Читать книгу Gelobt - Морган Райс, Morgan Rice - Страница 15
KAPITEL SIEBEN
ОглавлениеCaitlin saß in ihrem geräumigen Zimmer in Dunvegan Castle an einem Schreibtisch und blickte aus dem Fenster hinaus in den Sonnenuntergang. Sie betrachtete die zerrissene Seite, die McCleod ihr überreicht hatte, und hielt sie gegen das Licht. Langsam ließ sie ihre Fingerspitzen über die geprägten lateinischen Buchstaben gleiten. Sie sahen uralt aus, und fühlten sich auch so an. Die gesamte Seite war so wunderschön und detailreich gestaltet, und sie bewunderte die bunten Verzierungen entlang des Randes. Damals, erkannte sie, wurden Bücher als Kunstwerke für sich gefertigt.
Caleb lag auf ihrem Bett, während Scarlet und Ruth auf einem Haufen Fellen vor dem Kamin am anderen Ende des Raums ausgestreckt lagen. Dieser Raum war so weitläufig, dass sich Caitlin selbst mit ihnen allen darin mit ihren Gedanken alleine fühlte. In den Nachbarzimmern, wusste sie, waren Sam und Polly untergebracht. Es war ein langer Tag gewesen, und ein langes Festmahl mit Aidens Clan und den Männern des Königs, und sie ließen sich nun alle zur Nachtruhe nieder.
Caitlin musste unentwegt an die zerrissene Seite denken, den Hinweis, wohin er sie führen mochte, und ob er den vierte Schlüssel hervorbringen würde. Würde ihr Vater diesmal da sein? Konnte es sein, dass er ganz in der Nähe wartete? Ihr Herz schlug beim Gedanken daran schneller. Bedeutete das, dass sie endlich das Schild finden würde? Dass alles endlich vorbei sein würde? Und was würde sie dann tun? Wohin würde sie als nächstes gehen?
Es war alles zu überwältigend für sie, um darüber nachzudenken. Sie fühlte, sie musste sich auf den einen Hinweis vor ihr konzentrieren, einen Schritt nach dem anderen gehen. Sie dachte daran, was McCleod über den Heiligen Gral gesagt hatte. Er hatte ihr gesagt, dass er und seine Männer ihr Leben der Suche nach dem Gral gewidmet hatten. Dass der Legende nach eine Frau ankommen und sie zu ihm führen würde. Er glaubte, dass sie, Caitlin, diese Frau war. Und deswegen hatte er ihr seinen wertvollen Hinweis, das uralte Stück Papier, überlassen.
Doch Caitlin war sich nicht so sicher. War der Gral nur ein Mythos? Oder war er echt? Und was hatte er mit ihrer Suche zu tun?
Caitlin wusste nicht, wohin all dies führen würde, doch als sie nachdachte, erkannte sie, dass sie wieder einmal endlich in dieser Burg, mit diesen Leuten, einen Ort gefunden hatte, wo sie einen Sinn von Frieden und innerer Ruhe empfand. Sie fühlte sich auf Skye zu Hause, in dieser Burg, mit diesem König, mit seinen Rittern, und natürlich wiedervereint mit Aidens Clan. Sie war begeistert, mit Caleb, Scarlet, Sam und Polly vereint zu sein. Wieder einmal fühlte sich endlich alles mit der Welt in Ordnung an. Es war kalt und windig hier draußen, und mit dem prasselnden Kaminfeuer war es hier drin gemütlich, und sie wollte nicht wirklich da hinaus und noch mehr Hinweisen nachjagen. Sie wollte genau hier bleiben. Sie konnte sich vorstellen, sich hier mit Caleb, Scarlet und Ruth ein Heim aufzubauen.
Wenn sie ihre Mission weiter verfolgten, wie würde sich das auf ihre Beziehung mit Caleb auswirken? Oder konnte es gar Scarlet oder Ruth in Gefahr bringen? Es schien, dass immer dann, wenn sie einem der Schlüssel näher kam, schlimme Dinge zu passieren begannen.
