Читать книгу Wrath - Melody Adams - Страница 5
ОглавлениеKapitel 1
AB-S737
Zorn. Zorn war alles, was ich fühlen konnte. Das Einzige, was gegen den Zorn half, waren die Drogen. Doch seit man mich aus dem Labor entführt und in dieses neue Gefängnis gesteckt hatte, hatte ich keine Drogen mehr bekommen. Seitdem war der Zorn zurückgekehrt und er verzehrte mich. Er brannte wie glühendes Eisen unter meiner Haut. Er fraß meinen Verstand. Ich war nicht einmal mehr in der Lage, Worte zu formen. Alles, was seitdem über meine Lippen kam, waren animalische Laute. Ich wurde verrückt. Nachdem ich in meiner Zelle ausgerastet war, hatten sie mich mit irgendetwas ausgeknockt, doch die Droge hatte seine Wirkung verloren.
Als ich wieder aufwachte, war ich auf einem Metalltisch festgeschnallt. Ich wollte brüllen, doch kein Laut kam über meine Lippen. Ich konnte mich auch nicht bewegen. Entweder war dies eine weitere Horrordroge, die diese Bestien mir verabreicht hatten, oder die Wirkung der Betäubung war nicht vollständig verklungen.
„Ich glaub, er ist wach“, erklang eine Stimme von irgendwo her.
Ich versuchte, meinen Kopf zu wenden, um zu sehen, wer gesprochen hatte, doch meine Muskeln wollten mir nicht gehorchen. Schritte näherten sich. Ein Gesicht erschien über mir. Ein Breed. Ich hatte ihn zuvor gesehen. Es war einer der Verräter, der mit den Menschen zusammen arbeitete. Er hielt sich für etwas Besonderes. Er hatte nicht einmal eine Nummer. Nein, eine Nummer war nicht gut genug für diesen arroganten Hurensohn. Er nannte sich Flirt. Was für ein Name war das bitteschön? Wenn ich mir einen Namen wählen würde, dann kam nur einer infrage: Wrath!
„Hi AB-S737. Willkommen auf Eden“, sagte Flirt mit einem Grinsen. „Die Wirkung der Droge wird bald nachlassen. Ich hab keine Ahnung, was sie in deine DNA gemischt haben, aber du reagierst vollkommen anders als alle anderen Breeds. Du warst ziemlich lange ausgeknockt. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, doch der Doktor hat uns versichert, dass deine Werte okay sind. Versuch, entspannt zu bleiben, okay?“
Entspannt? Der Bastard war nicht ganz dicht im Kopf. Entspannt. Das Einzige, was mich weitestgehend beruhigen konnte, war meine Droge. Und selbst dann war ich nicht annähernd – entspannt.
„Okay, bringen wir ihn in seine Zelle“, sagte eine andere Stimme.
„Ich denke nicht, dass er es in der Zelle mögen wird“, warf eine weibliche Stimme ein. „Warum können wir nicht wenigstens versuchen, ihn in einem der Appartements unterzubringen?“
„Weil es zu gefährlich ist. Du wirst sehen, wenn die Droge nachlässt“, warf Flirt ein. „Ich hab gesehen, zu was der Junge fähig ist. Glaub mir, es ist besser, wenn wir ihn in die Zelle bringen. Zumindest so lange, bis er gelernt hat, dass er von uns nichts zu befürchten hat und er aufhört, uns als Feinde anzusehen.“
„Mit gefällt das nicht“, protestierte die weibliche Stimme. „Wie soll er uns jemals vertrauen, wenn wir ihn einsperren?“
„Mit ist lieber, er wird uns niemals vertrauen und bleibt in der Zelle für den Rest seines Lebens, als dass ich riskiere, dass du oder einer der anderen Menschen verletzt wird. Glaub nicht, dass er dir nichts antun wird, nur weil du eine Frau bist. Was immer die Leute in dem Labor mit seiner DNA angestellt haben, es hat ihn mehr Biest als Breed gemacht. Siehst du den leicht bläulichen Schimmer in seiner Haut? Wenn er sich aufregt, wird er ganz blau. Wie der Hulk, nur in Blau anstatt Grün.“
Flirt und ein Breed den ich nicht kannte, begannen das Metallbett, auf dem ich lag, aus dem Raum zu schieben. Ich wünschte, ich könnte den Kopf drehen, um das Weibchen zu sehen. Sie roch so gut. Und ihre Stimme. Etwas geschah mit mir, wenn ich ihre Stimme hörte. Es war, als wenn kühles Wasser über das glühende Eisen unter meiner Haut rann. Ich wusste, dass sie uns folgte, denn ich konnte sie riechen.
