Читать книгу Mit der Kamera als Waffe - das kurze Leben der Gerda Taro - Monika Lange-Tetzlaff - Страница 3
Das Begräbnis
ОглавлениеParis am 1. August 1937. Ein riesiger Trauerzug mit ca. 100.000 Teilnehmenden zog zu den Klängen des Trauermarsches von Chopin vom Zentrum der Stadt zum Ehrenfriedhof Friedhof Père Lachaise. Auf diesem Friedhof sind neben vielen anderen Prominenten Persönlichkeiten auch die am 28. Mai 1871 erschossenen Kommunarden der Pariser Commune von 1871 beerdigt. Aber die Tote, die am 1. August so feierlich zu Grabe getragen wurde, war keine Aufständische, sondern eine junge Frau, die nie mit einem Gewehr gekämpft hatte. Sie hatte eine ganz andere Waffe.
Zu Grabe getragen wurde die junge Fotojournalistin Gerda Taro. Sie hatte seit Monaten vom Spanischen Bürgerkrieg berichtet, oft direkt von der Front. Ihre Bilder vom Mut der Verteidiger der Republik, vom Leiden der Zivilbevölkerung unter den Luftangriffen der Legion Condor, vom Trotz und Durchhaltewillen der Milizionäre, die die Losung „No paseran“ - sie kommen nicht durch - umsetzten, waren in vielen Zeitschiften und Magazinen außerhalb Spaniens erschienen. Am 25.Juli war sie an der Brunete-Front in einen Luftangriff geraten. Ein außer Kontrolle geratener Panzer der Regierungskräfte überrollte sie. Ihre Verletzungen waren so schwer, dass sie einen Tag später in einem Lazarett starb.
An ihrem Grab hielt der französische Schriftsteller Louis Aragon die Trauerrede. Grußadressen von Anna Seghers, Egon Erwin Kisch, Pablo Neruda, der Komintern, des ZK der französischen Kommunistischen Partei wurden verlesen. Die französische KP beauftragte den Künstler Alberto Giacometti mit der Gestaltung ihres Grabmals. Das Begräbnis von Gerda Taro war nicht nur ihr persönliches Begräbnis, sondern zugleich auch eine Demonstration gegen den Faschismus und für die Demokratie.
Wer war diese Frau, deutsche Emigrantin, Jüdin, Tochter aus besserem Hause, engagierte Antifaschistin, die nie Mitglied einer Partei war (auch nicht einer kommunistischen Partei wie oft angenommen wurde), die da so geehrt wurde?