Читать книгу Sky-Navy 03 - Kein Kontakt zu Regan III. - Michael Schenk - Страница 5

Kapitel 3 Die Eroberer

Оглавление

Paradise, Hauptstadt von Regan III., Regan-System

Familie Pareille lebte nahe einer kleinen Siedlung, knapp zweihundert Kilometer von der Hauptstadt Paradise entfernt. Claude Pareille war Farmer und belieferte einmal wöchentlich eines der Einkaufszentren der Stadt. Die Farm machte eine Menge Arbeit und der Ertrag war nicht übermäßig, aber Claude und seine Frau Claudine liebten die Unabhängigkeit des Lebens außerhalb der großen Städte. Ihre Kinder Jaques und Sylvie waren nun jedoch in einem Alter, in dem sie das Landleben als langweilig empfanden und sich über jede Gelegenheit freuten, die große Stadt Paradise zu besuchen.

Früher hatte Claude seine Waren einfach nur abgeliefert, kassiert und dann die notwendigsten Einkäufe getätigt, bevor er wieder nach Hause flog. Jetzt war der Liefertermin zu einem Familienausflug geworden. Claude kümmerte sich ums Geschäft, Claudine um die Einkäufe und die beiden Kinder um ihr Vergnügen. Glücklicherweise war dies alles unter dem Dach des riesigen Einkaufszentrums möglich.

Dies war wieder solch ein Tag und die Familie freute sich, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, auf den Besuch des Einkaufszentrums. Claude Pareille steuerte seinen alten Solar-Jeep durch den dichten Luftverkehr und steuerte erleichtert eine Parkebene des Ziels an. Schließlich stellte er den Motor ab und schloss den Luftwagen an die Ladestation an.

Claudine half den Kindern von den Rücksitzen. „Musst du schon wieder aufladen?“

„Die Batterien sind alt und speichern nicht mehr viel Energie. Es reicht so gerade für eine Flugstrecke.“

„Grundgütiger, Claude, dann kauf endlich ein paar neue.“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an. „Wenn da draußen etwas passiert, dann sind wir auf den Jeep angewiesen. Du weißt doch selbst, wie weit unsere nächsten Nachbarn entfernt sind. Denk an Jaques und Sylvie.“

Dieses Argument brachte sie immer vor, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollte, aber in diesem Fall musste Claude ihr wirklich recht geben. Es war tatsächlich höchste Zeit für einen Austausch gegen neue Speicherbänke. „Natürlich, Schatz“, signalisierte er seine Bereitschaft. „Ich werde mich heute nach einem günstigen Angebot umsehen.“

„Du wirst neue Speicherbänke kaufen, mein Liebling“, sagte sie entschieden. „Selbst wenn sie etwas mehr kosten. Ich habe keine Lust auf dem Rückweg mit den Kindern mitten im Urwald zu stranden.“

„Sicher, Schatz, du hast ja recht“, brummte er. Claude vergewisserte sich, dass der Ladevorgang begann und sah dann auf die beiden Kisten mit Nüssen, die er am heutigen Tag liefern wollte. Erstklassige Ware und sie würde einen guten Preis erzielen. Allmählich warf die Farm einen respektablen Gewinn ab, aber es hatte ja auch genug Mühe, Schweiß und Nerven gekostet. „Wenn wir heute Abend zurückfliegen haben wir nagelneue Speicherbänke.“

„Und Kumolos Siebzehn“, erinnerte Jaques an das heiß begehrte Holo-Spiel, welches schon lange auf seiner Wunschliste stand.

„Und meine Hanari-Puppe“, mahnte nun auch Sylvie an.

„Ja, auch die“, brummte Claude.

Claudine gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging dann mit den Kindern zum Kundenlift hinüber.

Claude nahm die Isolier-Kisten und nahm den Lift für Lieferanten. Nach der Ernte musste man die Nüsse kühl halten. Genau auf acht Grad Celsius, damit sie nicht weiter reiften. In den Restaurants, in denen man sie servierte, erhitzte man sie dann direkt am Tisch des Gastes, so dass sie sich öffneten und ihr Aroma entfalteten. Ihr Geschmack war intensiv und asiatischstämmige Gäste schworen darauf, sie besäßen eine Potenzfördernde Wirkung. Claude bezweifelte das, aber manche Asiaten würden wohl auch Vogeldung zu sich nehmen, wenn irgendeine Tradition ihm magische Wirkungen zuschrieb. Ihm sollte das nur recht sein, denn das trieb den Preis für die Nüsse in die Höhe.

Eine knappe Stunde später verstaute Claude die leeren Isolier-Kisten im Frachtraum seines Jeeps und nahm die beiden neuen Speicherbänke vom Einkaufswagen herunter, die er in der Technik-Abteilung erworben hatte. Wenige Handgriffe später waren sie gegen die alten ausgetauscht. Claude brachte diese zum Recycling-Schacht und machte sich dann mit dem Einkaufswagen auf den Weg, um durch ein paar Etagen des Zentrums zu schlendern. Ein paar Credits konnte er auch für sich selber ausgeben und er wollte nachsehen, ob einer der interstellaren Frachter interessante Waren nach Regan III. gebracht hatte.

Das Einkaufszentrum schien vor Menschen zu bersten. Viele tätigten hier ihre Einkäufe, doch für andere war das Zentrum einfach eine Möglichkeit, ein wenig zu bummeln oder ihre Freizeit im Vergnügungszentrum zu verbringen. Je nach Abteilung wurde der Kunde mit verschiedener Musik beschallt, Aromabänke sollten zum Kauf animieren, in dem sie die typischen Gerüche einiger Waren absonderten. Einer der zwischengeschalteten Aromatrenner war allerdings defekt, so dass sich einige Gerüche vermischten. Claude fand es nicht besonders anregend, dass eine Auslage mit Gamba-Früchten nach alten Socken roch.

Die vielfachen Auslagen, das Stimmengewirr und gelegentliche Gedränge mochten auf viele Menschen stimulierend wirken, aber Claude fühlte sich bald beengt. Auch wenn es hier viele Ruhezonen mit grünen und bunten Pflanzen gab, vermisste er schon nach Kurzem die Abgeschiedenheit der heimischen Farm.

Er beschloss, einen kleinen Pub aufzusuchen, in dem es echtes England-Bier gab. Dunkel und leicht temperiert. Es gab Leute, denen wurde schon bei der Vorstellung an warmes Bier übel, doch Claude schmeckte es. Allerdings fragte er sich gelegentlich, wer wohl dieser Herr England gewesen sein mochte, der das Getränk einst einführte.

Das Pub war klein und schummerig. Ein junges Paar hockte in einer Ecke und spielte Flöte und Fiedel. Claude trat an den Tresen, quetschte sich auf einen freien Hocker und bestellte sein Getränk. Neben dem Tresen hing ein Holo-Vid-Gerät an der Wand. Der Ton war abgestellt und niemand interessierte sich für die endlosen Werbeeinblendungen, die dort gezeigt wurden.

Claude hatte gerade seinen ersten Schluck getrunken, als das Holo-Vid einen intensiven Pfeifton von sich gab. Er war so durchdringend, dass alle auf das Gerät starrten. Der Barkeeper schien zu befürchten, dass es wohl gleich explodieren werde und machte Anstalten es abzuschalten, doch dann verharrte er irritiert.

Der Holoschirm wurde grell Orange, ein blaues Dreieck erschien, welches um seine senkrechte Achse rotierte und langsam zum Stillstand kam. Eine freundliche Frauenstimme erklang. „Achtung, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, gleich folgt eine wichtige Information des Gouvernements. Bitte bleiben Sie an den Geräten.“

Die Ansage wurde endlos wiederholt und begann einige Gäste zu nerven. Stimmen wurden laut, dem Gerät den Stecker zu ziehen und auch Claude geriet in Versuchung, sein halb geleertes Glas für eine Zwangsabschaltung zu nutzen. Er war wirklich gerade dabei, ein wenig Schwung zu holen, als Orange und Blau verschwanden und das Gesicht von Senior-Gouverneur Desmoines auftauchte. Desmoines, sonst das Sinnbild eines freundlichen Patriarchen, wirkte nervös und gehetzt.

„Liebe Reganer, soeben treten mehrere fremde Objekte in unsere Lufthülle ein. Über ihre, äh, Absichten sind wir nicht informiert. Bitte begeben Sie sich zu Ihren Wohnungen und bleiben Sie dort, bis wir…“

Der Holoschirm flackerte kurz und erlosch.

Auch das Licht im Pub flackerte und ging aus.

„Was zur Hölle, geht hier vor sich?“, rief einer der Gäste.

Glücklicherweise lag das Pub an der Außenwand des Einkaufszentrums und verfügte über ein Fenster, durch das etwas Licht einfiel, so dass keine absolute Dunkelheit herrschte.

„He, das war bestimmt wichtig“, meinte ein anderer. „Sieh zu, dass die Kiste wieder läuft.“

Ein ungewöhnliches Vibrieren lag plötzlich in der Luft. Es war kaum zu spüren, nicht mehr als ein sanftes Kribbeln. Dann war von draußen, durch das Fenster erheblich gedämpft, ein auf- und abschwellendes Heulen hörbar.

„Leute, ist das der Katastrophenalarm?“, wollte jemand wissen.

Claude runzelte die Stirn. Auf Regan hatte es noch nie einen solchen Alarm gegeben. Er entsann sich, dass irgendwo zuhause eine Broschüre des Gouvernements herumlag, in der die Regierung Verhaltenshinweise für Notfälle gab. Eine richtige gedruckte Broschüre, mit selbstleuchtenden Ziffern, so dass man sie sogar bei Stromausfall und Dunkelheit lesen konnte.

Sie zuckten zusammen. Dicht am Fenster war ein Polizeigleiter mit blitzenden roten und blauen Warnlichtern und heulender Sirene vorbei geflogen. So dicht, dass er das Fenster beinahe berührt hätte.

Claude und die anderen drängten an die Glasscheibe. Vielleicht konnte man ja sehen, was da draußen vor sich ging.

„Vielleicht ein Großbrand?“, überlegte ein Gast.

„Keine Ahnung“, kam die Erwiderung. „Aber der alte Desmoines hat irgendwas von fremden Objekten erzählt.“

„Was für fremde Objekte? Verdammt, schalte doch endlich mal jemand das verdammte Holo wieder ein!“

„Wie denn? Wir haben keinen Saft!“

Hinter Claude entstand kurzes Gerangel. Er kümmerte sich nicht darum. Er quetschte sich in eine Lücke und sah hinaus.

Paradise war eine Stadt, die in die Höhe strebte. Es war die einzige Millionenstadt auf Regan III. und ihre Bewohner waren stolz auf die Wohntürme und die durchsichtigen Röhren, die sie in den oberen Ebenen miteinander verbanden. Im Zentrum standen diese Türme sehr dicht, in den Randbezirken überwogen flachere Bauten, zwischen denen sich kleine Parks erstreckten. Seit einigen Jahren nahm der Verkehr zu, denn inzwischen wurden viele Bodenfahrzeuge aus dem solaren System importiert und viele Luft-Jeeps bewegten sich in den verschiedenen Verkehrszonen.

Auf Claude hatte die Hauptstadt mit ihrem Verkehrsgewühl schon immer hektisch und chaotisch gewirkt, doch das war kein Vergleich zu dem, was sich seinen Augen und denen der anderen Betrachter jetzt bot.

Zwei der Wohntürme im Zentrum brannten in voller Ausdehnung, bei einem dritten schlugen hohe Flammen aus den oberen Etagen. Vor Claudes entsetzten Augen zerbrach einer der durchsichtigen Verbindungsgänge, durch den sich Hausbewohner zu retten versuchten. Trümmer und Körper stürzten aus großer Höhe hinab. Rhythmisch blitzende Lichter vor den Gebäuden zeigten an, dass sich dort Rettungs- und Löscheinheiten im Einsatz befanden.

Claude zuckte vom Fenster zurück, als dort erneut ein schwerer Polizeigleiter vorbei raste. Dieser zog eine Schleppe aus Rauch und Feuer hinter sich her. Er sah dem Luftfahrzeug schockiert nach und beobachtete, wie es zur Seite sackte und dann auf den Parkplatz vor dem Einkaufszentrum stürzte, wo seine Explosion weitere Fahrzeuge zerstörte. Claude erkannte jetzt, dass Scharen von Menschen auf den Parkplatz hinaus rannten. In wilder Panik versuchten sie auszuparken. Etliche kollidierten und vergrößerten das Durcheinander.

Dann flog ein fremdartiges Objekt am Fenster vorbei.

Claude Pareille konnte die Größe nicht richtig einschätzen. Es mochte die Abmessungen eines Lastwagens haben, bestand jedoch aus einer großen Kugel, hinter der sich zwei kleinere befanden. Die glatte Hülle des Objekts schimmerte in seidigem Grün.

Noch während der Reganer das ungewöhnliche Luftfahrzeug beobachtete, lösten sich mehrere glühende blaue Sterne aus der vorderen Kugel. Sie waren auf den Parkplatz gerichtet. Wo sie einschlugen schienen die Leiber der Getroffenen oder Objekte kurz aufzuglühen, bevor sie zu einer Aschewolke zerfielen.

Ein zweites Kugelobjekt zog vorbei, dann ein drittes, schließlich eine ganze Gruppe.

„Das… Das ist ein Angriff“, ächzte der Mann neben Claude. „Das ist eine Invasion!“

Ein Kugelschiff begann eines der gegenüberliegenden Häuser zu beschießen. Methodisch zerstörte es die Glasfront, ohne Rücksicht auf das, was sich dahinter befinden mochte. Offensichtlich wurden tragende Elemente getroffen, denn ein Teil des Gebäudes neigte sich und fiel dann in sich zusammen, Inventar und Menschen mit sich reißend.

Erst jetzt begannen die Besucher des Pubs zu realisieren, dass sie sich in Gefahr befanden.

Schreie tönten, Hektik breitete sich aus, als jedermann versuchte die Tür zu erreichen.

Claude war gerade hindurch, als er sengende Hitze im Rücken verspürte. Dann kam ein heftiger Stoß, der ihn mit anderen durch den Gang wirbelte. Sein Rücken brannte, als er wieder auf die Füße kam, doch ihn beherrschte jetzt nur ein Gedanke – Wo war seine Familie? Er musste Claudine und die Kinder finden und dann verschwinden, so schnell es nur ging.

Es gab viele Besucher im Einkaufszentrum, die nun nach ihren Angehörigen suchten. Eine Ordnung existierte nicht. Keiner achtete auf die Lautsprecherdurchsagen oder die Handvoll Angestellter, die verzweifelt versuchten, das Chaos zu regeln. Die meisten der Beschäftigten suchten selbst ihr Heil in der Flucht.

Claude begriff, dass er seine Lieben nicht finden konnte, wenn er selber ziellos umher rannte. Claudine war eine kluge Frau. Sie würde zum Luft-Jeep eilen, denn er war ihr einziges Fluchtmittel.

Die Aufzüge waren hoffnungslos verstopft. Hier drängten sich die Leute ohne Rücksicht aufeinander und es gab Körper, die reglos am Boden lagen und immer wieder von Füßen getreten wurden. Claude benutzte eines der Treppenhäuser, schob sich mit anderen die Stufen hinunter zum Parkdeck, auf dem sein Jeep stand.

Er stieß einen Schrei der Erleichterung aus, als er seine Frau und die Kinder am Jeep stehen sah und eilte hinüber. Es gab keine Zeit für Erklärungen. Wie sollte man auch etwas erklären, was man überhaupt nicht verstand? Sie hoben die weinenden Kinder in die Rücksitze und Claudine stieg ein, während Claude den Ladestecker entfernte. Als er sich auf den Fahrersitz schwingen wollte, ergriff ihn eine Hand grob am Arm.

„Raus da, ich brauche den Jeep!“, herrschte ihn ein stämmiger Mann an.

„Sind Sie irre? Das ist meiner“, ächzte Claude und versuchte den Fremden abzuschütteln.

Der ließ nicht locker. Zwei andere Männer beobachteten dies und kamen heran.

„Helfen Sie mir“, keuchte Claude, denn der Fremde begann nun auf ihn einzuschlagen. Claudine schrie und die Kinder weinten immer noch, während er einerseits versuchte, doch auf den Fahrersitz zu gelangen und andererseits bemüht war, den Angreifer loszuwerden.

Dann langten die beiden Männer zu, rissen den Stämmigen nach hinten und prügelten auf ihn ein.

Claude nahm sich nicht die Zeit ihnen zu danken, ließ sich erleichtert in den Sitz sinken und startete den Motor.

„He, Monsieur, nehmen Sie uns mit, ja?“

Claude starrte die beiden Helfer an und wollte schon den Kopf schütteln, dann bemerkte er, dass es sich um zwei sehr junge Männer handelte, die kaum dem Teenageralter entwachsen waren.

„Nun mach schon“, drängte Claudine. „Wir müssen los.“

Jaques beugte sich im Rücksitz vor. „Du kannst sie nicht hier stehen lassen, Papa. Sie haben dir geholfen.“

„Ja, das haben sie“, stimmte Sylvie prompt zu.

„Monsieur, bitte!“

Claudine starrte mit aufgerissenen Augen durch die Windschutzscheibe. „Nun mach endlich!“

Claude sah dies als Aufforderung und nickte den beiden zu. „Es wird eng. Rückt hinten zusammen“, sagte er den Kindern und gab den Jugendlichen ein Zeichen.

Claude hatte keine Ahnung wer sie waren, aber sie hatten ihm geholfen. Doch Claudine hatte vollkommen recht. Es war höchste Zeit, endlich zu verschwinden. Er trat das Beschleunigerpedal durch und der Luft-Jeep ruckte an.

Auf dem Parkdeck herrschte das gleiche Durcheinander wie auf dem Parkplatz vor dem Zentrum. Fahrzeuge kollidierten, Leute schrieen sich an. Alles drängte zur Ausfahrt.

Claudes Jeep war alt und nicht so hübsch wie die neuen Fahrzeuge, aber er war auf Landleben und Robustheit gebaut. Als Claude beobachtete wie man eine andere Familie aus ihrem Fahrzeug zerrt, um sich in dessen Besitz zu bringen, verlor er selbst jegliche Rücksicht.

Er steuerte den Jeep durch die Menge, rammte einen anderen Wagen zur Seite und erreichte endlich die Ausfahrt, die durch ein weiteres Fahrzeug blockiert war. Claude fuhr einfach in das Heck, trat das Pedal durch und sein Jeep schon den anderen vor sich her, bis sie beide im Freien waren. Er kümmerte sich nicht um die Schäden, die er verursacht hatte, sondern kuppelte in den Flugmodus. Die Schächte in der Front und im Heck des Jeeps öffneten sich und die beiden großen Luftschrauben begannen zu rotieren. Der Jeep war schwer beladen und hatte die Fluggeschwindigkeit noch nicht erreicht, doch Claude zog ihn hoch. Prompt sackte der Jeep wieder nach unten, drückte das Dach eines Bodenfahrzeugs ein und gewann wieder an Höhe. Sie waren in der Luft.

„Flieg bloß nicht hoch“, keuchte Claudine, die sich verdrehte, um durch die Windschutzscheibe nach oben zu sehen. „Da sind jede Menge von diesen grünen Dingern.“

Claude war nach vorne gebeugt. Ängstlich glitten seine Blicke umher.

Die Bewohner von Paradise waren auf der Flucht, doch die Wenigsten schienen zu wissen, wohin sie fliehen sollten. Einige rannten in die Häuser, da sie glaubten dort Schutz zu finden, andere flüchteten ins Freie. Nur bei den Bodenfahrzeugen und Luftgleitern gab es ein gemeinsames Ziel – hinaus aus der Stadt und fort von den grünen Kugelobjekten.

Dieser schienen allgegenwärtig und eher wahllos zu feuern. Es gab praktisch keine Gegenwehr, denn Regan III. verfügte über kein eigenes Militär und auch keine Garnison des Direktorats.

Claude sah einige Male Zivilisten mit Jagdwaffen und auch ein paar Constabler der planetaren Polizeitruppe, die auf die Angreifer schossen, aber damit keinen sichtbaren Erfolg hatten. Im Gegenteil, sie machten sich prompt zum Ziel der Unbekannten.

Claude befolgte den Rat seiner Frau und hielt den Jeep knapp zwanzig Meter über dem Boden, denn die Fremden bewegten sich überwiegend in den höheren Regionen. Einmal entkam er nur knapp einem verheerenden Aufprall, als ein anderer Luft-Jeep brennend aus der Höhe fiel.

„Wo… Wo sollen wir hin?“, fragte einer der Jugendlichen.

„Wohin schon? Nach Hause“, knurrte Claude. Dann besann er sich und stellte seine Familie vor und erklärte ihr Ziel. „Die Farm liegt weit vom Schuss und ich hoffe, dort finden uns diese Aliens nicht.“

„Die sind sicher erst einmal mit den großen Städten beschäftigt“, antwortete einer der beiden. „Äh, ich bin übrigens Philippe und das ist Marcel. Wir kommen aus Richelieu am Furnoux-See. Wollten in Paradise unsere Tante besuchen.“

„Da habt ihr euch einen wirklich miesen Zeitpunkt ausgesucht“, seufzte Claude.

Sie überflogen die Randbezirke der Stadt. Hier schien es noch keine Toten oder Zerstörungen zu geben. Vielleicht waren die Angreifer noch nicht hier gewesen. Die Bewohner mussten aber von den Ereignissen wissen, denn sie waren dabei, ihre Fahrzeuge zu beladen. Die meisten nahmen Gepäck mit.

„Hoffentlich sind sie klug genug auch Vorräte mitzunehmen“, murmelte Marcel. „Hier wird es wohl lange nichts zum einkaufen geben.“

Der Jugendliche hatten sicherlich recht. Claude überlegte fieberhaft, wie viele Vorräte sie auf der Farm besaßen.

„Die werden doch kommen, nicht wahr?“, fragte Philippe leise.

„Wer?“

„Na, die Raumkavallerie. Die werden uns doch nicht im Stich lassen, oder?“

Claude dachte an die Kinder und schluckte eine bissige Bemerkung hinunter. „Sicher, die werden kommen.“

Claude empfand nicht viel Zuversicht. Das Direktorat musste erst einmal erfahren, was hier überhaupt vor sich ging, bevor es seine Truppen schickte. Er konnte nur hoffen, dass irgendjemand dazu gekommen war einen Notruf auszuschicken oder dass bald ein Schiff eintraf, welches den Angriff meldete.

Unter ihnen war nun der freie Urwald.

Claude trat das Beschleunigerpedal bis zum Anschlag durch, aber die neuen Speicherbänke machten den alten Luft-Jeep auch nicht schneller.

Sky-Navy 03 - Kein Kontakt zu Regan III.

Подняться наверх