Читать книгу Prager Requiem - Michael Hetzner - Страница 5

Introitus

Оглавление

25. April 1996

Der Tod besitzt etwas Schönes und Erhabenes. Wie er da so hängt, still und friedlich, strahlt er eine Würde aus, die er in seinem ganzen armseligen Leben nicht gekannt hat.

Die alten Meister wussten um die Würde des Todes. Ihre Bilder spiegeln die Ehrfurcht, die sie ihm entgegenbrachten. Sie wussten um den weihevollen Ernst des Todes, den wir heute nicht mehr kennen.

Auch ich habe ein Kunstwerk geschaffen. Aber was für eine mühsame Arbeit, was für eine Plackerei. Das viele Blut. Unästhetisch.

Doch jetzt empfinde ich dieses herrliche, wunderbare, nie gekannte Gefühl. Ich bin voller Ruhe und

Genugtuung?

Freude?

Siegestaumel?

Mag sein, aber dahinter verbirgt sich etwas Größeres, ErhabeneresLust!

Jetzt weiß ich, was mich an den Märchen und Sagen, die mir Vlasta als Kind erzählte, so faszinierte. Vor allem an der Sage von der Wilden Šárka. Es war die Lust am Töten.

Prag, die Hunderttürmige und Goldene, ist vor allem einsein Opferstein der Geschichte.

Ich habe ein Opfer hinzugefügt. Die Inszenierung hat etwas von der Schönheit alter Heiligenbilder. Ein vom Schmerz verklärtes Gesicht, das dieser Welt bereits entsagt hat.

„Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang“, heißt es bei Rilke.

Und das ist es: Der Anfang meines neuen Lebens.

Prager Requiem

Подняться наверх