Vernunft und Offenbarung

Vernunft und Offenbarung
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Trotz oder gerade wegen ihrer verschiedenen Zugangsweisen ist durch neuere Schriften von Jürgen Habermas, John Rawls oder Thomas Nagel ein neues Interesse an Religionsphilosophie entstanden, denen Micha Brumlik in einem ausführlichen Nachwort zu dieser Neuauflage seiner eigenen religionswissenschaftlichen Studien Rechnung trägt.
Micha Brumlik geht es – in Auseinandersetzung mit so unterschiedlichen Denkern des 20. Jahrhunderts wie Hermann Cohen und Leo Baeck, Ernst Bloch und Herbert Mead, Hannah Arendt und Carl Schmitt – um den Nachweis, dass spezifisch jüdische Motive über den Begriff der Offenbarung hinaus einen rationellen Kern enthalten. Seine eindringlichen Reflexionen nach jüdisch-christlichen Quellen philosophischen und politischen Denkens weisen so auch der Moralphilosophie neue Wege.

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Micha Brumlik. Vernunft und Offenbarung

Vernunft und Offenbarung

Vorwort

Inhalt

Vernunft und Offenbarung

Patriotismus und ethischer Unsterblichkeitsglaube: Hermann Cohen. I.Deutscher Professor und jüdischer Denker

II.Jüdisches Bekenntnis in Reaktion auf Kulturantisemitismus

III.Judentum, Christentum und Kantianismus

IV.Staat und Rasse

V.Unsterblichkeit und Auferstehung

VI.Deutschland im Krieg

VII.Kritik am Zionismus

VIII.Geschichtsphilosophie nach Hegel

IX.Eine neue Sozialphilosophie: Der Mensch als Mitmensch

X.Die prophetische Neuerfindung des Menschen

Der Begriff der Offenbarung bei Steinheim und Schelling. I

II

III

IV

Leo Baecks Theorie des Judentums als Vollendung der geisteswissenschaftlichen Hermeneutik. I

II

III

IV

V

VI

Modernes Judentum und antitotalitärer Konsens. I

II

III

IV

V

VI

Freuds Religionskritik und die Theorie der Moral. I

II.Zur Terminologie

III.Kultur und religiöse Erfahrung

IV.Schuldbewußtsein, Moral und weltgeschichtlicher Narzißmus im kollektiven Unbewußten: Der Mann Moses

V.Die Möglichkeit einer autonomen Moral

Theologie und Messianismus im Denken Adornos

I

II

III

IV

V

Vom theologischen Sinn des Bilderverbots. I

II

III

IV

Carl Schmitts theologisch-politischer Antijudaismus. I.Ambivalenzen

II.Judentum und Liberalismus

III.Judentum, Gnosis und Utopie

IV.Tötungsbereitschaft und Frieden

V.Weltbejahung und Verzweiflung

VI.Legalismus als Judentum

VII.Verzweiflung

VIII.Flexible Argumente

Das verkörperte ‚Sein für die Anderen‘ Zu Sartres Theorie des Judentums. I

II

III

IV

George Herbert Mead und Ernst Bloch als Theoretiker des ‚Neuen‘ Einleitung: Die Zeit Amerikas

I.Gelebte Zeit

II.Die Offenheit der wirklichen Zeit

III.Subjektive oder intersubjektive Metaphysik?

Trauerarbeit an der Moderne und melancholischer Messianismus

I.Der Zeuge der Verzweiflung: Elie Wiesel

II.Melancholie und Messianismus: Walter Benjamin

III.Kafkas Hoffnungslose

IV.Der Friede der Hoffnungslosen

V.Zwischenbilanz

VI.Sturz in Immanenz und Kosmologie

VII.Die Aufgabe des Versäumten

Gerechtigkeit zwischen den Generationen. I

II.Gerechtigkeit jenseits der Gräber

Universalistische Moral ohne Gott? Emmanuel Levinas’ Ethik der Asymmetrie. I.Statt einer Einleitung: Erinnerung an Kant

II.Egalitäre und paternalistische Ethiken

III.Asymmetrie als Charakteristikum jeder sozialen Erfahrung

IV.Antlitz, Geisel und Spur

V.Mitleidsethik und Theologie

Anerkennung und Erkenntnis in der geschlechtlichen Liebe. Anmerkungen zu Positionen biblischen Denkens. I

II

III

IV

V

VI

VII

Quellennachweise

Anmerkungen

Das neue Interesse an Religionsphilosophie. I

II.Was heißt, was ist „Offenbarung“?

III.Achsenzeit und israelitische Prophetie

IV.Prophetische Religion des Rechts und der Befreiung

V.Das rabbinische Judentum

VI.Vollendung der Achsenzeit?

VII.Noch einmal: Vernunft und Offenbarung

Anmerkungen zum Nachwort: Das neue Interesse an Religionsphilosophie. I

II.Was heißt, was ist „Offenbarung“?

III.Achsenzeit und israelitische Prophetie

IV.Prophetische Religion des Rechts und der Befreiung

V.Das rabbinische Judentum

VI.Vollendung der Achsenzeit?

VII.Noch einmal: Vernunft und Offenbarung

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Können wir seit der Aufklärung eine universelle Moral ohne Gott denken? Lassen sich – insbesondere nach Auschwitz – Menschenrechte und Menschenwürde ohne den Rückbezug auf die jüdischchristliche Tradition gedanklich fassen? In Auseinandersetzung mit so unterschiedlichen Denkern des 20. Jahrhunderts wie Hermann Cohen und Leo Baeck, Ernst Bloch und George Herbert Mead, Hannah Arendt und Carl Schmitt geht es Micha Brumlik um den Nachweis, dass „spezifisch jüdische Motive über den Begriff der Offenbarung hinaus einen rationellen Kern enthalten, der auch jenseits konventionell gebundenen Glaubens, wenn schon nicht zu überzeugen, so doch mindestens aufzurütteln vermag“. Brumlik sucht in seinen Essays gleichzeitig nach Traditionen und Blockaden einer universellen Moral. Seine Tiefenbohrungen nach jüdischchristlichen Quellen philosophischen und politischen Denkens weisen so auch der Moralphilosophie neue Wege.

Micha Brumlik, geboren 1947 in Davos, Schweiz, lehrte Erziehungswissenschaft u. a. in Hamburg und Heidelberg. Von 2000 bis 2013 war er Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main und bis 2005 Direktor des Fritz Bauer Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Seit 2013 ist Brumlik Senior Professor am Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg.

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Freilich kommt Cohen alles darauf an, die Idee von der Unsterblichkeit der Seele im Rahmen einer sittlichen Wiedergeburt von allen mythischen und mystischen Vorstellungen zu reinigen. Weder stellt die postulierte Wiedergeburt der Seele eine etwas andere Fortsetzung des irdischen Lebens dar, noch geht es um eine Verschmelzung der Seele mit Gott, die ja die Differenz zwischen Gott und Mensch aufheben und damit dem Monotheismus widersprechen würde. Wenn die menschliche Seele ihre Verbindung zu Gottes Geist sucht und sich in guten Taten heiligt, in guten Taten, die zu tun Gott als Geist der menschlichen Seele auferlegt hat, wird jetzt deutlich, daß es der vom Menschen in seiner Seele angenommene Geist Gottes ist, der unsterblich ist, wobei wiederum dieser Geist Gottes als Geist von Gott, aber nicht mystisch als göttlicher Geist verstanden werden darf. Die Unsterblichkeit des Geistes hat dann aber ihren Ort im geschichtlichen Wirken eines Volkes und damit des ganzen Menschengeschlechts, gerade so wie die Seele – wenn überhaupt – in den biologischen Prozessen der Fortpflanzung und Vererbung fortdauert. Unsterblichkeit des Individuums ist daher in sittlicher Hinsicht ganz biblisch die „Einsammlung zu den Vätern“, sofern diese Väter ganz ohne Eschatologie Heilige in einem messianischen Prozeß sind:

„Dadurch ist der Mensch der Beschränkung auf das biologische Einzelwesen enthoben, nicht minder aber auch derjenigen auf das empirische Geschichtswesen. Denn der Begriff der Geschichte und der geschichtlichen Erfahrung hat sich jetzt über die Schranken der Vergangenheit und der Gegenwart hinausgehoben, und nur in die Zukunft und in die Entwicklung zu ihr ist das eigentliche Dasein, die eigentliche Wirklichkeit des Menschenlebens und der ganzen Völkergeschichte gelegt.“16

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