Caitlin setzte langsam das brüchige Stück Papier ab und starrte stattdessen auf ihr ungeöffnetes Tagebuch, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Es war nun abgenutzt, von der Nutzung ganz dick, und sah selbst schon wie eine Reliquie aus. Sie blätterte langsam hindurch, alle Seiten, bis sie beinahe am Ende des Buchs angekommen war. Sie erkannte erschrocken, dass nicht mehr viele leere Seiten übrig waren. Sie konnte es nicht glauben. Als sie das Tagebuch begonnen hatte, schien es, als würde es ewig ausreichen.
Sie hob die Feder, tauchte sie in die Tinte und begann zu schreiben.
Ich kann nicht glauben, dass dieses Tagebuch beinahe zu Ende ist. Ich sehe mir einige meiner älteren Einträge an, wie die aus New York City, und es fühlt sich an, als wäre es ganze Lebzeiten her. Doch es fühlt sich auch an, als wäre es erst gestern passiert.
Ich erinnere mich zurück an alles, was ich durchgemacht habe, und ich weiß nicht einmal mehr, wo ich anfangen soll. Es fühlt sich an, als wäre zu viel vorgefallen, als dass ich dich mit allem auf den neuesten Stand bringen könnte. Also werde ich dir nur die wichtigsten Dinge erzählen.
Caleb lebt. Er hat seine Krankheit überlebt. Ich bin wieder mit ihm zusammen. Und wir werden heiraten. Nichts macht mich glücklicher.
Scarlet, das schönste achtjährige Mädchen der Welt, ist in unser Leben getreten. Sie ist nun unsere Tochter. Auch sie hat ihre Krankheit überlebt und ich bin überglücklich.
Nicht zu sprechen von Ruth, die größer und stärker geworden ist, als es Rose je war, und die womöglich das loyalste und beschützerischste Tier ist, das mir je begegnet ist. Sie ist genauso sehr Teil unserer Familie wie Scarlet und Caleb.
Und es freut mich sehr, wieder mit Sam und Polly vereint zu sein. Endlich fühlt es sich an, als wäre meine ganze Familie wieder zusammen, unter einem Dach.
Ich bin nervös vor unserer Hochzeit. Caleb und ich hatten noch keine Gelegenheit, darüber zu sprechen, doch ich fühle, dass es bald sein wird. Als ich jünger war, habe ich immer versucht, mir meinen Hochzeitstag vorzustellen. Doch ich habe mir nie auch nur annähernd so etwas vorgestellt, wie das hier sein wird. Eine Vampirhochzeit? Wie wird sie aussehen?
Ich hoffe, dass er mich immer noch so sehr liebt wie ich ihn. Ich spüre, dass er das tut. Ich frage mich, ob er auch nervös ist vor unserer Hochzeit?
Ich sehe auf meinen Ring hinunter, den Ring, den er mir gegeben hat, so schön, mit all diesen glitzernden Juwelen bestückt. Es fühlt sich nicht real an. Nichts davon. Doch zugleich fühle ich mich, als wäre ich schon immer mit ihm verbunden gewesen.
Ich will meinen Vater finden. Sehr sogar. Doch ich will nicht länger suchen, und ich will nicht, dass die Dinge sich ändern. Nichts von all dem hier. Ich will mit Caleb zusammensein. Und ich will, dass unsere Hochzeit stattfindet. Ist es falsch, unsere Hochzeit an erste Stelle zu setzen?
Caitlin schloss ihr Tagebuch und legte die Feder ab. Immer noch verloren in einer anderen Welt, blinzelte sie und blickte sich im Raum um. Sie fragte sich, wie viel Zeit vergangen war, während sie vor sich hin gegrübelt hatte; sie blickte aus dem Fenster und sah, dass die Dämmerung hereingebrochen war, und als sie sich im Zimmer umblickte, sah sie, dass Scarlet und Ruth immer noch fest schliefen. Auf der anderen Seite des Zimmers, im Licht der Fackeln, schien auch Caleb zu schlafen.
Auch Caitlin fühlte sich müde. Sie fühlte, dass sie ihren Kopf klar bekommen musste, frische Luft schnappen. Sie stand leise vom Schreibtisch auf und durchquerte das Zimmer, entschlossen, hinauszuschlüpfen. Sie packte sich unterwegs einen Überwurf aus Fell und legte ihn sich um die Schultern. Gerade, als sie die Tür erreicht hatte, hörte sie jedoch ein leises Räuspern.
Sie blickte hinüber und sah, dass Caleb sie mit einem offenen Auge ansah und sie zu sich winkte.
