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Gesetzliche Rentenversicherung: Statt Vollversorgung nur noch Basissicherung

Das Bild dürften die meisten kennen: Die Altersvorsorge, getragen von den drei Säulen gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. Doch die erste Säule bröckelt und Säule zwei kann die ganze Last nicht tragen. Deswegen wird die dritte Säule – die private Altersvorsorge - immer wichtiger.

Kaum ein Monat ohne Diskussion über die gesetzliche Rentenversicherung. In der Geburtsstunde der Sozialversicherung hätte man sich unsere heutigen Probleme nicht vorstellen können: Die Kaiserliche Botschaft Wilhelm I. vom 17. November 1881 ist die Geburtsurkunde der deutschen Sozialversicherung. Reichskanzler Otto von Bismarck schuf sie zur Beruhigung der aufgebrachten Arbeiterklasse. Deswegen wurden sie gegen Krankheit, Unfall, Invalidität und materielle Not im Alter versichert.

1883 kam dann das Gesetz zur Kranken-, 1884 die Unfallversicherung. 1889 startete die staatliche Altersversorgung mit dem Gesetz über die Alters- und Invaliditätssicherung. Jeder sollte mit einem Mindestbetrag für seine Altersvorsorge aufkommen. Und durch einen Arbeitgeberanteil und Staatszuschüsse wurde eine Grundversorgung garantiert. Eine Altersrente gab es ab 70 Jahren. 1911 wurden dann auch die Angestellten versicherungspflichtig. Bis 1956 war unser Rentensystem so aufgebaut, dass die Versicherten auf einem persönlichen Rentenkonto Kapital ansparten - das so genannte Kapitaldeckungsverfahren. Mit der ersten Rentenreform 1957 stellten die Sozialpolitiker auf das Umlageverfahren um, gerne auch Generationenvertrag genannt. Denn die Beitragszahlungen der Berufstätigen werden umgehend an die Rentner ausgezahlt. Das System verlangt keine Ansparung; nur eine Mindestreserve von einem Monat wurde bislang in der Rentenkasse gehalten.

90 Prozent aller Erwerbstätigen sind Mitglied der gesetzlichen Rentenversicherung. Wer ein festes Arbeitsverhältnis hat, ist pflichtversichert. Die meisten Bundesbürger werden also zu dieser Form der Geldanlage gezwungen. Zudem gibt es freiwillig versicherte, wie beispielsweise Selbstständige. Viele Berufsgruppen haben eigene berufsständische Versorgungswerke, in denen sie teilweise pflichtversichert sind, beispielsweise Ärzte, Zahnärzte, Architekten, Rechtsanwälte und Apotheker.

Ist die Rente noch sicher?

Die gesetzliche Rentenversicherung wird häufig als erste Säule der Altersvorsorge bezeichnet. Dabei ist es schon einige Zeit her, dass der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) 1986 die Plakataktion " ...denn eins ist sicher: Die Rente" startete. Sicher ist dabei aber leider nur, dass jeder Beitragszahler einen verfassungsrechtlich geschützten Rentenanspruch erwirbt. Leider wird über die Höhe der Rente keine Aussage gemacht. Aber so viel ist sicher: Langfristig wird die gesetzliche Rente nur noch eine Minimalversorgung sicherstellen können.

Unser System der gesetzlichen Alterssicherung ist im Umbruch. Die alten Grundsätze des Generationenvertrags müssen mit der Entwicklung der Altersstruktur, der sinkenden Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung sowie der stetig hohen Arbeitslosigkeit in Einklang gebracht werden. Denn diese gefährden das Rentensystem. Das funktioniert nur, wenn viele, die Arbeit haben, für nicht ganz so viele Rentner die Einkommen erwirtschaften. Wenn zu wenige Arbeitende zu viele Rentner versorgen müssen, muss entweder die Rente sehr niedrig ausfallen oder die Abgabenlast ist zu hoch im Verhältnis zum Gesamteinkommen.

Das Rentensystem wird durch ein ungünstiges Verhältnis von Jung zu Alt geschwächt. Diese Entwicklung hat verschiedene Gründe: Die Menschen werden älter als früher, die Lebenserwartung steigt: Die Menschen In Deutschland leben langer als früher. Wer 60 Jahre im Jahr 1960 war, hatte als Mann im Durchschnitt noch 19 und als Frau 22 Lebensjahre vor sich. Heute sind es schon 21 und 25 Jahre: 65-jährige Männer leben durchschnittlich noch 17 Jahre, Frauen 21 Jahre. Und wahrend 90-Jährige Frauen laut Statistischem Bundesamt noch rund neun Jahre leben, sind es bei der männlichen Bevölkerung noch acht Jahre. Außerdem werden weniger Kinder geboren. Zusätzlich belastend ist, dass die Jungen noch nicht einmal so in die Rentenkasse einzahlen können, wie sie es gerne möchten: Arbeitslosigkeit ist Gift für die Leistungsfähigkeit des Rentensystems. Zudem haben einige politische Entwicklungen das Rentensystem geschwächt. So ist durch die Zuwanderung von Spätaussiedlern die Zahl von Leistungsempfängern im Rentensystem zusätzlich angewachsen. Ein weiterer Punkt: Nach der Wiedervereinigung wurde die Altersversorgung der neuen Bundesländer auf die Rentenversicherung der alten Bundesländer übertragen. Auch dadurch kam ein beträchtlicher Teil an neuen Leistungsempfängern hinzu.

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