Читать книгу Michael Pearson - Das Geheimnis von Cedar Creek Teil 1 - Michael Feldmann, Tom Gardner H. - Страница 3
Kapitel 1 – Auf und davon
ОглавлениеFür immer und ewig
Michael hatte genug von seinen Eltern. Die Situation gerade hatte das Fass zum Überlaufen gebracht! Er ließ sich nicht mehr wie ein Pingpong-Ball hin- und her schießen! Schließlich war er kein kleines Kind mehr! Manchmal hatte er das Gefühl, dass seine Eltern nur ihren ehelichen Frust (denn es klappte schon lange nicht mehr in ihrer Beziehung) an ihn ausließen. Sein Vater hatte einen leitenden Posten in einer der größten Firmen im Ort, Meadow Springs. Dadurch ging es der Familie nicht schlecht! Michael hatte noch eine 5 Jahre jüngere Schwester, Samantha, die aber noch zu jung war, um zu sehen, was in der Familie Pearson vor sich ging. Michael's Vater schob oft Überstunden, kam erst spät nachts nach Hause, oder war auch schon mal für mehrere Tage verreist. Meistens mit seiner nicht unattraktiven Sekretärin Brenda Lewis, die locker seine Tochter hätte sein können. Michael wusste, dass zwischen ihnen etwas lief. Er hatte 1 x ein Telefonat mitbekommen, als sein Vater Brenda aus seinem Büro im Privathaus angerufen hatte! Michael war eigentlich kein Lauscher, aber da er schon lange einen Verdacht gehabt hatte, war es ihm in diesem Fall egal! Sein Vater war davon ausgegangen, dass niemand im Hause sei. Eigentlich hätte Michael auch nachmittags Baseball-Trainig gehabt, aber er hatte sich schon nach der 2. Schulstunde vom Unterricht befreien lassen. Michael's Mutter arbeitete in einem Auffanglager für streunende Tiere. Sie hatte wirklich ein großes Herz! Der Job passte zu ihr. Doch sie hatte sich aufgrund der letzten Monate, in dem sich der Familiensegen wirklich weit von Harmonie entfernt hatte, auch stark verändert! Ihr ständiges Lächeln und ihre Warmherzigkeit waren irgendwann eingefroren. Samantha war oft bei der Großmutter, die nur ein paar Häuser entfernt lebte. Dadurch blieb sie auch von vielem verschont.
Michael stand an der Bürotür, tippte sie ganz leicht noch einen Spalt auf. Sie war nur angelehnt. Sein Vater wippte auf seinem dicken Bürosessel, öffnete sich die Anzugweste und lockerte die Krawatte. Er bekam die leichte Bewegung der Tür nicht mit! Ab morgen Abend sind wir für ein paar Tage in Florida, mein Schmetterling! Es wird schön, auch wenn wir wohl kaum aus dem Hotelzimmer rauskommen werden. Er lachte ein wenig dreckig. Michael überkam ein leichter Ekel. Er wusste ganz genau, wie sein Vater es gemeint hatte. Wie konnte er so etwas nur seiner Mutter, ihm und seiner Schwester antun? Er setzte seine Familie für eine Affäre mit einer 30 Jahre jüngeren Frau aufs Spiel. Der Familie gaukelte der liebe Familienvater immer die stressigsten Businessreisen vor! Michael musste zugeben, dass sein Vater für sein Alter wirklich sehr gut aussah. Trotz seines normalen Stresses im Büro, blieb immer noch ein wenig Zeit für ausreichend Sport. So hatte er eine drahtige Figur. Er war ein eleganter Mann, der nur in den exquisitesten Anzügen rum lief. Er war im Job erfolgreich…. und er hatte eine tolle Familie! Das vergaß er aber wohl.
Michael schlich langsam die Treppe zur ersten Etage hoch, wo sich sein Reich befand. Er schloss die Tür und legte sich aufs Bett! In letzter Zeit hatte er die Tür auch oft abgeschlossen, wenn er zur Schule fuhr oder sonst was vorhatte. Er wollte keinen Besuch in seinem Zimmer. So fiel es nun auch nicht unbedingt auf, dass er zuhause war! Er zog die Decke über den Kopf, wollte sich einfach nur unsichtbar machen, sogar für sich selbst! Irgendwann war Michael eingeschlafen. Als er wach wurde, war es schon dunkel draußen! Er stand auf, schloss die Tür wieder auf und lauschte! Im Haus war nichts zu hören. Michael schaute auf die Uhr im Treppenhaus! Es war 19.30 Uhr! Wie es schien, war er alleine! Hastig lief er die Treppe runter, ging in die Küche und schaltete das Licht an! Auf dem Tresen lag ein Zettel seiner Mutter. Hallo Michael! Ich musste leider nochmals los. Eine Labradorhündin ist hochschwanger. Wir rechnen jederzeit damit, dass es endlich soweit ist. Ich kann dir nicht sagen, wann ich zurück bin. Sam ist bei Großmutter! Nimm dir was aus der Truhe, wenn du Hunger hast, oder bestell dir eine Pizza! Mom!
