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„Hier fühlen sich alle
wie neu geboren“ Iran, August 1942

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Eine Frau mittleren Alters sitzt in ihrer Wohnung in Teheran. Ihre Augen sind blau, ihre Haut braun gebrannt. Ihr Name ist Anna Borkowska und sie erzählt, im Grunde, die Geschichte meines Vaters. Geboren ist sie in Warschau und lebt nun noch immer in Teheran. Sie schildert ihren Leidensweg, vom Beginn des Krieges, als sie mit ihrer Mutter von Warschau über die Grenze in die Sowjetunion entkam, über ihre Deportation nach Sibirien und ihren mühsamen Weiterzug nach Usbekistan bis zu ihrer letztlichen Evakuierung in den Iran. Mit halb geschlossenen Augen spielt sie auf ihrem Klavier ein Chopin-Nocturne und erzählt dann von ihrer sorglosen polnischen Kindheit und ihrer Ankunft im Iran im August 1942, in demselben Monat also, ja vielleicht sogar auf demselben Schiff wie mein Vater und die tausend anderen Kinder, die man in Israel nur als die „Kinder von Teheran“ kennt.

Einige Zeit nachdem wir beschlossen hatten, über den Aufenthalt meines Vaters in Teheran im Zweiten Weltkrieg gemeinsam ein Buch zu schreiben, brachte Salar mir aus dem Iran, wo er den Sommer verbracht hatte, eine Kopie des 1983 veröffentlichten iranischen Dokumentarfilms Marsiye-ye gomshode mit (der internationale Verleihtitel lautet The Lost Requiem). Darin geht es um die polnischen Flüchtlinge im Iran der Kriegsjahre, und Anna Borkowska ist die zentrale Protagonistin. In der Dokumentation des Regisseurs Khosrow Sinai ist nie direkt von jüdischen Flüchtlingen die Rede, sondern bloß von der Gesamtheit der Flüchtlinge als „Polen, die in den Iran kamen“. Den Film eröffnet eine Szene auf einem Friedhof: Ein Mann geht mit einem Blumenstrauß in der Hand eine Reihe identischer Grabsteine entlang. Die Gräber sind schlicht, aber nicht ungepflegt. Als die Kamera langsam über die Grabsteine schwenkt, entdeckt man, dass sie polnische Aufschriften tragen. Wir befinden uns auf dem polnischen Gräberfeld der katholischen Abteilung des Doulab-Friedhofs, Teherans größter christlicher Begräbnisstätte. In Pole-e-Firuzeh, einer persischsprachigen Zeitschrift, die Salar mir außerdem mitbrachte, schrieb der Regisseur Sinai, dass er mit der Arbeit an seinem Film begonnen habe, nachdem er anlässlich der Trauerfeier für einen christlichen Freund im Jahr 1969 ganz zufällig auf die polnischen Grabsteine gestoßen war: „Ich sah … Grabsteine, auf die seltsame, fremdartige Namen eingraviert waren. Die Todesdaten lagen alle zwischen 1941 [und] 1945. … Meine Neugier war geweckt … [Die Leute auf dem Friedhof] wussten nichts. Schließlich kam der Priester herüber und sagte: ‚Das sind die Gräber der Polen, die während des Zweiten Weltkriegs aus Sibirien hierhergekommen sind. Bis sie endlich im Iran angekommen sind, mussten sie so viel Hunger und Krankheit erleiden, dass sie hier dann gestorben sind wie die Fliegen. Aber die Iraner waren sehr gut zu ihnen.‘“ Der Film erzählt die Geschichte dieser Güte.

Zwei Jahre nach unserem ersten Gespräch über die „Kinder von Teheran“ in Salars Büro beschlossen wir, gemeinsam ein Buch über sie zu schreiben. Als israelischer Staatsbürgerin war es mir nicht erlaubt, in den Iran einzureisen, aber Salar fuhr oft dorthin und konnte dort also recherchieren, was mir – und den meisten anderen – so nicht möglich war. Mir gefiel der Gedanke an unsere Zusammenarbeit; sie fühlte sich wie ein Puffer an zwischen der schmerzlichen Vergangenheit meines Vaters und meiner eigenen Gegenwart. Und es war, als hätte ich für meine Betrachtung der jüdischen Vergangenheit ein neues Objektiv bekommen, das meine Perspektive weitete. In politischer, intellektueller und emotionaler Hinsicht war mir das nur recht. Es schien mir eine probate Möglichkeit, solche letztlich ahistorischen Kategorien wie etwa „Antisemitismus“ zu überwinden, und heikle Gegensätze wie die zwischen Juden, Christen und Muslimen noch dazu. Und ich konnte auf diese Weise die tiefe (und immer noch tiefere) Lähmung umgehen, die das Verhältnis zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran belastet. Es tat gut, einen verständnisvollen Beobachter an meiner Seite zu wissen, den die Last der jüdischen Geschichte aber dennoch nicht aus dem Gleichgewicht bringen würde.

Zusammen lasen wir die englische Übersetzung eines zuerst auf Polnisch erschienenen Buches mit Zeitzeugeninterviews von „Teheran-Kindern“, Dzieci Syjonu (in deutscher Übersetzung erschienen als Kinder Zions), gesammelt und zusammengestellt von Henryk Grynberg, einem polnisch-jüdischen Schriftsteller. Und zusammen besuchten wir Grynberg, der schon seit vielen Jahren in McLean, Virginia, lebt, in seinem Haus. Noch nie zuvor hatte ich einen polnisch-jüdischen Schriftsteller getroffen – ja, mir einen solchen auch nur vorgestellt –, der tatsächlich auf Polnisch schrieb; alle polnisch-jüdischen Schriftsteller, die ich aus Israel kannte, schrieben ja auf Hebräisch. Grynbergs Verbindung zur Geschichte der „Kinder von Teheran“ war mir außerdem noch nicht bekannt gewesen. Meine Tante Riwka in Israel, die Schwester meines Vaters, hatte die hebräische Übersetzung von Kinder Zions gelesen und mir erzählt, wie sehr das Buch sie erschüttert hatte, weil die Darstellung ihren eigenen Erfahrungen so genau entsprach.

Henryk Grynbergs andere Bücher – darunter Der jüdische Krieg, Der Sieg und Drohobycz, Drohobycz, die Salar und ich vor unserem Treffen mit ihm ebenfalls lasen – sind fiktionale Werke, die auf den Erfahrungen des Autors im deutsch besetzten Europa beruhen. Darüber wusste ich schon mehr, und in den meisten Fällen hatte Grynberg sie aus der Perspektive eines kindlichen Erzählers geschrieben. Zions Kinder hingegen war ein nichtfiktionales, ein Sachbuch – eine Collage von Material aus den sogenannten Protokoły Palestyny („Palästina-Protokolle“): Mitschriften von Interviews mit polnischen Juden, die während des Zweiten Weltkriegs als Flüchtlinge über den Iran nach Palästina gelangt sind. Diese Interviews, erklärte Henryk Grynberg uns, waren 1943 in Jerusalem von Mitarbeitern des polnischen Centrum Informacji na Wschód („Informationszentrum Ost“) aufgezeichnet worden, zumeist in polnischer Sprache.1 Das Informationszentrum war ein Organ der polnischen Exilregierung, die alle polnischen Bürgerinnen und Bürger repräsentierte, egal, ob diese sich im besetzten Polen oder im Ausland aufhielten. Sie war nach der deutschen Besetzung Polens geschaffen worden und wurde von den Alliierten anerkannt.

Diese Koalition aus Sozialisten, Sozialdemokraten, der Bauern- und der Nationalpartei, die sich zunächst in Paris und Angers ansiedelte, wohin ein großer Teil der politischen und militärischen Elite Polens nach Kriegsausbruch geflüchtet war, bevor der deutsche Vormarsch sie nach London gehen ließ, wurde unter der Führung des Exgenerals und früheren Politikers Władysław Sikorski geschlossen, der auch als ihr Ministerpräsident amtierte. Diese Exilregierung war, wie mir plötzlich klar wurde, die Regierung meines Vaters gewesen, als er in Palästina ankam. Nach dem Krieg, erzählte uns Grynberg, waren die Protokolle der Aussagen von Tausenden polnisch-jüdischer und polnisch-katholischer Flüchtlinge von dem „Informationszentrum Ost“ gesammelt und von Jerusalem nach England übermittelt worden, wo sich die polnische Exilregierung befand. Von dort wurden sie nach Irland weitergeleitet – eines von nur zwei Ländern, welche die Exilregierung auch nach Kriegsende noch anerkannten – und gelangten später in den Besitz der Hoover Institution an der kalifornischen Stanford University. Dort schlummerten sie ungestört bis Mitte der Achtzigerjahre, als der Osteuropahistoriker Norman Naimark sie fand und an Grynberg, wie dieser uns weiter erzählte, Kopien der Protokolle schickte, weil er dachte, der Schriftsteller könne diese vielleicht für ein Buch gebrauchen. Aus den Aussagen der jüdischen Kinder aus Palästina stellte Grynberg Zions Kinder zusammen, das neben der polnischen Erstausgabe auch in deutscher, hebräischer und englischer Übersetzung erschien.2 Auf den letzten Seiten des Buches fand ich eine Liste der „polnischen Bürger, die aus der Sowjetunion und dem Iran nach Palästina evakuiert wurden“, und auf dieser Liste wiederum fand ich meinen Vater, seine Schwester und die Cousine der beiden: „Teitel Hannania, lat 14, Ostrów Mazowiecka“; „Teitel Regina, lat 11, Ostrów Mazowiecka“ und „Perelgric Emma, lat 10, Warszawa“. „Teitel“ oder „Tejtel“ (so die polnische Schreibung) war der ursprüngliche Nachname meines Vaters gewesen, bis er ihn in den 1950er-Jahren in „Dekel“ hebraisierte. „Dekel“ ist eine genaue Übersetzung von „Teitel“ – es bedeutet „Palmbaum“.