Daniela
Meine Hände waren zu Fäusten geballt, als ich Flirt und Rain durch den Flur folgte. Den neuen Breed in eine Zelle zu verfrachten war falsch. Ich wusste es. Es würde nur seine Vorstellung festigen, dass wir genauso böse waren wie die, welche ihn bis vor Kurzem gefangen gehalten hatten. Doch ich war ja nur eine Krankenschwester. Eine Frau. Ein Mensch. Wer würde schon darauf hören, was ich zu sagen hatte? Ich arbeitete jetzt seit etwas mehr als einem Jahr hier im Camp für schwere Fälle und ich hatte meine eigenen Ansichten über die Lage hier. Viele der Breeds hätten meiner Meinung nach längst mehr Fortschritte gemacht, wenn man ihnen mehr Vertrauen entgegenbringen würde. Doom zum Beispiel. Er musste eine elektronische Fußfessel tragen, weil er ständig versuchte, von hier zu fliehen. Doch alles, was er wollte, war, wie die anderen Breeds in einer der Kolonien zu leben und eine Chance auf eine Gefährtin zu bekommen. Ich wusste, dass Doom unter Depressionen litt. Er wollte nichts als Liebe. Warum konnten die anderen das nicht sehen? Ja, ich war keine Psychologin. Nur eine Krankenschwester. Doch das bedeutete nicht, dass ich nicht in der Lage war, die Probleme der Breeds hier zu verstehen. Ich war von Kindheit an in der Lage gewesen, Emotionen anderer zu spüren, wie es kaum jemand konnte. Ich war ein Empath. Selbst jetzt, wo der neue Breed noch immer halb betäubt war und sein Gefühlsleben deswegen gedämpft war, konnte ich seine Schmerzen spüren. Da war eine Wut, die in seinem Inneren brodelte, die jedoch nicht von Bösartigkeit her rührte. Ich konnte auch seine Unsicherheit spüren und sein Misstrauen. Nach einem Jahr hier auf Eden hatte ich gelernt, dass niemand hier mit sich reden ließ. Sie vertrauten mir, dass ich meinen Job als Krankenschwester tat, doch wenn es um meine Einschätzung der seelischen Zustände meiner Patienten ging, dann stieß ich auf taube Ohren. Selbst Marion, die neue Psychologin hier im Camp, war gegen mich. In meinen Augen war sie ohnehin total unfähig. Mit Holly hatte ich mehr auf einer Wellenlänge gelegen, wenngleich sie meinen Einschätzungen meist skeptisch gegenüber gestanden hatte, so hatte ich mit ihrer Hilfe zumindest einige Verbesserungen hier erkämpfen können. Doch Holly hatte genug mit ihren Patienten in der West-Colony zu tun. Deswegen hatte man eine neue Psychologin eingestellt, die nur für das Camp zuständig war. Wenn man doch nur jemanden mit ein wenig mehr Einfühlungsvermögen genommen hätte. Wie Marion ihren Job hier bekommen hatte, war mir ein Rätsel. In meinen Augen brauchte sie selbst unbedingt Therapie. Sie war das genaue Gegenteil von mir. Sie war eine Narzisstin, wie sie im Buche stand. Mir graute schon davor, was sie mit dem neuen Breed anstellen würde.
Wir hatten den Zellenblock erreicht und Flirt und Rain schoben die Liege in die letzte Zelle. Ich war dabei, ihnen zu folgen, doch Rain hob eine Hand und blockierte mir den Weg.
