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Liselotta bleibt daheim

Mit ihren Ellbogen auf der Fensterbank und ihrem Kopf auf den Händen liegend starrte Liselotta gelangweilt und genervt aus dem Fenster. Die Sonne schien, es war wunderbar warm, doch sie musste zu Hause bleiben und durfte nicht nach draußen. Nein, auch ihre Freundinnen und Freunde durften nicht zum Spielen kommen.

„So ein Mist! Ich will da raus!“, grummelte sie vor sich hin und hoffte, dass ihre Eltern, die beide da waren, doch an ihren Schreibtischen saßen und arbeiten mussten, sie hörten.

Als niemand antwortete, wiederholte sie es, diesmal lauter: „So ein Mist! Ich will ra-haus!“ Doch auch dieses Mal reagierte niemand darauf.

Traurig drehte sie sich um und setzte sich auf den flauschigen Teppich in ihrem Zimmer. „Immer müssen die arbeiten. Immer ist alles andere wichtiger. Und ich darf nicht raus“, murmelte sie.

Es war für alle eine schwierige Zeit, weil alle zu Hause bleiben mussten. Denn es ging eine Krankheit um die ganze Welt, die das Leben für alle Kinder und Erwachsenen schwieriger machte.


Niemand sollte sich anstecken, weil diese Krankheit so gefährlich war, dass manche, vor allem ältere Menschen, sogar daran starben. Das war auch der Grund, weshalb der Kindergarten geschlossen war.

„Das verstehe ich ja alles“, dachte Liselotta, „doch warum können Mama und Papa nicht wenigstens ein bisschen mit mir spielen? Wieso müssen die denn den ganzen Tag arbeiten, arbeiten, arbeiten?“

Da hatte sie plötzlich eine Idee. „Wenn sie schon keine Zeit für mich haben, dann habe ich eben Zeit für sie.“ Nun musste sie etwas grinsen, denn sie hatte eine Idee.

Sie schlich ganz leise in die Küche, damit sie bloß niemand hörte und schloss die Tür. Nun holte sie sich eine Schüssel und füllte etwas Mehl hinein. „Papa backt doch jeden Samstag einen Kuchen“, dachte sie. „Da hab‘ ich schon so oft zugesehen und deswegen weiß ich doch schon in - und auswendig, wie er das macht!“ Sie kippte Zucker und Backpulver dazu. „Und damit der Kuchen richtig lecker wird, muss da noch ganz viel Schokolade rein“, flüsterte sie sich selber zu.

Liselotta erinnerte sich daran, dass ihre Mama immer Milch in einen Topf goss und Kakaopulver hineinrührte. „Dann muss das nur noch heiß werden. So heiß, bis es dampft“, freute sie sich. „Bestimmt macht man das so“, war sie sich sicher, „und dann muss ich den heißen Kakao bestimmt nur in die Schüssel mit dem Mehl und dem Zucker kippen und zu einem Teig rühren.“ Und so begann sie also nun, Milch in einem Topf auf den Herd zu stellen, Kakaopulver hineinzuschütten und die Herdplatte so heiß einzustellen, wie es ging. „So. Das dauert jetzt bestimmt eine Weile“, versicherte sich Liselotta. Sie setzte sich an den Küchentisch und blätterte in einem Magazin, das da lag, um sich die Zeit, bis der Kakao fertig wäre, etwas zu verkürzen.

In dem Magazin, das Liselotta sich anschaute, waren tolle Bilder von Blumen und Tieren und so vergaß sie etwas die Zeit.

Plötzlich hörte sie ein lautes „Zischhh!“

„Oh nein!“ rief sie. Die Milch kochte über und schoss weit über den Topf hinaus.

Liselotta warf das Magazin zur Seite, sprang auf und raste an den Herd, um den Topf zur Seite zu schieben. Dabei spritzte heiße Milch auf ihren Unterarm, so dass sie sich schlimm verbrannte.

„Aua! Aua! Das tut so weh!“, schrie Liselotta.

