Читать книгу Die Herrschaft Der Königinnen - Морган Райс, Morgan Rice - Страница 13
KAPITEL NEUN
ОглавлениеVolusia stand stolz auf ihrem goldenen Schiff, das in der Sonne glänzte, als sie langsam die Wasserstraßen von Volusia hinunterglitt. Sie hatte die Arme ausgestreckt, und sog die Anbetung ihrer Untertanen in sich auf. Tausende von ihnen waren an den Rand der Wasserstraßen gekommen, um sie zu sehen, füllten die Straßen und Gassen, und riefen aus allen Richtungen ihren Namen.
Volusia hätte die Menschen beinahe berühren können, die voller Bewunderung ihren Namen riefen und bunte Blätter in die Luft warfen, die im Licht schimmerten, als sie auf sie herabregneten. Das war das größte Zeichen des Respekts, das ihr Volk ihr erweisen konnte. Es war ihre Art, einen heimkehrenden Helden zu feiern.
„Lang lebe Volusia! Lang lebe Volusia!“, schallte es vom Rand der Kanäle, die sie mitten durch das Herz ihrer prachtvollen Stadt trugen, deren Straßen und Gebäude reich mit Gold verziert waren.
Volusia lehnte sich zurück und sog alles in sich auf, erregt, Romulus besiegt zu haben, den Herrscher des Empire abgeschlachtet zu haben, und seine Krieger mit ihm. Ihre Leute waren auf ihrer Seite. Sie fühlten sich ermutigt, wenn sie sich stark zeigte, und sie hatte sich seit dem Tag an dem sie ihre Mutter ermordet hatte nicht stärker gefühlt.
Volusia blickte zu ihrer prachtvollen Stadt auf, zu den beiden riesigen Säulen am Hafeneingang, die in der Sonne gold und grün schimmerten; sie betrachtete die endlose Folge alter Gebäude, die aus der Zeit ihrer Vorfahren stammte, hunderte von Jahren alt und doch wunderschön. Die glänzenden makellosen Straßen wimmelten von tausenden von Menschen, Wachen an jeder Ecke, die Kanäle führten in perfekten Winkeln hindurch und verbanden alles miteinander. Auf den Brücken konnte sie goldene Pferdekutschen sehen mit Menschen, gekleidet in feinste Seide und Juwelen. Die Stadt hatte einen Festtag ausgerufen, und alle waren auf die Straßen gekommen, um sie zu grüßen, um an diesem heiligen Tag ihren Namen zu rufen. Sie war mehr als eine Herrscherin für sie – sie war eine Göttin.
Es war ein besonderes Omen, dass dieser Tag auf den Tag des Lichts fiel, dem Tag, an dem sie sich vor den sieben Göttern der Sonnen verneigten. Volusia, als Herrscherin der Stadt, war immer diejenige, die die Feierlichkeiten veranlasste, und als sie durch die Stadt fuhr, brannten die beiden prunkvollen goldenen Fackeln hinter ihr, bereit, den Großen Brunnen zu entzünden.
Die Menschen folgte ihrer Bake, eilten durch die Straßen und sie wusste, dass sie sie den ganzen Weg entlang begleiten würden bis sie das Zentrum der sechs Kreise der Stadt erreichte, wo sie von Bord gehen, und den Brunnen in Brand setzen würde, der Höhepunkt der heutigen Feierlichkeiten. Es war ein glorreicher Tag für ihre Stadt und ihre Untertanen, ein Tag um die vierzehn Götter zu preisen, von denen man sagte, dass sie an den vierzehn Toren zur Stadt alle unerwünschten Eindringlinge fernhielten. Ihre Untertanen beteten zu jedem einzelnen von ihnen, und heute waren sie besonders dankbar.
Dieses Jahr würde sie die Bürger überraschen: Volusia hatte zum ersten Mal seit Jahrhunderten einen Gott hinzugefügt. Es war das erste Mal seit Gründung der Stadt, dass sie einen neuen Gott bekamen. Und dieser Gott war sie selbst.
Volusia hatte eine riesige goldene Statue von sich selbst im Zentrum der sieben Kreise errichten lassen und hatte diesen Tag zu ihrem Feiertag ausgerufen. Wenn die Statue enthüllt wurde, würden ihre Untertanen zum ersten Mal sehen, dass sie, Volusia mehr war als ihre Mutter, mehr als ihre Herrscherin, mehr als ein Mensch. Sie war eine Göttin, die es verdiente, jeden Tag angebetet zu werden. Sie würden beten und sich vor ihr verneigen – sie würden es tun, sonst würde Volusia ihr Blut für den Frevel fordern.