„Du bleibst draußen. Dies ist zu gefährlich. Wir wissen nicht, ob er wirklich so bewegungsunfähig ist, wie er tut.“
„Solange seine Haut nicht blau wird, sollten wir sicher sein“, wandte Flirt ein. „Ich hab den Jungen in Action gesehen. Seine Hautfarbe ist ein zuverlässiges Anzeichen für seinen Zustand. Solang sie nur einen blauen Schimmer hat, ist er noch immer durch die Droge ruhig gestellt. Doch wenn die Farbe zu Blau wechselt, dann nichts wie raus hier.“
„Ich gehe kein Risiko mit der Sicherheit einer Frau ein“, beharrte Rain. „Sorry, Daniela.“
Er schob die Tür zwischen uns zu und ich funkelte ihn wütend an. Der neue Breed würde mir nichts tun. Ich war mir sicher. Ich konnte sein Interesse und seine Neugier spüren. Als wir durch die Flure gegangen waren, war ich nicht in seinem Sichtfeld gewesen, doch gerade eben, kurz bevor Rain mich blockiert hatte, war sein Blick auf mich gefallen. Seine Gefühle hatten sich sofort drastisch geändert. Da war die Neugier natürlich. Doch da war auch eine plötzliche Ruhe gewesen. Ich konnte spüren, wie die unterschwellige Wut von einer Sekunde zur anderen verraucht war. Meine Gegenwart würde ihn beruhigen, da war ich sicher. Doch ich wusste, dass die beiden Breeds nicht mit sich reden lassen würden. Sie meinten es ja nur gut. Ich wusste, dass sie wirklich glaubten, mich beschützen zu müssen. Wenn sie mir doch nur ein wenig mehr vertrauen würden.
AB-S737
Ich wünschte, ich könnte diesem Hurensohn das Genick brechen, der das Weibchen daran gehindert hatte, mit in die Zelle zu kommen. Ich wollte sie hier. Ich wollte sie ansehen. Wollte sie riechen. Fühlen. Schmecken. Ich hatte keine Ahnung, woher auf einmal all diese seltsamen Sehnsüchte herkamen, doch ich wusste eines: Sie gehörte mir. Sie war mein. Doch ich konnte mich noch immer nicht regen. Ein Knurren stieg in meiner Kehle auf, ohne dass ich es herauslassen konnte. Jetzt hatte der Mistkerl auch noch die Tür geschlossen und ich konnte SIE nicht mehr sehen. Ihre warmen, braunen Augen, die mich mit so viel Verständnis angesehen hatten. Niemand hatte mich jemals zuvor so angesehen. Ich wurde unruhig. Trotz der Medikamente, die mich ruhig stellen sollten. Die Wirkung, die das Weibchen auf mich hatte, war verklungen. Ich brauchte sie hier mit mir. Sie nicht zu sehen, ließ den Zorn zurückkehren.
„Beeil dich mit den Schellen“, sagte Flirt. „Ich glaube, er kommt langsam zu sich. Siehst du, wie seine Haut sich verändert? Wir haben nicht viel Zeit.“
Mein rechter Zeigefinger zuckte, als alle Schellen geöffnet waren. Das Knurren, das die ganze Zeit versucht hatte, meinen Lippen zu entweichen, explodierte aus meinem Mund.
„Fuck“, fluchte der zweite Breed.