Dass mein israelischer Vater hier als ein evakuierter polnischer Bürger aufgelistet war, der womöglich 1943 dem polnischen Informationszentrum in Jerusalem eine Zeugenaussage in polnischer Sprache geliefert hatte, brachte mich mindestens so sehr durcheinander wie damals die Lektüre des Kommentars von Abbas Milani in Salars Büro. Und Henryk Grynberg selbst hatte eine Geschichte, die ihn sehr von allen polnischen Juden unterschied, die ich bisher kennengelernt hatte: Er und seine Mutter waren vor dem Holocaust weder geflohen noch waren sie ins Konzentrationslager gekommen, sondern hatten sich den Krieg über in Polen unter einer falschen katholischen Identität versteckt gehalten. „Ich habe den Holocaust doppelt erlebt: als Jude und als Katholik“, sagte er Salar und mir mit einem traurigen, etwas unsteten Lächeln, „und ich weiß genau, was mit den Juden und den Polen in Warschau passiert ist.“ Er machte Tee für uns, den wir in dem stillen, aufgeräumten Wohnzimmer seines Farmhauses in Virginia tranken, während er aus dem Keller einen Stapel von Originalprotokollen heraufholte, die ihm als Quelle für Zions Kinder gedient hatten. Die Aussage meines Vaters war nicht darunter.

Nach dem Krieg, erzählte Grynberg, seien einige seiner Klassenkameraden Flüchtlinge gewesen, die aus der Sowjetunion zurückgekehrt waren, aber über sie habe er kaum etwas gewusst. Auch in Polen redete man nämlich nicht darüber, was während des Krieges geschehen war, und seine eigenen schrecklichen Erlebnisse im und nach dem Krieg – darunter die brutale Ermordung seines Vaters durch einen polnischen Nachbarn – rückten erst in den späten 1950er-Jahren ins Zentrum seines nunmehr autobiografisch-fiktionalen Schreibens. Inzwischen, sagte er, bereue er es, seine damaligen Erfahrungen fiktionalisiert zu haben, und sei es auch noch so wenig – so viel sei er seinen Lesern schuldig –, und deshalb habe er die Interviewprotokolle, die er aus Stanford erhielt, in seiner „dokumentarischen Erzählung“ ganz bewusst nur wortgetreu wiedergegeben. Ich erzählte ihm, dass meine Tante sich in seinem Buch wiedererkannt habe, doch auch nach ihrer Aussage suchten wir in dem Stapel leider vergebens. Doch auf dem Umschlag der deutschen Ausgabe seines Buches, die 1995 erschienen ist, da entdeckte ich sie: Meine Tante Riwka Binyamini – die damals noch Regina Teitel hieß – als ein mageres Kind mit blauen Augen und blassen, schmalen Lippen, in einer viel zu großen Wolljacke, die einmal einer Frau mittleren Alters gehört haben musste, ihr Haar mit einem Kopftuch bedeckt. Wie ein „Zigeunermädchen“ sah sie aus, eine kleine Bosnierin oder Polin, vielleicht sogar ein deutsches Mädel: ein blondes, blauäugiges Flüchtlingskind wie aus dem Bilderbuch. Doch ihr Gesicht erkannte ich sofort – ihr Gesicht, das Jahrzehnte später mit seiner Kindlichkeit auch seine Ängstlichkeit verloren hatte, aber doch unverkennbar ihres blieb: der eindringliche, aufgeweckte Blick meiner Tante, ihre vorstehenden Wangenknochen, der blassblaue Farbton ihrer Augen, die ganz denen meines Vaters glichen.

„Sie sollten alles daransetzen, auch die Berichte Ihres Vaters und Ihrer Tante zu finden“, meinte Grynberg, als er mir ein signiertes Exemplar von der deutschen Ausgabe seines Buches überreichte – als Geschenk für meine Tante. „Da werden sie viel erfahren. Kinder manipulieren Informationen nicht; sie sprechen die Dinge aus, wie sie sind.“ Und tatsächlich schien es sich bei den Augenzeugenberichten, die er in seinem Buch zusammengestellt hatte, um schlichte, aufrichtige Schilderungen dessen zu handeln, was diese Kinder erlebt hatten, und zumeist handelten sie davon, was ihnen vor ihrer Ankunft im Iran widerfahren war. Bei der Lektüre stößt man auf eine schier endlose Litanei der Schrecken – Flucht und Bombardierungen, grausame Tode, brutale Gewalt, Diebstahl, Hunger, Zwangsarbeit –, ohne allzu viel über den größeren Zusammenhang zu erfahren, in dem diese Dinge geschehen waren. Die Details konnte ich nicht verkraften, jedenfalls noch nicht. Dafür waren sie zu erdrückend.

„Komm, wir schauen bei meinem Freund Homa vorbei“, schlug Salar vor, und keine Stunde später saßen wir auf einem schicken, bequemen Sofa in einem Washingtoner Vorort, gegenüber ein offener Kamin, ein Glas Wein in der Hand, und lachten mit Homa und Lida, die im Iran geboren ist und deren jüdische Familie auf Los Angeles, Washington, Teheran und Tel Aviv verstreut lebt. Lidas Schwester, die mit einem Muslim verheiratet war, wohnte noch immer in Teheran. Ihre restlichen Geschwister waren in Israel, wo sie selbst auch schon gelebt hatte. Bei ihrer Arbeit als Kellnerin begegnete ihr dort einmal der damalige israelische Verteidigungsminister Mosche Dajan. „Die Hand, die er mir geschüttelt hatte, hab’ ich danach drei Tage nicht gewaschen“, erzählte sie. Wir lachten schallend. Die meisten persischen Juden waren Zionisten; und die meisten verließen den Iran nach der Islamischen Revolution von 1979. Manche waren festgenommen und gefoltert worden; einige wurden sogar hingerichtet. Aber dennoch schien Lidas Beziehung zum Land ihrer Geburt weitaus weniger kompliziert zu sein, als etwa das Verhältnis Henry Grynbergs (oder auch das meines Vaters) zu Polen. Wir vier hatten wirklich einen sehr schönen Abend zusammen. Und kurz darauf, im Juli 2009, brachen Salar und ich, jeder für sich, in Richtung Naher Osten auf. Dort wollten wir weitere Informationen über die polnischen Flüchtlinge aufspüren.

*

In allen Haushalten Israels konnte man im Fernsehen mit anhören, wie der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad die Massen mit scharfen Worten auf den alljährlichen Al-Kuds-Tag („Jerusalemtag“) einstimmte: „Der Vorwand für die Errichtung des zionistischen Regimes ist eine Lüge, eine Lüge, die auf unbelegten Annahmen, frei erfundenen Behauptungen beruht.“ Das war 2009, in dem Jahr, in dem eine gewaltige Welle von Protesten, die „grüne Bewegung“, den Iran erfasste, die sich an der fragwürdigen Wiederwahl Ahmadinedschads zum Präsidenten entzündet hatte. Der islamisch-fundamentalistische Hardliner hatte zu diesem Zeitpunkt bereits so oft den Holocaust geleugnet und zur „Tilgung Israels von der Landkarte“ aufgerufen, dass die israelischen Medien geradezu besessen von ihm waren. Wenn der Iran dort in den Nachrichten behandelt wurde, dann wenig nuanciert und dafür umso aufgeregter. Der Mainstream-Berichterstattung aus Israel stand ich deshalb eher skeptisch gegenüber, doch als ich in New York die Begriffe „Iran“ und „Zionismus“ in die Suchmaske der Columbia-Universitätsbibliothek eingegeben hatte, waren mir im Handumdrehen Dutzende von Veröffentlichungen entgegengesprungen, deren Titel (etwa „Die Juden und der Zionismus: Anatomie eines Unheils“) mir wie persische Variationen auf die dunklen Verschwörungslegenden der Protokolle der Weisen von Zion vorkamen, nur noch abwegiger. „Die Zionisten“, hieß es da etwa, „exportieren in muslimische Länder sieben verschiedene Sorten Kaugummi, die nicht nur Impotenz hervorrufen, sondern sogar zu dauerhafter Unfruchtbarkeit führen …“ – und so weiter. Erschienen waren diese Schriften allesamt bei Bustan-e Ketab („Garten der Bücher“), dem wichtigsten Verlag aus der schiitischen Gelehrtenhauptstadt Ghom, etwa hundert Kilometer südlich von Teheran.