Sie kehrte um und kam an seine Seite, und als er auf das Bett klopfte, setzte sie sich neben ihn.
Er lächelte sie an, während er langsam die Augen öffnete. Wie immer war sie von seiner Schönheit hingerissen. Seine Gesichtszüge waren so perfekt, so scharf und glatt, sein Kiefer und seine Wangenknochen ausgeprägt, seine Lippen voll und weich, seine Nase gewinkelt und perfekt. Er blinzelte seine langen Wimpern, dann strich er ihr mit einer Hand durchs Haar.
„Wir hatten kaum Gelegenheit, zu reden“, sagte er.
„Ich weiß“, lächelte sie zurück.
„Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich immer noch liebe“, sagte er.
Caitlin lächelte. „Ich liebe dich auch.“
„Und dass ich es nicht erwarten kann, mit dir verheiratet zu sein“, fügte er mit breiter werdendem Lächeln hinzu.
Er setzte sich auf und küsste sie, und sie küssten einander lange im Fackellicht.
Caitlin fühlte, wie ihr Herz sich erwärmte. Genau das hatte sie hören wollen. Es war unheimlich, wie sehr er schon immer ihre Gedanken lesen konnte.
„Nun, da wir hier sind, möchte ich dich heiraten. Bevor wir unsere Suche fortsetzen. Genau hier. An diesem Ort.“ Er betrachtete sie. „Was denkst du?“
Sie sah ihn an, ihr Herz vor widersprüchlichen Gefühlen rasend. Genau das wollte sie selbst. Doch sie hatte auch Angst. Sie war nicht sicher, wie sie reagieren sollte.
Schließlich stand sie auf.
„Wohin gehst du?“, fragte er.
„Ich bin bald zurück“, sagte sie. „Ich muss nur meinen Kopf freibekommen.“
Sie küsste ihn noch einmal, dann verließ sie das Zimmer und schloss sanft die Türe hinter sich. Sie wusste, wenn sie geblieben wäre, wäre sie in seinen Armen gelandet, im Bett. Und zuerst musste sie wirklich ihre Gedanken sammeln. Nicht, dass sie irgendwelche Zweifel hatte, was ihn betraf. Oder über ihre Heirat. Oder über ihre Hochzeit. Doch sie fühlte immer noch einen Konflikt, eine Zerrissenheit darüber, ob sie da draußen sein sollte und ihre Mission erfüllen. War es egoistisch, die Hochzeit an erste Stelle zu setzen?
Als Caitlin den leeren Steinkorridor entlang ging, ihre Schritte widerhallend, entdeckte sie eine Treppe, die nach oben führte, und sah Tageslicht herunterscheinen. Das Dach der Burg, erkannte sie. Das war genau der richtige Ort, um Privatsphäre und Frischluft zu bekommen.
Caitlin eilte die Treppe hinauf und in das Dämmerlicht hinaus. Es war hier oben kälter, als sie gedacht hatte, dank eines starken späten Oktoberwindes. Sie wickelte ihre Felle fest um ihre Schultern und war dankbar für die Wärme.
Während Caitlin langsam die Zinnen entlangspazierte, blickte sie in dem wenigen Licht, das übrig war, über die Landschaft hinaus. Sie war atemberaubend schön. Auf einer Seite saß das Schloss am Ufer eines ausladenden Sees, der in Nebel getaucht war. Auf der anderen Seite lag ein großes Gebiet mit Bäumen und Hügeln und Tälern. Dieser Ort fühlte sich magisch an.
Caitlin ging an den Rand der Zinnen, starrte hinaus, nahm die Landschaft in sich auf – als sie plötzlich die Gegenwart von jemand anderem spürte. Sie wusste nicht, wie das möglich sein konnte, da das gesamte Dach leer gewesen war. Langsam drehte sie sich herum, unsicher, was ihr bevorstand.
Sie konnte es nicht glauben.
Da am anderen Ende des Daches stand eine einsame Gestalt, mit dem Rücken zu ihr, und blickte über den See hinaus. Ein elektrisches Kribbeln durchlief sie. Sie brauchte seine langen, fließenden Roben nicht zu sehen, sein langes silbernes Haar, oder den Stab an seiner Seite, um zu wissen, wer es war.