„Keine Zeit, ihn von der Liege aufs Bett zu legen“, sagte Flirt. „Wir müssen hier raus! JETZT!“
Die beiden Hurensöhne flohen aus der Zelle, als ich mich zu bewegen begann. Meine Muskeln zuckten. Ich hatte sie noch nicht wirklich unter Kontrolle, doch ich konnte spüren, dass ich kurz davor stand, mich endlich wieder bewegen zu können. Meine Fäuste ballten sich. Die Muskeln in meinen Oberschenkeln zogen sich zusammen. Ich versuchte, mich aufzusetzen, doch verlor auf halbem Wege die Kontrolle über meine Muskeln und fiel zurück auf das Metallbett. Ich brüllte frustriert auf. Die Tür hatte sich hinter den beiden Breeds geschlossen und ich war allein. Nicht, dass ich die beiden Mistkerle vermisste. Doch das Weibchen. Ich wollte sie hier! Ich brüllte erneut und diesmal schaffte ich, mich aufzusetzen. Mein Blick ging wild hin und her. Da war ein Bett in der Zelle und ein durch eine halbhohe Trennwand abgegrenztes Bad. Ein kleines Fenster ließ etwas Licht hinein, was mehr war als ich meiner alten Zelle. Doch ansonsten war die Zelle genauso leer wie die, in der ich mein ganzes Leben verbracht hatte. Nichts hatte sich für mich verändert. Ich hatte gewusst, dass die Breeds mich nur anlogen, doch ein kleiner Teil von mir hatte gehofft, dass ich mich irrte. Mit einem lauten Brüllen sprang ich von dem Metallbett und schleuderte es durch die Gegend, dass es laut gegen die Tür krachte. Das Weibchen. War sie noch auf dem Flur? Ich rannte zur Tür und presste mein Gesicht gegen das kalte Metall. Ich versuchte, sie zu riechen, doch die Tür blockierte alle Gerüche. Mein Gehör war in der Lage, Stimmen auszumachen, die sich entfernten. Eine davon gehörte meinem Weibchen und sie klang wütend. Ich konnte nur ahnen, was vor sich ging, doch ich war mir sicher, dass diese Mistkerle sie gegen ihren Willen von hier fortschafften. Würden sie ihr wehtun? Der Gedanke machte mich rasend. Ich schlug auf die Tür ein und brülle für eine lange Zeit. Irgendwann beruhigte ich mich etwas. Doch nicht weil die Wut mich verlassen hatte, sondern weil ich mich vollkommen verausgabt hatte. Ich war von den Drogen noch immer schwach. Alles tat mir weh. Und da war ein Schmerz in meiner Brust, den ich nicht verstand. Ich konnte das Gesicht des Weibchens nicht aus meinem Kopf verbannen. Ihre Augen. Alles, was ich sehen konnte, waren ihre Augen. Verzweiflung erfasste mich. Sie war fort. Sie hatten sie mir weggenommen. Es kochte und brodelte unter meiner Haut. Zu schwach, um weiter in meiner Zelle zu wüten, begann ich damit, hin und her zu schaukeln, dabei meine Muskeln an- und entspannend. Meine Zähne knirschten, bis mein Kiefer wehtat. Ich hatte mich nie so seltsam gefühlt. Als wenn da ein großes Loch in meinem Inneren wäre. Es war pure Agonie. Dies war schlimmer als alles, was ich je zuvor erlebt hatte.
Daniela
Ich spürte seinen Schmerz, als Flirt und Rain mich aus dem Zellentrakt schleiften. Sein Brüllen zerriss mir das Herz. Es klang wie das Brüllen eines verwundeten Tieres. Ich wusste, dass er mich brauchte, dass meine Anwesenheit ihn beruhigen würde, doch diese beiden Idioten wollten nicht auf mich hören.
„Er wird sich verletzen“, protestierte ich. „Wir können ihn so nicht lassen.“
„Breeds sind zäh“, versicherte Flirt. „Ein wenig rumtoben wird ihn nicht umbringen. Wenn er sich verausgabt hat, können wir versuchen, ihn mit einer der Drogen ruhiger zu stellen. Doch dazu müssen wir erst mit dem Doktor sprechen. AB-S737 reagiert nicht wie wir anderen auf die Drogen von DMI.“
„Ich kann ihn beruhigen“, versuchte ich erneut. „Ich weiß, dass ich es kann. Ich kann seine Emotionen spüren. Er war ruhiger, als ich in der Nähe war und vollkommen ruhig, als er mich gesehen hat. Es ist eure Schuld, dass er so ausrastet. Wenn ihr mich nicht ausgesperrt...“