Dennoch war der Sommer 2009 so etwas wie ein Sommer der Hoffnung. In Teheran wollte die iranische Opposition sich nicht zum Al-Kuds-Tag mobilisieren lassen, sondern brachte stattdessen selbst Demonstranten auf die Straße, die gegen ihre eigene Regierung protestierten. In Tel Aviv hing eines Morgens eine drei Meter hohe Plakatwand in der Nähe des Jitzchak-Rabin-Platzes, auf die man die iranische und die israelische Flagge gepinselt hatte, versehen mit der hebräischen Aufschrift Kan tipatach b’karov schagrirut Iran b’Jisrael („Hier eröffnet bald die iranische Botschaft in Israel!“). Und in Jerusalem verkündete ein Künstlerkollektiv, das sich Ha’mabul („Die Flut“) nennt, dass es seine eigene „Kultur-Botschaft“ für die Islamische Republik eröffnen werde, in der Werke von iranischen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt werden sollten, um damit „ein anderes Gesicht [des Iran] zu zeigen als das, welches uns jeden Tag in den Medien präsentiert wird“.3

Salar interviewte den Regisseur Khosrow Sinai in seinem Haus in Teheran. Sein Interesse an der Geschichte der polnischen Flüchtlinge gehe schon auf die frühen Siebzigerjahre zurück, erzählte Sinai ihm, denn damals habe er begonnen, mit den noch immer im Iran verbliebenen katholischen Polen Interviews zu führen. Geld gab es für sein Vorhaben jedoch keines – „der Zweite Weltkrieg hat die iranische Öffentlichkeit damals nicht interessiert“ –, und so gab er das Projekt schließlich auf. Nachdem jedoch 1974 einige der polnischen Flüchtlinge von einst dem Schah bei einer Audienz überschwänglich „für die Menschlichkeit und die große Gastfreundschaft der Iraner“ gedankt hatten, nahm Sinai das zum Ansporn, seinen Film doch noch zu drehen. Aber noch zögerte er, weil er nicht wie ein schmeichlerischer Höfling des Schahs erscheinen wollte – dieser forderte nämlich, dass er selbst, der „König der Könige“, im Mittelpunkt des Films stehen solle!4 Schließlich vertagte der angehende Filmemacher, der vier Jahre lang in Wien Architektur studiert hatte, sein Vorhaben auf unbestimmte Zeit – so lange, bis, wie er es formulierte, „das Schicksal in Gestalt der [Islamischen] Revolution mir die Entscheidung aus der Hand nahm“. Als 1983 dann die Premiere von The Lost Requiem stattfinden konnte – die Dreharbeiten waren vom Kulturministerium der Islamischen Republik finanziert worden –, saßen im Publikum Iraner polnischer Herkunft, ihre Kinder und Enkel. Als Ort der Aufführung hatte man sich für eine Kirche in der Straße „Neauphle-le-Château“ entschieden (die – als Standort der französischen Botschaft in Iran – so benannt wurde, nachdem Ajatollah Chomeini aus seinem Exil in der gleichnamigen französischen Kleinstadt vor den Toren von Paris zurückgekehrt war).

Ein Vierteljahrhundert später sah ich mir Sinais Film in der Haifaer Wohnung meiner Kindheit an, inmitten der Fotos meines Vaters und zahlreicher Andenken aus seiner Zeit bei der Luftwaffe – winzige Tragflächen einer F-15 in einem Schmuckrahmen, diverse Zertifikate und Ehrenurkunden –, und hörte zu, wie Anna Borkowska und andere vormalige Flüchtlinge in den höchsten Tönen von der „Gastfreundschaft“, „Menschlichkeit“ und „Güte“ des Iran sprachen. Der Film wollte erzählen, wie ein Volk einem anderen geholfen hatte: „Niemals wieder“, verkündet der Erzähler des Films in dessen letzter Szene pathetisch, „soll eine Nation erdulden müssen, was das polnische Volk erduldet hat – den Gang ins Exil!“ Sinai war überhaupt nicht bewusst gewesen, wie er Salar gegenüber erklärte, dass sich unter den polnischen Flüchtlingen auch Juden befunden hatten, und selbst jetzt, da er es wusste, schien dieses Wissen für ihn keinen großen Unterschied zu machen. Auch mir, die ich vorerst nur wenig über das Verhältnis zwischen den katholischen und den jüdischen Flüchtlingen nach ihrem Eintreffen im Iran wusste, schien der Unterschied zwischen meinem Vater und den Protagonistinnen Sinais – die meisten waren Polinnen, die Iraner geheiratet hatten – nicht so sehr in einer Spaltung zwischen „Katholiken hier“ und „Juden dort“ zu bestehen, sondern vielmehr in dem unterschiedlichen Ausgang, den die Geschichte für Borkowska und für meinen Vater jeweils genommen hatte. Für ihn war der Iran nur ein Zwischenhalt auf einer langen Reise gewesen; für sie war er die Endstation. Der Iran wurde ihr zur Heimat, so wie er es – nach Angaben des Historikers Lior Sternfeld – für bis zu 5000 der polnischen Flüchtlinge im Iran geworden ist.5 Anna Borkowska war eine Iranerin, deren Wiege in Polen gestanden hatte.

Während Salar in Teheran mit Khosrow Sinai über dessen Film sprach, machte ich mich in Israel daran, neben meiner Tante und ihrer Cousine noch mehr ehemalige „Kinder von Teheran“ aufzuspüren, die nun im ganzen Land verstreut lebten. Die meisten konnten sich nur noch schemenhaft an ihre Zeit im Iran erinnern; einer, der damals schon etwas älter gewesen war, hatte immerhin noch bruchstückhaft im Gedächtnis, wie er einmal einen Ausflug in das Stadtzentrum von Teheran machen durfte, um den Sabbat im Haus einer iranischjüdischen Familie zu verbringen. Einen richtigen Schatz konnte ich aber erst in Jerusalem heben: Das frühere Flüchtlingsmädchen Ilana Karniel, auf deren Geburtsurkunde noch der Name Alina Landau gestanden hatte, überließ mir eine Kopie des Reisetagebuchs, das ihr älterer Bruder Emil Landau auf der weiten Fahrt geführt hatte. Die Geschwister Landau waren fünfzehn und zehn Jahre alt, als sie im Iran ankamen – genauso alt wie mein Vater und seine Schwester Regina. Sie waren in Warschau zur Welt gekommen, ihre Mutter war Pianistin. Sie sprachen – und schrieben – nur Polnisch. Ergänzt wurde der Bericht, den mir ein Schriftsteller aus meinem israelischen Bekanntenkreis ins Hebräische übersetzte, durch eine Karte mit der Reiseroute, die Emil selbst gezeichnet hatte und deren Präzision mir den Atem verschlug.

Das allererste Detail, das Emil Landau in seinem ersten Eintrag aus dem Iran festhält – er erzählt darin, wie ihr Schiff sich mithilfe von Schleppdampfern der Südküste des Kaspischen Meeres nähert –, betrifft die „Reihen von Studebakers und Chevrolets“, die im Hafen geparkt sind. Damals befanden sich Hunderttausende alliierter Soldaten im Iran; das Land war 1942 gewissermaßen voll von amerikanischen Lastwagen, die diesen Truppen zugeführt werden sollten. Werbezeichnungen jener Jahre halten fest, wie Studebakers vor den berühmten Felsreliefs von Persepolis und Schiras entlangbrausen, dass die Kopftücher der iranischen Frauen vom Fahrtwind nur so flattern – der Jahrgang 1942 des Reportagemagazins Life ist voll davon. „Lange Kolonnen von großen Militärlastwagen der Marke Studebaker donnern im Iran an den ältesten Denkmälern der persischen Kultur vorbei“, heißt es in dem begleitenden Werbetext. „Wo immer unsere Truppen auch anlangen – Studebaker-Lastkraftwagen aus der Heimat warten dort schon auf sie!“6 Der 15-jährige Emil Landau war gleichfalls wie gebannt, und seine Begeisterung für den Iran konnte es – zumindest anfänglich – durchaus mit der von Sinais Interviewpartnern aufnehmen:

„An dem historischen Datum des 16. August 1942 … näherte sich ein kleines Boot unter persischer Flagge der Kaganowitsch … Bei vierzig Grad Hitze und drückender Schwüle geht die erste Passagiergruppe an Bord des Schleppers und erreicht nach einer halben Stunde Überfahrt den kleinen Hafen von Bandar Pahlavi. Schwierig, den ersten Eindruck aufzuschreiben. Hier fühlen sich alle wie neugeboren, wie wenn man an einen Ort außerhalb der Welt gekommen wäre. Das Hafenbecken ist übersät mit farbenfrohen Booten; an Land wird es umgeben von Rasenflächen und Blumenbeeten; Reihen von beeindruckenden Chevrolets und Studebakers warten auf den Weitertransport, und alles erscheint gut und schön, alles scheint zu lächeln, wie auch die Perser lächeln und die indischen Soldaten, die uns Neuankömmlingen mitleidig entgegenschauen. Als wir an Land sind, umarmen sich alle.“

Der erste Berührungspunkt Emils – und Hannans – mit dem Iran war die Hafenstadt Bandar Pahlavi, die heute Bandar Anzali heißt und an der südöstlichen Küste des Kaspischen Meeres liegt. Hier war – im Gegensatz zu dem Bild, das die Studebaker-Werbeanzeigen im Life Magazine vom Iran zeichneten – von Wüste weit und breit keine Spur. Ein persischer Fotograf, der Aufnahmen von den Ankömmlingen machte und in Sinais The Lost Requiem interviewt wird, hat auf seinen Bildern auch den üppig grünen, sorgfältig gemähten Rasen festgehalten, von dem in Emils Tagebuch die Rede ist. Durch seine Linse konnte ich gleichsam mit den Augen meines Vaters sehen. Ich hatte mir diesen Ort immer ein wenig wie die staubigen ägyptischen Küstenstädtchen vorgestellt, die ich in meiner Jugend besucht hatte: Vor meinem inneren Auge waren die Buden und Schaufenster von Scharm el-Scheich erschienen, das geschäftige, quicklebendige, vollkommen chaotische Pulsieren des Nahen Ostens. Aber in Bandar Pahlavi herrscht ein subtropisches Klima, das eher dem von Südostasien ähnelt. Ruhig und elegant war die Stadt; geschwungene Marmorstiegen führten vom Ufer hinauf in einen sorgsam manikürten Park, dessen Eingang zwei gleichfalls marmorne Löwen bewachen. Es war die erste Stadt, die mein Vater seit Ausbruch des Krieges zu Gesicht bekommen hatte, in der nicht Zerstörung und Hunger das Bild bestimmten.

„Uns erscheint es … wie ein Himmelreich“, schrieb Dr. Chaim Ze’ev Hirschberg, ein Rabbiner und Gelehrter, der an der Wiener Universität Persisch studiert hatte und ungefähr zur selben Zeit wie mein Vater in den Iran kam, in einem Artikel, den ich später entdecken sollte, über seine ersten Eindrücke von der feinen Stadt am Meer.7

„Der Iran heißt uns willkommen“, heißt es in dem Tagebuch, das Krystyna Wartanowicz, eine junge Polin Anfang dreißig, auf ihrer Flucht führte und das ich gleichfalls später zitiert gefunden habe.8

So wie sie empfanden auch viele andere.

*

Der Iran, in den mein Vater im Sommer 1942 kam, war – in dieser Hinsicht vielleicht nicht anders als heute – ein hochkomplexes und keineswegs widerspruchsfreies Land: eine konstitutionelle Monarchie, die im Widerstreit mit einer Reihe repressiver Dynastien stand; eine islamische Nation, die ihre zoroastrischen Wurzeln nicht gänzlich gekappt hatte; ein Land, das reich an Öl war und deshalb von den Imperialmächten Großbritannien und Russland sowohl umworben als auch manipuliert, jedoch niemals völlig kolonisiert wurde; ein im Grunde armes Land, das sich in einem rasanten Modernisierungsprozess befand und im Jahr 1942 über ein staatliches Bildungssystem mit Schulpflicht, eine Nationaluniversität, neu gebaute Straßen und Brücken sowie über eine „Transiranische Eisenbahn“ verfügte, die den Persischen Golf mit dem Kaspischen Meer verband.

Die Brücken und Eisenbahnstrecken im Reich des Schahs waren in den 1920er- und 1930er-Jahren unter der Anleitung deutscher Ingenieure gebaut worden. Angehende iranische Ingenieure, unter ihnen auch Salars Onkel Yahya, gingen zum Studium nach Deutschland. Deutsches Know-how war dem Schah lieber als das der Sowjets oder der Briten, die bereits mit der Anglo-Persian Oil Company – Keimzelle der späteren British Petroleum (BP) – einigen Einfluss im Land hatten. Hitlers Aufstieg zur Macht tat dem deutsch-persischen Bündnis keinen Abbruch. Im Frühjahr 1942, nur wenige Monate, bevor mein Vater im Iran ankam, machte Onkel Yahya an der Königlich Sächsischen Technischen Hochschule in Dresden – der heutigen Technischen Universität – seinen Abschluss als Chemieingenieur und nahm ein Stellenangebot bei der I. G. Farben an, die später durch die Produktion des Giftgases Zyklon B sowie zahlreiche weitere Verstrickungen mit dem Naziregime berüchtigt werden sollte. Nazideutschland brauchte Öl, und der Iran brauchte dringend einen Verbündeten gegen den übermächtigen Druck der Sowjets und Briten.

Der Nazi-Ideologe Alfred Rosenberg zog in seinem Buch Der Mythus des

20. Jahrhunderts (dem nach Mein Kampf am weitesten verbreiteten und einflussreichsten Buch im „Dritten Reich“) Parallelen zwischen dem „arische[n] Persien“ und dem „germanische[n] Europa“: „Das arische Persien dichtete uns den religiösen Mythus, von dessen Kraft wir alle noch heute zehren … Und das germanische Europa beschenkte die Welt mit dem leuchtendsten Ideal des Menschentums …“, schrieb Rosenberg, der 1946 in Nürnberg wegen der deutschen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtet wurde.9 Im Jahr 1933 erschien in Teheran die Zeitschrift Iran-e Bastan („Der alte Iran“), ein rassistisches Propagandablatt in persischer Sprache, das von Nazi-Sympathisanten aus der iranischen Intelligenz finanziert wurde, um die Vorstellung von der natürlichen Überlegenheit der beiden Nationen zu verbreiten. Genauer gesagt, hieß es, seien die Iraner die auserwählte Rasse Asiens, so wie die Deutschen die Herrenrasse Europas verkörperten.10 1936 dann ersetzte der Name „Iran“ – vom altpersischen Aryānām für „[Land] der Arier“ – die bisherige Bezeichnung „Persien“ auch offiziell. Zuvor war Aryānām eine Art von Spitzname gewesen, der nur innerhalb des Landes verwendet wurde. Daraufhin erließ das „Dritte Reich“ eine Verordnung, durch welche Iraner (sowie auch ein paar andere nicht-„germanische“ Volksgruppen) von den Beschränkungen der Nürnberger Rassengesetze ausgenommen wurden – mit der Begründung, sie seien „reinrassige Arier“.

Im selben Jahr begannen deutsche Juden, die sich zur Flucht aus ihrem Heimatland gezwungen sahen, bei der persischen Botschaft in Berlin Visa zur Einreise in den Iran zu beantragen. Die dortige Regierung gelangte zu dem Schluss, dass diese Emigranten „möglicherweise nützlich sein könnten“, und ließ „Ärzte, Ingenieure, Agrarfachleute, Handwerksmeister und Facharbeiter, Architekten, Mechaniker, Musiker und Künstler“ fortan ins Land.11

Marianne Leppmann, geborene Hempel, eine Kinderärztin, die 1903 in eine Münchner Familie von, wie sie schreibt, „gebildeten, kultivierten und interessanten Leuten mit der höchsten moralischen Integrität“ geboren war, kam 1934 mit ihrem Ehemann Joachim und ihren zwei jungen Töchtern in den Iran. Bei der Reichstagswahl im März 1933 hatte die Familie sich gerade zum Urlaub in Neapel befunden. Nachdem sie die Wahlergebnisse gelesen hatte, schreibt Marianne Leppmann, habe sie sich „voller Sorge ins Gras gelegt und geweint. … [Dann] setzte ich mich wieder auf und schärfte mir ein, dass dies die letzten Tränen gewesen sein sollten, die ich um das verlorene Vaterland weinen wollte.“ Sie und ihr Mann, der Bauingenieur war, erhielten Visa für den Iran, wo Joachim eine Stelle beim Landwirtschaftsministerium antrat. Einige Monate darauf stießen seine Frau und die Töchter zu ihm. „Mit dem Vaterlandsunsinn ist es für mich auf ewig vorbei“, schrieb Marianne in ihr Tagebuch, „von nun an kenne ich nur noch eine Nationalität: die schlicht menschliche.“ Sie und ihre Familie sollten mehr als ein Jahrzehnt lang in Teheran bleiben, genauso wie drei- oder viertausend andere Westeuropäer. Unter diesen befanden sich auch Elisabeth Kottler und ihr Ehemann, ein Fabrikant, die schon 1933 mit einem beträchtlichen Vermögen von Berlin in den Iran gekommen waren. Nach ihrer Ankunft gingen sie ins Importgeschäft, trieben Handel, verloren alles, und verbrachten ebenfalls den Rest des Krieges in Teheran. Joachim (Joshua) Pollock, ein junger Mann, der in Berlin Mitglied der neuorthodoxen Synagogengemeinde Adass Jisroel gewesen war, kam mit sehr viel weniger, wurde im Iran jedoch durch Geschäfte mit den Sowjets und Briten zum erfolgreichen Geschäftsmann – und zunehmend religiös.12

In einem Bittgesuch vom 18. Oktober 1938 wandten sich „fünfzig österreichische Juden“ direkt an das iranische Außenministerium, das ihr Schreiben daraufhin dem Innenministerium weiterleitete:

„Wir sind … ganz wie alle anderen Österreicher auch. Die meisten von uns haben eine gute Ausbildung. Drei sind Ingenieure, zwei Architekten, einer ist Arzt und mehrere sind Landwirte und Handwerker verschiedener Art. Wir bitten ergebenst, uns dauerhaft in Ihrem Lande ansiedeln zu dürfen. Wir zählen etwa fünfzehn bis zwanzig Familien und wollen gern zu Musterbürgern Ihres Landes werden. … Wir möchten Seite an Seite mit Ihnen arbeiten und haben nicht die Absicht, irgendjemandem hierzulande Konkurrenz zu machen. Die Techniker unter uns sind Fachleute in einer ganzen Reihe von Feldern der Industrie und der Stadtplanung, und sie werden Ihnen beim Bau von Regierungsgebäuden eine große Hilfe sein. Natürlich werden wir auch imstande sein, ihre einheimischen Arbeiter anzuleiten und ihnen unsere Kenntnisse mitzuteilen. Wir erklären schon jetzt, dass wir unter den Gesetzen Ihres Landes und unter Ihrem Schutz stehen. Wir vertrauen fest darauf, dass Sie uns in Ihrem Lande arbeiten lassen und uns ein Stück Boden überlassen werden, das wir gern kultivieren wollen.