Das war alles. Wo waren die lieben Worte, die sie sonst immer in ihre Nachrichten einbaute? Michael nahm den Zettel, knüllte ihn zusammen und schmiss die geformte Kugel gekonnt in den offenen Klappmülleimer! Dad?! Michael rief in Richtung Büro, doch es kam keine Antwort! Er ging durch die Küche in die Garage. Dort stand der Porsche seines Vaters immer, wenn er zuhause war. Der Wagen war weg! Das war klar, sprach Michael zu sich selbst! So ein Arsch! Er drehte sich um und ging wieder in die erste Etage! Er öffnete den begehbaren Kleiderschrank in seinem Zimmer. Ah ja, dort oben auf dem Regal ist die Tasche! stellet sich einen kleinen Hocker vor die Füße, stieg darauf und griff nach einer großen Reisetasche! Die Tasche hing irgendwie fest. Er konnte sie nicht so einfach vom Regal nehmen, zog mit einem festen Ruck und kippte mitsamt dem kleinen Hocker um. Er hatte zwar nun die Tasche in der Hand, weil sie sich durch den Ruck gelöst hatte, konnte aber die Kraft des Falles nicht stoppen. Mit voller Wucht krachte er auf den Boden. Glücklicherweise hatte er dort seine ganzen Schuhe deponiert, die den Aufprall ein wenig abfederten! Trotzdem schossen ihm die Tränen aus den Augen! Er konnte es nicht verhindern! Die momentane Situation war einfach zu viel für ihn! Es war wohl auch mehr die Wut, die die seine Tränen ausgelöst hatten. Er ergab sich der Situation, schluchzte laut los und hämmerte auf die Schuhe! Er war hier alleine, verborgen in seiner Kleiderkammer! Hier musste er keinem was beweisen, den erwachsenen jungen Mann raushängen lassen. Hier war er Michael, ein 17-jähriger Junge, verzweifelt und ratlos! Es dauerte nicht lange, bis er sich wieder gefangen hatte. Er nahm ich ein T-Shirt aus dem Regal, putzte sich die verheulten Wangen ab und schnupfte hinein. Dann stand er auf, warf das Ersatztaschentuch in den Wäschesack und warf die leere Reisetasche auf sein Bett! Michael hatte in den letzten Wochen schon häufiger mit dem Gedanken gespielt, einfach von zuhause abzuhauen! Er fand die Situation unerträglich. Es war sicherlich überall woanders besser als daheim. Die geräumige Tasche hatte er schon x-mal aufs Bett gelegt, doch gepackt hatte er sie bis jetzt nie! In seinem Kopf spielten sich immer die Pro und Kontras ab, bis er entweder einschlief oder jemand an seine Zimmertür klopfte. Dann schleuderte er die Tasche, den Einstieg zur Freiheit, einfach schnell unters Bett! Oft vergingen auch Tage, wo er wirklich nicht dazu kam, nachzugrübeln oder Pläne zu schmieden, da sein Schulplan immer recht straff war. Er engagierte sich für die Schülerzeitung, war in der Theatergruppe der Schule, nahm an einigen Projekten teil. Man kann sich vorstellen, dass er normalerweise keine Langeweile hatte!
Alles das sollte sich nun aber schlagartig ändern. An diesem Tag kam Michael spät von der Schule nach Hause! Wie immer war Sam bei der Großmutter! Er wusste nicht, ob Granny sie vor der familiären Situation beschützen wollte, oder ob es reiner Zufall war, dass seine kleine Schwester ihren eigentlichen Wohnsitz gewechselt hatte. Es hätte beides passen können!
Als Michael aus dem Schulbus stieg, sah er schon den Porsche seines Vaters in der Garage stehen. Das Garagentor war offen. In der Einfahrt stand der Geländewagen seiner Mutter. Der silberne Schriftzug Animal Rescue an der Beifahrertür blitzte förmlich durch die Reflexion der Sonnenstrahlen! Je näher Michael dem Grundstück kam, desto unbehaglicher wurde es ihm! Er hatte eine Vorahnung, dass ihn zuhause nichts Positives erwarten würde. Dann hörte er auch schon die erzürnten Stimmen seiner Eltern, bekam erst nur Wortfetzen mit, die aber von Schritt zu Schritt immer deutlicher wurden. Weißt du was? Pack deine Sachen und ziehe zu diesem Flittchen! Du verbringst doch sowieso die meiste Zeit mit ihr. Ich hätte nicht gedacht, dass du im steigenden Alter nochmals was Knackiges, frisches brauchst, um dich selbst zu bestätigen! Du ekelst mich einfach nur noch an! Michael hörte auf die Entfernung das Zittern in der Stimme seiner Mutter. Er war einige Schritte vom Haus entfernt stehen geblieben, konnte und wollte einfach nicht weiter gehen. Seine Ohren konnte er aber nicht so ohne weiteres blockieren. Sie bekamen alles mit! Weißt du was? Das ist eine gute Idee! Deine Art macht mich einfach nur krank! Es ist ein Wunder, wie ich es so lange ertragen konnte! Michael hörte eine Tür im Haus knallen.
