Читать книгу Rescue Me - Melody Adams - Страница 6

Оглавление

Kapitel 2

Bianca

„Er ist zurück“, sagte Cara, nachdem sie einen Schluck von ihrem Kaffee genommen hatte.

Mein Herz fing sofort an unruhig zu klopfen. Ich versuchte, mir meine innere Unruhe nicht anmerken zu lassen. Ich vermisste Nicolo. Keine Minute verging, in der ich nicht an ihn dachte. Ich hatte mich unzählige Male gefragt, ob ich einen Fehler gemacht hatte, als ich ihn darum bat, gehen zu dürfen. Doch er schien über meine Bitte nicht sonderlich überrascht gewesen zu sein, und ich hatte das Gefühl gehabt, dass er genau dies gewollt hatte. Dass er geradezu erleichtert war, mich loszuwerden. War es nicht besser, ihn nie wieder zu sehen als festzustellen, dass er mich nur aus Schuldgefühl bei sich behielt? Und was, wenn sich herausstellen sollte, dass ich mich ihm sexuell nicht mehr hingeben konnte? Oder zumindest nicht so, wie bevor? Ich hatte jede Nacht Alpträume von dem was mir widerfahren war und auch wenn die Gespräche mit meinem Psychiater mir gut taten, so war ich noch weit davon entfernt, irgendetwas aufgearbeitet zu haben. Wir standen ganz am Anfang und Doktor Miller hatte mich gewarnt, dass es ein langwieriger, schmerzlicher Prozess werden könnte.

„Bianca?“, riss Cara mich aus meinen Gedanken. „Hast du gehört was ich gesagt habe?“

„Ja“, erwiderte ich ein wenig atemlos. „Ja, ich hab gehört. Er ist zurück.“

„Officer Brown ist tot“, sagte Cara. „Er war der Grund, warum Nicolo so plötzlich nach Deutschland abgereist ist. Brown hatte sich in Deutschland bei seiner Freundin versteckt. Nicolo hat ihn aufgespürt und zur Rechenschaft gezogen.“

Ich nickte ein wenig benommen. Ich wusste nicht wie ich darüber denken, oder was ich empfinden sollte. Einerseits fühlte ich so etwas wie Genugtuung. Officer Brown hatte mich betäubt, entführt und an Ron ausgeliefert. Ohne ihn wären mir all die schrecklichen Dinge vielleicht nicht widerfahren. Andererseits wusste ich nicht, ob es ihm bewusst gewesen war, zu was mein Ex fähig war. Vielleicht hatte er nicht geahnt, dass Ron mir so etwas antun könnte. Ich wusste, wenn Nicolo den Mann gefunden und getötet hatte, dann war sein Tod lang und qualvoll gewesen. Hatte er so ein grausames Ende wirklich verdient? Durfte ich Erleichterung empfinden über seinen Tod?

„Wie geht es mit deiner Therapie voran? Hast du noch immer Alpträume?“

„Ja. Die werden wohl auch so schnell nicht verschwinden, meint Doktor Miller.“

„Natürlich. Was du durchgemacht hast ist schrecklich. Und ich fühle mich so schuldig. Ich ...“

„Dich trifft keine Schuld!“, schnitt ich ihr das Wort ab.

Cara schüttelte seufzend den Kopf.

„Ich war für die Gästeliste verantwortlich, Bianca. Wenn ich ...“

„Nein!“, unterbrach ich sie erneut. „Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Es war Rons Schuld. – Und die von diesem Brown. Niemand sonst ist schuldig an dem Ganzen. – Außer vielleicht ich selbst. Ich hätte nicht allein in den dunklen Garten ...“

„Stopp!“

Diesmal war es Cara, die mich vehement unterbrach.

„Dich trifft keinerlei Schuld. Du befandst dich auf unserem Grundstück. Du hättest vollkommen sicher sein müssen. Himmel! Wofür haben wir all die Security, wenn man nicht einmal mehr in den Garten gehen kann, ohne ...“ Cara brach ab und schniefte leise.

Ich legte meine Hand auf ihre.

„Lass uns über etwas Erfreulicheres reden“, schlug ich vor.

Sie blickte zu mir auf und nickte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und legte ihre andere Hand über meine.

„Was hältst du von einem Wochenendausflug? Ich besitze ein nettes Häuschen auf Jamaika. Wir könnten uns am Strand bräunen, Cocktails trinken und die knackigen Jungs mit ihren Muskeln in knappen Badehosen anschmachten.“

„Mir steht zwar nicht der Sinn nach knackigen Jungs, doch zu Strand, Sonne und Alkohol sag ich nicht nein“, erwiderte ich lachend.

„Dann ist es abgemacht! Ich buche uns die Flüge für Freitag.“

Nicolo

Mutter war mit Bianca auf Jamaika. Ich sollte froh sein, dass beide Frauen erst einmal weit weg waren, doch alles an was ich denken konnte war, wie irgendwelche Kerle mein Mädchen mit ihren gierigen Augen verschlangen. Der Gedanke, irgend so ein Playboy könnte anfassen, was mein war ...