In Erwartung Ihrer Antwort

[Unterschrift unleserlich]“13

Der Text dieser Petition, die schließlich im Innenministerium gelandet sein muss, war in einem Quellenband mit Dokumenten des iranischen Innenministeriums enthalten, den Salar bei seiner Rückkehr aus dem Iran mitbrachte, nach einem Sommer heftiger Proteste, an dessen Ende die Wiederwahl Ahmadinedschads zum Präsidenten der Islamischen Republik gestanden hatte – und seine Vereidigung mit dem Segen des Ajatollahs Chamenei. Bei der Recherche, die Salar in meinem Auftrag hatte unternehmen wollen, war leider außer ein paar alten Zeitungsmeldungen nicht viel herausgekommen, weil das Iranische Nationalarchiv, wie sich herausstellte, weder über eine zentrale Datenbank seiner Bestände noch über irgendeine andere erkennbare Ordnung verfügte. Aber immerhin hatte Salar die erwähnte Quellensammlung gefunden, dazu noch einige Fotos und andere Hinterlassenschaften, die er in einem improvisierten Archiv mit Unterlagen der polnischen Flüchtlinge aufgespürt hatte, das sich im Keller unter einem Schuhgeschäft auf der Enghelab-Straße („Straße der Islamischen Revolution“) befindet, einer Hauptverkehrsader im Zentrum Teherans. Herr Nikpour, der Schuhhändler, ein Perser, war mit einer Polin verheiratet, die als Flüchtling in den Iran gekommen war. Ihr gemeinsamer Sohn Ramin, erzählte er Salar, lebe heute mit seiner Familie in Warschau; nach dem Fall des Eisernen Vorhangs habe er sich erfolgreich um die polnische Staatsbürgerschaft bemüht. Der Jüngste hingegen, Reza, war im Iran geblieben; er war es, der in dem Archiv im Untergeschoss alle erreichbaren Dokumente über die polnischen Flüchtlinge im Iran zusammentrug.

In New York brüteten Salar und ich stumm über dem Bittbrief der „fünfzig österreichischen Juden“ und fragten uns, ob sie damit wohl Erfolg gehabt hatten. Im Herbst 1938 war die Frage „Auswandern oder Bleiben?“ natürlich längst zu einer Frage von Leben und Tod geworden. Die Art, wie der Brief formuliert war, ließ vermuten, dass ihnen bei der Abfassung jemand geholfen hatte, der sich sehr gut mit der persischen Politik, Kultur und Lebensart auskannte. Dafür sprach die zielgenau präsentierte Liste von Berufen und auch die Betonung der Tatsache, dass man auf keinen Fall den Einheimischen Konkurrenz machen wolle, vor allem aber der Satz gegen Ende des Schreibens: „Wir erklären schon jetzt, dass wir unter den Gesetzen Ihres Landes und unter Ihrem Schutz stehen [zir e panāh e schomā]“. Das zeigte, dass dieser Brief sehr sorgfältig formuliert worden war, um genau den Erwartungen der Adressaten zu entsprechen – oder zumindest dem, was seine Verfasser für deren Erwartungen hielten. „Wir vertrauen fest [auf Sie]“, das war ein unterwürfiger Appell an eine Autorität, die zugleich religiös, gesetzlich und moralisch zu verstehen war. Salar meinte, dass derartige Formulierungen in persischen Ohren einen sehr starken, tiefen Eindruck hinterlassen haben dürften.

Jedoch fand sich in der Dokumentensammlung, die Reza Nikpour angelegt hatte, keine Antwort auf den Bittbrief, nur eine Übersetzung des Schreibens ins Persische und die folgende knappe Mitteilung eines Beamten des iranischen Innenministeriums an die Adresse des Premierministers Mahmud Dscham:

11. 01. 1938

Sehr geehrter Herr Premierminister!

Fünfzig Juden aus Wien haben einen Brief geschrieben, in dem sie darum bitten, sich „dauerhaft im Iran ansiedeln zu dürfen“ und dass man ihnen ein Stück Land gebe, das sie bebauen und kultivieren wollen. Beiliegend erhalten Sie die Übersetzung ihres Schreibens. Wir bitten darum, dass Sie uns Ihre Entscheidung in dieser Sache – wie sie auch ausfallen mag – mitteilen, damit wir ihnen Antwort geben können.

gez. Abolghasem Foruhar

Das kurze Anschreiben aus dem Innenministerium wirkte nicht gerade begeistert. Aber immerhin war das Gesuch nicht gleich im Papierkorb gelandet, sondern binnen vierzehn Tagen an den Premierminister Dscham weitergeleitet worden, der als ein besonnener Mann und politischer Pragmatiker galt.

In Salars Buch gab es auch noch andere Dokumente, die mit jüdischen Flüchtlingen zu tun hatten. In einem Memorandum aus dem Büro des Premierministers an das Innenministerium vom September 1937 wird die Entsendung von Polizisten in die Provinz Chorasan im Osten des Landes angeordnet, „um Juden an der Einreise in den Iran [über die Grenze zur Sowjetunion] zu hindern“. Diejenigen, die sich bereits im Land befanden, „sollen wissen, dass es nicht zu ihrem Vorteil wäre, wenn sie hierblieben, sondern dass sie lieber nach Bagdad weiterreisen und ihre Situation und ihr Schicksal dort abwarten würden. Aber wenn sie sich nicht umstimmen lassen … ist es auch nicht notwendig, sie weiter aufzuhalten und ihnen Schwierigkeiten zu bereiten“. Juden aus Buchara, dem Irak und vom Kaukasus hatten schon seit Anfang der 1930er-Jahre unbehelligt im Iran gelebt. Hätten die irakischen Juden „sich umstimmen lassen“ und wären in ihr Herkunftsland zurückgekehrt, dann hätte „ihre Situation und ihr Schicksal“ durchaus die sein können, dass sie dem irakischen Premierminister Raschid Ali al-Gailani in die Hände gefallen wären, einem arabischen Nationalisten mit Sympathien für die Achsenmächte, der am 3. April 1941 einen Militärputsch anzettelte, dem Anfang Juni ein zweitägiger Pogrom – der Farhud – gegen die jüdische Bevölkerung Bagdads folgte.

In einer anderen Mitteilung warnte das iranische Innenministerium die Polizei des Bezirks Chorramschahr an der Grenze zum Irak, dass es „in Chorramschahr eine Anzahl von Juden [gibt], [die] am Schmuggel [von Flüchtlingen] beteiligt“ seien – man solle sie bitte umgehend „in das Landesinnere“ umsiedeln. Die Beamten sahen den Flüchtlingen also nicht mit Enthusiasmus entgegen – aber allzu streng waren ihre Anweisungen und deren Umsetzung dann auch nicht.

„Die geben typisch persische Befehle“, meint Salar lachend, als er die beiden Dokumente für mich übersetzt. „Wir sind ein flexibles Völkchen, zuerst hü und dann gleich wieder hott.“

„Besser hü und hott als auf direktem Weg zurück zu Hitler“, sage ich, weil mir das Flüchtlingsschiff St. Louis einfällt, das von den Vereinigten Staaten nur wenige Monate vor Kriegsausbruch abgewiesen wurde.

Ganz ähnlich ist das Pendel der iranischen Politik immer wieder zwischen einer Annäherung an die Achsenmächte und einer Annäherung an die Alliierten hin und her geschwungen: Am 20. März 1939 sandte – angeblich – Adolf Hitler dem persischen Schah Reza einen Nowruz-Gruß zum persischen Neujahrsfest.14 Am 4. September erklärte der Iran seine Neutralität, trieb aber weiterhin mit Nazideutschland Handel. Gut einen Monat später, am 26. Oktober, wurde Premierminister Mahmud Dscham von dem deutschfreundlichen Ahmad Matin-Daftari abgelöst, der verfügte, dass persische Juden fortan nicht mehr als Beamte oder für die staatliche Eisenbahngesellschaft arbeiten durften. Wie sehr Matin-Daftari den Deutschen zuneigte – oder vielleicht eher eine Abneigung gegen die Briten empfand –, lässt sich wohl auch daran ablesen, dass er Hunderte von Visumsanträgen litauischer Juden ablehnen ließ. Acht Monate später folgte ihm wiederum Radschab Ali Mansur im Amt nach, der als Freund der Briten galt.

Während sich alle anderen Grenzen der Welt vor den jüdischen Flüchtlingen schlossen, gelangten doch immer noch einige in den Iran, und sei es nur auf der Durchreise. Am 9. Mai 1941 schrieb ein gewisser „Konsul Hersh Cynowicz im Hôtel Lalezar“ im Namen von 58 solcher Flüchtlinge einen Brief an die jüdische Hilfsorganisation Joint Distribution Committee (JDC) in New York. Detailliert stellte er den entbehrungsreichen Weg der Gruppe dar, die aus dem litauischen Wilna (Vilnius) über Moskau bis nach Teheran gelangt waren. Sie hatten ursprünglich japanische Transitvisa nach Wladiwostok gehabt, aber die kaiserlich-japanische Regierung hatte diese annulliert. Die britische Botschaft in Moskau hatte ihnen zwar Visa für Palästina ausgestellt, konnte ihnen jedoch nicht den Weg dorthin bahnen, weil die Durchreise durch Syrien für polnische Staatsbürger (als die sie galten) nicht gestattet war. Dann war ihnen, wie Cynowicz schrieb, „der persische Konsul in Moskau zu Hilfe gekommen, indem er uns allen Transitvisa durch den Iran ausstellte“. Diese waren eigentlich für fünf Tage gültig, aber wegen Schwierigkeiten bei der Weiterreise blieben die Flüchtlinge fünf ganze Wochen in Teheran. Die „Gesinnung der örtlichen Behörden“ sei „günstig“, schrieb der Konsul, jedoch hätten die Mitglieder der Gruppe keinerlei Mittel, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.15

Salar schickte mir Vorher-Nachher-Fotos des Hôtel Lalezar, dem inzwischen verfallenen klassizistischen Prachtbau, in dem der Konsul Hersh Cynowicz seinen Hilferuf im Namen von fast fünf Dutzend Flüchtlingen absetzte. Den Lalesar-Boulevard, wo sich das Hotel befand, beschreibt Salar mir als „die Champs-Élysées von Teheran“.

1941 schließlich gab es im Iran eine neue, ultranationalistische Partei namens Hezb-e Pan Iranist („Paniranische Partei“), deren explizit antisemitisches Programm deutliche Anklänge an jenes der Nationalsozialisten aufwies. Zugleich gab es deutsche Ingenieure und andere Fachkräfte im Land, von denen manche NSDAP-Mitglieder waren und manche Juden. (Es gab aber auch Perser in Deutschland, die, wie Salars Onkel Yahya, nur darauf warteten, aus ihrer soliden deutschen Ausbildung endlich Kapital zu schlagen – als Manager einer iranischen I. G. Farben oder Ähnliches.) Es gab Agenten der Gestapo im Iran, die von einheimischen Polizeikräften bisweilen unterstützt wurden. Es gab eine Deutsche Schule, von deren Lehrern einige Nazis waren. Berliner Sender verbreiteten die entsprechende Propaganda in deutscher Sprache, und Nazi-Sympathisanten im Iran warteten, wie Salar mir aus Teheran schrieb, „nur darauf, dass die Wehrmacht die sowjetischen Truppen im Kaukasus schlagen und nach Persien vorstoßen würde“. Der schiitische Klerus hegte Sympathien für Hitler, ja es ging sogar das Gerücht um, der „Führer“ sei heimlich zum Islam konvertiert und werde sich nach dem Krieg als ein wahrer haidar zu erkennen geben, als ein Held und „Löwe des Islam“. Die im Iran ansässige jüdische Bevölkerung war groß und durchaus beunruhigt, blieb vorerst jedoch unbehelligt. „Die Juden hier haben Angst“, meldete ein Beobachter in einem Brief aus dem Iran, den ich in einem Buch über den Iran und die Juden zitiert fand. „Die Front rückt näher, und das macht den Leuten zu schaffen. Es hat schon erste Gewalttaten gegeben, und Gerüchte gehen um, das Eigentum der Juden solle verteilt werden, wenn der Feind erst einmal hier sei.“16 Jüdische Iraner wurden von den Regierungs-, Universitäts- und Militärposten entfernt, die man ihnen erst 35 Jahre zuvor geöffnet hatte. Es wäre also durchaus vorstellbar gewesen, dass der weitere Gang der Ereignisse eine andere, sehr viel dramatischere Wendung hätte nehmen können, sowohl für Flüchtlinge wie meinen Vater als auch für die einheimischen Juden des Iran. Aber er tat es nicht.

Am 25. August 1941, zwei Monate nachdem die Wehrmacht in der Sowjetunion eingefallen war und die Sowjets sich mit den westlichen Alliierten verbündet hatten, stießen britische und sowjetische Truppen in den Iran vor, setzten Reza Schah ab und schickten ihn ins Exil, sperrten Ahmad Matin-Daftari ein und setzten den Sohn des abgesetzten Herrschers, Reza Pahlavi, als dessen fügsameren Nachfolger ein. Eine Reihe von Faktoren hatte zu dieser Invasion geführt, nicht zuletzt die Angst, die iranischen Ölfelder, die sich seit 1909 in der Hand eines – inzwischen in Anglo-Iranian Oil Company umbenannten – mehrheitlich britischen Konsortiums befanden, könnten andernfalls den Deutschen in die Hände fallen. Deutsche Staatsbürger wurden nun aus dem Iran ausgewiesen: Frauen und Kinder schickte man zurück nach Deutschland, die Männer nach Britisch-Indien, wo sie interniert wurden. Die deutschen Juden jedoch, die von der iranischen Polizei anfangs zusammen mit allen anderen Deutschen zum Abtransport zusammengetrieben worden waren, wurden auf Betreiben der britischen Botschaft schnell wieder freigelassen. Ironischerweise – bedenkt man die von den Nazis gebrauchten „Judenstempel“ – war es nun ein von den britischen Behörden in ihre Reisepässe gestempelter Davidstern, der sie vor einer erneuten Deportation bewahrte. Nach erfolgter Invasion gingen die Briten und die Sowjets daran, den Iran in Einflussbereiche aufzuteilen: London erhielt den Süden, Moskau den Norden des Landes. Acht Monate später kam mein Vater ins Land. Zu diesem Zeitpunkt – und trotz wenig effektiver, aber kontinuierlicher Angriffe durch prodeutsch-persische Widerstandsgruppen – war der Iran bereits zu einem Anziehungs- und Sammelpunkt für britische, indische, russische und polnische Truppen geworden, von einem breiten Spektrum an Flüchtlingen aus diversen Ländern ganz abgesehen. Er war kosmopolitisch geworden, ein kleiner Nabel der großen Welt.

In Bandar Pahlavi, wo mein Vater und die anderen Flüchtlinge an Land gingen, bekam er „herrliches Essen“ von „gastfreundlichen Persern“, wie einige der Kinder, die damals dabei waren, auf den letzten Seiten von Henryk Grynbergs Buch Kinder Zions berichten.17 Und Emil Landau vermerkte in seinem Tagebuch, dass schon während der ersten Woche nach der Ankunft gleich wiederholt „ein elegant gekleideter Herr, der reich zu sein schien, … den gesamten Bestand einer Süßwaren- oder Krapfenbude aufkaufte“, um ihn unter den Flüchtlingskindern zu verteilen.

Sir Reader Bullard, der britische Botschafter im Iran, schrieb die anfängliche Herzlichkeit der Perser den Flüchtlingen gegenüber deren Image als „Opfer der Sowjetunion“ zu – und der standen die meisten Einheimischen wegen der sowjetischen Einmischungsversuche im Iran feindselig gegenüber. Die Islamwissenschaftlerin Mona Siddiqui macht das Konzept der Gastfreundlichkeit an dem koranischen Gebot fest, seinen Eltern, anderen Verwandten sowie Witwen, Waisen und anderen Bedürftigen „Gutes zu tun“, dem „nahen Nachbarn“ (dschāri dhī l-qurbā) wie auch dem „ferneren Nachbarn“ (l-dschāri l-dschunūbi) – und zu diesen letzten Kategorien zählen, zumindest nach Ansicht mancher Kommentatoren, auch Nichtmuslime.18 Mich überzeugte keine der beiden Erklärungen so richtig: weder Bullard mit seinem unverblümten Zynismus noch – obwohl mir natürlich bewusst war, dass religiöse Normen und Traditionen eine Rolle spielen – die direkte Verbindung, die manche zwischen heiligen Schriften und menschlichem Handeln ziehen wollen.19 Ich wusste nicht, ob die persischen Juden an der Aufnahme ihrer europäischen Glaubensbrüder und -schwestern beteiligt gewesen waren. Ich wusste, offen gesagt, überhaupt wenig von dieser uralten persisch-jüdischen Gemeinde und davon, wie sie sich in der mehrheitlich schiitischen Gesellschaft des Iran eingerichtet hatte. Alles, was ich wusste, war, dass mein Vater in den Iran gekommen war und – zu Beginn jedenfalls – freundlich, ja herzlich aufgenommen worden war. Und mehr brauchte ich am Anfang auch nicht zu wissen.

Aus den vier dicken Bänden der History of Contemporary Iranian Jews erfuhr ich dann, dass nach der schiitisch-imamitischen Richtung des Islam, die im Iran seit dem 17. Jahrhundert die vorherrschende ist, Juden und andere religiöse Minderheiten (dhimmi, „Schutzbefohlene“) als unrein (nadsches) gelten. Diese Auffassung wurde durch gewisse Aussagen über diese Gruppen im Koran und den Hadithen – gesammelten Aussprüchen des Propheten Mohammed – „rationalisiert und substanziiert“, wie der Historiker Daniel Tsadik es ausdrückt. Der Koran wirft bisweilen Juden und Christen in einen Topf – als ahl al-kitab („Leute des Buches“, „Buchbesitzer“). In anderen Passagen wiederum werden die Juden gesondert genannt – als banu isra’ll („Kinder Israels“) oder al-yahūd.

Wenn die Juden – oder überhaupt die „Buchbesitzer“ – im Koran oder seinen Kommentaren erwähnt werden, so geschieht dies manchmal mit feindseliger Ablehnung, manchmal aber auch mit einem Aufruf zur Toleranz. Grundlegend jedenfalls ist – zumindest in den Schriften der „imamitischen“ oder „Zwölfer“-Schiiten – die Überlegenheit der Schia und ihrer Gläubigen über alle anderen Religionen und deren Anhänger, nicht-imamitische Muslime eingeschlossen.20 Wer von den Nichtmuslimen sich mit seinem untergeordneten Status abfinden konnte, genoss unter dem Schutzschirm des Islam ein gewisses Maß an Rechtssicherheit. Im Gegenzug mussten diese Dhimmis aber auch Bedingungen erfüllen, Vorschriften einhalten und Gesetze akzeptieren, die ihre Unterwerfung deutlich zum Ausdruck brachten: „Juden dürfen kein frisches Obst kaufen“; „wenn ein Muslim einen Juden verflucht, soll der Jude schweigen und den Kopf neigen“; „wer aber einen Juden tötet, der soll gegen die Zahlung eines geringen Blutgeldes freikommen“; und so weiter.

Auch beim Handel mit Juden galten Beschränkungen, so etwa beim Kauf von Schuhen „und anderen ähnlichen Dingen“, die aus Leder gemacht waren. Insbesondere war es den Dhimmis streng verboten, einen Muslim zu verletzen; sich „Gräuel“ zuschulden kommen zu lassen (etwa, indem sie in der Öffentlichkeit Wein tranken); Bauwerke zu errichten, die jene der Muslime überragten; und so weiter.21 Die Vorschriften variierten und wurden in den verschiedenen Städten und Regionen des weitgehend dezentral gegliederten Iran unterschiedlich gehandhabt. Und sie galten, meistens zumindest, nicht nur für Juden, sondern für alle Dhimmis.

In dem Bericht über ihre Reisen durch den Iran in den 1880er-Jahren beschreibt die englische Entdeckerin und Naturkundlerin Isabella L. Bird, wie die „Juden von Hamadan [einer Stadt etwa 300 Kilometer nordwestlich von Teheran] tagein, tagaus getreten und geschlagen und auf der Straße angespien werden“, weil man sie „für noch unwerter als die Hunde hält“.22 Und der Historiker Bernard Lewis bemerkt anlässlich seiner Beschreibung der harschen Lebensumstände der Juden im Osmanischen Reich, dass diese „verglichen mit den Juden im Iran“ noch immer „wie im Paradies lebten“.23 Eine gewisse Besserung setzte 1906 ein, als durch eine Verfassungsrevolution im Iran sämtliche religiösen Minderheiten, auch die Juden, endlich das volle Bürgerrecht erhielten; aber in der Mahalleh-ye Juhunda, dem „Jüdischen Viertel“ von Teheran, das von den Juden selbst schlicht „Mahalleh“ genannt wurde, blieben die Lebensbedingungen miserabel. „Ich habe die Mahalleh gesehen“, sollte der aus Polen geflohene Dr. Hirschberg über seinen Besuch dort im Jahr 1942 schreiben, „ihre bettelarmen Bewohner, ihre heruntergekommenen Häuser, die beinahe im Boden versinken, ihre niedrigen Türen, durch die man nur eintreten kann, wenn man sich fast bis zum Boden bückt. Man hat mir gesagt, sie seien absichtlich so gebaut worden – um die Selbstverteidigung zu erleichtern, wenn es einmal zu Übergriffen kommt … Viele Familien hausten in Kellerlöchern, richtiggehenden Höhlen, ohne Licht noch Luft. Kränkliche, bleiche Kinder, die an allen Arten von Ausschlag und Hautkrankheiten zu leiden schienen, schauten uns Besucher neugierig an.“24

Doch es gab auch andere, wie ich herausfand, die in wachsender Zahl auch außerhalb der Mahalleh zu wohnen begannen, unter ihnen ein junger Arzt, der sich bei seiner Behandlung der Flüchtlinge noch vor Jahresfrist eine tödliche Krankheit zuziehen wird. Dr. Ruhollah Sapir war Internist und 31 Jahre alt, obwohl seine bereits recht hohe Stirn ihn älter aussehen ließ. In Gruppenfotos, die man in den Büchern zur Geschichte der iranischen Juden finden kann, trägt er stets einen modisch geschnittenen grauen Anzug mit schwarzer Krawatte. Er war gerade auf Visite im Darmangah-e Mahalleh („Mahalleh-Hospital“), als er von den polnischen Flüchtlingen hörte, die in Bandar Pahlavi angekommen waren und sich auf dem Weg nach Teheran befanden. Dr. Sapir war 1910 geboren, gerade einmal vier Jahre nach der rechtlichen Emanzipation der iranischen Juden. Er wuchs hinein in eine Welt, in der alles von der aufblühenden Ideologie der Verwestlichung bestimmt schien, von der Säkularisierung und dem Nationalismus Reza Schahs. Seine Schulbildung erhielt er an einem Institut der Alliance Israélite Universelle, einer gemeinnützigen jüdischen Organisation, die überall in der Levante, im Nahen Osten und in Nordafrika Schulen mit französischer Unterrichtssprache betrieb. Als Arzt war Dr. Sapir ein Idealist, aber er war auch selbstbewusst und unbekümmert – was wohl nicht nur dem politischen Klima geschuldet war, sondern auch dem besonderen Ansehen, das jüdische Ärzte im alten Persien schon seit Jahrhunderten genossen hatten. „Die Ärzte von Kaschan thronen in Ruhe und Gelassenheit, bei üppigem Honorar“, schrieb ein jüdischer Reisender im Jahr 1860, „und alle Einwohner der Stadt fügen sich ihren Anordnungen, ja sogar die Gojim [Nichtjuden].“25

Die Alliance Israélite Universelle, der Dr. Sapir seine Schulbildung vor der Universität verdankte, war 1860 von jüdischen Bürgern in Paris gegründet worden. Ihr Leitspruch war es, „sich allerorten für die Emanzipation und moralische Hebung der Juden in der Welt einzusetzen“. Die erste Zweigschule der Allliance im Iran wurde 1898 in Teheran eröffnet; ihr Rektor war ein französischer Jude namens Joseph Baruch Cazès. Weitere Schulen bestanden in Hamadan, Isfahan, Schiras, Sanandadsch und Kermanschah. Der ausdrückliche Zweck dieser Institute bestand darin, wie es in einem Brief an den persischen Botschafter in Paris dargelegt wurde, die jüdische Bevölkerung des Irans in einen loyalen und produktiven Teil der Gesamtbevölkerung zu verwandeln: „Nicht ohne Stolz geben wir die Eröffnung einer Schule für jüdische Kinder in Teheran bekannt. … Die Redlichkeit und Gerechtigkeit Seiner Majestät lassen uns hoffen, dass die Vertreter seiner Regierung uns die nötige Unterstützung zu diesem mildtätigen Unterfangen gewähren werden. Wir sind überzeugt, dass wir mit der Bildung der Juden auch dem Iran [als Ganzem] einen Dienst erweisen.“

Gleichfalls in Teheran gründete Dr. Sapir, nachdem er wiederholt hatte miterleben müssen, wie jüdische Patienten im örtlichen Krankenhaus schlecht behandelt wurden, das Darmangah-e Mahalleh, ein kostengünstiges Hospital, dessen Leitlinie es war, „einen jeden Patienten mit der äußersten Hingabe zu behandeln und keinen jemals und aus keinem Grunde in den Nachteil zu setzen“.26 Das Spital befand sich innerhalb der heruntergekommenen, überfüllten Mahalleh, weil Dr. Sapir und die anderen Mitglieder des Kanun-e Javanan-e Isra’el-e-Iran („Zentrum für die jungen Juden des Iran“), oftmals ebenfalls Ärzte, meinten, dort wäre es für diejenigen am besten zugänglich, die es am dringendsten brauchten. Dr. Sapir selbst wohnte jedoch außerhalb des jüdischen Viertels.

Bis Anfang 1942 hatte der Erfolg des Darmangah-e Mahalleh Dr. Sapir und einige Mitstreiter dazu ermutigt, auch noch das Kanun-e Kheeyrkhah („Freundschaftszentrum“) zu gründen, einen jüdischen Wohlfahrtsverein, der den Bau jüdischer Kranken- und Waisenhäuser in Schiras, Maschhad, Hamadan und Isfahan fördern sollte, wo die Situation der Juden noch sehr viel schlimmer war als in Teheran. Das „Freundschaftszentrum“ war eine von nur ganz wenigen eigenständig-jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen, die es im Iran vor der Ankunft meines Vaters gab – zuvor galt dort unter Juden wie Muslimen der Grundsatz, dass für die Pflege von Hilfsbedürftigen ausschließlich die (erweiterte) Familie verantwortlich sei. Überhaupt war es eine der allerersten jüdischen Vereinigungen im Land gewesen; eine weitere war die kleine zionistische Bewegung, die sich am 2. November 1917 spontan in Iran zusammenfand, nachdem der britische Premierminister Arthur James Balfour die Absicht Großbritanniens bekundet hatte, „die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ zu unterstützen.

Den persischen Juden lag der Zionismus gewissermaßen im Blut, reichten die Stammbäume bei manchen von ihnen doch bis in das Jahr 597 vor Christi Geburt zurück, als ihre Familien aus Judäa ins babylonische Exil verschleppt wurden. In sechs Büchern der hebräischen Bibel – Jesaja, Daniel, Esra, Nehemia, dem Chronikbuch und dem Buch Ester – findet das weitere Leben jener jüdischen Ur-Flüchtlinge Erwähnung, die fortan in ihren eigenen Gemeinden über das Perserreich verstreut lebten, ihre Verbindung zu Eretz Israel jedoch nie ganz aufgaben. Spätestens ab dem 9. Jahrhundert nach der Zeitenwende waren persische Juden wieder regelmäßig nach Jerusalem zurückgekehrt, entweder als Siedler oder als Pilger, die anschließend – ganz wie die Muslime, die nach der Entstehung des Islam nach Mekka gereist waren – den Ehrentitel „Hadschi“ führten. Im Jahr 1894 kam bei der Einweihung einer „Hadschi-Synagoge“ in Teheran ein Stein aus Jerusalem zum Einsatz. Im Gefolge der oben erwähnten „Balfour-Erklärung“ aus dem November 1917 – von der die persischen Juden durch ein Telegramm der jüdischen Gemeinde in Sankt Petersburg erfuhren – wurde aus dem alten Pilgerbrauch ein politisches Statement.

Gegen Ende des Jahres 1917 wurde eine bescheidene zionistische Gruppierung gegründet, zu der die Zeitung Ha’geula („Die Erlösung“) gehörte. Anfang 1918 begann die Ebriyat Hamziqat Sefet Eber („Vereinigung zur Stärkung der hebräischen Sprache“) ihre monatlichen Sitzungen im Haus von Aziz Chaim Ischaq (der im Anschluss an eine Reise nach Jerusalem auch als Hadschi Aziz Elghanian bekannt war). Bis 1922 hatte sie Ableger in 27 Städten überall im Iran bekommen.

Kaum vier Jahre später verbot Reza Schah – im Zeichen seiner Errichtung einer säkularen Zentralregierung – alle zionistischen „Umtriebe“ (und alle Zusammenkünfte von Minderheitengruppen, sofern diese nicht religiösen Zwecken dienten). Der zionistische Aktivist Schmuel Chaim wurde wegen Verschwörung gegen den Schah verhaftet und schließlich hingerichtet. Danach kam jegliche organisierte Form von zionistischer Aktivität im Iran zum Erliegen. Während der nächsten anderthalb Jahrzehnte wurden Dutzende politischer Aktivisten hingerichtet oder ins Gefängnis geworfen. Die englisch-sowjetische Invasion des Irans bewirkte ihre Freilassung und schuf im ganzen Land ein Klima der Freiheit, in dem auch der Zionismus wieder ans Licht kommen konnte. Im selben Zusammenhang entstand auch die – wesentlich prominentere – marxistisch-leninistische Tudeh-Partei („Partei der Massen“), mit deren Gründung am 29. September 1941 die iranischen Juden zum ersten Mal überhaupt als gleichberechtigte Mitglieder in eine politische Partei ihres Heimatlandes aufgenommen werden konnten.

Die marxistisch-internationalistische Ausrichtung der Tudeh-Partei ließ einen öffentlichen Raum entstehen, in dem Juden und Muslime sich auf Augenhöhe begegnen konnten, und das zog gerade junge, gut ausgebildete Juden in Scharen an. Sie stellten beinahe die Hälfte der Tudeh-Mitglieder und den Großteil der Journalisten und Flugblattschreiber, die sich für die Partei engagierten. Eine ganz ähnliche Ausrichtung hatte auch das „jungjüdische Zentrum“ Kanun-e Javanan-e Isra’el-e-Iran, das sich einen jüdisch-sozialistischen Universalismus auf die Fahnen geschrieben hatte. Dass es sich dennoch um eine dezidiert jüdische Initiative handelte, wurde keineswegs verheimlicht, im Gegenteil: Der offen bekundete Zweck des Zentrums war es, Hilfsbedürftige zu unterstützen und zu einer Hebung des Lebensstandards in der Mahalleh beizutragen. Das war nun also die persisch-jüdische Lebenswelt, in die mein Vater eintrat.

*

Als mein Vater im Iran ankam, umfasste dessen jüdische Bevölkerung bereits weitere Gruppen: polnisch-jüdische Flüchtlinge, die mit früheren Transporten aus Zentralasien gekommen waren; deutsche und österreichische „Hitlerflüchtlinge“ (wie ein Interviewter sie bezeichnete); eine „große Zahl“ von Juden aus dem usbekischen Buchara, die nach der Russischen Revolution vor den Sowjets geflohen waren; „Juden aus dem Kaukasus, die ihr persisches Bürgerrecht geltend machten, um aus der Sowjetunion auszureisen und sich in Teheran niederzulassen“; „eine Gemeinde von ‚Aschkenasim‘ aus Russland, die nach der Revolution [in den Iran] gezogen waren“; Flüchtlinge aus dem Irak, darunter auch „wohlhabende irakische Kaufleute, die aus Geschäftsgründen in Teheran ansässig waren“;27 und Juden aus Palästina: 450 gelernte und ungelernte Arbeiter, Ingenieure, Werkmeister, Bauarbeiter, Graveure, Feinmechaniker, Installateure, Buchhalter und Angestellte, die als Mitglieder des jüdischen Arbeitskommandos Solel Boneh („Straßen- und Hochbau“) auf Lastwagen von Palästina in den Iran gekommen waren.

Anfang 1942 eroberten Soldaten des japanischen Kaiserreichs die britische Kolonie Burma, das heutige Myanmar. Damit war der Iran unter den sehr wenigen Ölfördergebieten, die sich noch in alliierter Hand befanden, eines der wichtigsten. Die Anglo-Iranian Oil Company sah sich gezwungen, in ihrer Raffinerie in Abadan am Persischen Golf die Produktion rapide zu steigern, wozu jedoch die Arbeitskräfte – und vor allem die entsprechend ausgebildeten Fachkräfte – fehlten. Also erklärte der britische Premierminister Winston Churchill, den man von der misslichen Lage in Kenntnis gesetzt hatte: „das werden die Juden aus Palästina erledigen“.28 Solel Boneh, gegründet 1924 als jüdisches Bauunternehmen, hatte zu diesem Zeitpunkt schon seit beinahe zwei Jahrzehnten Infrastrukturprojekte für die britische Mandatsmacht in Palästina umgesetzt. Jetzt wurden die Arbeitskräfte des Unternehmens als Teil der alliierten Kriegsanstrengungen an den verschiedensten Orten im Nahen Osten eingesetzt. Einige Mitarbeiter von Solel Boneh, die man in den Iran geschickt hatte, waren erst wenige Monate vor meinem Vater dort angekommen; einige hatten in Palästina die britische Staatsbürgerschaft erworben; manche fanden im Iran zum Zionismus; andere lehnten zionistische Aktivitäten strikt ab, ja versuchten, sie sogar zu unterbinden; mehrere waren absolute Hochstapler, die unter dem Vorwand in den Iran eingereist waren, für Solel Boneh tätig zu sein, in Wahrheit jedoch für die Organisation Mossad Le’alija Bet arbeiteten, eine Abteilung der zionistischen Untergrundorganisation Hagana, deren geheime Mission während des Krieges es war, jüdische Flüchtlinge nach Palästina zu schleusen.29

Der Iran des Jahres 1942 stand, soweit ich es überblicken konnte, an einem „Ereignisnullpunkt“, einem noch unbestimmten Augenblick in der Geschichte, an dem die Ereignisse sich in viele, ganz unterschiedliche Richtungen hätten entwickeln können – aber auch an einem Punkt der Neugeburt, an dem viele Menschen ihre alte Identität ablegten und jemand ganz anderes wurden.

Im Jahr 1942 begann auch die persisch-jüdische Gemeinde, sich zu organisieren, und das Teheraner Komitee für jüdische Flüchtlinge wurde gegründet, dem Repräsentanten der unterschiedlichen jüdischen Fraktionen angehörten, die in der Stadt vertreten waren: ein persisch-jüdischer Kaufmann, der auch Mitglied der früheren Teheraner Zionistengruppe gewesen war; ein Arzt; ein Apotheker; zwei Flüchtlinge aus dem Irak; und ein deutsch-jüdischer Flüchtling aus Berlin.30

Jüdische beziehungsweise zionistische Hilfsorganisationen aus Amerika kamen 1942 ebenfalls in den Iran, um meinem Vater und den anderen jüdischen Flüchtlingen dort beizustehen. Sie nahmen mit Dr. Sapir und anderen Kontakt auf, um die Details der Flüchtlingsversorgung mit ihnen abzustimmen. Noch Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollten sie das Mahalleh-Hospital und andere Einrichtungen unterstützen.

Auch war 1942 das Jahr, in dem die ersten Vertreter von Solel Boneh und später auch der Jewish Agency for Palestine, der Vertretung der jüdischen Bevölkerung im britischen Mandatsgebiet, in den Iran kamen und dort nicht nur mit den polnisch-jüdischen Flüchtlingen, sondern auch mit der ansässigen persisch-jüdischen Gemeinde Kontakt knüpften. Auch an den Schah von Persien wandten sie sich erstmals und brachten so die Saat einer umfänglichen Zusammenarbeit zwischen dem Iran und dem neugegründeten Staat Israel aus, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einsetzen und bis zur Islamischen Revolution im Jahr 1979 Bestand haben sollte.

Und obwohl ich es noch nicht wusste, war 1942 das Jahr, war der Iran des Jahres 1942 der Ort gewesen, wo und als mein Vater aufhörte, ein „polnischer Jude“ zu sein, und stattdessen begann, eine neue, jüdisch-israelische Identität anzunehmen – die einzige, die ich kennengelernt hatte. Auf einem Foto aus Teheran, auf dem er zu sehen ist, sieht er klein und mager aus, wie er da aus der dritten Reihe einer Gruppe von allesamt unterernährt wirkenden Flüchtlingsjungen in die Kamera schaut – aber seine Augen lächeln.


Abbildung 2: Ein Gruppenfoto aus Teheran: Hannan steht – als Fünfter von links – in der hintersten Reihe.

Die Kinder von Teheran

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