Da sprang die Küchentüre auf und ihre Eltern eilten in die Küche. Liselotta's Papa zog eilig den Topf vom Herd und schaltete ihn aus, während ihre Mama schnell mit ihr zum Wasserhahn ging, um kühles Wasser über ihren Arm laufen zu lassen.

Als sich die erste Aufregung etwas gelegt hatte, fragte ihre Mama in einem strengen und etwas lauterem Ton: „Was um alles in der Welt hast Du Dir dabei gedacht?“

„Ich wollte euch doch nur einen Kuchen backen. Einen Schokoladenkuchen“, schluchzte Liselotta, „weil ihr doch immer arbeitet und mir langweilig war.“

„Aber wieso hast du uns denn nicht gefragt, ob wir überhaupt einen Kuchen möchten?“, hakte Mama nach.

„Oder ob ich uns einen backen kann?“, fügte Papa hinzu.

„Ich wollte doch aber den Kuchen machen. Mir war so langweilig. Und ihr habt mir ja auch nicht erlaubt, einen Film anzusehen und gespielt hab‘ ich die letzte Zeit schon so viel alleine, das war mir heute viel zu langweilig“, antwortete Liselotta.

„Das ist aber noch lange kein Grund, einfach in die Küche zu gehen und beinahe alles in Brand zu stecken!“, schimpfte Papa. „Da hätte noch viel Schlimmeres passieren können!“

„Ihr arbeitet immer. Immer und immer nur Arbeiten!“, erwiderte Liselotta verzweifelt.

„Bieten wir dir etwa kein tolles Leben?“, wollte Mama wissen und wurde etwas wütend. „Du hast ein tolles Himmelbett, einen Flauscheteppich, die schönsten Kleider und so viel Spielzeug! Das kostet alles Geld! Woher soll das denn kommen, wenn wir nicht dafür arbeiten?“

„Was bringt mir das ganze Spielzeug, wenn niemand mit mir spielen darf? Wozu brauche ich die tollen Kleider, wenn ich damit nicht auf den Spielplatz kann? Ihr habt nie Zeit für mich und ich darf nicht einmal ein bisschen Fernsehen! Ich muss immer nur alleine mit mir selber spielen! Das ist nicht fair!“, platzte es aus Liselotta heraus und sie rannte weinend an ihren Eltern vorbei in ihr Zimmer.

Mama und Papa erschraken und sahen sich stumm an.

„Vielleicht hat sie damit ein bisschen Recht…“, sagte Papa fast flüsternd.

„Ja. Vielleicht“, bestätigte Mama fast weinend.

Es verging eine Weile, da klopfte es vorsichtig an Liselottas Zimmertür.

„Liselotta?!“, fragten Mama und Papa vorsichtig.

„Was?“, antwortete Liselotta fragend durch die noch geschlossene Tür.

„Komm‘ bitte mal zu uns raus, wir haben da etwas für Dich.“

Zaghaft öffnete Liselotta ihre Zimmertüre und blickte Mama und Papa an.

„Was denn?“, fragte sie skeptisch nach.

Mama und Papa nahmen Liselotta an die Hand und gingen mit ihr ins Wohnzimmer, wo der große Fernseher stand.

„Wir haben darüber nachgedacht und uns überlegt“, begann Mama sich zu entschuldigen, „dass wir unsere Arbeit ja auch etwas anders organisieren könnten. Wie würde es Dir gefallen, wenn sich immer jemand von uns am Vormittag und am Nachmittag eine Stunde Zeit nur für Dich nimmt? Dann musst Du nicht mehr den ganzen Tag mit Dir alleine spielen.“ „Und nach dem Mittagschlaf darfst du dir, so lange wir nicht aus dem Haus dürfen, immer einen schönen Film ansehen“, fügte Papa hinzu. „Und du versprichst uns, dass du nicht mehr alleine solche gefährlichen Sachen machst.“

Liselotta lächelte.

„Und jetzt essen wir den Kuchen, den ich grade für uns gebacken habe und gucken dazu einen tollen Film!“, lachte Papa.

Liselotta bleibt daheim

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