Volusia lächelte in sich hinein, als das Boot auf das Stadtzentrum zusteuerte. Sie konnte kaum den Ausdruck auf ihren Gesichtern erwarten, fieberte danach zu sehen, wie sie neben den vierzehn anderen Gottheiten verehrt wurde. Sie wussten es noch nicht, doch eines Tages würde sie die anderen Götter zerstören, einen nach dem anderen, bis nur noch sie übrig war.
Volusia war aufgeregt, sah über ihre Schulter und sah, dass ihre eine endlose Prozession von Booten folgte, voller lebender Stiere und Ziegen und Widder, bereit, den Göttern geopfert zu werden. Sie würde den größten und besten Stier vor ihrer eigenen Statue schlachten.
Schließlich erreichte Volusias Boot den offenen Kanal zu den sieben goldenen Kreisen, jeder einzelne weiter als der vorherige; weitläufige goldene Plätze, die durch ringförmige Kanäle voneinander getrennt waren. Ihr Boot fuhr langsam durch die Kreise, immer weiter auf das Zentrum zu. Sie fuhr an den vierzehn Gottheiten vorbei und ihr Herz pochte vor Erregung. Jeder der Götter ragte hoch über sie hinauf, jede Statue aus glänzendem Gold, gut sieben Meter hoch.
Der Platz in der Mitte war immer freigelassen worden für Opfergaben und Versammlungen, doch nun stand dort ein neu errichteter goldener Sockel, auf dem eine vierzehn Meter hohe Konstruktion stand, die mit weißer Seide abgedeckt war. Volusia lächelte. Sie alleine wusste, was sich darunter verbarg.
Volusia ging von Bord als sie den innersten Platz erreichten. Sie sah zu, wie ein weiteres Boot folgte, und der größte Stier, den sie je gesehen hatte, von zwölf Männern zu ihr gebracht wurde. Jeder von ihnen hielt ein dickes Seil, um das Tier unter Kontrolle zu halten. Der Stier war etwas Besonderes – er war aus den Unteren Provinzen hierher gebracht worden: Fünf Meter hoch, mit leuchtend roter Haut war er ein Leuchtfeuer der Stärke. Er war voller Zorn und wehrte sich, doch die Männer hielten ihn fest, während sie ihn vor Volusias Statue führten.
Volusia hörte, wie ein Schwert gezogen wurde. Sie drehte sich um und sah Aksan, ihren persönlichen Assassinen, der neben ihr stand, und das Zeremonienschwert hochhielt. Aksan war der loyalste Mann, dem sie jemals begegnet war, bereit jeden zu töten, wie sie es von ihm verlangte. Ein leises Nicken genügte. Er hatte auch eine ausgeprägte sadistische Neigung, weshalb sie ihn gerne mochte, und er hatte viele Male ihren Respekt verdient. Er war einer der wenigen Menschen, der immer in ihrer Nähe sein durfte.
Aksan sah sie mit seinem eingefallenen pockennarbigen Gesicht an, seine Hörner schauten zwischen seinen dicken, lockigen Haaren hervor.
Er reichte Volusia das goldene Zeremonienschwert mit der zwei Meter langen Klinge, und sie hielt den Griff mit beiden Händen fest. Eine gebannte Stille legte sich über die Menge als sie es hochhob, herumfuhr, und es mit aller Kraft auf den Nacken des Stiers heruntersausen ließ.
Die Klinge, die nicht schärfer hätte sein können, so dünn wie Papier, schnitt durch den Stier als wäre es Butter, und Volusia strahlte über das ganze Gesicht als sie den befriedigenden Klang des Schwertes hörte, das durch das Fleisch schnitt, fühlte, wie es den Hals des Tiers durchtrennte, und spürte, wie ihr das heiße Blut ins Gesicht spritzte. Es spritzte überall hin, eine riesige Pfütze breitete sich über ihren Füssen aus, und der Stier fiel am Fuß der verhüllten Statue tot zu Boden. Das Blut spritzte über die weiße Seide und den goldenen Sockel, und ihre Untertanen jubelten.
„Ein großes Omen, Mylady“, sagt Aksan, der sich zu ihr vorbeugte.
Die Zeremonien hatten begonnen. Um sie herum erschallten die Trompeten und hunderte von Tieren wurden herbeigebracht. Ihre Offiziere begannen, eines nach dem anderen zu schlachten sich an Weibern, Essen und Wein zu laben – und dann würden sie es am nächsten Tag wieder tun, und auch am nächsten. Volusia war mitten unter ihnen, nahm sich selbst ein paar Männer und Wein, um anschließend ihre Hälse aufzuschlitzen und sie ihren Göttern zu opfern. Sie hatte sich lang auf dieses brutale Fest gefreut.
