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Das Geheimnis der Osterhasen

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Endlich wieder Frühling! Seit einigen Tagen schien die Sonne aus einem strahlend blauen Himmel und vertrieb die Gedanken an den langen, schrecklichen und bitterkalten Winter. Nun hoppelten die Hasen wieder glücklich und voller Übermut über die Wiese.


Grauenhaft war es dieses Jahr gewesen! Eis und Schnee hatten für Wochen und Monate die Landschaft zugedeckt und es war nicht mehr möglich, auch nur das kleinste bisschen Nahrung zu finden. Kaum, dass sie die Rinde von den Bäumen losbekamen, geschweige denn, Grünzeug auf der oft mehrere Zentimeter tief gefrorenen Erde fanden. Manche Kralle blieb im Boden stecken, wenn der Frost erbarmungslos zuschlug. Oftmals wurden die schwächeren Tiere tot aufgefunden, steifgefroren, weil sie für eine kurze Rast zum Schlafen in eine Mulde zusammengerollt lagen.

Doch nun vertrieb die Sonne mit ihren Strahlen diese trüben Erinnerungen. Die ersten Frühlingsblumen steckten ihre Köpfchen aus dem Boden und wiegten sich der Sonne entgegen. Die Hasen hatten, auch mit Hilfe der Menschen, den Winter überstanden. Denn diese brachten den Tieren an den kältesten Tagen Futter und Heu zum Fressen und Wärmen in den Wald und an die Feldränder. An manchen Stellen hatten sie regelmäßig trockene und vom Frost geschützte Überdachungen zum Schutz aufgestellt.

Heute nun fand die große Hasenversammlung nach dem Winter statt. Von nah und fern kamen alle Hasen, ob groß oder klein, zusammen. - Und dann sank die Sonne in einem roten Farbenball hinter den Horizont. Auf der Lichtung vor dem großen Dämmerwald gab es kaum einen Zentimeter Platz.

Nach der üblichen Ansprache und den allgemeinen Regelungen für das anstehende Jahr kam die Rede auf die besonders harten Bedingungen des vergangenen Winters und die großen Verluste unter ihnen wurden zusammengetragen. Viele Familien mussten gerade unter den Jungen erhebliche Einbußen hinnehmen. Nachdem alle wichtigen Angelegenheiten durchgesprochen, Lösungen gefunden und neue Beschlüsse gefasst waren, fügte der Oberhase, Meister Langohr, ein: „Die Menschen haben uns geholfen, den strengen, bitterkalten Winter zu überleben. Auch wenn unsere Verluste extrem hoch sind, sind wir den Menschen zu besonderem Dank verpflichtet. Ohne sie hätten noch sehr viel weniger diese Zeit überlebt. Lasst uns nun überlegen, wie wir ihnen deshalb eine Freude machen können.“ Da ertönten von allen Seiten Vorschläge, einer überschrie den anderen, aber keinem fiel etwas wirklich Gutes ein, das den Menschen ein besonderes Vergnügen bereitet hätte. Endlich piepste kaum hörbar von ganz hinten die Stimme eines winzigkleinen Hasenkindes. „Ich weiß etwas, ich weiß etwas. Lasst uns für die Menschenkinder bunte Eier machen. In unserem Bau gibt es einige Hasen, die wundervoll malen. Die Hennen haben so viele Eier. Vielleicht geben sie uns welche ab.“

Alle schauten überrascht drein. Fassungslos sahen sich die Tiere an. Welch eine Idee. Was für ein Plan! – Dann brach ein riesiger Tumult aus. Meister Langohr trommelte mit seinen Vorderläufen auf den Boden und sorgte so bald schon für Ruhe. Zuerst einmal lobte er das kleine Häschen wegen dieser phantastischen Idee, um dann anzufügen: „Ich werde mich aufmachen und zu Mutter Huhn gehen. Ich bin überzeugt, dass dieser Vorschlag ihre Zustimmung findet, da auch ihre Art viel Hilfe durch die Menschen erfuhr. Für heute beende ich diese Versammlung. Morgen Nacht treffen wir hier zur weiteren Beratung zusammen.“ Nach diesen Schlussworten drehte er sich um und hoppelte fort, um zu Mutter Huhn zu gelangen.

