Читать книгу Prinzenpack - Michael Alexander Müller - Страница 6
Szene 2
ОглавлениеMAREKOkay, ich habe beschlossen …
GREGOR… wir haben beschlossen …
MAREK… dass was anders werden muss. Die wollen uns zu was machen, was wir gar nicht sind.
GREGORDie wollen uns ‘nen Galgen auf den Hals tätowieren.
MAREKLiegt meist daran, dass Leute, die das Sagen haben, bestimmen, welche Sachen „unkorrekt” sind. Sofort finden das tausend andere auch „unkorrekt”. Oder was geht, was geht gar nicht, wer ist zu beachten, wer nicht, wer wird eingeladen, wer wird gelöscht, ihr wisst schon … (rappt) Alle wollen Respekt und Toleranz für sich, aber dies gilt irgendwie für andre nicht. (*Sookee feat. Tapete, „pro homo”) Woher wissen die so genau, was korrekt ist?
GREGORWeil sie im Meinungsamt ‘ne Korrektstelle gegründet haben. Okay, okay, manchmal finde ich bestimmte Dinge auch total minus …
MAREK… zum Beispiel schiefe Zähne in einer ekelhaften Fresse … Aber was sehen wir eigentlich, wenn wir im Zimmer sitzen und durch ein Fernglas schauen: Nichts als die verdammte Wand. Also habe ich gedacht …
GREGOR… haben wir gedacht …
MAREK… dass wir ein paar Sachen richtigstellen, dass es jetzt mal reicht mit den Meinungsämtern, mit dem ätzenden Müll, der über uns verbreitet wurde.
GREGOREgal, es geht hier nicht um die, es geht um uns, ganz normal eben. So wie wir sind.
MAREK(zum Publikum) Was ist eigentlich normal? Bist du normal, bin ich normal? Jeder hat doch mittlerweile ‘ne lesbische Nachbarin oder ’nen schwulen Hund.
GREGORDa gibt’s zwei Gregors, den von heute und den von vor drei Monaten. Den Gregor mit und ohne Marek. Alle sagen immer, man muss warten, aber worauf warten, wenn wir wissen, dass jemand zu einem gehört?
MAREKIch kriegte jedenfalls schon ziemliche Panik nach dem Abend bei Gregor.
GREGORWegen deiner Mutter!
MAREKFang’ jetzt nicht von der an.
GREGORMareks Mutter ist besessen. Von Gott!
MAREKEscape! Next please!
GREGORUnsere Eltern gehören dazu. (Marek zögert.) Leben oder Lüge!
MAREK(zieht die Stirn kraus) Wir waren ständig in der Kirche, mit dramatisch auf die Knie fallen, bitten und büßen. Meine Mutter hat so laut gesungen, dass fast das Kirchendach einstürzte … (flüstert) „Du, Mama, warum ist Jesus festgenagelt?” „Er ist für uns und unsere Sünden gestorben. Marek, du musst ganz oft zu ihm beten, sag ihm, dass du fest im Glauben, dass du auf dem rechten Weg bist und die Gebote einhältst.” „Sünden, Mama, was sind Sünden?” … Tja, mit sechs gehörten bei mir Himmel und Erde noch zusammen. (kurze Pause) Also … Gregor hat im selben Sportstudio trainiert wie ich, unsere personal Trainerin hieß (mit russischem Akzent) Anna Bollika und pimpte ihre tits.
GREGORUnd die goldene Ananas für den schlechtesten Witz geht heute an …
MAREKIch hab’ Gregor wochenlang da rumlaufen sehen und mir nichts dabei gedacht. Aber dann hast du mich beobachtet. Gregor guck’ mal so, wie du mich beobachtet hast.
GREGORWie? Jetzt?
MAREKWie du geguckt hast.
GREGORWas? So? (guckt echt bescheuert)
MAREKJa, so! Okay, lass uns das jetzt vormachen.
GREGORErzähl’s doch einfach.
MAREKDas wird hier gerade voll pervers langweilig. Sonst können wir gleich das Tagebuch deiner Schwester vorlesen.
GREGORDas ist total spannend. Die schreibt echt alles rein?
MAREKAlles?
GREGORDas volle Programm! (Marek schaut interessiert, macht eine Geste, dass er mehr wissen will.) Okay, was soll ich machen?