Читать книгу Rechtspopulismus und politische Erwachsenenbildung - Michael Görtler - Страница 6
1 Einleitung
ОглавлениеDer Rechtspopulismus, aber auch der Rechtsextremismus und die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und in der Welt auf dem Vormarsch. Die Gründung von rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien in Deutschland, die Wahlerfolge in Landtags- und Bundestagswahlen, die rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten, die sich nicht in Sachbeschädigung, körperlichen und verbalen Angriffen und Verletzungen erschöpfen, haben in den letzten Jahren eine intensive Debatte in Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft ausgelöst.
Insbesondere die sog. NSU-Mordserie sowie weitere Attentate auf Ausländer*innen, Politiker*innen und Journalist*innen haben die Bevölkerung erschüttert und auf die Spannungen innerhalb der Gesellschaft aufmerksam gemacht. Während in Politik und Zivilgesellschaft über politische Maßnahmen wie Gesetze, Parteiverbote, Programme usw. diskutiert wird, geht es in der Wissenschaft um pädagogische Maßnahmen, um durch Prävention und Intervention auf das Geschehen einzuwirken. Zugleich wird im Längsschnitt deutlich, dass sich die Situation trotz bildungspolitischer und pädagogischer Bemühungen nicht zu verbessern scheint – Anspruch und Wirklichkeit der politischen Erwachsenenbildung stehen damit zwischen Selbst- und Fremdzuschreibungen zur Debatte.
Vor diesem Hintergrund greift diese Publikation den Rechtspopulismus als Herausforderung der politischen Erwachsenenbildung auf und diskutiert in kompakter Form theoretische und didaktische Perspektiven, aber auch den politischen und gesellschaftlichen Rahmen, in welchen die Profession eingebettet ist. Diese Herangehensweise stellte aus mehreren Gründen eine Herausforderung für sich dar:
Erstens handelt es sich beim Rechtspopulismus als zentralem Gegenstand der Publikation, aber auch bei den verwandten Begriffen des Rechtsextremismus und der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, um komplexe Phänomene, wobei die Grenzen zwischen den Bereichen fließend sind. Daher ist dieses Begriffsfeld schwer zu greifen, und die Ursachen für rechte Einstellungen sind vielfältig.
Zweitens handelt es sich bei der politischen Erwachsenenbildung um eine heterogene Profession, die sich durch Pluralismus auszeichnet: mit Blick auf die Institutionen, Ziele, Inhalte und Teilnehmenden. Sie besticht durch eine Vielzahl an Trägern, Angeboten, didaktischen und methodischen Ansätzen, sodass auch hier von einem Begriffsfeld mit fließenden Grenzen gesprochen werden kann.
Drittens ist der politische und gesellschaftliche Rahmen komplex. Daher ist die Suche nach Faktoren, die einerseits die Verbreitung des Rechtspopulismus begünstigen und andererseits die politische Erwachsenenbildung behindern, ebenfalls schwierig.
Aus den genannten Gründen werden an dieser Stelle verschiedene Einschränkungen formuliert: Diese Publikation zielt weder darauf ab, die Begriffe des Rechtspopulismus, Rechtsextremismus oder der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in allen Facetten zu beschreiben, noch die politische Erwachsenenbildung in allen Dimensionen sowie alle möglichen didaktischen Ansätze und Methoden zum Umgang mit Rechtspopulismus darzustellen, geschweige denn die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in ihrer Gänze auszuloten. Vielmehr handelt es sich um den Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus als Herausforderung der politischen Erwachsenenbildung in kompakter Form. Daher werden ausgewählte Grundlagen, Perspektiven und Einflussfaktoren in der gebotenen Kürze dargestellt.
Zu guter Letzt soll der Hinweis erfolgen, dass das Manuskript zu dieser Publikation im Vorfeld der sog. COVID-19-Pandemie entstanden ist und sich die Fertigstellung dieses Buches aufgrund der damit verbundenen Probleme verzögert hat. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dauert die Pandemie noch an und weder das Ende noch die Folgen sind abzusehen. Aus den genannten Gründen wurde dieses Phänomen nicht mehr thematisiert.