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Reitbeteiligung gesucht

Endlich hatte ich meine Fortbildungsmaßnahme erfolgreich abgeschlossen und einen eigenen, festen Arbeitsplatz – das hieß, keine Vertretungen mehr, relativ geregelte Arbeitszeiten und damit mehr Freizeit!!

Die Ausgabe der „Freizeit im Sattel“ musste doch hier irgendwo sein?! Na also, da war sie ja! Die Anzeige geisterte schon länger durch meine Gedanken. „Reiten lernen auf Islandpferden! Lernen Sie die kleinen Pferde mit dem großen Herzen kennen und lieben …“

Eine Adresse in Erftstadt, das hieß ungefähr 40 km Anfahrt, aber einmal in der Woche kein Problem, und am Wochenende gäbe es bald Ausritte mit netten Mitreiterinnen und Mitreitern, viel Spaß und Sport. Der Telefonanruf verhieß dazu eine nette Reitlehrerin, und so machte ich mich denn an einem bitterkalten Dienstag Abend im Dezember 1986 auf den Weg nach Erftstadt.

Der Hof hielt, was er versprach: Isländer in mehreren Offenställen, richtige Puschelponies im dicken Winterfell, auf dem der Schnee liegen blieb, so gut isolierte es. Ein warmes Reiterstübchen, in dem wir uns trafen und Ingrid, unsere Reitlehrerin, erst mal eine kurze Vorstellungsrunde einleitete zum gegenseitigen Kennenlernen. Wir verstanden uns auf Anhieb, und ich war ziemlich erleichtert, war ich doch nicht die einzige Anfängerin. Insgesamt machten sich fünf vermummte Gestalten auf den Weg zu den Paddocks und holten unter Ingrids Anleitung die zugewiesenen Schulpferde. Meines war ein älterer Wallach mit Namen Lýsingur – der Leuchtende. Ein isabellfarbener Wonneproppen, wir beide schlossen sofort Freundschaft, was wohl auch an den mitgebrachten Leckerlis lag – kleine Bestechung und stumme Bitte, meine Anfängerfehler zu verzeihen und nicht allzu schnell mit mir zu laufen. Je näher das Reiten kam, desto nervöser wurde ich. Was hatte ich mir da nur angetan? Durchgefroren suchte ich das Putzzeug zusammen und säuberte meinem neuen vierbeinigen Freund das Fell, damit Sattel und Zaumzeug nicht scheuerten. Dann hieß es „Zügel in die Hand und ab zur Ovalbahn!“

Wie bitte? Bei der Kälte draußen reiten?! Ich lernte direkt, dass nicht nur Islandpferde, sondern ihre Reiter – oder die, die es werden wollten – robust sein mußten, denn „so lange es nicht regnet oder schneit, gehen wir nach draußen, entweder auf die Ovalbahn oder ins Dressurviereck.“

Aha – warum hatte ich mir nur den Dezember als Startmonat für meine Freizeitreiterkarriere ausgesucht?! Aber da musste ich durch – und ich habe es nie bereut! Dieser ersten Reitstunde – nach der ich fast eine Woche mit Muskelkater zu kämpfen hatte zur Belustigung von Eltern und Kollegen – folgten viele weitere. Schnell kamen erste kleine Ausritte dazu, und am Ostermontag im nächsten Jahr stand der erste längere Ausritt bevor.

Inzwischen hatte ich einen festen Arbeitsplatz bekommen und war keine Springerin mehr. Eine meiner neuen Kolleginnen war ebenfalls Reiterin, und bald hatte ich sie neugierig gemacht auf diese Isländer. Angelika fuhr dienstags mit nach Erftstadt. Wir genossen die Reitstunden und die Geselligkeit. Inzwischen durfte ich auch andere Pferde reiten und lernte nach und nach die Unterschiede in Temperament und Gangveranlagung kennen. Es machte einfach nur Spaß!

Der Osterritt führte uns an der Swist entlang zu einer großen Uferwiese, wo Rast gemacht wurde. Die Pferde durften grasen, die Reiter suchten Ostereier und genossen ein kleines Picknick. Neben unserer Dienstagsrunde waren noch andere Reitschüler auf Schulpferden und auch einige Privatreiter dabei. Wir waren eine nette Truppe, und Petrus tat ein übriges, diesen Ritt zu einem tollen Erlebnis werden zu lassen: Es war erst Ende März, aber mit 20° lagen die Temperaturen unerwartet hoch. Entsprechend zu kämpfen hatten die Pferde, die noch im Winterfell steckten. Auf dem Rückweg ging es deshalb meist im Schritt nach Hause. Dabei genossen wir das herrliche Frühlingswetter.

