Читать книгу Abducted by the Demon - Melody Adams - Страница 6
ОглавлениеKapitel 1
Celia
Genervt schaute ich auf die Uhr. Der Bus hatte bereits elf Minuten Verspätung. Vielleicht sollte ich lieber ein Taxi nehmen. Ich wollte nicht zu spät zum Vorstellungsgespräch kommen. Ich schaute mich um. Weit und breit war kein Taxi zu sehen. Verdammt! Seufzend schaute ich erneut auf die Uhr. Zwölf Minuten. Ich hatte zwar ein Auto, doch das befand sich im Moment in der Werkstatt. Den Bus benutzte ich nur selten, sonst hätte ich diese Verspätung vielleicht voraus gesehen.
„Mist!“, fluchte ich leise.
Ich hatte sicher bessere Chancen auf ein Taxi, wenn ich bis zur Hauptstraße lief. Seufzend setzte ich mich in Bewegung. Es fing an zu nieseln. Großartig. Ich hatte keinen Schirm und wenn ich länger in diesem Nieselregen blieb, dann würde mein Haar sich überall kräuseln.
„So ein Mist!“
Ich hatte etwas mehr als die Hälfte des Weges zur Hauptstraße zurückgelegt, als mein Bus in die Straße einbog. Fuck! Ich blieb stehen und schaute zurück zur Bushaltestelle. Niemand stand dort, also würde der Bus dort nicht halten. In dem Moment fuhr der Bus an mir vorbei. Ich winkte und rief laut „Hey!“, mich in Bewegung setzend, um zurück zur Haltestelle zu rennen. Der Bus näherte sich der Haltestelle. Ich war nur wenige Meter hinter dem Bus, winkend und hüpfend. Doch der Busfahrer hatte mich entweder nicht gesehen, oder er war einfach kein netter Kerl, denn er sauste an der Haltestelle vorbei.
„ARSCHLOCH!“, brüllte ich dem Bus hinterher. „FUCK! FUCK! FUUUUUCK!“
Eigentlich hasste ich Vulgärsprache und benutzte sie selten, doch wenn ich wirklich aufgebracht war, so wie jetzt, dann rutschte mir schon mal was raus. Heute war so ein Tag, wo ich wahrscheinlich einen Rekord im Fluchen aufstellen könnte.
Ich war vom Laufen außer Atem und nass geschwitzt. Keine Gute Kombination, wenn man eine billige Synthetik Bluse trug. Der Nieselregen entwickelte sich langsam zu einem richtigen Regenschauer und ich spürte, wie mir vor Frust die Tränen in die Augen schossen. Ich hatte diesen Job unbedingt haben wollen, doch nun würde ich nie mehr rechtzeitig kommen. Noch dazu musste ich mittlerweile aussehen wie die letzte Schreckschraube und stank wahrscheinlich furchtbar nach Schweiß.
„Verdammte Scheiße!“, jammerte ich.
Es war nicht so, dass ich auf den Job angewiesen wäre. Ich arbeitete in der St. George Art Gallery, wo ich mir heute extra einen Tag frei genommen hatte. Ich hatte mich für die renommierte Gagosian Gallery beworben und wieder Erwarten einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommen. Das konnte ich mir jetzt gründlich abschminken.
„Aaaaarrrrgghhh!“, brüllte ich meinen Frust hinaus.
Es half alles nichts. Ich hatte es vermasselt. Dumm gelaufen. Ich hätte eben einen Bus früher nehmen sollen, dann hätte ich zeitlich mehr Spielraum gehabt. Doch ich hatte die halbe Nacht an einem neuen Werk gearbeitet ohne zu merken wie spät es geworden war. Ich hatte also nur vier Stunden schlafen können. Hätte ich einen Bus eher genommen, dann wären es nur dreieinhalb Stunden gewesen. Hätte ich auf eine halbe Stunde Schlaf verzichtet, wäre ich jetzt auf dem Weg zur Galerie, oder sogar schon dort. Hätte, wäre, wenn! Ich konnte nicht ändern was passiert war. Da der Tag heute ohnehin gelaufen war, beschloss ich mir einen Latte Caramel und ein Stück Schoko-Sahne-Torte im Santino’s zu gönnen. Wenn der Tag schon so beschissen war, dann konnte ich ihn mir wenigsten ein wenig versüßen. Damit war dann auch meine Diät wieder dahin. Scheiß drauf. Ich hätte die dämliche Diät ohnehin nicht durchgehalten. Ich würde damit leben müssen, dass ich ein paar Pfunde mehr auf den Rippen hatte. War ja nicht so, dass ich mir einen Mann an Land ziehen wollte. Wozu brauchte ich eine Bikini Figur?
Lucifer
Ich grinste in mich hinein, als die süße Blondine ihren Frust hinaus brüllte. Sie sah zum Anbeißen aus mit ihren geröteten Wagen, sich kräuselnden Haaren und den durchgeweichten Klamotten. Es schien, als wenn heute nicht ihr Tag war. Vielleicht sollte ich sie ein wenig aufheitern. Dann würde ich sie mit in mein Bett nehmen und meinen Schwanz tief in ihrer warmen Höhle versenken. Allein der Gedanke an diese Kurven machte mich hart. Ich stand auf Kurven. Die Kleine würde ein netter Zeitvertreib sein, während ich hier in New York meinen Geschäften nachging. Das Geräusch von Flügelschlagen ließ mich inne halten, als ich der Blonden gerade nach folgen wollte. Ich seufzte laut.
„Was willst DU schon wieder?“, fragte ich genervt.
„Sicher stellen, dass du deinen Job tust und nicht jungen Menschenfrauen hinterher steigst“, kam die arrogante Antwort von Michael, meinem Bruder.
Ich wandte mich zu Michael um und schaute ihn zornig an.
„Ich tue IMMER meinen Job“, sagte ich. „Was geht es dich an, ob ich in meiner freien Zeit ein wenig Spaß habe?“
„Du weißt genau, dass es Engeln verboten ist, mit Menschen Sex zu haben“, erwiderte Michael. „Vater ist nicht begeistert, dass du diese Regel ständig brichst!“
Ich schnaubte abfällig.
„Erstens bin ich keiner von Euch – ich bin ein gefallener Engel! Zweitens – würde es dir gut tun, wenn du diese alberne Regel auch hin und wieder brechen würdest. Dann wärst du vielleicht ein wenig umgänglicher. Wenn ich wie ihr ständig mit blauen Bällen rumlaufen müsste, wäre ich wahrscheinlich auch mies drauf!“
„Du warst von Anfang an ein Unruhestifter“, sagte Michael verächtlich. „Es war wahrlich kein Verlust für den Himmel, als du hinaus geworfen wurdest.“
„Glaub mir, ich trauere meinem Platz im Himmel nicht nach. Ich hab mich dort zu Tode gelangweilt.“
Ich wandte mich zu der Blondine um und musste feststellen, dass von ihr weit und breit nichts mehr zu sehen war. Mist! Warum musste mein dämlicher Bruder immer alles vermasseln. Er war so eine Spaßbremse. Selbstgefälliger Arsch!
„Tu deinen Job, oder ich muss Vater melden, was du hier treibst.“
„Oh nein!“, rief ich in gespielter Entrüstung und schlug die Hände vor das Gesicht. „Jetzt hab ich aber Angst!“
„Sei gewarnt. Vater wird dein Benehmen nicht ewig hinnehmen.“
„Was will er tun, hä? Mich aus dem Himmel in die Hölle verbannen? – Oh! – Warte! – Das hat er ja schon!“
Michael zuckte mich den Schultern und bewegte seine Flügel. Langsam schwebte er ein paar Meter empor, ehe er in schnellem Tempo nach oben in Richtung Himmel verschwand. Ich zeigte ihm einen Stinkefinger, dann wandte ich mich in die Richtung, in die meine kleine Blondine verschwunden war, um sie zu suchen. Es war noch nicht zu spät für ein wenig Spaß.
Celia
Ich hatte mir einen Fensterplatz bei der Heizung gesucht und begann langsam zu trocknen. Mein Latte Caramel und die Torte wollten mir heute nicht so richtig schmecken. Ich konnte nicht aufhören mich über die Ungerechtigkeit des Lebens zu ärgern. Warum musste der verdammte Bus auch so spät kommen? Und wieso hatte der Fahrer nicht angehalten? Ich konnte nicht glauben, dass er mich tatsächlich nicht gesehen hatte. Seufzend winkte ich die Kellnerin herbei, und bestellte einen weiteren Latte, diesmal mit Schuss. Vielleicht würde der Alkohol mir helfen, den Frust zu vergessen. Als der Latte kam, und ich vorsichtig pustete, stieg mir der Geruch von Whisky in die Nase und ich atmete tief ein. Mein Magen begann zu grummeln. Ich gab vier Tütchen Zucker in den Kaffee und rührte gedankenverloren im Glas herum bis sich plötzlich jemand mir gegenüber auf den Sitz warf. Erschrocken blickte ich auf. Mir gegenüber saß ein großer, muskelbepackter Typ mit schwarzen, längeren Haaren und grinste mich frech an. Er war sehr attraktiv und mein Magen machte automatisch einen kleinen Purzelbaum, doch ich war nicht auf einen Flirt aus. Ich hielt Abstand zu Männern. Auch wenn es sich um eine solche Sahneschnitte handelte wie der Typ mir gegenüber. Oder, eigentlich besonders dann, denn Männer die so aussahen waren noch gefährlicher als die Normalos.
„Hey, Sugar. Hör auf Trübsal zu blasen, deine Rettung ist hier“, sagte er und ich rollte genervt mit den Augen.
Wirklich, warum mussten gerade die gut aussehenden Kerle immer die dämlichsten Anmachsprüche auf Lager haben?
„Wie bitte?“
„Ich bin hier, um dich aufzumuntern. Ich verspreche dir, ich lass dich alle Probleme vergessen die du hast.“
„Ach ja? Und wie?“
Der Typ ergriff über den Tisch hinweg meine Hand und ein Stromstoß ging durch meinen Leib. Ich war jedoch nicht so einfach von einer bloßen körperlichen Reaktion zu beeindrucken. Energisch entzog ich dem frechen Typen die Hand und funkelte ihn wütend an.
„Was fällt dir ein? Ich mag es nicht, wenn mich fremde Kerle einfach anfassen, okay? Und ich brauche auch keine Aufmunterung. Verschwinde, ehe ich dich aus dem Café werfen lasse.“
Der Kerl schaute einen Moment verdutzt. Offenbar war er es bei seinem Aussehen gewohnt, dass er trotz billigster Masche bei den Frauen landen konnte, doch bei mir war er an der falschen Adresse. Der arrogante Arsch starrte mich seltsam eindringlich an und sagte dann mit beinahe hypnotischer Stimme: „Du willst mich. Wenn du deinen Kaffee getrunken hast, werden wir uns ein nettes Hotel suchen und ich zeig dir, wie ich dich alle Sorgen vergessen lassen kann.“
„Bist du vollkommen irre?“, schrie ich ihn an.
Die Kellnerin kam in Begleitung des Kochs, der drohend ein Messer in seinen fleischigen Händen hielt, an den Tisch.
„Bitte verlassen Sie unser Café“, sagte die Kellnerin.
Der dreiste Typ schaute erst sie, dann den Koch und schließlich mich an. Dann zuckte er mit den Schultern und erhob sich.
„Du verpasst was, Kleine“, sagte er und verschwand.
Ich saß ein wenig zittrig auf meinem Stuhl und starrte ihm hinterher. Die Kellnerin legte eine Hand auf meinen Rücken und beugte sich zu mir hinab.
„Alles in Ordnung, Liebes?“
„Ja. – Danke, dass Sie zu meiner Rettung gekommen sind.“
„Ich hab es vom Tresen aus beobachtet und gleich Hugo geholt“, erklärte sie, sich zu Hugo umdrehend. „Danke, Hugo. Ich glaub wir haben die Lage jetzt im Griff. Der kommt nicht wieder, wenn er weiß, was gut für ihn ist.“
Hugo, der ein Riese von einem Kerl war, nickte nur und verschwand wieder in Richtung Küche. Die Begegnung mit dem gut aussehenden aber irgendwie unheimlichen Fremden ließ mich tatsächlich für den Moment vergessen, was mir heute passiert war. Der Mann war offenbar nicht ganz richtig im Kopf. War er vielleicht ein Stalker? Oder gar ein Vergewaltiger oder Mörder? Bei dem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken hinab. Was, wenn er mir irgendwo auflauerte? Ich fühlte mich auf einmal sehr unbehaglich.
„Unglaublich, was manche Typen sich einbilden“, sagte die Kellnerin und klopfte mir beruhigend den Rücken. „Nur weil er gut aussieht, denkt der doch, er kann jede Frau haben.“
„Ja“, erwiderte ich nur, denn ich war noch immer viel zu geschockt, um die richtigen Worte zu finden.
„Möchten Sie noch etwas, Liebes? Vielleicht einen Drink? Aufs Haus, natürlich.“
„Danke, ich hab genug, denke ich“, wiegelte ich ab. „Aber die Rechnung könnten Sie mir bringen.“
„Okay, kommt sofort“, erwiderte die Kellnerin und setzte sich in Bewegung.
Ich schaute aus dem Fenster. Von dem dreisten Typen war weit und breit nichts zu sehen. Doch das hieß nicht, dass er nicht irgendwo da draußen lauerte. Ich würde wachsam sein, ob mich jemand verfolgte. Das Letzte was ich brauchte war, dass der kranke Typ heraus bekam, wo ich wohnte. Ich wollte mich wenigstens zu Hause in meinen vier Wänden sicher fühlen können. Vielleicht reagierte ich auch total über. Nur weil der Typ offenbar viel zu viel von sich selbst eingenommen war, hieß das noch nicht, dass er ein Krimineller war.
Lucifer
Verdammt! Was war da eben nur geschehen? Das war mir noch nie passiert. Normalerweise gingen Frauen bereitwillig mit mir, wenn ich sie darum bat. Und wenn eine Frau doch Mal etwas schwieriger zu haben war, dann konnte ich sie mit Gedankenkontrolle dazu bringen, mir gefügig zu sein. Doch bei der Blonden hatte die Gedankenkontrolle nicht funktioniert. Sie schien komplett immun gegen meinen Charme zu sein. Ich wusste nicht, ob ich darüber wütend oder amüsiert sein sollte. Verdammt, ich wollte die Kleine, wie ich noch nie eine Frau gewollt hatte. Ihre Abwehr machte sie nur noch interessanter für mich. Ich schwor mir, dass ich sie in mein Bett bekommen würde. Das wäre doch gelacht, wenn eine einfache Menschenfrau den Teufel persönlich austricksen konnte. Als Erstes musste ich mehr über sie herausfinden. Wo sie wohnte, was sie arbeitete, was sie mochte und nicht mochte. Einfach alles. Dann konnte ich meine Verführungsversuche besser anpassen. Ich würde nicht aufgeben, bis ich sie nackt und willig unter mir hatte. Die Kleine hatte keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatte. Lucifer gab niemals auf. Und niemand widerstand dem Teufel. Sie alle hatten irgendeine Schwachstelle, an der ich ansetzen konnte. Für gewöhnlich wusste ich die Schwachstellen sofort, wenn ich jemandem gegenüber stand, doch aus irgendwelchen mit nicht erklärlichen Gründen war die Blondine ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Bei den Höllenfeuern! Ich würde jedes einzelne verdammte Siegel aufbrechen, bis ich sie lesen konnte wie meine eigene Hand.