Aiden.
Kann es wirklich sein?, fragte sie sich. Oder war es nur eine Illusion in der Dämmerung?
Sie überquerte das Dach, ging langsam zu ihm hinüber und blieb in einigen Schritten Entfernung stehen. Er stand so still, sein Haar wehte in der Brise, und er drehte sich nicht herum. Einen Moment lang fragte sie sich, ob er echt war. Dann kam seine Stimme.
„Du bist weit gekommen“, sagte er, sein Rücken immer noch zu ihr.
Langsam drehte er sich zu ihr herum. Seine Augen waren ein großes, leuchtendes Blau, selbst in dem düsteren Licht, und sie schienen direkt durch sie hindurch zu sehen. Wie immer war sein Gesicht ausdruckslos. Eindringlich.
Caitlin war begeistert, ihn hier zu sehen. Es gab so viele Fragen, die sie ihm dringend stellen wollte, und wie üblich schien er genau in dem Moment zu erscheinen, wo sie am meisten seine Führung brauchen konnte.
„Ich wusste nicht, ob ich dich wiedersehen würde“, sagte sie.
„Du wirst mich immer sehen können“, antwortete er. „Manchmal in Person, und manchmal anders“, antwortete er kryptisch.
Ein Schweigen hing zwischen ihnen, während sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln.
„Es ist nur noch ein Schlüssel übrig“, hörte sie sich selbst sagen. „Bedeutet das, dass ich bald meinen Vater sehen werde?“
Er betrachtete sie, dann blickte er langsam davon.
Schließlich sagte er: „Das hängt von deinen Handlungen ab, nicht wahr?“
Seine Gewohnheit, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, trieb sie jedes Mal in den Wahnsinn. Sie musste es erneut versuchen.
„Der neue Hinweis“, sagte sie. „Die Seite. Die zerrissene Seite. Ich weiß nicht, wohin sie führt. Ich weiß nicht, wonach ich suchen soll. Oder wo.“
Aiden starrte in den Horizont.
„Manchmal suchen die Hinweise nach dir“, antwortete er. „Das weißt du jetzt. Manchmal musst du warten, bis sich die Dinge zu erkennen geben.“
Caitlin dachte darüber nach. Wollte er ihr sagen, sie sollte nichts tun?
„Dann…gibt es nichts für mich zu tun?“, fragte sie.
„Es gibt viel für dich zu tun“, antwortete Aiden.
Er wandte sich ihr zu, und langsam, zum ersten Mal, seit Caitlin sich erinnern konnte, begann er zu lächeln. „Du hast eine Hochzeit vorzubereiten.“
Caitlin lächelte zurück.
„Das wollte ich. Doch ich war besorgt, das würde sorglos sein“, sagte sie. „Dass ich es aufschieben sollte. Dass ich zuerst suchen sollte.“
Aiden schüttelte langsam den Kopf.
„Eine Vampir-Hochzeit ist keine sorglose Angelegenheit. Es ist ein geheiligtes Ereignis. Es ist die Verbindung zweier Vampir-Seelen. Es wird euch beiden mehr Kraft verleihen, und mehr Kraft dem gesamten Clan. Und es wird dein Wachstum, deine Fertigkeiten, nur vertiefen. Ich bin stolz auf dich. Du bist stark gewachsen. Doch wenn du auf die nächste Ebene aufsteigen möchtest, brauchst du das. Jede Verbindung bringt ihre eigene Kraft. Sowohl für das Paar als auch für die Einzelperson.“
Caitlin fühlte sich erleichtert, aufgeregt – jedoch auch nervös.
„Aber ich weiß nicht, wie man diese Art von Hochzeit vorbereitet. Ich wüsste kaum, wie man auch nur eine Menschenhochzeit plant.“
Aiden lächelte. „Du hast viele Freunde, die dir helfen werden. Und ich werde der Zeremonie vorstehen.“ Er lächelte. „Immerhin bin ich Priester.“
Caitlin lächelte breit; der Gedanke daran gefiel ihr.
„Also, was muss ich jetzt tun?“, fragte Caitlin, aufgeregt, nervös, nicht wissend, wo sie anfangen sollte.
Er lächelte.
„Gehe zu Caleb. Und sag Ja. Lass die Liebe den Rest erledigen.“