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Kapitel 1 Was bleibt, ist die Liebe
ОглавлениеSchweigend saßen sie nebeneinander auf der kleinen Parkbank. Den Blick auf den Fluss gerichtet, hing jeder seinen Gedanken nach. Luc`s Arm ruhte wie selbstverständlich auf Marthe`s Schulter. Selbst in ihrem Schweigen sagten sie sich noch so Vieles und ein Außenstehender, der genau beobachtete, konnte in ihren Augen die tiefe Zuneigung erahnen, die die beiden alten, grauhaarigen Leute auch heute noch verband.
Marthe dachte zurück, an die längst vergangenen Jahre. Groß und stattlich war er damals, ihr Luc. Charmant und geistvoll wußte er zu unterhalten und oft philosophierten sie, bei einem guten Glas exquisiten Weines, bis in die späten Abendstunden. Er liebte solche Abende und seine Zigarre durfte dabei nicht fehlen, rundete sie doch den Genuss dieser abendlichen Zweisamkeit noch ab. Nun, da ihn die Krankheit zu einem massvolleren Lebenswandel zwang, blieb ihm nur noch das zeitweilige Schwelgen in Erinnerung, das oft von einem bedauernden Seufzen begleitet wurde. Ja, körperlich konnte Luc nicht mehr das leisten, was er früher vermochte, doch sein Geist war noch hellwach und der Speicher in seinem Gehirn noch randvoll von schönen Erinnerungen.
Er hingegen sinnierte derweilen über die Frau, in die er sich vor vielen Jahren verliebte und die ihn damals in eine Welt mitnahm, die er bis dato nicht kannte. Wie sie mit Geduld und Liebe sein damaliges Frauenbild zurechtrückte und ihm der Beweis war, was Liebe imstande war zu geben und ihn auch erkennen liess, was er zu geben hatte, ja, immer geben wollte, der Frau, die ihn verstand. Ihr Lachen, mit dem sie ihn mitriss und das ihm so guttat, an dieses Lachen dachte er, als er über das Wasser blickte. Die Zärtlichkeit, mit der sie sich liebten, all das lief wie ein Film vor seinem geistigen Auge ab. Bei ihr durfte er immer der sein, der er war...und das war gut so! Zufrieden lächelte er in die untergehende Abendsonne...
Es wurde kühl, als die Sonne langsam aus ihrem Blick verschwand. Innig zog er Marthe ein Stück zu sich heran und presste kurz seine stachelige Wange an die ihre: "Lass uns nach Hause gehen, Liebes, mir wird kalt!" Nach diesen Worten erhoben sich die beiden Alten, fassten sich an den Händen und gingen schweigend den Weg zurück. Immer kleiner wurden ihre Gestalten, bis der Park ihre Silhouetten in der Abenddämmerung verschlang.