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1. Vorwort

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Als Single hatte ich mich in ein bekanntes Neues Vermittlungsportal eingeschrieben, um vielleicht - nach bereits mehreren nutzlosen Versuchen- in anderen Portalen doch noch eine Partnerin zu finden.

Ich hatte mein Profil und auch einige aussagefähige Fotos hineingesetzt und suchte nun meinerseits in den Bildern von suchenden Frauen und in deren Profilen die Eine, die mich wirklich interessieren würde.

Da sah ich ein Portrait, das mich interessierte.

Es war eine seltsame Fotografie eines diagonal über das Format abgebildeten Frauenkopfes, der mit einer Schiebermütze bedeckt war. Sehr genau war das Gesicht nicht zu erkennen, aber ich fand das Bild dennoch interessant, weil es von sämtlichen anderen in der Art so sehr abwich und garnicht einem Präsentationsfoto entsprach. Ich öffnete das zugehörige Profil und fand auch gleich verschiedene Übereinstimmungen von persönlichen Eigenschaften.

Allerdings war die Dame erst 40 Jahre alt und das war mir eigentlich zu jung mit meinen inzwischen 71 Jahren. Trotzdem schrieb ich ein paar Zeilen in das Mitteilungsfeld. Unter anderem meine tatsächliche mail-Adresse und die Bemerkung:“...aber ich werde dir ja sicher zu alt sein....“

In dem vorliegenden Buch über diese tatsächlich vorgefallene Geschichte kann ich leider weder Teile des Profils noch das Portraitfoto jener Frau darstellen, denn diese war bereits am nächsten Tag aus dem Portal verschwunden. Dafür erhielt ich einen Posteingang an meine mail-Adresse. Sie hatte geantwortet! Sehr freundlich und bestimmt: „Ich will keine 25 Männer. Ich habe dich mit Absicht ausgewählt. Einen deutschen Mann. Und du gefällst mir!“, so ihre Aussage. Damit hatte ich nun auch ihre direkte mail-Adresse und konnte ihr schreiben, ohne das Portal weiterhin nutzen zu müssen. Sie schrieb ferner, daß sie Russin sei. Das hinderte mich natürlich nicht. Allerdings wußte ich noch nicht, ob sie in Deutschland oder Rußland lebte.

Dieses Buch hier habe ich geschrieben einerseits, um die ganze Geschichte für mich selbst aufzuarbeiten und andererseits, um einen genauen Einblick in das Unwesen der sogenannten „Scammer“ zu bieten und damit möglichen Betroffenen eine ernste Warnung zu vermitteln, mit welchen Methoden über das Internet gearbeitet wird. Es werden Liebesgeschichten erzeugt und der Interessierte (in diesem Falle ich) derart verliebt und damit auch emotional abhängig gemacht, daß er bereit ist, teilweise seine Finanzen für tatsächliche oder erfundene Bedarfe seiner Geliebten zur Verfügung zu stellen. Dabei ist eine Sicherheit der Rückzahlung entweder nicht oder nur vorgetäuscht beabsichtigt. Letztlich beruht Alles darauf, daß den Behauptungen des ersehnten Partners Glauben geschenkt wird.

Im Internet kursieren die wildesten Geschichten über dieses sogenannte „Romance - SCAMMING“ und es gibt sogar Listen mit Sammlungen von Namen und weiteren Details von Personen, die dieserart negativ aufgefallen sind und vor denen somit gewarnt wird.

Da meine Geschichte wahr ist, wurde dieses Buch als quasi Tagebuch geschrieben- eben als Abbild dessen, was vorgefallen ist. Vielleicht liest es sich deshalb etwas holpriger aber es mangelt nicht an Authentizität. Das gilt auch zumindest für MEINE Gefühle, die ungeschminkt dargestellt sind und deren ich mich nicht zu schämen habe. Einzig, was man mir vorwerfen könnte ist die bodenlose Naivität, mit der ich mich habe verwickeln und manipulieren lassen, wobei ich betonen muß, daß mir bis heute der Nachweis eines handfesten Betruges nicht gelungen ist. Ich habe in aller Ehrlichkeit meine Seele offen gelegt und mein Innerstes nach außen gekehrt. Eben, um es landläufig auszudrücken, ein „einsamer Alter“ der einer Fata Morgana nachlief.

Die ersten paar mails gingen mit leider verloren, aber mit dem Obigen habe ich verdeutlicht, was sich im Vorfeld abspielte. Wichtig zu bemerken ist weiterhin, daß jene Partnerin wegen ihrer russischen Tastatur mit einem Übersetzerprogramm arbeitete (selbst einigermaßen Deutsch spricht), um das Russisch und Deutsch nicht als Problem zu haben. Ich ließ also ihre Texte so, wie sie sie schrieb. Man muß deshalb öfter einmal rätseln, was gemeint sein könnte. Andererseits liegt auch ein gewisser Reiz darin. [1]

(Redaktionelle Bemerkungen füge ich in Klammern und kursiv ein. Ab und zu wurden auch Bild- oder Musikdateien als Anhänge mitgesandt. Diese mußten leider wegen der Copyrights unkenntlich gemacht werden).

[1] Die öfter wiederkehrende Ausdrucksweise und der seltsame Satzaufbau durch das Übersetzerprogramm ergeben einen reizvollen Spracheindruck.

Die russische Birke

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