Читать книгу Deutschland - Dein kaltes Herz - Michael Dunkel - Страница 6
Einleitung
ОглавлениеVielleicht bin ich tatsächlich zu romantisch, wie es mir ab und zu nachgesagt wird. Aus der Zeit gefallen und zu rückwärtsgewandt in meinen Vorstellungen. Aber, frage ich mich, was ist daran verkehrt, Nähe und sogenannte Menschlichkeit im Alltag zuzulassen?
Nicht nur die Temperaturen sind in Deutschland ungemütlich.
Ab und zu passiert es, das sich etwas in mir zusammenzieht, mir den Atem nimmt und mir das Gefühl gibt, in einer Presse zu sein. Es kommt einer Hilflosigkeit gleich, welche man nicht so einfach beschreiben kann. So viele Facetten des Alltags spielen dabei eine Rolle für mich, die mir zeigen, unsere Gesellschaft ist oberflächlich, egoistisch und auch ignorant geworden.
NEIN, wird jetzt der Aufschrei kommen, nein, wir sind doch alle so auf Gemeinschaft bedacht, wir sind doch so human und hilfsbereit, was will der uns denn sagen?
Ich möchte damit ausdrücken, dass wir uns alle oder doch sehr viele, eine schöne Tünche angerührt haben, die wir vordergründig bei jeder Gelegenheit hervorholen, um uns einen hübschen Anstrich zu geben.
Genau auf diesen Anstrich wird peinlichst geachtet und jeder hat ihn, ähnlich eines Ausweises, griffbereit, wenn jemand versucht, daran zu kratzen.
Ich möchte daran kratzen, still, nachdenklich aber auch mit einer gewissen Wut. Es hat sich schleichend und fast unmerklich in unserem Leben breitgemacht - eine Oberflächlichkeit, welche ausgrenzt, die keine tiefen Gespräche mehr zulässt und die damit auch echte Nähe abtropfen lässt, wie an einer Folie.
Es gibt natürlich verschiedene Ursachen, welche das bewirkt haben. Unsere Arbeit ist stressiger geworden, der Druck und die Angst, seinen Status zu verlieren stiegen stetig und es ist nicht ausgestanden. Die Ansprüche, welche die Gesellschaft an uns stellt, sind für Einige nicht zu erfüllen und lassen so auch Frustration und Versagensängste aufkommen. Was unsere Gesellschaft vor vielen Jahrzehnten dann noch mit- und untereinander regelte, wurde fast komplett zu den Psychiatern und Therapeuten geschoben. Abgedunkelt, versteckt und isoliert.
Dabei ist es doch eigentlich so einfach, sich den Anderen zuzuwenden, mit Ehrlichkeit und Offenheit dem anderen zu signalisieren, Du stehst da nicht alleine. Worte und Gespräche sind Balsam und befreiend. Nicht wirklich in einem Therapie-Raum sondern im Miteinander der eigenen Strukturen. Ich plädiere eindringlich dafür, wenden wir uns wieder dem anderen zu. Lassen wir uns wieder auf einen tiefen Austausch ein. Nicht nur dann, wenn es um Zweisamkeiten geht sondern auch, wenn wir uns in Gemeinschaft befinden. Leider oft nur zusammengewürfelt aus Zweckdenken heraus.