Er konnte nicht ewig im Vorgarten stehen bleiben! Ruckartig löste er sich aus seiner Starre und ging auf die Haustür zu! Was sollte er machen, wenn er rein kam? Er hatte keinen Schimmer!
Wie mechanisch bewegte er die Klinke nach unten, öffnete die Tür und schloss sie leise hinter sich! Das Schluchzen seiner Mutter war nun unerträglich. Doch er musste zu ihr, konnte es nicht so einfach ignorieren. Sein Herz klopfte, als wenn es jeden Moment seinen Körper verlassen wollte. Ohne ein Wort zu sagen, ging er auf seine Mutter zu und umarmte sie, als wenn es das Letzte wäre, was er in seinem Leben machen würde. Seine Mutter hatte verquollene Augen, schaute ihn fragend an. Ihre Tränen flossen weiter wie ein Wasserfall!
Dann hörten beide eilige Schritte die Treppe herunterkommen. Die Haustür ging auf, knallte zu und der Motor des Porsches brüllte los. Die Einfahrt war groß genug, so dass Michael's Vater ohne Probleme den Pick Up umfahren konnte, ohne auch nur die Rasenfläche zu berühren. Dann wurde es bis auf das Weinen seiner Mutter und sein eigener Herzschlag immer ruhiger! Alles ging so schnell, kam ihm aber wie ein Film in Zeitlupe vor. Urplötzlich und unerwartet passierte das Unfassbare! Geh weg! Laß mich einfach nur in Ruhe! Michael's Mutter stieß ihn aggressiv von sich, boxte mit geballten Fäusten gegen seine Brust! Er verstand die Welt nicht mehr! Außerdem tat sie ihm weh, seine eigene Mutter, die er doch jetzt einfach nur trösten wollte. Du bist mit Schuld, dass es soweit gekommen ist, schrie sie ihn an! Ihre Fäuste trommelten weiter auf seinen Körper! Mom, spinnst du! Hör auf! Ich weiß nicht, was du meinst! Er schubste sie von sich und rannte die Treppe hoch, in sein Zimmer! Und wieder knallte eine Tür. Diesmal war er es, seine Wut, die sich angestaut hatte, ließ die Tür erzittern. Zielstrebig rannte er wieder zu seinem begehbaren Kleiderschrank, riss die ziehharmonikaartigen Türen auf und streckte seine Hand zum obersten Regal! Da lag sie wieder, wie immer, seine Reisetasche, die er schon so oft bereit gestellt hatte.
Michael wusste jedoch, diesmal sollte es anders sein. Es gab keinen Rückzieher. Die Tasche würde nicht wieder unterm Bett oder abermals auf dem Regal landen. Jetzt würde sie ihren Zweck erfüllen, auf den sie selber vielleicht schon so lange gewartet hatte. Was brauchte er? Darüber hatte sich Michael eigentlich nie richtig Gedanken gemacht. Er stopfte ein paar Jeans,T-Shirts,2 Hoodies, einen Pulli, Socken und Unterwäsche in die Tasche. Unter einer seiner Baseball-Trophäen befand sich im Sockel ein Hohlraum. Das war der Platz für seine eiserne Geldreserve. Michael war ein sparsamer Typ. Als er das erste Mal den Plan gefasst hatte, von zuhause abzuhauen, hatte er angefangen, Geld im Sockel der Trophäe zu sammeln. Er zählte kurz das kleine Bündel durch. Es waren immerhin $ 231 und ein wenig Münzgeld. Das dürfte fürs Erste reichen! Später könnte er sich sicherlich irgendwo einen Job besorgen, um über die Runden zu kommen! Er war 17, besaß einen Führerschein, aber leider kein Auto!
Michael wurde von vielen Leuten älter geschätzt, ein kleiner Vorteil, wie er jetzt dachte. Das Geld verschwand in einem kleinen Beutel, den er seitlich in einer Innentasche seiner Lederjacke packte! Seine Geldbörse mit Führerschein, ID und ein wenig Kleingeld legte er zwischen die Kleidungsstücke in seiner Reisetasche. Er zog sich die Lederjacke an. Dann schloss er den Reißverschluss der Tasche und warf sich den Henkel quer über die Schulter! Unten war nichts mehr zu hören. Langsam und leise öffnete er die Tür! Als Michael auf der Treppe war, hörte er, dass seine Mutter im Wohnzimmer telefonierte. Ihre Stimme war heiser vom Weinen. Einerseits hatte er Mitleid, aber andererseits war das Gefühl, von der eigenen Mutter verstoßen zu sein, sehr viel größer! Er beneidete in dem Moment seine kleine Schwester, die von allem so abgeschirmt wurde. Ein letztes Mal schaute er durch die offene Wohnzimmertür seine Mutter an, die ihm den Rücken zugekehrt hatte. Bye, Mom, sagte er innerlich und verließ das Haus!