Sie war dein gewesen, erinnerte mich meine innere Stimme. Du hast sie frei gegeben. Damit hast du keinen Anspruch mehr auf sie.

Das Wissen darum änderte nicht die Wut, die ich verspürte, ebenso wenig wie es mein Verlangen nach ihr abkühlte. Ich hatte es mit anderen Frauen versucht, doch fand es mehr frustrierend als befriedigend. Vielleicht brauchte ich einfach etwas mehr Zeit. Oder etwas Ablenkung. Ich hatte einen Trip nach New York geplant und hoffte, dass es mir helfen würde, Bianca endgültig zu vergessen. Das Gute war, dass wir am Montag Morgen flogen, während Mutter und Bianca erst am Montag Abend zurück sein würden. Es war ein zehn Tage Trip, angefüllt mit sowohl Arbeit als auch Vergnügen. Ich würde wahrscheinlich kaum Schlaf bekommen. Vielleicht würde ich zu müde sein, um Bianca hinterher zu trauern. Und wer wusste schon, ob die New Yorker Mädchen mich nicht auf andere Gedanken zu bringen verstanden. Alfredo, der Mann, den ich zu treffen gedachte, besaß mehrere Clubs und Bordelle und hatte die schönsten und teuersten Huren für sich arbeiten. Ja, der Trip nach New York schien gerade zum richtigen Zeitpunkt zu kommen.

„Was sagst du?“, fragte ich an Michael gewandt, der als Anwalt unsere Interessen im Business Deal mit Alfredo vertrat.

Michael blickte von dem Vertrag auf, den er studiert hatte und schob sich die Brille etwas höher.

„Dies hier muss geändert werden“, sagte er, auf eine Stelle im Vertrag deutend.

„Was hast du an dem Vertrag auszusetzen?“, fragte Alfredo über den Tisch hinweg.

Er war ein kurzer, untersetzter Mann in den Sechzigern. Sein dünnes Haar glänzte von zu viel Pomade. Die dunklen Augen blickten mich über den Rand seiner Brille hinweg ärgerlich an.

„Der Vertrag ist einwandfrei“, mischte sich seine Anwältin ein.

Ich hatte selbst keine Ahnung von dem ganzen juristischen Geschwafel, und ich hatte vollstes Vertrauen in Michael, also überließ ich es ihm und der rothaarigen Schlange, die Alfredo vertrat, sich über die Einzelheiten des Vertrages zu streiten. Ich warf einen Seitenblick auf Tony, der neben mir saß. Seine Augen waren auf die Anwältin gerichtet und ich runzelte die Stirn. Ich kannte den Ausdruck in seinem Gesicht. Ich hatte ihn oft genug bei Männern gesehen, doch nie bei ihm. Tony war kein Mann, der in den Bann einer Frau fiel, doch genau danach sah es aus. Ich würde herausfinden wie ernst es ihm war. Mich zu ihm lehnend, flüsterte ich:

„Die kleine Rothaarige könnte mich Bianca vergessen lassen. Ich denke, ich sollte sie mir mal vorknöpfen.“

Tonys Blick schnellte zu mir, und jeder andere Mann hätte sich bei dem tödlichen Ausdruck in seinen grünen Augen wahrscheinlich in die Hosen gepisst. Ich grinste, und schlug meinem Mann auf die Schulter.

„Keine Bange“, sagte ich leise. „Ich wollte dich nur aufziehen. – Und herausfinden, wie ernst es dir mit der Kleinen ist. Ich hab nie gesehen, dass du eine Frau dermaßen anhimmelst.“

„Sie gehört mir“, erwiderte er leise, doch in eindringlichem Ton.

„Vielleicht will sie dich ja gar nicht“, gab ich zu bedenken. „Sie sieht mir aus wie eine Frau, die nur das tut was sie will. Sie ist eine Karrierefrau.“

„Sie wird mir gehören. Was sie darüber denkt ist unerheblich“, erwiderte Tony kalt. „Wenn es sein muss, stutze ich ihr ihre hübschen Flügel.“

Ich kannte Tony gut genug um zu wissen, dass er es bitter ernst meinte. Ich verspürte einen ungewohnten Anfall von Mitgefühl für die Frau. Tony war ein harter Typ. Härter als alle die ich kannte. Da war keine Sanftheit an diesem Mann, der mir seit Jahren als Foltermeister diente. Dass er ein Sadist war, machte die ganze Sache noch schlimmer.

„Ich will mich ja nicht in die Sache einmischen ...“, flüsterte ich. „... doch ich denke nicht, dass es unserem Geschäft mit Alfredo zuträglich ist, wenn du seine Anwältin folterst.“

Ein zynisches Grinsen trat auf Tonys Züge.