„Genug!“, fiel Flirt mir ins Wort. „Er ist gefährlich und wir werden deine Sicherheit nicht dafür aufs Spiel setzen, dass du vielleicht etwas bei ihm bewirken könntest.“
„Nicht vielleicht! Bestimmt!“
„Daniela“, mischte sich Rain ein. „Wir lassen dich nicht zu ihm. Schlag dir das aus dem Kopf. Wir werden mit dem Arzt beraten, wie wir ihn am sichersten mit Drogen ruhig stellen können. Und dann – vielleicht – wenn wir denken, dass dir von ihm keine Gefahr mehr droht, lassen wir dich versuchen, ob du zu ihm durchdringen kannst.“
„Aaaaargh!“, rief ich frustriert aus. „Ihr seid so verdammt engstirnig. Ich schätze es wirklich nicht, wenn ihr mich behandelt, als wüsste ich nicht, wovon ich spreche. Ich bin ein Empath! Schon mal was davon gehört? Ich bin extrem gut darin, Emotionen zu lesen. Ich irre mich nie. Ich weiß, dass er mir nichts tun wird.“
„Empath oder nicht“, entschied Rain. „Du wirst dich an unsere Anweisungen halten.“
Tornado
Erde, New York, Task Force Zentrale
Die Kantine war leer, doch das störte Tornado nicht. Er konnte ein wenig Ruhe gut gebrauchen. Er hatte über so vieles nachzudenken. Da war die Sache mit Mariella und Snake, die mit dem FBI kämpften, weil diese Bürokraten nicht begreifen wollten, dass sie keine andere Wahl gehabt hatten, als diesen verdammten Mafioso zu töten. Und es war ihr Recht, verdammt noch mal. Mariella war eine von ihnen. Sie war Snakes Gefährtin. Doch wegen einer kleinen legalen Banalität wollten die Arschlöcher vom FBI den Bund nicht als Grund anerkennen. Nur weil Mariella und Snake die Papiere, die sie legal zu Gefährten machten, zum Zeitpunkt von Antonios Tod noch nicht unterschrieben hatten, sollten sie sich für den Tod eines Kriminellen verantworten. Als wenn Mariella und Snake eine andere Chance gehabt hätten. Es war nicht ihr Vergehen, dass Antonio Mariella entführt und gefangen gehalten hatte. Es war um Leben und Tod gegangen. Ja, sie hätten Antonio zu dem Zeitpunkt nicht töten müssen, doch verdammt noch mal, er verstand Snake. Wenn es um seine Gefährtin gegangen wäre, dann hätte er genau so reagiert. Dann versuchten die Hurensöhne vom FBI auch noch, Mariella wegen Mordes anzuklagen, weil sie den Bastard gekillt hatte, der sie zu Tode foltern und vergewaltigen wollte, und der dabei auch beinahe erfolgreich gewesen wäre. Nein, Tornado störte ein wenig Einsamkeit und Ruhe im Moment wirklich nicht. Und als wäre die Sache mit Mariella und Snake nicht schlimm genug, war da noch die Frage, ob AB-S737 jemals in der Lage sein würde, in Freiheit zu leben. Tornado hatte nie einen Breed erlebt, der so außer Kontrolle war wie der arme Teufel.
Die Tür öffnete sich und Bill, einer der Männer von Task Team, steckte seinen Kopf in die Cafeteria.
„Du hast einen Videoanruf von Flirt“, sagte er.
„Oh. Dann muss er Neuigkeiten von AB-S737 haben“, erwiderte Tornado und sprang von seinem Stuhl auf. „Ich komme.“
Er folgte Bill durch die Flure zum Konferenzzimmer, wo die Anlage für die Videoverbindung nach Eden stand. Bill ließ ihn allein und schloss die Tür hinter sich. Tornado ließ sich in den Sessel vor dem Bildschirm fallen und holte tief Luft, ehe er das Gespräch annahm, und sein Freund Flirt auf dem Bildschirm erschien.
„Hey. Wie geht es mit dem FBI?“, fragte Flirt.
„Nicht gut. Wird wohl eine Weile dauern, den Mist zu sortieren. Es wäre alles einfacher, wenn Jackson noch Präsident wäre. Der hätte das FBI sofort zurecht gepfiffen. Was denken die, wer die sind?“
Flirt lachte.
„Eine der mächtigsten polizeilichen Ermittlungsbehörden der Welt“, sagte er. „Was wundert es dich, dass die sauer sind, wenn wir ihnen in den Kaffee pissen?“
„Wir haben eine Abmachung für die ABU“, knurrte Tornado.
