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Deins und meins

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Natürlich: In einer Beziehung teilt man alles. Oder doch nicht so ganz? Gibt es da nicht doch die eine oder andere Sache, die man nicht so gern aus der Hand gibt? Eine liebgewonnene Angewohnheit, die bereits so sehr Schrulle geworden ist, dass man sie gerne alleine pflegt? Und sicher wird sich jeder eingestehen, dass er auch einfach einmal eine Stunde ganz für sich braucht.

In einer Partnerschaft wird also nicht alles automatisch Allgemeingut. Und wenn man etwas abgibt, dann sollte es auch nicht darauf ankommen, wieviel. Wer nicht jede Gabe gegenrechnet und wer auch einmal dem anderen mehr zugesteht als sich selbst, wird ein anderes Mal mit dem größeren Stück vom Kuchen belohnt.

Fernbedient

Ich persönlich glaube ja, dass die Form von TV-Fernbedienungen kein Zufall ist: Wie ein Zepter sehen sie aus, liegen auch so in der Hand, es lässt schön herrisch damit herumfuchteln, und wer sie in der Hand hält, die Insignie der Unterhaltungsmacht, der bestimmt darüber, was in seinem kleinen Königreich am Abend zu geschehen hat. Sofern er sie findet.

„Schatz, wo ist die Fernbedienung?“, wollte ich von meiner Frau wissen. Ich versuchte, dabei so beiläufig wie möglich zu wirken: Sie sollte erst gar nicht darauf aufmerksam gemacht werden, dass ich mir damit die Vorherrschaft über die Gestaltung des restlichen Tages sichern wollte. „Na, genau da, wo du sie gestern liegen hast lassen“, kam süffisant zurück. Sie wusste selbstverständlich, dass ich mir so etwas nie merken konnte und darum wohl noch ewig weiter suchen würde. So war mir völlig klar, was kommen würde: Knapp vor Beginn des Fernsehabends würde sie die Fernbedienung hervorzaubern, sich die Situation triumphierend zunutze machen und das Kästchen nicht mehr aus der Hand geben.

Und tatsächlich: „Schau mal, was ich gefunden habe“, tönte es kurz vor den Nachrichten aus dem Wohnzimmer. „Die Fernbedienung?“, tat ich ahnungslos und gesellte mich vor den Flimmerkasten. „Setz dich, ich freu mich schon so sehr auf die Schnulze mit der einen, die in dem Liebesfilm zuletzt noch die verlorene Schwester von dem Dings war, na, die, die immer so kichert, du weißt schon ...“ Selbstzufrieden ließ sich meine Frau auf die Couch plumpsen, reckte den rechten Arm, der von der Fernbedienung gekrönt war, nach vorne, drückte auf 'On', und – … nichts tat sich. Der Bildschirm blieb dunkel, und wie jeder, der mit den Tücken moderner Technik konfrontiert wird, suchte meine Frau das Heil in der Wiederholung. Aber so oft sie auch drückte: Statt Geigenschmalz und Panoramabildern von Vollblutpferden, die über südenglische Weiden traben, blieb es bei dem stummen schwarzen Viereck. „Was ist denn nur ...“

„Suchst du die hier?“, fragte ich und hielt zwei Batterien zwischen den Fingern. Selbstverständlich würde ich die Stromspender nur herausrücken und einlegen, wenn die Fernbedienung wieder in meinen Hoheitsbereich zurückkehren würde. Ich konnte mir das Siegeslächeln nicht verkneifen, als ich das Objekt der Begierde in Händen hielt und verkündete: „Gleich geht sie wieder. Aber die Schmonzetten-Funktion habe ich stillgelegt.“

Doch das Schicksal bestrafte mich umgehend für meine kleine Gemeinheit: Als ich die Batterien in ihr Fach zwängen wollte, brach die winzige Feder, die einen der beiden Kontakte herstellte. „Mist!“, fluchte ich. „Was?“, wollte sie wissen. „Kein Fernsehen heute.“ – „Kein Fernsehen?“ – „Nö.“ – „Und nun?“

Wir holten eine verstaubte Brettspielschachtel hervor, ich ließ endlich mal wieder eine meiner alten Scheiben auf dem Plattenspieler drehen, und wir gönnten uns eine gute Flasche Wein. Man kann sagen: Es wurde ein außergewöhnlich schöner, unterhaltsamer und romantischer Abend. Und natürlich war das die ganze Zeit mein Plan gewesen.

Hobbykellerblues

- Wenn ihre Schachtel mit der Weihnachtsdeko auf deinem Werkzeugkasten thront …

- Wenn sich auf deiner Hantelbank ihre leeren Schuhkartons stapeln …

- Wenn an deinem Mountainbike ihr Einkaufskörbchen hängt …

… dann solltest du sie einmal wieder in ihre Grenzen verweisen.

- Wenn du deine Nagelfeile in seinem Werkzeugkasten wiederfindest …

-- Wenn er sich beim Hanteltraining den Schweiß mit deinem neuen Designerschal von der Stirn wischt …

- Wenn er deine hübsche Korbtasche zum Entsorgen leerer Kettenölfläschchen nutzt …

… dann solltest du ihn einmal wieder in seine Grenzen verweisen.

Stammtischkränzchen (I)

„Wisst ihr, ich habe ja nichts dagegen, wenn er einmal in der Woche zum Stammtisch geht. Ich weiß natürlich, dass er einfach einmal einen Abend für sich braucht. Bei uns Mädels ist das ja anders: Wir telefonieren lieber gleich und ausführlich, sobald es Neues gibt – also fast täglich. Eigentlich bin ich ja nur ein bisschen neidisch, weil wir Mädels so viel anderes zu tun haben und uns eben nicht jede Woche treffen können. Aber sagt ihm das ja nicht!“

Stammtischkränzchen (II)

„Sie würde das ja nie zugeben, aber ich glaube, sie ist schon ein wenig neidisch auf unseren Stammtisch. Mit ihren Mädels ist das ja nicht so einfach, regelmäßig was zu unternehmen. Die treffen sich lieber spontan, um zu klatschen und tratschen. Oder telefonieren stundenlang! Wir Männer sind da ja ganz anders: Lieber üben wir uns einmal die Woche in Weltverbesserung und lachen am meisten über uns selbst. Das ist bei uns ja schon fast kein Stammtisch mehr, sondern eher ein gemütliches Kaffeekränzchen. Aber sagt ihr das ja nicht!“

Geschichten aus dem Ehe-Karussell

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