Doch zuerst musste sie eine letzte Sache tun.
Die Menge verstummte, als Volusia auf den Sockel ihrer Statue kletterte, und sich ihren Untertanen zuwandte. Neben ihr stand Koolian, ein anderer vertrauter Ratgeber, ein finsterer Zauberer, gekleidet in einen schwarzen Mantel mit Kapuze, mit grünen Augen und einem Gesicht voller Warzen; er war die Kreatur, der ihr bei der Ermordung ihrer Mutter geholfen hatte. Koolian war es gewesen, der ihr geraten hatte, diese Statue von sich errichten zu lassen.
Die Menschen starrten sie an. Es war so still, dass man eine Nadel fallen hören konnte. Sie wartete, genoss den dramatischen Moment.
„Menschen von Volusia“, rief sie. „Ich übergebe euch die Statue eures neusten und höchsten Gottes!“
Mit ausladender Geste zog Volusia an der Seide, begleitet vom Keuchen der Menge.
„Eure neue Göttin, die fünfzehnte Göttin, Volusia!“, rief Koolian.
Die Menschen standen sprachlos da und starrten ehrfürchtig in die Höhe. Volusia blickte zur glänzenden goldenen Statue auf, die doppelt so groß wie die anderen, und ein perfektes Abbild ihrer selbst war. Sie wartete gebannt, wie ihre Untertanen reagieren würden. Es war Jahrhunderte her gewesen, dass jemand zuletzt eine neue Gottheit eingeführt hatte, und sie wettete darauf, dass ihre Liebe zu ihr so stark war wie sie sein sollte. Sie wollte nicht nur, dass sie sie liebte, sie wollte, dass sie sie anbeteten.
Zu ihrer großen Zufriedenheit verneigten sich ihre Untertanen und beteten ihre Statue an.
„Volusia“, sangen sie immer wieder. „Volusia, Volusia.“
Volusia stand mit ausgestreckten Armen da, atmete tief durch, und nahm alle sin sich auf. Es war genug Anbetung, um jeden Menschen zu befriedigen. Jeden Herrscher. Jeden Gott.
Doch ihr reichte es noch nicht.
*
Volusia ging durch den weiten Eingang ihres Schlosses, vorbei an dreißig Meter hohen, marmornen Säulen. Die Gänge so weit das Auge reichte gespickt mit Wachen, Empire-Kriegern, die in perfekter Haltung goldene Speere trugen. Sie ging langsam, begleitet von Koolian, dem Zauberer, zu ihrer Rechten, und Aksan, ihrem Assassinen, zu ihrer Linken. Neben ihm lief Soku, der Kommandant ihrer Armee.
„Mylady, wenn ich kurz mit Euch sprechen dürfte?“, bat Soku. Er hatte den ganzen Tag schon versucht, mit ihr zu reden, doch sie hatte ihn ignoriert. Seine Ängste interessierten sie nicht, genauso wenige wie sein unerträglicher Realismus. Sie hatte ihre eigene Realität, und sie würde sich ihm zuwenden, wenn es ihr passte.
Volusia ging weiter, bis sie zum Eingang eines weiteren Flurs kamen, der mit einem Vorhang aus Smaragdperlensträngen verschlossen war. Die Wachen beeilten sich, ihn beiseite zu schieben, damit sie hindurchgehen konnte.
Als sie hindurchging, verklang der Gesang, der Jubel und die Feierlichkeiten der heiligen Zeremonien vor dem Schloss. Sie hatte einen langen Tag des Schlachtens, Trinkens und Feierns hinter sich, und Volusia wollte Zeit, um sich zu sammeln. Sie würde sich ausruhen, um dann für eine weitere Runde zurückzukehren.
Volusia betrat den stillen Raum, der nur von wenigen Fackeln erleuchtet wurden. Das, was den Raum am meisten erhellte, war ein Schaft aus grünem Licht, der durch ein Rundfenster hoch oben in der Mitte der dreißig Meter hohen Decke auf ein einziges Objekt herunterschien, das in der Mitte des Raumes stand.
Der Smaragdspeer.
Volusia ging ehrfürchtig darauf zu. Er stand schon seit Jahrhunderten unverändert da, und wies direkt auf das Licht. Mit seinem Schaft aus Smaragden und der aus einem einzigen Smaragd geschliffenen Spitze, blitzte er im Licht und wies direkt zum Himmel hinauf, als ob er die Götter herausfordern wollte. Er war schon immer ein heiliges Objekt für ihr Volk gewesen, sie glaubten, dass er die Stadt am Leben hielt. Sie stand ehrfürchtig davor und beobachtete, wie der Staub im Licht umhertrieb.