„Ja. Aber die Abmachung setzt sich aus jeder Menge gesetzlichen Vorschriften zusammen. Und die besagen, dass ein Breed und seine Gefährtin Schutz vor Strafverfolgung haben. Doch es heißt darin auch, dass ein Gefährtenvertrag, von beiden Parteien unterzeichnet, notwendig ist, um als Gefährten anerkannt zu werden. Rechtlich gesehen sind die vom FBI also im Recht.“
„Auf welcher Seite stehst du?“, knurrte Tornado.
„Auch unserer. Ich wollte dir nur erklären, warum die Sache leider nicht so einfach ist, wie sie sein sollte. Doch ich denke nicht, dass wir wirklich etwas zu befürchten haben. Es ist ein Power-Spiel. Das FBI spielt mit seinen Muskeln. Es wird ein wenig Zeit kosten, doch am Ende wird alles gut. Glaub mir.“
„Das hoffe ich“, erwiderte Tornado. „Was ist mit AB-S737? Ich dachte, der Anruf wäre wegen ihm und nicht wegen des verdammten FBI.“
„Ja“, antwortete Flirt mit einem Seufzen. „Der Anruf ist wegen AB-S737. Leider habe ich keine guten Nachrichten. Er ist vollkommen ausgerastet und hat sich mehrere Verletzungen zugezogen. Wir mussten warten, bis er sich vollkommen verausgabt hatte, ehe wir es wagen konnten, ihm nahezukommen, um ihm ein Beruhigungsmittel zu geben. Im Moment ist er ohne Bewusstsein und wird verarztet.“
„Das klingt nicht gut. Wenn wir doch nur wüssten, was für eine Droge es war, die man ihm zuvor verabreicht hat. Immerhin scheint das geholfen zu haben, ihn ruhig zu halten. Doch solange wir die beschädigte Harddisk nicht wiederherstellen können, werden wir wohl nichts anderes tun können als ihn auszuknocken.“
„Eine der Schwestern behauptet, dass sie ihn beruhigen kann. Sie sagt, sie ist ein Empath und kann seine Gefühle spüren. Angeblich war er ruhiger, als sie in der Nähe war und vollkommen ruhig, als er sie sehen konnte. Doch zu dem Zeitpunkt stand er noch unter Drogen und wir können nicht wissen, ob sie wirklich seine Gefühle spüren konnte oder ob sie sich das alles nur einbildet. Ich will und werde ihre Sicherheit nicht riskieren, nur weil sie vielleicht in der Lage ist, ihn zu besänftigen.“
„Hmm“, erwiderte Tornado nachdenklich. „Hast du die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass sie seine Gefährtin ist?“
„Natürlich. Aber ohne Beweis kann ich ihre Sicherheit nicht aufs Spiel setzen.“
„Es muss eine Möglichkeit geben, wie die beiden sich sehen können, ohne dass AB-S737 an sie herankann.“
„Nur, wenn wir ihn umquartieren. Die Zelle, in der er jetzt ist, hat keine Gitter, sondern ist vollkommen abgeschlossen.“
„Wieso habt ihr ihn denn da rein gesperrt? Sicher ist totale Isolation nicht das richtige, um ihn dazu zu bringen, uns zu vertrauen. Eine Zelle mit Gitter, wo er Besucher empfangen kann, ohne jemanden zu gefährden, wäre besser für ihn.“
„Vielleicht hast du recht. Wir hatten gedacht, er würde sich wohler fühlen, wenn er Privatsphäre hat. Doch vielleicht war das falsch. Ich werde mit Rain sprechen. Er ist für die Unterbringung von AB-S737 verantwortlich. Ich bin ja nur noch bis morgen hier, dann gehe ich zurück in die West-Colony.“
„Rede mit Rain. Und falls er nicht hören will, ruf mich an und lass mich mit ihm reden. Wenn dieses Mädchen die einzige Hoffnung für AB-S737 ist, ein normales Leben zu führen, dann müssen wir es irgendwie möglich machen, dass sie es versuchen kann.“
„Okay. Ich melde mich morgen, bevor ich abreise. Entweder mit guten Nachrichten oder mit Rain, damit du mit ihm reden kannst.“
„Okay. Bis dann.“
„Bis dann“, erwiderte Flirt, und Tornado schaltete die Verbindung ab.