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Teil 1: Passionszeit Das Warten der Samenkörner – Andacht zum Beginn der Passionszeit

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 Begrüßung

 Eingangslied: Wir danken dir, Herr Jesu Christ (EG 79) oder Kleines Senfkorn Hoffnung (Text: Alois Albrecht, Musik: Ludger Edelkötter)

 Impuls

Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze, dann wandert mein Blick oft durch das Fenster nach draußen. Mein Blick sucht den Garten nach den ersten Zeichen des Frühlings ab. Noch ist alles karg und winterlich; die Bäume schlafen noch und träumen vom Frühling.

Jedes Jahr neu erlebe ich diese Wochen als eine besondere Zeit. Die Wärme der Advents- und Weihnachtszeit ist verblasst, die Aufbruchsstimmung des Jahresanfangs ist verweht, und der Winter wird mir lang. Ich habe Sehnsucht nach Farben, nach Sonne und Wärme, nach dem Erwachen der Bäume und den Liedern der Vögel. Gerade an den Tagen, an denen die graue Wolkendecke sich gar nicht öffnen will, geht es mir so. Für viele Menschen wird es in diesen Wochen auch in der Seele dunkler, alles geht nicht mehr so leicht von der Hand. Das Aufstehen fällt schwer, der Schlaf bringt nicht die rechte Erholung. Die Freude stiehlt sich davon.

Wenn ich so in den Garten schaue, fällt mir wieder ein, wie wir im November die Blumenzwiebeln in der Erde vergraben haben. Was für eine hoffnungsvolle Arbeit ist das doch! Lange Zeit sieht man nichts, die Wochen vergehen, Kälte und Frost ziehen über das Land, und die Blumenzwiebeln liegen in der Erde und warten ihre Zeit ab. Eines Tages bricht die Erde auf und Halme streben der noch müden Sonne entgegen.

Genauso wie die Blumen noch in der Erde schlafen, gibt es auch in meiner Seele vieles, was jetzt nicht sichtbar, aber doch da ist. Es ist noch viel mehr da als die jetzige Müdigkeit, als das nur gedämpfte Licht. Ich bestehe nicht nur aus der Dunkelheit, die mich gerade quält, oder dem Stillstand, der mich lähmt. Da sind auch Zukunft, Kraft, Aussicht auf Licht, Freude, ganz viel Lebensfreude. Wie Blumensamen schläft sie in der Tiefe, und sie wartet darauf, wieder zu neuem Leben zu erwachen. Mit diesem Bild wird endlich die Hoffnung wieder spürbar. Was mich auch belastet und hemmt, es muss nicht für immer sein. Das lässt aufatmen: Ja, so soll es sein. Was mich auch niederdrückt, ich kann es überwinden. Ich habe noch ein anderes Leben in mir, das mich ins Licht ruft. Schon beginnt es zu erwachen und der Sonne entgegenzuwachsen.

Vor wenigen Tagen hat die Passionszeit begonnen. Auch sie ist eine karge Zeit. Viele Menschen verzichten in dieser Zeit auf etwas, das ihnen sonst lieb ist: Süßigkeiten, Kaffee, das Glas Wein am Abend, Stunden vor dem Fernseher. Andere nehmen sich etwas vor, das ihnen gut tut: jeden Tag einen Spaziergang, mehr Zeit zum Schlafen oder Freunde treffen. Der Verzicht und die Konzentration helfen, sich wieder des Wesentlichen bewusst zu werden: Wo ist die Mitte meines Lebens? Was hält mich? In den Gottesdiensten denken wir über das Leiden und Sterben Jesu nach und tragen in sein Leid das Leid auch unseres Lebens ein. Gerade das Aushalten dieser besonderen Zeit lässt neue Kräfte wachsen. Alles drängt ins Licht.

Ich brauche die Zeiten der Kargheit in meinem Leben. Sie zeigen mir, was ich wirklich zum Leben brauche, und sie lehren mich, sorgsam mit mir selbst umzugehen. Wenn ich durch diese Zeit gehe, dann weiß ich: Kargheit, Dunkel und Lähmung werden vergehen. Denn ich gehe Ostern entgegen: neues Leben inmitten des Dunkels, neue Kraft gegen alle Resignation.

Garten im Spätwinter

Ich berühre die Erde.

Karg ist sie.

Dort warten die Samenkörner,

sie werden wachsen, Gott, aus deiner Kraft.

Lass auch mich wachsen.

Ich berühre die Rinde,

die Rinde der Bäume im Garten,

darunter pocht ihr Leben.

Bäume sollen am Weg sein,

ihr Schatten und ihr Schutz.

Ich höre die Vögel,

ihr Singen am Morgen,

bevor die Sonne kommt.

Lass auch mich ein Lied machen,

aus meiner Sehnsucht ein Lied.

Ich spüre die Sonne,

ihre Wärme, ihr Licht.

Lass mich dein Licht sehen,

das nicht vergeht,

auch auf dunklem Weg

leuchtet es.

Gib mir Sonne, Gott, und gib mir Bäume,

gib mir Wasser, gib mir Brot,

gib mir Wachsen, gib mir Reifen,

lass mich wohnen, du mein Gott,

nah bei dir

im Haus deiner Freundlichkeit.

 Schlusslied: Ich sing dir mein Lied (deutscher Text: Fritz Baltruweit und Barbara Hustedt, Melodie: aus Brasilien)

 Segen

Gott segne dich.

Er lasse in dir wachsen

Kraft zum Leben,

Mut, neu aufzubrechen,

Freude, Gott ein Lied zu singen.

So segne dich Gott.

Vom Kreuz zum Leben

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