„Du denkst, ich würde ihr irgendwelche Körperteile abschneiden?“ Er schüttelte den Kopf. „Es gibt andere Wege, eine Frau zu brechen. Ich habe nicht vor, ihre Schönheit zu beeinträchtigen.“

Ich bezweifelte stark, dass die kleine Rothaarige von Tonys Plänen, sie zu brechen, besonders begeistert wäre, doch wer war ich, mich in Tonys Angelegenheiten zu mischen?

Es kam mir wie Stunden vor, doch wie ein Blick auf meine Rolex zeigte, war nicht viel mehr als eine Stunde vergangen, ehe unsere Anwälte die Verträge endlich zu beiderseitiger Zufriedenheit geändert hatten.

„Feiern wir unser Geschäft mit ein paar Flaschen gutem Brandy und schönen Mädchen“, sagte Alfredo, sich schwerfällig von seinem Stuhl erhebend. „Ich lade euch alle ins Paradiso ein. Ist acht Uhr okay?“

„Ja, das ist fein“, bestätigte ich und schüttelte seine ausgestreckte Hand. „Bis heute Abend dann.“ Mein Blick ging zu der rothaarigen Anwältin. „Sehen wir Sie auch heute Abend?“

„Natürlich kommt sie, nicht wahr Sophia?“, warf Alfredo in einem Ton ein, der keinen Widerspruch zuließ.

Ich sah, wie die Frau ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen presste, doch sie nickte. Ihr Blick war frostig, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wie sie wirklich über die erzwungene Teilnahme an der Party dachte. Sie wandte den Kopf, und ich sah kurz einen Ausdruck von Furcht in ihren Augen, ehe sie sich hastig darum bemühte, ihre Unterlagen zusammen zu raffen. Ich wandte den Kopf in die Richtung, in die sie zuvor gesehen hatte und mein Blick fiel auf Tony, der die Rothaarige noch immer anstarrte. Offenbar hatte sie erkannt, welche Gefahr für sie von meinem Foltermeister ausging. Kluge Frau. Nur das ihr das nichts nutzen würde. Wenn Tony sich darauf versteift hatte, Sophia zu besitzen, dann würde er über Leichen gehen, um sein Ziel zu erreichen. Ich mochte von Tonys Plänen halten was ich wollte, doch ich würde nicht meinen Freund und Foltermeister verlieren, um eine Frau zu retten, mit der mich nichts verband.

Bianca

Der Trip nach Jamaika hatte mir gut getan. Zwar hatten sich meine Probleme dadurch nicht in Luft aufgelöst, doch ich hatte ein wenig Ablenkung gefunden und mich besser amüsiert als ich es für möglich gehalten hätte.

„Ich gebe eine kleine Dinner Party am Freitag. Ich hoffe du kommst“, sagte Cara zum Abschied.

„Lieber nicht. Ich denke nicht, dass ich in der Lage bin, Nicolo gegen...“

„Oh, aber er ist gar nicht da!“, unterbrach mich Cara rasch. „Nick ist in New York und kommt nicht vor nächster Woche zurück.“

„Ohhh! – Wenn das so ist ... Okay, ich werde da sein. Wie viel Uhr?“

„Gegen sieben. Aber wir sehen uns ja noch bevor. Ich hole dich Mittwoch gegen ein Uhr zum Lunch ab, wenn das okay ist.“

„Das ist fein“, erwiderte ich und lächelte Nicolos Mutter dankbar an. „Vielen Dank für den wundervollen Trip. Ich hab es sehr genossen.“

Cara küsste mich auf beide Wangen.

„Ich auch, meine Liebe“, sagte sie, ehe sie dem Fahrer zu nickte. Der nahm meinen Koffer und setzte sich in Bewegung. Ich folgte ihm in Richtung Eingang des Apartmentblocks, in dem ich eine wunderschöne Drei-Zimmer-Wohnung gemietet hatte.

„Danke noch mal und bis Mittwoch!“, rief ich über meine Schulter hinweg.

Cara winkte, und ich wandte mich dem Haus zu, wo der Fahrer bereits die Tür für mich offen hielt. Ich nickte ihm dankbar zu und huschte ins Innere. In Gedanken war ich bei der Dinner Einladung von Cara. War es wirklich eine gute Idee gewesen, der Einladung zuzusagen? Sicher, Nicolo würde nicht da sein, doch das Haus würde mich an ihn erinnern. An die Dinge, die wir miteinander geteilt hatten. Vielleicht sollte ich doch besser absagen. Cara würde enttäuscht sein, doch sicher konnte sie verstehen, dass dies für mich nicht einfach war. Sie wusste, auch wenn wir nicht darüber gesprochen hatten, dass ihr Sohn mir eine Menge bedeutet hatte. – Noch immer bedeutete, um ehrlich zu sein. Es war unwahrscheinlich, dass ich die kurze Zeit mit ihm jemals ganz vergessen würde.

Rescue Me

Подняться наверх