„Mylady“, Sokus leise Stimme hallte durch die Stille. „Darf ich sprechen?“
Volusia stand eine lange Zeit mit dem Rücken zu ihm und betrachtete den Speer, bewunderte die Handwerkskunst so wie sie es jeden Tag ihres Lebens getan hatte, bis sie schließlich bereit war, die Worte ihres Ratgebers zu hören.
„Du darfst sprechen.“
„Mylady“, sagte er. „Ihr habt den Herrscher des Empire getötet. Sicherlich hat sich die Nachricht schon verbreitet. Bald werden ganze Armeen auf Volusia zu marschieren. Riesige Armeen, viel zu stark, als dass wir sie abwehren könnten. Wir müssen uns vorbereiten. Was ist Eure Strategie?“
„Strategie?“, echote Volusia gereizt. Sie sah ihn noch immer nicht an.
„Wie wollt Ihr einen Frieden aushandeln?“, wollte er wissen. „Wie werdet Ihr Euch ergeben?“
Sie drehte sich um und sah ihn mit kalten Augen an.
„Es wird keinen Frieden geben“, sagte sie, „Bis ich ihre Kapitulation akzeptiert habe und sie mir den Treueeid geschworen haben.“
Er sah sie an. In seinem Gesicht stand nackte Angst.
„Aber Mylady, sie haben hundert Mal so viele Männer wie wir“, sagte er. „Wir können uns nicht gegen sie durchsetzen.“
Sie wandte sich wieder dem Speer zu, und er trat verzweifelt näher.
„Meine Kaiserin“, insistierte er. „Ich habt einen bemerkenswerten Sieg errungen, als Ihr Euch den Thron Eurer Mutter genommen habt. Sie war beim Volk lange nicht so beliebt wie Ihr es seid. Sie beten Euch an. Niemand wird es wagen, offen mit Euch zu sprechen. Darum muss ich es tun. Ihr umgebt Euch mit Menschen, die Euch genau das sagen, was Ihr hören wollt; Menschen, die Euch fürchten. Doch ich muss Euch die Wahrheit sagen, Euch die Realität zeigen. Das Empire wird uns einkesseln. Wir werden vernichtet werden. Von uns und unserer glorreichen Stadt wird nichts mehr übrig sein. Ihr müsst etwas tun. Ihr müsst einen Waffenstillstand aushandeln. Zahlt, welchen Preis auch immer sie verlangen, bevor sie uns alle töten.“
Volusia studierte lächelnd den Speer.
„Weißt du, was sie über meine Mutter gesagt haben?“, fragte sie.
Soku starrte sie ausdruckslos an und schüttelte den Kopf.
„Sie haben gesagt, dass sie die Auserwählte war. Sie haben gesagt, dass sie nie besiegt werden würde. Sie haben gesagt, dass sie niemals sterben würde. Weißt du auch warum? Weil in den vergangenen sechs Jahrhunderten niemand diesen Speer hier geführt hat. Und dann kam sie, und führte ihn mit einer Hand. Sie nutzte ihn, um ihren Vater zu töten, und sich seinen Thron zu nehmen.“
Volusia wandte sich ihm mit glühenden Augen zu.
„Sie sagten, dass dieser Speer nur einmal benutzt werden kann. Von der Auserwählten. Sie sagten, dass meine Mutter ewig leben würde, dass der Thorn von Volusia auf ewig ihr gehören würde. Und weißt du, was passiert ist? Ich selbst habe den Speer benutzt, um meine Mutter damit zu töten.“
Sie holte tief Luft.
„Was sagt dir das, Kommandant?“
Er sah sie verwirrt an und schüttelte den Kopf.
„Wir können entweder im Schatten der Legenden anderer leben“, sagte sie, „oder wir können unsere eigenen erschaffen.“
Sie sah ihn böse an und lehnte sich vor, um in sein Ohr sprechen zu können.
„Wenn ich das Empire zerstört habe“, sagte sie, „wenn jeder in diesem Universum vor mir auf die Knie geht, wenn es nicht einen Menschen mehr gibt, der beim Klang meines Namens schreit und weint, dann wirst du wissen, dass ich die einzige wahre Herrscherin bin – und das ich die einzige und wahre Göttin bin. Ich bin die Auserwählte, weil ich mich selbst auserwählt habe!“