Vor ihm lag ein weiter Weg, um „Mutter Huhn“, das Oberhaupt aller Hühner, zu treffen. Sie lebte abseits im Pappelwald in einer alten Scheune. Mitten im Stroh hatte sie sich zurechtgesetzt und schlief. Behutsam weckte er sie und sprach: „Mutter Huhn, wir brauchen dringend deine Hilfe. Wir haben vor, den Menschenkindern für ihre Hilfsbereitschaft im Winter zu danken. Dabei sind wir auf den Einfall gekommen, ihnen bunte Eier zu schenken. Ihr könntet uns die Eier geben. Wir malen sie anschließend an und verstecken sie bei den Menschenkindern.“ Mutter Huhn plusterte sich begeistert. „Eine wunderschöne Idee, Meister Langohr. Sobald der Morgen graut, halte ich ein Hühnertreffen ab und berate mich mit allen anderen. Im Laufe des späten Tages kann ich dir darüber Auskunft geben.“ Meister Langohr bedankte sich. „Vielleicht könntest du gleich mit einer Abordnung an unserer großen Versammlung im Dämmerwald morgen Nacht teilnehmen? Dort könnten wir alles genau untereinander abstimmen. Ich schicke dir meine besten Renner, um euch abzuholen.“ Mutter Huhn war einverstanden und Meister Langohr machte sich auf den Heimweg.


Derweil schickte Mutter Huhn ihre Botschafterinnen zu ihren Schwestern. Morgens ertönte im Wald ein Gegackere und Gescharre, als alle Hennen bei Mutter Huhn eintrafen. Einstimmig beschlossen sie, den Hasen genügend Eier zur Verfügung zu stellen. Mutter Huhn wählte ihre erfahrensten Hennen als Begleitung aus. Gegen Abend trafen, wie versprochen, die kräftigsten und schnellsten Renner bei Mutter Huhn ein, um sie zur Hasenversammlung abzuholen.

Es wurde eine lange Nacht. Immer wieder tauchte ein neues Problem auf: An welchem Platz sollte das Hauptlager für die gelegten Eier errichtet werden? Wo war die richtige Stelle zum Eierfärben? Wie sollten die Eier dorthin transportiert werden? Wer könnte ihnen beim Transport behilflich sein? Wie bekamen sie genug Farbe? Und, und, und ….

Doch nach und nach organisierten sie alles Notwendige. Gemeinsam beschlossen sie, gleich am nächsten Tag anzufangen. So würde bis zum bevorstehenden Osterfest alles fertig sein. Den Hennen und Hasen blieben deshalb nur noch wenige Wochen und die Zeit schien sehr knapp. In den nächsten Tagen gab es viel Aufruhr in Wald und Feld. Im dämmerigen Forst schlug Mutter Huhn ihr Hauptquartier auf und errichtete ein Lager aus Stroh und Zweigen. Hierher befehligte sie alsbald ihre Hühner und ließ die fleißigsten für die Eierproduktion sorgen. Schon in den nächsten Tagen schleppten weitere Hennen Berge von Eiern herbei. So konnten sich die Hasen an die Arbeit machen.

Mittags eilten die Renner von Meister Lampe mit Rindenkiepen herbei, die sie zusammen mit den Vögeln gefertigt hatten, um die nächsten Eier abzuholen. Es waren kunstvoll geflochtene Körbe, die sie mit Zweigen an den Schultern befestigten. Die mit getrocknetem Gras gepolsterten Böden schützten die Eier, so dass keines bei der Hoppelei zerbrechen konnte. Am Waldrand entstand ein Dorf für die besten Maler der Hasenzunft. Tag und Nacht waren sie mit Quaste und Farben dabei, die Eier in wahre Schmuckstücke zu verwandeln. Vom Gras nahmen sie die Farbe für die grünen Eier. Die Erde gab die braune Farbe. Durch die Tulpenblüten bekamen sie rote Eier. Von den Narzissen erhielten sie die gelbe Färbung. Aus dem Wasser holten die Hasen das Blau. Schon bald leuchtete es aus allen Ecken gelb, rot, grün, braun und blau und die Hasen arbeiteten mit Feuereifer. In der Nacht vor Ostern endlich war alles fertig und die kleinsten und schnellsten Hasen verteilten die bunte Pracht in den Gärten und Vorgärten.

OS T E R N !

Seit der Morgendämmerung lugten die Tiere gespannt hinter Ecken, aus Erdlöchern, im Gras, unter Büschen und Hecken, wartend, was nun passieren würde. Endlich liefen die Mädchen und Jungen hinaus in die Gärten, um in der Sonne zu spielen. Plötzlich ein Aufschrei! Freudestrahlend bückte sich ein kleines Kind nach der Tulpe im Vorgarten und hielt ein buntes Ei in der Hand. Und ein erneutes Aufjuchzen! Jetzt kannte der Jubel keine Grenzen, als alle Kinder eine Menge bunter Eier fanden. Zufrieden zogen sich die Tiere unauffällig zurück. Die Überraschung war geglückt.


Auf der nächsten Hasenversammlung aber wurde beschlossen, dass von nun an jedes Jahr zu Ostern für die Kinder bunte Eier versteckt werden sollten. Seit dieser Zeit gibt es das Osterdorf und die besten Maler der Hasen dürfen jedes Jahr für die Kinder die schönsten Eier bemalen.

Und seither gibt es die Osterhasen!

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