Denken Sie nur einmal: Mein Rad wog 33 kg2«, erzählte Millochau von der ersten Tour Bordeaux–Paris, in der er den 28sten Platz erreichte (zurückgehalten wahrscheinlich von seinem äußerst schweren Fahrrad), »ich hatte mich für alle Eventualitäten vorbereitet und mehrere Ersatzteile mitgeführt.« Danach, so fuhr Arsène fort, war er am Start der ersten Paris–Brest–Paris und später bei der ersten Paris–Roubaix im Jahre 1895. Wenn Sie seine Teilnahme an der ersten Tour de France um diese drei Rennen ergänzen – die immer noch unzweifelhaft zu den Klassikern und den prestigeträchtigsten Veranstaltungen ihrer Art zählen –, wirkt Arsène plötzlich nicht mehr wie ein unfähiger Nachzügler, sondern wie ein Vorläufer der Radrennsportler, ein Pionier, der an den meisten wichtigen Veranstaltungen in der Frühzeit des Straßenradsports teilnahm.
Um Millochau als Menschen kennenzulernen, stöberte ich über eine französische Website zur Ahnenforschung seinen Urgroßneffen Thierry auf. Wie Arsène war auch Thierry gern dazu bereit, Geschichten zu erzählen. In seiner E-Mail schrieb er: