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ОглавлениеKapitel 2
Blue
Ich war orientierungslos, als ich erwachte. Ich lag im Bett, doch es war nicht mein Bett. Die Decke über mir war aus Metall. Verwirrt setzte ich mich auf und schaute mich um. Wo war ich? Alle Wände waren aus Metall. Der Raum war wohnlich eingerichtet mit dem großen Bett auf dem ich lag, einer Sitzecke und Regalen, auf denen seltsame Dinge standen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Wessen Bett war dies. Hatte ich …? Ich sah an mir hinab und meine schlimmste Befürchtung bewahrheitete sich: ich war nackt!
„Fuck!“, rief ich und fuhr mir gestresst mit der Hand über meine kurzen Haare. „Was zum Teufel ...“
In diesem Moment glitten die Türen auf und der Teufel persönlich betrat den Raum. Mit einem Schlag kamen die Erinnerungen zurück. Ich war irgendwie vom Shuttle auf dieses Raumschiff gebeamt worden. Eine Horde von Teufeln – Sklavenhändlern – wollte mich auf dem Sklavenmarkt auf irgendeinem mir unbekannten Planeten verkaufen, Und der Hurensohn, dessen gelbe Augen nun auf mir ruhten, hatte mich bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Er musste mich hierher gebracht haben. In seine Kabine? War dies seine Kabine? Hatte er mich geschändet während ich bewusstlos gewesen war? Ich verspürte kein Wund sein zwischen den Beinen, doch das war kein Beweis dafür, dass der Hurensohn mich nicht auf die eine oder andere Weise belästigt hatte.
„Du bist wach. Sehr gut. Dann können wir uns unterhalten und deine Situation erörtern“, sagte der Teufel ruhig.
„Meine Situation erörtern?“, wiederholte ich ärgerlich. „Wenn du mir wieder erzählen willst, wie du eine brave kleine Sklavin aus mir machen willst – vergiss es! Ich werde dich bis zum letzten Tropfen Blut bekämpfen! Du hast dir die falsche Frau für deine Pläne ausgesucht. Ich würde eher sterben, als mich irgendeinem Mann zu unterwerfen. Ich tu was ICH will und nicht, was andere von mir wollen.“
Der Teufel hatte während meiner kleinen Rede mit vor der Brust verschränkten Armen da gestanden und mir mit unbewegter Miene zu gehört.
„Bist du fertig?“, fragte er trocken, die Hände in die Hüften stemmend.
„Oh, nein, Baby, ich fange gerade erst an“, erwiderte ich kalt lächelnd und setzte mich in Bewegung.
Es war ziemlich eindeutig, dass der Hurensohn nicht damit gerechnet hatte, dass ich ihn aus der Distanz angreifen würde. Ich sprang in die Luft, um meinen Fuß direkt vor seine Brust zu pflanzen. Unvorbereitet wie er war, fing er an zu schwanken und stolperte rückwärts. Ohne ihm die Gelegenheit zu geben, sich von dem Schock zu erholen, trat ich ihn hart in die Kniekehle und er knickte ein. Ein Fausthieb zerschmetterte seine Nase und er brüllte vor Schmerz und Wut. Ich setzte an, ihm mein Knie in die Weichteile zu rammen, doch der Überraschungseffekt begann nachzulassen und er fing mein Knie ab und beförderte mich mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Ehe mich wieder aufrichten konnte, kniete er über mir und ergriff meine Handgelenke, um sie über meinem Kopf festzuhalten. Gelbe Augen blitzten mich wütend an, als er auf mich hinab starrte. Blut von seiner gebrochenen Nase tropfte mir ins Gesicht.
„Beeindruckend, doch nicht genug, um gegen mich anzukommen, Kleine“, knurrte er leise. „Ich bin größer und stärker als du. Du hast keine Chance, also tu dir selbst einen Gefallen und gib auf.“
„Fick dich! Ich gebe niemals auf!“
„Dann kämpfe, doch sei gewarnt – du wirst am Ende verlieren!“, erwiderte er und presste seine Lippen auf meine.
Zuerst war ich einfach nur überrumpelt, doch dann kam mir der Gedanke, dass dies meine Chance war, wieder die Oberhand zu bekommen. Ich gab mich weich und nachgiebig und arrogant wie der Bastard war, fiel er tatsächlich darauf herein. Er drängte seine Zunge in meinen Mund und der Griff um meine Handgelenke lockerte sich. Für einen Moment geriet ich etwas aus dem Konzept, als mein Körper wider meines Willens auf den Kuss reagierte, doch ich bekam mich rasch wieder unter Kontrolle. Ich hatte im Kampftraining gelernt wo die Druckpunkte im Körper eines Menschen lagen und hoffte, dass dies auch für Teufel zutraf. Ich presste meinen Daumen hart auf den Druckpunkt unterhalb des Daumens und meinen Zeigefinger in den Punkt auf dem Handrücken. Der Teufel ließ meine Gelenke los und fuhr mit einem Knurren auf. Ehe er seine körperliche Überlegenheit wieder gegen mich ausspielen konnte, rammte ich meinen Handballen in seinen Solar Plexus. Die gelben Augen weiteten sich in Schock, als dem Hurensohn die Luft weg blieb. Ich gab ihm keine Zeit, sich von dem Schlag zu erholen, schubste ihn von mir und sprang auf die Beine. Hastig suchte ich mit den Augen die Umgebung ab und entdeckte eine Art Statue die schwer genug aussah, um als Waffe zu dienen. Ich ergriff das Ding und ließ es auf den Kopf des Teufels hinab sausen. Mit einem lauten Rums landete der Alien auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Für einen kurzen Moment verspürte ich einen Anflug von Reue, dass ich ihn vielleicht getötet haben könnte, doch dann erinnerte ich mich energisch daran, was er war und was er mit mir vorhatte. Der Bastard hatte verdient was er bekam.
Ich musste hier raus, doch zuerst musste ich etwas zum Anziehen finden. Ich entdeckte eine Uniform, die achtlos über einen Sessel geworfen lag. Hastig kleidete ich mich an. Die Sachen waren viel zu groß, doch zu meiner Überraschung passten sich das Hemd und die Hose auf einmal automatisch meinem Körper an. Ich vergeudete keine weitere Zeit, mich darüber zu wundern, sondern rannte zur Tür und suchte verzweifelt nach dem Mechanismus zum Öffnen.
„Verdammt, wie geht diese dämliche Tür auf?“, fragte ich mich halblaut.
Ich wedelte mit den Händen, falls es einen Sensor gab, der die Tür öffnete, doch nichts passierte. Es gab keinerlei Schalter in der Nähe der Tür. Ich versuchte mich zu erinnern, wie die Türen in Science Fiction Filmen aufgingen. Manche wurden durch Stimme aktiviert.
„Öffne!“, rief ich energisch und zu meiner großen Erleichterung glitten die Türen tatsächlich auf.
Ich verließ die Kabine und sah mich im Flur um. Weit und breit war niemand in Sicht. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich befand mich auf einem Raumschiff irgendwo mitten im Universum. Es gab keinen Weg von diesem verdammten Schiff. Selbst wenn ich irgendwo eine Art Gleiter finden sollte, so konnte ich nicht einfach damit fliehen, wenn ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie ich damit nach Eden finden sollte. Es war zum Verzweifeln. Doch ich wollte auch auf keinen Fall zurück in die Kabine zu diesem Monster. Falls er überhaupt noch lebte. Was würde die Crew wohl mit mir machen, wenn sich herausstellte, dass ich ihren Captain gekillt hatte?
Razor
Mein Schädel hämmerte als ich zu mir kam. Ich brauchte ein paar Sekunden um mich zu erinnern was passiert war. Das Weib mit den blauen Haaren! Dieses kleine Biest hatte mich tatsächlich außer Gefecht gesetzt. Bei allem Ärger den ich empfand, kam ich nicht umhin, Bewunderung für ihren Mut und ihren Kampfgeist zu empfinden. Nie war mir so ein Weib begegnet. Ich hatte Legenden über einen Planeten gelesen auf dem angeblich die Frauen das herrschende Geschlecht waren. Niemand hatte eine Ahnung, wo sich der Planet befand und wie die Frauen dort aussahen. Ob meine kleine Gefangene eine von ihnen war? Ich hoffte nicht, denn wenn ich sie nicht gezähmt bekam, würde ich nicht so viele Credits für sie bekommen. Frauen die über Männer herrschten waren für alle Rassen die ich kannte ein Ding der Unmöglichkeit. Auf den meisten Planeten waren die Frauen devot und sanft. Einige Rassen hatten so eine Art von Gleichberechtigung, doch auf keinem Planeten den ich kannte waren die Frauen derart aggressiv und aufmüpfig. Und sie wusste wirklich zu kämpfen. Mein Schädel dröhnte noch immer und ich war mir sicher, dass ich eine hübsche Beule hatte.
Stöhnend richtete ich mich auf und Schwindel erfasste mich.
„Fuck! Kleines Miststück, wenn ich dich kriege ...“, knurrte ich missmutig.
Die Frage war, wo sich das Weib jetzt befand und was sie in der Zwischenzeit angerichtet hatte. Ich hoffte, sie hatte nicht meine gesamte Crew ausgelöscht. Fluchend stand ich auf und machte ein paar wackelige Schritte auf die Tür zu.
„Bei den Feuern der Kalali“, murmelte ich, als mir Sterne vor den Augen tanzten.
Ich musste mich an einem Sessel abstützen und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dieses kleine Miststück hatte wirklich eine Nummer mit mir abgezogen. Ich fühlte mich als hätte ich einen Kampf gegen ein Dutzend Barrakas hinter mir.
„Ich schwöre dir, du wirst den Tag bereuen, an dem du mich entführt hast ...“
Oh ja, ich bereute es bereits. Wenn ich gewusst hätte, wie viel Ärger die Kleine mir einbringen würde, dann hätte ich sie auf ihrem verdammten Shuttle gelassen. Dann hätte ich nicht die Demütigung erfahren müssen, von einer Frau außer Gefecht gesetzt worden zu sein. Und mein verdammter Schädel würde nicht so brummen.
Ein Klopfen riss mich aus meinem Selbstmitleid.
„Öffnen!“, rief ich mit schwacher Stimme, und die Türen glitten auf.
Thunder stand in der Tür und seine Augen weiteten sich, als sein Blick auf mich fiel.
„Bei den Feuern von Kalali! Was ist denn mit dir passiert?“, fragte er und kam in meine Kabine gestürzt.
„Das Weib!“, knurrte ich.
Erstaunen und Unglauben zeigte sich auf Thunders Gesicht.
„Du meinst … das Weib hat dich so zugerichtet?“
Ich nickte grimmig.
„Was hast du mit ihr gemacht? Sie ausgeknockt oder – umgebracht?“
„Nichts von alledem“, erwiderte ich peinlich berührt.
Verdammt! Ich war der Captain und Leader. Wie sollte ich meinem Freund sagen, dass ein Weib mich überwältigt hatte und dass sie jetzt irgendwo auf dem Schiff frei herum lief?
„Was …?“, begann Thunder, verwirrt den Kopf schüttelnd.
„Sie hat mich ausgeknockt und ist geflohen.“
„WAS?“, rief Thunder ungläubig. „Sie … sie ist nur ein Weibchen. Wie konnte sie ...“
„Wenn du ihr begegnest und sie deinen Arsch zu Boden bringt, dann werden wir sehen, ob du immer noch denkst, sie wäre nur ein Weibchen!“, unterbrach ich ihn grimmig.
„Sorry! Ich wollte damit nicht andeuten … Es ist nur … Es ist schwer zu fassen, dass eine Frau dich ausknocken könnte. Ich hab Jahre an deiner Seite gegen die fiesesten Gegner gekämpft und ich hab nie … Ich meine, du hast … Fuck! – Was machen wir jetzt?“
„Wir müssen sie finden und dann wird sie bereuen, dass sie sich gegen mich gestellt hat“, erwiderte ich finster.
„Ich denke, du solltest sie einfach eliminieren. Sie bringt mehr Ärger als sie wert ist und du wirst sie niemals gezähmt bekommen, damit sie einen guten Preis erzielt. Wir haben die Haltezellen voll mit ausgezeichneter Ware.“
„Die Kleine ist allein so viel wert wie die anderen Frauen zusammen“, warf ich ein.
„Nicht, wenn sie sich so aufführt“, gab Thunder zu bedenken. „Kein Mann wird eine Sklavin wollen, die ihn attackiert.“
„Ich werde sie zähmen. Bis jetzt hat noch keine Frau es geschafft, mich zum Narren zu halten und ich gedenke nicht, sie gewinnen zu lassen. Wenn ich sie aufgebe, dann hat sie schon gewonnen.“
„Was weiß sie davon, wenn sie tot ist?“
„ICH weiß davon!“, knurrte ich. „Ich könnte mein Leben lang nicht mehr in den Spiegel gucken, wenn ich so eine Niederlage einstecken müsste. – Nein! Ich hab den Fehler gemacht, sie zu unterschätzen, das ist alles. Jetzt da ich weiß, was sie kann, werde ich auf alles gefasst sein. Sie wird mich nicht noch einmal so überraschen.“
„Wenn du das sagst“, erwiderte Thunder skeptisch. Dann trat ein Grinsen auf seine Züge. „Pass bloß auf deine Männlichkeit auf. Vergiss nicht die Drohung, die sie gemacht hat. Nach allem was ich jetzt von ihr weiß, denke ich nicht, dass es eine leere Drohung war.“
„Ich werde vorsichtig sein“, versprach ich.
Allein der Gedanke, sie könnte mir meinen Schwanz abreißen, verursachte ein seltsam unangenehmes Gefühl in meinem Magen. Ja, Thunder hatte recht. Nach allem was passiert war musste ich damit rechnen, dass sie tatsächlich zu solch drastischen Maßnahmen greifen würde.
Blue
Ich kroch durch die Ventilationsschächte um nicht entdeckt zu werden. Für den Moment hatte ich noch keine Strategie entwickelt, wie es weiter gehen sollte. Ich war hungrig und durstig. Deswegen war Nahrung im Moment mein Hauptanliegen. Soweit hatte ich aber noch nichts gefunden, was einer Küche oder einem Vorratslager nahe kam. Irgendetwas mussten diese verdammten Teufel doch essen. Ein paar Meter vor mir gab es ein weiteres Ventilationsgitter. Ich kroch so leise ich konnte näher und spähte in den Raum. Bingo! Es handelte sich um eine Art Gemeinschaftsraum oder Kantine. Drei Männer saßen an einem Tisch zusammen und aßen etwas, was wie eine Art Steak mit Gemüse aussah. Sie kauten geräuschvoll und unterhielten sich mit vollem Mund. Mein Magen fing an zu knurren, als mir der Geruch des Essens in die Nase stieg. Wenn die drei Arschlöcher verschwanden, würde ich den Raum nach etwas zu Essen absuchen. Da waren zwei große Kästen in einer Ecke, die wahrscheinlich Essen produzierten, wenn man denn wusste, wie man die verdammten Dinger bediente.
Mit wässerndem Mund schaute ich den Hurensöhnen beim Essen zu, als plötzlich ein Alarm erklang. Wahrscheinlich hatte man den Captain gefunden. War er tot? Mein Herz begann schneller zu klopfen. Die drei Teufel waren bei dem Alarm aufgesprungen und stürmten aus dem Raum. Das war meine Chance. Die Tabletts der Männer waren alle noch mehr als halb voll. Ich brauchte mir für's Erste also keine Gedanken über die Bedienung der Maschinen in der Ecke machen. Ich löste vorsichtig das Lüftungsgitter aus dem Rahmen und kletterte aus dem Schacht in den Raum. Eilig lief ich zu dem Tisch an dem die Männer gesessen hatten und begann wahllos Essen in mich rein zu stopfen. Ich wusste nicht wann die Männer zurückkommen würden und wollte hier so schnell wie möglich wieder verschwinden. Ich schmeckte kaum was ich aß. Ich nahm das vollste der drei Gläser und kippte den Inhalt hinab. Es schmeckte leicht bitter, doch angenehm erfrischend, ein wenig wie Bier mit einer leichten Anisnote. Ich leerte auch die beiden anderen Gläser, nicht wissend, wann ich wieder die Gelegenheit haben würde, etwas zu trinken. Meinen Hunger und Durst gestillt, gab es für mich keinen Grund mehr, noch länger hier zu bleiben, und so kroch ich zurück in den Lüftungsschacht und setzte das Gitter wieder an seinen Platz.
Gesättigt und meinen Durst gelöscht, machte ich es mir an einer Gabelung der Schächte bequem und schloss die Augen. Ich dachte an Eden. Wie sollte ich jemals wieder zu meinen Leuten kommen? Selbst wenn ich die Teufel irgendwie dazu zwingen könnte mich dahin zurück zu bringen, wo sie mich entführt hatten, so wusste ich nicht, wie ich von dort aus nach Eden finden sollte. Wir waren nahe der Spacefalte gewesen, die nach Eden führte, doch die Spacefalte wurde von einer Maschine an Bord des Shuttles kreiert. Sie würde also nicht da sein, wenn ich mit diesem Raumschiff dort auftauchen würde. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Sonnensystem sich Eden befand. Es war hoffnungslos. Ich würde meine Leute nie wieder sehen. Das Einzige was ich tun konnte war, irgendwo auf einem anderen Planeten zu leben. Ich wusste, dass wir zu einem Sklavenmarkt unterwegs waren. Wenn es mir gelingen sollte, dort heimlich von Bord zu gehen, dann wäre ich frei, jedoch mittellos. Ich wusste nichts über den Planeten oder seine Bewohner, hatte keinerlei Zahlungsmittel. Das einzig Gute waren diese Übersetzer-Bakterien. Mit ihnen konnte ich zumindest verstehen, was gesagt wurde und mich verständlich machen. Nachdem ich mich schweren Herzens damit abgefunden hatte, dass es keine Chance gab, jemals nach Eden zu meinen Leuten zurück zu kehren, konzentrierte ich mich darauf, mir auszumalen, wie ich von diesem Schiff fliehen und auf einem fremden Planeten zurecht kommen könnte. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf.