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Das Erntedankfest der Zukunft

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Moderatorin: Herzlich willkommen, liebes Publikum im Fernsehstudio. Ich habe ich mir einen Gast eigeladen, den Sie bereits aus anderen Sendungen kennen dürften. Bitte begrüßen Sie mit mir Herrn Theo Loge!

(Applaus-Schild)

Moderatorin: Herr Loge! Unser heutiges Diskussionsthema lautet: Das Erntedankfest der Zukunft. Warum glauben Sie, dass darüber Gesprächsbedarf besteht?

Theo Loge: In Sprüche 27,1 sagt die Bibel: Rühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was der Tag bringt. Die Heilige Schrift weißt uns also darauf hin, dass nichts vorhersehbar ist. Wir müssen uns daher auch auf eine Veränderung traditioneller Veranstaltungen einstellen.

Moderatorin: Aber bitteschön was soll sich denn an einem Erntedankfest ändern? Seit Jahrhunderten freuen sich Menschen über die gute Ernte und danken Gott dafür.

Theo Loge: Sehen Sie, so ähnlich dachten die Menschen noch vor 100 Jahren auch, wenn es um die Ernte ging. Keiner konnte damals ahnen, dass es einmal Mähdrescher geben würde. Inzwischen fahren diese Maschinen sogar allein über das Feld, nur noch über GPS-Daten gesteuert. Alles ändert sich, auch in der Landwirtschaft!

Moderatorin: Ja gut, das ist eben der technische Fortschritt. Aber warum sollte sich am Danken selbst etwas ändern?

Theo Loge: Sehen Sie, heute wird alles auch aus ökologisch-wirtschaftlicher Sicht betrachtet. So ein Erntedankgottesdienst wird daher bald völlig unzeitgemäß sein. Bedenken Sie nur den hohen Energieverbrauch, den eine solche Versammlung erzeugt: Strom, Heizgas und so weiter. Und man braucht oft irgendein Verkehrsmittel, um überhaupt hierher zu kommen…

Moderatorin: Und wie wird das Erntedankfest Ihrer Meinung nach künftig aussehen? Verzichten wir auf den Dank?

Theo Loge: Keinesfalls! Kolosser 2,7 fordert uns auf: Seid reichlich dankbar! Man wird das Problem daher vermutlich digital lösen.

Moderatorin: Digital?

Theo Loge: Natürlich! Die Gläubigen installieren künftig einfach eine Erntedank-App auf ihrem Smartphone. In Chatrooms, Foren und Sozialen Netzwerken können sie sich dann ja auch untereinander austauschen. Beispielsweise verabreden sich die Glieder einer Kirchgemeinde dann per WhatsApp zum gemeinsamen Singen des Liedes: „Nun danket alle Gott“…

Moderatorin: Ist das nicht ein bisschen zu unpersönlich?

Theo Loge: Da stimme ich Ihnen zu! Doch der Fortschritt macht auch vor den Kirchen nicht halt. Heute kann man in einigen Kirchen bereits online spenden. Da gibt es keinen Klingelbeutel mehr. Das ließe sich auch beim digitalen Erntedankfest gut umsetzen.

Moderatorin: Das ersetzt doch aber keinen Gottesdienst! Die Gemeinschaft der Gläubigen, die persönliche Begegnung, das erhebende Gefühl gemeinsamer Anbetung…

Theo Loge: Ich verstehe Sie ja. Mir gefällt das auch nicht so recht. Aber Sie werden sehen, bald brauchen wir zur Abwehr der Terrorgefahr eine Genehmigung für Gottesdienste. Da kann man sich auch gleich im Internet treffen. Das spart Kosten und erleichtert dem Staat auch die Überwachung!

Moderatorin: Aber so richtig mit Erntedank, den Gaben auf dem Tisch und dem Anblick so vieler leckerer Sachen hat das auch nichts mehr zu tun, oder?

Theo Loge: Leckere Sachen? Ich vermute, auch die Landwirte und Kleingärtner werden sich den neuen Gegebenheiten stellen müssen…

Moderatorin: Wie das?

Theo Loge: Sehen Sie, selbst der ökologische Anbau schädigt die Umwelt. Die Tierhaltung erzeugt Methan, die Pflanzenproduktion wiederum bewirkt jede Menge Feinstaub. Es wird daher nicht mehr lange dauern, da gibt es vielleicht eine Steuer auf Bio-Produkte.

Moderatorin: Malen Sie da nicht ein bisschen zu schwarz? Irgendwie müssen Lebensmittel ja angebaut werden!

Theo Loge: Nach Ansicht einiger Naturschützer ist es viel sinnvoller, Nahrung im Labor zu züchten. Die berühmte Tomate aus dem Reagenzglas also. In Form und Farbe optimiert! Dadurch wird die Natur geschont, und es gibt keine Verluste durch Schädlinge. So sagen es zumindest diese Umwelt-Leute…

Moderatorin: Aber ist dann ein Erntedankfest nicht sinnlos geworden? Wir würden uns dann nicht mehr auf Gott verlassen, treffen uns nur noch im Internet und essen Sachen aus dem Labor! Wofür dann noch danken?

Theo Loge: Das weiß ich auch nicht so richtig. Ich weiß nur, dass ich heute sehr dankbar bin!

Moderatorin: Wofür denn zum Beispiel?

Theo Loge: Ich bin dankbar, dass die von mir befürchteten Zustände noch keine Realität sind.

(Applaus-Schild)

Neues zu Erntedank und Weihnachtszeit

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