Einen Wermutstropfen gab es: Ich ritt Máni, mein Lieblingsschulpferd, einen braven Fuchswallach mit schönem Tölt und ruhigem Charakter. Eigentlich trug ich mich schon länger mit dem Gedanken, ihn zu kaufen, wollte aber nicht mehrmals in der Woche den Weg nach Erftstadt fahren. Also schob ich den Kaufgedanken immer weiter vor mir her – und nun erzählte mir Ingrid unterwegs, dass Máni zum 1. April verkauft wäre und in die Eifel zu einer Familie ziehen würde, die bereits drei Islandpferde hatte und nun ein viertes haben wollte, damit nicht immer eins „übrig“ blieb in der kleinen Herde. Guter Gedanke, aber wieder musste mich von einem liebgewordenen Schulpferd trennen! Sollte das so weitergehen?? Vielleicht wäre eine Reitbeteiligung die Lösung? Zwar war auch das dann nicht „mein“ Pferd, aber ich könnte mich an ein Pferd gewöhnen und viel damit unternehmen und lernen, was ein „eigenes“ Pferd bedeutet: regelmäßige Termine beim Schmied, Impfungen, Futter, Stallarbeit, Weidepflege, … Gelesen hatte ich schon viel darüber, aber selbst mittendrin stecken? Doch, das wollte ich, trotz aller Arbeit, die nun mal dazu gehört.

Gesagt, getan. Ende der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren Internet und Handy noch ziemlich unbekannt, da griff man zur Tageszeitung oder - in meinem Fall – zu Pferdezeitschriften, um Anzeigen zu wälzen und Islandpferdebesitzer in der näheren Umgebung zu finden. Nach einiger Zeit und einer Denkpause, als ich krank war und nicht reiten konnte, fand ich schließlich eine Anzeige, die recht vielversprechend klang: „Offenstallplatz für Islandwallach frei Nähe Schloß Arff, Fragen an …“. Schloß Arff?! Keine halbe Stunde mit dem Rad von meinem Wohnort im Kölner Norden entfernt. Ich hatte zwar kein Pferd, aber wo ein Offenstallplatz angeboten wurde, musste es schon Islandpferde geben, also rief ich einfach an und fragte nach. Regina erklärte mir dann auch prompt, dass bereits zwei Wallache dort wären, aber mindestens noch ein weiterer Wallach dazu kommen sollte, damit je nach Reitkonstellation nicht immer einer allein blieb. Geplant war auf längere Sicht eine kleine Herde von sechs Wallachen. Eine Reitbeteiligung hätten sie nicht zu vergeben, aber warum wollte ich mir denn keinen eigenen Isländer kaufen? Am Ende des langen Telefonats hatte ich mich mit Regina am Stall verabredet für das kommende Wochenende.

Dort angekommen, fand ich einen kleinen Unterstand, einen Auslauf und drumherum die Weiden. Ein Anbindebalken, mehrere kleine Kammern (für Heu, Stroh und Sattelzeug) und ein Wohnwagen für den Aufenthalt der Zweibeiner waren vorhanden, mit dem Preis und der Arbeitsverteilung (es war eine Haltergemeinschaft) konnte ich mich sofort anfreunden – als ich wegfuhr, hatte ich mit Regina verabredet, am nächsten Wochenende mit ihr zu einem größeren Islandpferdehof im Bergischen zu fahren, der ein paar Pferde zu verkaufen hatte. Es dauerte aber noch ein paar Wochenenden und einige Proberitte, bis wir an einem Samstag Ende Januar ins noch verschneite Hochsauerland fuhren und ich in Berlar bei Elisabeth Berger Skolli kennenlernte. 13 Jahre alt, Schimmel und Schulpferd, ritt ich ihn auf der Ovalbahn Probe – und landete prompt im Schnee! Skolli blieb sofort stehen, er war gestolpert und ich hatte mehr darauf geachtet, was Elisabeth mir über ihn erzählte, als mich auf’s Reiten zu konzentrieren, und so lag ich vor ihm im Schnee. Als ich aufschaute, sah ich in zwei schwarze Pferdeaugen, die mich anschauten und zu fragen schienen, was ich da wohl machte … Das war’s. Ich stieg wieder auf und wusste: ich saß auf meinem Pferd … So kaufte ich Skolli trotz seiner Vorgeschichte (Spatoperation an beiden Sprunggelenken und Tetanusvergiftung) und war nun stolze Besitzerin eines Islandpferdes! Eine Woche später holten wir ihn in unseren Offenstall und es begann eine nicht immer einfache, aber trotzdem wunderschöne Zeit.

Skolli und Leira

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