Читать книгу Spiritualität als Lebenskompass - Miryam Muhm - Страница 7
VORWORT
ОглавлениеWarum sind wir so oft unzufrieden? Uns fehlt doch eigentlich nichts – den meisten von uns geht es gut. Sie haben eine Familie, Freunde, einen Beruf; sie können sich ihren Hobbys widmen und Urlaub machen (selbst in Corona-Zeiten). Und doch nagt oft irgendetwas an unserer Seele. Vielleicht ist es eine gefühlte »Orientierungslosigkeit«, das Fehlen eines höheren Sinns, denn tief in unserem Inneren wissen wir, dass wir von dieser Gesellschaft wie Marionetten manipuliert werden, dass wir wie hypnotisiert den Anforderungen unserer sozialen Umwelt unterliegen. Seit Jahrzehnten werden unser Denken und Handeln so gelenkt, dass wir unserer Seelenruhe den Rücken kehren und unser Glück im Konsum suchen. Diese Art von Befriedigung ist aber nur von kurzer Dauer (wie Walter Benjamin bereits vor 100 Jahren erkannte).
Zuweilen spürt unsere fremdbestimmte Seele, oder auch unser gelegentlich erwachendes Unterbewusstsein, dass wir eine wesentliche Dimension des Lebens verloren haben – eine Dimension, die nicht nur aus materialistischem Denken und Fühlen bestand, sondern in der Ethik, Moral, gesunde Werte und Empathie noch einen wichtigen Platz hatten. Diese Dimension mündete oft in die Spiritualität oder wurde von ihr getragen. Wir wussten einmal fast instinktiv, dass es etwas gibt, was größer ist als unser Leben – und dieses Gefühl, diese innere Überzeugung diente uns als Kompass, um Gut von Böse zu unterscheiden. Wir bemühten uns, »richtig« zu handeln. Dieser Lebenskompass wurde uns jedoch zu dem Zeitpunkt genommen, als uns ein rein materialistisches Bild von der Natur vermittelt wurde und wir begannen, einem falsch verstandenen Säkularismus zu frönen, von dem wir inzwischen überzeugt sind: Religion und Spiritualität gelten als irrational. Nach den hypnotisierenden Vorstellungen des Kapitalismus unterliegt das Leben nur noch dem Materiellen (um das in unsere Köpfe zu bringen, setzen Werbung und Politik offen hypnotische Techniken ein). Kurz, wir haben der Spiritualität den Rücken gekehrt, und Moral und teilweise auch die Ethik sind weitgehend zu obsoleten Konzepten geworden.
Seit Jahrzehnten herrscht somit eine Art »ethischer Relativismus«, der wesentlich zu der heute verbreiteten Orientierungslosigkeit beiträgt. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind inzwischen so verschwommen, dass wir ohne ein Wimpernzucken dazu imstande sind, die absurdesten, ja perversesten Handlungen zu vollziehen.
Dieser ethische Relativismus nagt an unserer Seele, deshalb befriedigen wir sie mit immer neuen Dingen und Objekten (und die Wirtschaft freut sich). Da diese Befriedigung aber naturgemäß nur kurzfristiger Natur ist (es gibt ja ständig Neues zu erwerben), greifen viele von uns auf legale oder illegale Drogen zurück, ergehen sich in Alkoholexzessen oder verfallen in eine pervertierte Sexualität – alles, um ihrer inneren Getriebenheit zu entkommen.
Die nächsten Kapitel sollen uns als Wegweiser dienen, sich diese verloren gegangene Dimension der Werte und der Spiritualität, die eigentlich angeborene Teile unseres Ichs sind, wieder anzueignen, indem wir unser Gehirn mittels Meditation in diese Richtung trainieren.
Im ersten Teil wird die Spiritualität erörtert, so wie sie zum Beispiel Albert Einstein verstand.
Im zweiten Teil werden anhand wissenschaftlicher Studien außerordentliche Phänomene wie beispielsweise Nahtoderfahrungen, terminale Geistesklarheit und Präkognition aufgezeigt. Obwohl es hier vieles gibt, was wir noch nicht »rein wissenschaftlich« erklären können, sollten uns all diese Phänomene dazu verhelfen, ein wenig nachzudenken und uns Fragen zu stellen – insbesondere über die Art unseres Bewusstseins.
Im letzten Teil ist es mir sehr wichtig, zu zeigen, dass die Wieder-Aneignung der spirituellen Dimension durch Meditation durchaus auf der soliden Basis etlicher wissenschaftlicher Studien fußt. Nur mit wissenschaftlich belegten Tatsachen können wir uns der Wahrheit nähern, denn in dieser Zeit einer überbordenden Flut an Worten und Informationen brauchen wir faktenbasierte Beispiele, damit jeder frei ist, seine eigenen Entscheidungen auf den Grundlagen solider Erkenntnisse zu treffen. Die forschende Wissenschaft führt uns vor Augen, dass Mindfulness-Meditation und Empathie uns die Möglichkeit eröffnen, eine höhere oder »bessere« Vernunft zu erreichen. Und sie zeigt uns vor allem eines: Diese höhere Dimension lässt uns insgesamt nicht nur zufriedener und glücklicher sein, sondern auch respektvoller mit der Natur und unseren Mitmenschen umgehen. Einen Versuch wäre es allemal wert.